Die Wandplatte

in ihrer

Entstehung und Verwertung.

Mit Berücksichtigung der Fussbodenplatten

von der Ton- bis zur Mosaikplatte, der frostsicheren

Platten und Verblender

des

Plattenversetzens und -Legens

unter Hinweis auf alle technischen Schwierigkeiten.

 

Praktisches Handbuch

für das

Plattenfach-, Töpfer- und Baugewerbe.

 

Leicht fasslich nach langjährigen Erfahrungen

dargestellt von

Anton Hüttl

 Mit 14 Abbildungen.

 Glogau (o.J., ca. 1912).

Verlag der Glogauer Druckerei, G.m.b.H.

 

 

Inhalts -Verzeichnis

Einleitung

Rohmaterialien

Massen

Presserei

Einsetzen und Rohbrand

Glasieren

Die Glasuren

Ein- und mehrfarbige Platten

Druckerei

Schablonierte Platten

Bemalte Platten

Glattbrand

Lager

Die Verwertung der Wandplatten

Versetzen der Platten

Frostsichere Platten und Verblender

Fussbodenplatten

Verlegen der Bodenplatten

 

 

Einleitung

 

Die Wandplattenfabrikation, die heute in den keramischen Branchen infolge der vielseitigen Verwendung dieses Fabrikats eine bedeutende Rolle spielt, verdient es, dass sie durch eine entsprechende Abhandlung wie auch diverse andere keramische Erzeugnisse gewürdigt wird. Der Verbrauch der Wandplatten im Baufach ist heute ein bedeutender; derselbe kann jedoch noch wesentlich gesteigert werden, wenn diesem Fabrikat noch mehr Interesse zugewendet wird, als es bisher schon geschehen ist, speziell in der Verwertung desselben.

Während man die Wandplatte noch vor wenigen Jahren nur ausschliesslich für den heimischen Markt fabrizierte, ist sie jetzt bereits ein viel genannter Exportartikel und die Ausfuhr hat in einer verhältnismässig kurzen Zeit eine ziemliche Höhe erreicht.

Wir wollen jedoch den Export der Wandplattenfabrikate in diesen Abhandlungen nicht besonders berühren und unser Interesse für dieselben auf den Absatz und die Verwertung im heimischen Lande im Allgemeinen richten.

Dass in der Wandplattenfabrikation heute hervorragendes geleistet wird, das beweisen die grossen Schöpfungen in dieser Fabrikation und in ihrer Verwertungstechnik.

In der kurzen Spanne Zeit von etwa zwei Dezennien hat sich dieses Fabrikat, dank des unermüdlichen Schaffens seitens der Fabriken, ein unbegrenztes Absatzgebiet errungen und durch immer intensiveren Ausbau der Fabrikationstechnik gesichert.

Die Entwickelung der Fabrikation war in den Jahren der Entstehung nur eine langsame, man hat sich gewissermassen gefürchtet, die Fabrikation auf ein continuierliches Niveau zu konzentrieren, weil sich jeder Fabrikant bewusst war, welche Schwierigkeiten die Herstellung von Wandplatten bieten kann, denn diese Fabrikation hat anderen Fabrikationen in der keramischen Branche inbezug auf technische Schwierigkeiten viel zu bedeuten. Es stellen sich zuweilen Hindernisse in den Weg, die nur mit Aufbietung einer besonderen Energie einerseits und einer durchgreifenden ruhigen aber zielbewussten Arbeit andererseits, genommen werden können.

Jedes Fabrikat ist eher zu verwerten, wenn es Fabrikationsfehler aufweist und der Scherben nicht von der entsprechenden Eigenschaft ist, jedoch die Wandplatte kann vollständig wertlos sein, wenn sie nicht die Eigenschaften besitzt, die sie besitzen muss. In den eigentlichen Entstehungsjahren der Wandplatten, stellte man an deren Eigenschaften die Anforderungen in kleinerem Umfange, weil man die Platten inbezug auf die Verwertungsfähigkeit noch nicht so zu beurteilen wusste. Im Laufe der Jahre wurden die Anforderungen, die man an das Plattenfabrikat stellte, immer grösser und die Kritiken immer schärfer, teils begründet und teils unbegründet und heute gehen dieselben schon ins Unendliche.

Was die Verwertung der Wandplatten in ihren Entwicklungsjahren anbelangt, so war dieselbe ebenfalls nur mehr oder weniger eine einseitige. Man führte Wandbekleidungen mit Fliesen weniger der guten Eigenschaften des Fabrikates in sanitärer Hinsicht und Dauerhaftigkeit aus, sondern mehr der dekorativen Wirkung wegen.

Im Allgemeinen fand man, was ja heute nicht selten vorkommt, die Fliesenwandbekleidung zu kostspielig. Die hohe Bedeutung der Wandbekleidung mit Fliesen wusste man noch nicht so zu schätzen, wie sie heute geschätzt wird, speziell von denjenigen Volksschichten, die sich von der Güte der Fliesenwandbekleidung überzeugen konnten.

Ein halbes Menschenalter kann unter Umständen eine Wandbekleidung mit Fliesen bestehen, wenn sie nicht durch irgendwelche Ereignisse oder sonstiger ungünstiger Verhältnisse sehr zu leiden hat. Auf viele Jahre hinaus fallen für die betr. Wandflächen die manchmal nicht unbedeutenden Renovierungskosten fort, die Anschaffungskosten sind nur einmal, wenn auch hin und wieder im Preise verschieden, billiger oder teuerer, was aber kaum ins Gewicht fallen kann, wenn man den Wert der Wandbekleidung berücksichtigt.

Vor allem bietet u. a. die Fliesenwandbekleidung eine unbestrittene Sauberkeit, was schon in hygienischer Beziehung von Bedeutung ist und ganz besonders wichtig ist sie in solchen Räumen, in denen Lebensmittel zubereitet, aufbewahrt oder zum Verkauf gebracht werden.

Mit einem etwas feuchten Lappen kann die Fliesenwand in kurzer Zeit und ohne grosse Mühe gereinigt werden. Es entwickelt sich dabei natürlich kein Staub wie bei der Reinigung von Wänden auf trockenem Wege durch Abkehren etc. Die Gesundheit ist dadurch weniger gefährdet und die Esswaren etc. in den betr. Räumen sind vor Staub geschützt.

Infolge der vielen guten Eigenschaften dieses Fabrikates und in Rücksicht auf dessen von Behörden und Baufachleuten anerkannten praktischen Wert, hat sich dasselbe in kurzer Zeit ein unübersehbares Absatzfeld geschaffen.

Durch das unermüdliche Wirken und Schaffen von Neuerungen und Verbesserungen in der Fabrikation und des Fabrikates an sich, hat man dem Baufachmann ein Material in die Hand gegeben, das sich in jeder gewünschten Weise für dekorative wie technische Zwecke verwenden lässt.

Um denjenigen Volksschichten, die für den Verbrauch der Wandplatten in Frage kommen, die Schwierigkeiten der Wandplattenfabrikation darzustellen im Besonderen, habe ich mir zur Aufgabe gemacht, alle die vorkommenden Arbeiten von dem rohen Material bis zur fertigen angesetzten Platte zu schildern.

Würde man in den Verbraucher-Kreisen der Wandplatten die Bedeutung der Herstellung dieses Fabrikates einigermassen kennen, so würden zweifellos die Bemängelungen, die heute an der Tagesordnung stehen, weniger Platz greifen und das Arbeiten würde dadurch ein viel angenehmeres sein. Viele in den Winden verhallende Auseinandersetzungen blieben dabei dem Fachmann beim Verkauf der Waren und deren Verwertung sicher erspart.

Wer die Fabrikation der Wandplatten kennt oder wenigstens einigermassen, wird beim Einkauf oder der Verwertung derselben keinen so genauen Massstab anlegen wie derjenige, dem die Herstellung und der Werdegang der Platten in der Fabrikation bis zum Verbrauch unbekannt sind.

Dieses Werkchen ist daher zum Zwecke einer besseren Wendung am Plattenmarkte, wie auch als Lehr- und Nachschlagebuch geschaffen und ist es der Wunsch des Verfassers, dass die darin enthaltenen Darstellungen zum Nutzen der Allgemeinheit gereichen mögen.

 

 

Rohmaterialien

 

Die bei der Fabrikation zur Verwendung kommenden Rohmaterialien sind in erster Linie als besonders wichtige Faktoren anzusehen. Sie spielen hierbei eine sehr wesentliche Rolle und hängt von deren Beschaffenheiten und Wertigkeiten im Allgemeinen der Ausfall der Ware ab

Aus minderwertigen Materialien können logischerweise wieder nur minderwertige Fabrikate hergestellt werden

Ein Werk, dem daran gelegen ist, ein erstklassiges Fabrikat auf den Markt zu bringen, wird auch in der Wahl der Rohstoffe und der übrigen bei der Fabrikation in Frage kommenden Materialien vorsichtig sein und nur diese Stoffe verwenden, deren Beschaffenheiten und Wertigkeiten gute Erfolge gewährleisten und entweder auf Grund einer chemischen Untersuchung oder zum mindesten durch vorheriges sachgemässes Ausprobieren genügend bekannt sind.

Die bezüglichen Materialien sind zuweilen in ihren Wertigkeiten so verschieden, dass Fehlgriffe oder ungenügende Kenntnis derselben, bedeutende Verluste zur Folge haben können.

Besonders ist auf die bei der Fabrikation zur Verwendung kommenden Tone das Augenmerk zu richten. Dieselben können beispielsweise zu viel Fettgehalt besitzen, was ev. ein Reissen der Platten beim Trocknen oder im Brande verursachen kann.

Die Tone können in anderer Weise wieder ungünstig beschaffen sein,, indem sie vielleicht zu mager sind, möglicherweise nicht die nötige Bindefähigkeit besitzen oder sie neigen zu erheblichen Schwindungen beim Trocknen wie im Brande. Ein kalkhaltiger Ton würde sich für die Plattenfabrikation ebenfalls nicht eignen.

Unpassende Tone können in der Fabrikation bedeutende Schäden verursachen. Die Fehler, die sich hin und wieder in den Fabrikaten zeigen, sind jedoch nur mit Mühe und in der Regel erst nach längeren Versuchen und Proben zu beseitigen. Die Verwendung ungeeigneter Rohstoffe rächt sich manchmal sehr.

Was die Wertigkeiten der Tone zunächst anbelangt, so nehmen eigentlich die englischen Tone die erste Stelle ein, da sie erfahrungsgemäss in der Fabrikation am zuverlässigsten sind und trotz der hohen Preise wegen von verschiedenen Werken gern verwendet werden.

Sodann kommen als besonders gute Rohstoffe die Meissner Tone in Betracht, beliebt sind u. a. auch die Westerwälder Tone, ferner die Pfälzer und die Colditzer Tone. Als Zusatz für diese Tone bei der Fabrikation sind die Egertone sehr beliebt, die auch infolge der hohen Bindefähigkeit fast in den meisten Betrieben verwendet werden.

Welche Tone von den vielen Arten und Provenienzen, die sich für die Wandplattenfabrikation eignen, am meisten Verwendung finden, lässt sich schwer feststellen.

Eine Sorte Ton lässt sich natürlicherweise nie allein verwenden, es macht sich stets ein Zusatz von dieser oder jener Sorte nötig, um die passende Komposition zu erhalten. Teils macht sich ein Zusatz nötig, um der Komposition etwas Fettstoff zuzuführen oder um eine Magerung zu erzielen und schliesslich um die Tönung der Fabrikate etwas zu erhöhen oder zu. dämpfen, was die weissen Platten besonders anlangt.

Bei der Verwertung der Platten wird man Gelegenheit haben wahrzunehmen, dass die diversen Fabrikate in der Tönung verschieden sind.

Das eine Fabrikat zeigt eine milchweisse, das andere wieder eine gelbliche und das dritte wieder eine ausgesprochene gelbe Farbe bezw. Tönung. Hieraus geht deutlich hervor, dass in der Fabrikation verschiedene Tone Verwendung finden.

Die Tönung der Platten hat im Verbrauch nicht viel zu bedeuten, nur sind die Geschmäcker zu verschieden. Der eine Konsument liebt die weisse Platte, während der andere wieder für die gelbliche oder ganz gelbe Farbe interessiert ist.

Die Ansichten inbezug auf die Farben der Wandplatten sind sehr verschieden. Der eine Käufer oder Baufachmann behauptet, die Wandplatte müsse ganz weiss sein, während ein anderer sich dahingehend äussert, dass die Farbe der Wandplatte etwas in's gelbliche übergehen soll, damit sie von der weiss getünchten Wand etwas mehr hervortritt, sodass der Belag mehr zur Geltung kommt. Welche Meinung zunächst unterstützt werden könnte, darüber lässt sich nicht viel reden, jedenfalls wäre diese Ansicht, dass die Platte in der Farbe mehr gelblich sein soll, als massgebend zu betrachten.

Vom fachmännischen Standpunkt aus spielt die Tönung keine Rolle, sondern es ist nur wichtig, dass die Platte die Eigenschaften besitzt, die sie als gutes brauchbares Material besitzen soll.

Ein wichtiger Punkt in der Fabrikation ist der, dass die Farben der Platten nicht zu erheblich differieren und die Sortierungen nicht zu viele Farbenabstufungen ergeben.

Farbenabstufungen sind in der Fabrikation nicht zu vermeiden, weil der Stand der Platten in dem Ofen, sowie auch das Feuer diese mehr oder weniger verursachen kann. Angelegen muss es sich der Fabrikant immer sein lassen, dass die Farbenabweichungen in eine bestimmte Norm beschränkt werden und bei genügender Aufmerksamkeit lässt sich auch vieles erreichen.

Diese erheblichen Farbenabstufungen können auch durch nicht geeigneten oder nicht genügend abgelagerten Ton hervorgerufen werden. Es ist daher unumgänglich notwendig, über die Verwendung und Ergebnisse der Rohstoffe sich ständig Notizen zu machen und alle die Vorkommnisse und Ergebnisse zu journalisieren. Hat man eine passende und gebrauchsfähige Komposition ermittelt, so muss dieselbe auch festgehalten werden, denn jede Neuerung ist immer mit Risiko verknüpft.

Sehr zweckmässig ist es, wenn man die eingehenden Rohstoffe in gesonderten Abteilungen des Lagerraumes absetzt und den Eingangsdatum entsprechend vormerkt. Zur Fabrikation werden dann nur diese Tone verwendet, die das älteste Eingangsdatum tragen. Auf diese Weise hat man stets eine Kontrolle und sofern sich eine der vorerwähnten Erscheinungen bemerkbar machen sollte, deren Ursache in den Rohstoffen zu suchen wäre, ist man eher in der Lage, den richtigen Weg zur Abhilfe einzuschlagen.

Besonders empfehlenswert ist es, in gewissen Zeitabschnitten eine Untersuchung der Rohstoffe vorzunehmen oder vornehmen zu lassen.

Nicht allein die Tone sind für die Fabrikation in ihren Wertigkeiten ausschlaggebend, sondern auch die bei dem Versatz der Masse zur Verwendung kommenden Mineralien, wie Quarze und Feldspate, denn dieselben werden hin und wieder in zu differierenden Qualitäten geliefert.

Vor allen Dingen muss dieses Material rein sein, was aber zuweilen nicht der Fall ist. Bei Eingang dieser Stoffe müssen sie stets geprüft werden, um nicht in der Fabrikation Schwierigkeiten begegnen zu müssen.

Neben verschiedenen schmutzigen Stoffen können die Quarze und Feldspate auch den in der Fabrikation sehr gefürchteten Eisenstein enthalten, der nur schwer daraus zu entfernen ist, am allerwenigsten dann, wenn sie in gemahlenem Zustande bezogen werden.

Bei Bezug der Quarze und Feldspate in Stücken, was nur in grossen Betrieben der Fall ist, kann man den Eisenstein möglicherweise entfernen lassen. Es ist dieses jedoch eine sehr umständliche und zeitraubende Arbeit. Ein lohnender Erfolg ist bei dieser Arbeit aber nur selten zu verzeichnen, weil man nicht jedes Stück untersuchen kann. Die Stücke sind vielleicht äusserlich rein, innen aber können sie mit Unreinheiten behaftet sein.

Ein Waschen des Materials wäre nur dann angebracht, wenn es sich bloss um Schmutz handeln würde, kommt jedoch Eisenstein in Frage, so steht man in der Regel vor einer Aufgabe, die nur schwer zu lösen ist.

Der Bezug von Stückmaterialien bezieht sich wie gesagt lediglich nur auf die bedeutenden Werke, die über geeignete Anlagen für die Zerkleinerung und Mahlung derselben verfügen. Für kleine und mittlere Betriebe empfiehlt es sich, diese erwähnten Mineralien in gemahlenem Zustande zu beziehen. Man hat in letzterem Falle eher die Gewähr, ein gutes Material zu bekommen, wenn beim Einkauf die nötige Vorsicht vorhanden ist.

Sodann wären als Zusatzmaterialien bei den Massekornpositionen noch die Caoline, wie auch die Kreiden zu erwähnen.

Die Beschaffenheit der Kreide, die aber nicht bei jedem Versatz Verwendung findet, ist weniger von Bedeutung, um so grösserer Wert ist jedoch auf die Qualität des Caolins zu legen.

Von den Caolinen stehen der Fabrikation sehr viel gute und erprobte Qualitäten zur Verfügung.

Als edelstes Material wäre der englische Caolin (China clay) zu berücksichtigen, allerdings stellt sich derselbe durch die hohen Frachtkosten ziemlich teuer.

Als Ersatz für China clay wäre der Zettlitzer Caolin zu empfehlen, da er mit ersterem gleichwertig, (2 Si O2, A12 Os, 2 H2 O), und in den gesamten keramischen Betrieben als erstklassig bekannt ist. Von besonderer Güte sind dann noch die Kemmlitzer und Börtewitzer Caoline u. a. m.

 

 

Massen.

 

Die Herstellung einer Steingutmasse für die Wandplattenfabrikation ist an sich nicht schwierig, jedoch liegt dabei der Schwerpunkt darin, dass die Masse die richtige Beschaffenheit besitzt und Masse und Glasur zusammen passen. Passen Masse und Glasur nicht zusammen, so steht man vor Schwierigkeiten, die nur mit grosser Mühe zu beseitigen sind. Die Masse darf zunächst nicht zu erheblich schwinden beim Trocknen, wie im Brande, damit die Fabrikation nicht zu verschiedene Grössen ergibt. Die Masse darf auch nicht zum Krummziehen neigen, diesen Uebelstand bringt das Feuer schon allein mit sich, ist die Masse dafür auch geschaffen, so steigern sich die Differenzen bei den Brandergebnissen um so bedeutender.

Eine gute Masse kann aus einer Komposition von:

Englisch Borkley (schwarz),

Stone,

Quarz,

Caolin

geschaffen werden.

Um der Masse eine grössere Härte zu geben, kann eventuell Stone in Wegfall kommen und dafür ein Zusatz von Feldspat treten. Kommt diese Masse von englischen  Materialien zu hoch zu stehen, so lässt sich eine wesentliche billigere Komposition durch einheimische Materialien erzielen und zwar aus einer Zusammensetzung von: Meissner Ton, Egerton (schwarz), Quarz, Caolin.

Um die Schwindung der Masse auf eine gewünschte Norm zu beschränken, ist es zu empfehlen, der Komposition einen Teil Kreide zuzusetzen.

Die Massen lassen sich wohl bei anderen Fabrikaten wie Geschirr, Ofenkacheln und dergl. m., präzise angeben, jedoch bei den Wandplattenmassen wäre dieses ganz zwecklos, weil ein jedes Werk darauf angewiesen ist, die Massen nach den jeweilig gegebenen Verhältnissen zu bestimmen. Die vorerwähnten Angaben sollen daher nur als Anhaltspunkte bezw. als Beispiele gelten.

Die Zubereitung der Masse kann nach verschiedenen Methoden erfolgen und diese richten sich wieder nach dem Umfang des Betriebes und dessen maschinellen Anlagen.

In den meisten Betrieben erfolgt die Massezubereitung in folgender Weise:

Die genügend abgetrockneten Tone werden entweder auf den Steinbrecher, Tonwolf oder am Kollergang zerkleinert. Für die Wandplattenfabrikation kommt hauptsächlich der Kollergang in Betracht, zur Zerkleinerung der fetten Tone eventuell auch der Tonwolf.

Diese Kollergänge werden heute in grosser Vollkommenheit für verschiedene Spezialfabriken hergestellt u. a. von den Firmen Jakobiwerk, Meissen, Dorst, Oberlind & A. Reissmann, Saalfeld.

Wir wollen unser Interesse zunächst den Reissmann'schen Kollergängen zuwenden, weil dieselben besondere Neuheiten und gute Eigenschaften aufweisen, wiewohl auch die Maschinen der noch erwähnten Fabriken ebenfalls sehr praktisch gebaut sind.

 

 

Die Läufer der Mahlbahn bestehen entweder von Hartguss oder Granit. Für die Wandplattenfabrikation kommen speziell die Kollergänge mit Granitläufer in Betracht, weil man zu vermeiden sucht, die Materialien möglichst wenig mit Eisen in Berührung zu bringen.

Die Läufer bewegen sich auf der Mahlbahn nicht nur rollend, sondern auch gleitend, und üben auf die zur Vermahlung kommenden Materialien, sowohl eine zerdrückende, als auch eine zerreibende Wirkung aus. Sie bewegen sich auf zwei von einander abhängenden Kurbelachsen, wodurch sich dieselben beliebig heben und senken können, sodass sie eine gleichmässige Abnutzung und grössere Leistung bewirken.

Das zerkleinerte Material wird mit den weiteren rohen Stoffen, wie Kreide oder Caolin vermischt und den Trommelmühlen, die neuzeitlich überall zu finden sind, aufgegeben. Sie laufen auf den Mühlen etwa 8 Stunden. Die übrigen Materialien, die ja bereits schon fein gemahlen bezogen werden, wie bereits vorher erwähnt, werden in Bottichen mit vertikalem oder horizontalem Rührwerk aufgeschlämmt und sodann vermittels der Pumpen dem Ton zugeführt und das Mahlgut läuft dann noch etwa 6-8 Stunden.

Nach beendeter Mahlung wird die Masse abgelassen, die zunächst ein Klopfsieb passiert, und gelangt hierbei in ein tiefer liegendes Bassin. Von diesem Bassin wird dann die Masse durch Pumpen in ein höher liegendes Vorratsbassin mit einfachem Rührwerk geleitet. Sodann geht die Masse durch mehrere Siebe u a, auch durch den Siebzylinder und gelangt zuletzt vermittels der Membranpumpe in die Filterpresse.

 

 

Um Eisenteilchen, die sich in der Masse befinden können, aufzufangen, hat man unter die Siebe meist 2 Magnete abwechselnd angebracht. Ob jedoch diese Magnete ihre gedachten Zwecke erfüllen, ist sehr fraglich, denn mit Metallteilchen hat man weniger zu rechnen, weil die betreffenden Maschinen neuzeitlich so gebaut sind, dass die Masse mit Eisen direkt weniger in Berührung kommt, wenigstens nicht derart, dass irgendwelche Absplitterungen von Metall durch die Kugelsteine zu befürchten wären.

Würden die Magnete Eisenstein anziehen, so wäre ihre Anbringung begründet, da dieses jedoch nicht der Fall ist, so werden sie so gut wie illusorisch.

Die vorerwähnten Filterpressen, die in jedem keramischen Betrieb mit Schlämmereianlage zu finden sind, machen sich auch in der Wandplattenfabrikation unentbehrlich.

Diese Filterpressen bestehen aus einer Reihe von Kammern, welche zwischen einem fest stehenden und beweglichen Kopfstück eingeschaltet sind.

Durch eine Verschlussschraube wird letzteres angepresst, sodass die sämtlichen Platten, zwischen denen die Drelltücher hängen, nach aussen abgedichtet werden.

Die Masse ergiesst sich in die einzelnen Kammern zwischen die Filtertücher und es erfolgt durch den nachwirkenden Druck der Pumpe resp. der in einem Montejus aufgesammelten Luft in allen Kammern gleichzeitig eine Scheidung der Flüssigkeit von den festen Bestandteilen, wobei erstere die Filtertücher durchdringt und durch geeignete Kanäle zwischen den Filtertüchern klar abfliesst. Die zurückbleibenden festen Bestandteile dagegen bilden an den Kammern zwischen den Filtertüchern feste Kuchen.

Nach beendetem Pressen wird das bewegliche Kopfstück gelöst und die Kuchen werden durch Ausheben der Rahmen und Abstreichen der Filtertücher herausgenommen.

Diese Kuchen werden sodann auf geeigneten Transportwagen in die Trockenkammer transportiert.

In dieser Trockenkammer, die mit Dampfschlagen versehen ist, werden die Kuchen bei etwa 40-45° Hitze getrocknet. Hierbei ist besonders darauf zu achten, dass die Trocknung nur langsam erfolgt, die Kuchen müssen deshalb in einen Vorraum zuerst abgesetzt werden. Ein zu schnelles Trocknen bringt Schäden mit sich, weil in einem solchen Fall die Trocknung ungleichmässig erfolgt. Die Kuchen würden aussen trocken, innen aber noch feucht sein. Nachdem die Massekuchen genügend abgetrocknet sind, erfolgt die Pulverisierung derselben.

Man findet für diesen Zweck verschiedene maschinelle Vorrichtungen, am häufigsten jedoch die Reismann'sche Pulverisiermaschine im Gebrauch. Dieselbe wird in 2 Ausführungen geliefert und zwar: Mit eisernem Gestell, doppeltem Walzwerk (Zahn-und Glättwalzen), Transportschnecke und Siebzylinder mit Klopfzeug und dieselbe Maschine mit Holzgestell und einfachem Walzwerk. (14)

 

 

Das zu pulverisierende Material wird in dem Trichter aufgegeben und passiert dann das Walzwerk mit dem Siebzylinder. Vermöge der Zentrifugalkraft, welche die schnell laufenden Flügel ausüben, wird das zerdrückte Material gepackt und gegen das mit geeignetem Gewebe bespannte Sieb geschleudert, dabei abgesiebt und gelangt so in den unterliegenden Sammeltrichter. Das Untergestell ist staubdicht hergestellt und das Walzwerk nach allen Seiten verkleidet.

Das Pulverisieren der Masse erfordert sehr sorgfältiges Arbeiten, weil gleichzeitig der Ton durch Begiessen die nötige Feuchtigkeit erhält.

Sodann kommt das Material entweder vermittels eines Transporteurs in den Massekeller, oder es wird bei kleineren Betrieben in Säcke gefüllt und kommt sofort nach dem Pressraum.

Dass die diversen Arbeitsvorgänge in diesem oder jenem Betriebe Verschiedenheiten aufweisen, ist selbstverständlich.

Was die gesamte Massezubereitung anlangt, so spielt dabei die Sauberkeit eine Rolle. Mit schmutzigem Schuhwerk, Pantoffeln etc. dürfen diese Räume, wenn es genau genommen wird, nicht betreten, sondern es muss die Fussbekleidung entweder vor Betreten des betreffenden Raumes gründlich gereinigt, wenn nicht gewechselt werden.

Naturgemäss wird der von der Strasse oder vom Fabrikhof in die Räume geschleppte Schmutz durch Zertreten zu Staub, der durch den ständigen Verkehr und das Hantieren aufgewirbelt wird. Welche Staubwolken in einem Massezubereitungsraum man zuweilen findet, der nicht blos von dem Massematerial, sondern auch von hereingeschlepptem Schmutz herrührt, wird jeder Fachmann wissen, dieser unnötige Staub muss natürlich durch strenge Massregeln vermieden werden, was auch ganz gut möglich ist, wenn jede einzelne Person einen Teil dazu beiträgt.

 

 

Presserei.

 

Die Einrichtung der Presserei richtet sich natürlich wieder nach der Grösse des Betriebes und der maschinellen Anlagen im Allgemeinen.

In kleineren Betrieben hat man die mit der Hand zu bedienenden Spindel- und Kurbelpressen etc., in grösseren Betrieben mit maschinellen Anlagen dagegen neben den Spindelpressen, die auch hier nicht fehlen dürfen, die Friktionspressen.

In aussergewöhnlich grossen Betrieben mit bedeutend hoher Tagesproduktion sind u. a. auch die hydraulischen ganz- oder halbautomatischen Mehrplattenpressen zu finden. Die letztere Art Pressen sind für einen grossen Betrieb vermöge ihrer Leistungen sehr von Wert, erfordern aber auch bedeutende Anlagekosten.

Die Spindelpressen findet man nur mit einer Form, die Friktionspressen dagegen mit ein und zwei Formen. Auf letzterer Art von Pressen ist schon eine bedeutende Leistung möglich.

Dass die Presserei in der Plattenfabrikation von besonderer Wichtigkeit ist, versteht sich von selbst, denn funktioniert die Presserei nicht, sodass der Brennerei nicht genügend Ware zur Verfügung steht, kann gleich der weitere Betrieb ins Stocken geraten. Es müssen daher in einem kontinuierlichen Betrieb Reservepressen vorhanden sein.

Vor allem müssen die Pressen gut arbeiten, sodass sie auch gute Ware ergeben. Die Presserei ist demzufolge mehr wie jeder andere Teil der Fabrikation zu überwachen und sind die bezüglichen Arbeiten ständig zu kontrollieren.

Besonders sachgemäss und genau muss die Form (Matrize) der Presse eingesetzt sein, wenn eine gute Ware erzielt werden soll.

Ergibt eine Presse Platten mit stumpfen oder ausgezackten Kanten, neben anderen wesentlichen Mängeln, so ist sie sofort ausser Betrieb zu setzen und der Fehler zu beseitigen. Es ist daher Sache des betreffenden Meisters, die Presser zu sauberer Arbeit anzuhalten und streng darauf zu achten, dass jeder, auch der geringste Fehler an den Presslingen dem Meister sofort gemeldet wird. Ein Weiterarbeiten aus einer mangelhaft arbeitenden Form würde nur Ware für den Scherbenhaufen ergeben.

 

 

Sodann ist unbedingt notwendig, dass die Masse, die in den Pressraum gebracht wird, ständig auf den Feuchtigkeitsgrad geprüft wird. Es lässt die zu feuchte wie die zu trockene Masse ein Arbeiten nicht zu, weil die Ware fehlerhaft ausfallen würde.

Der Arbeitshergang in der Presserei ist nach kurzen Umrissen geschildert folgender:

An der Presse arbeiten je nach Grösse derselben 1, 2 bis 3 Personen. Bei Pressen mit Friktionsantrieb machen sich besonders 2-3 Personen nötig, einerseits um die Presserei nach Möglichkeit zu forcieren und andererseits, weil eine Person für die Bedienung der Presse nicht ausreichend wäre, denn während eine Person die Presse bedient, füllt die andere die Form und die dritte Person reicht die Presslinge weg.

Die zum Pressen nötige pulverisierte Masse stellen sich die Presser handgerecht in einem Behälter neben die Presse. Die Form wird sodann mit dem Mehl vollständig gefüllt und das überflüssige Mehl abgestrichen. Die Presse wird dann in Bewegung gesetzt, bei Handbetrieb und bei Friktionsbetrieb losgelassen, die den Stempel in die Form drückt; dieser wird dann nochmals gehoben und der Druck wird wiederholt.

Mit dem Ausstosser hebt dann der Presser die Form hoch, entnimmt ihr die Platte oder das sonstige Pressstück. Die Kanten der Platten oder sonstiger Presslinge werden dann mit etwas Sandpapier abgerieben, mit einem Lederläppchen nachgeglättet und das Stück ist fertig.

Die gepressten Platten werden stossweise bis zu 10 Stück aufeinander gestapelt. Als Unterlage zum Schutze gegen ein Krummziehen beim Trocknen wird eine gerade geschliffene Bumse verwendet, auf welche die Platten gesetzt werden und mit einer solchen Bumse wird der Stoss abgedeckt. Diese Bumsen sind 2,5-3 cm stark, damit sie gleichzeitig eine Belastung auf die Platten ausüben.

Ist das Brett voll, so kommt dasselbe in den Trockenraum, jedoch müssen diese frisch gepressten Platten in diesem Raum so gesetzt werden, dass sie nur langsam trocknen können.

Sind die Platten dann lederhart, so können sie in den Raum von höherer Temperatur, die bis 45° betragen kann, kommen.

Die Plattenbretter müssen mit dem Datum ge kenzeichnet sein, an welchem Tage sie gepresst worden sind, sodass die Einfüller stets die ältesten Platten wegnehmen können.

In kleinen Betrieben werden die Bretter mit den Platten in die Brennerei getragen, was sehr wesentlich ist, weil dadurch die Platten weniger Beschädigungen ausgesetzt sind. Dagegen werden die Platten in grossen Betrieben, wo ein Aufzug vorhanden ist, auf Wagen transportiert. Eisenräder, wie man sie häufig findet, sollten diese Transportwagen nicht haben, weil durch die Erschütterungen beim Fahren die Platten zu sehr leiden. Diese Räder müssen unbedingt mit Hartgummireifen überzogen sein. Die Ausgaben dafür sind nur gering, die Vorteile dagegen bedeutend.

In den vorstehenden Ausführungen über die Herstellung der Platten handelt es sich im Besonderen um die kuranten glatten Platten. Nun ist aber die Plattenfabrikation so vielseitig und es werden für die Verwendung ausser den Platten noch viele Stücke benötigt, um einen Plattenbelag nach den vielseitigen Wünschen des Publikums herstellen zu können.

Zunächst haben wir die Sockelplatte zu berücksichtigen, die aber ziemlich die gleiche Behandlung beim Pressen und den weiteren Arbeitshergang erfährt wie die kurante glatte Platte, wenn es sich nicht um eine stark profilierte Sockelplatte handelt. Auch die Herstellung der Achteckplatte sowie der Kantenplatte ist die gleiche der kuranten Platte.

Eine besondere Achtsamkeit erfordern indes die reliefierten Platten, weil sie nicht wie die glatten Platten aufeinander gestapelt werden können.

Diese Reliefplatten sind in ihren Formen wieder sehr verschieden. Es gibt darunter welche mit flachen und solche mit erhabenen und wesentlich vorspringenden Reliefs.

Die Platten mit weniger erhöhten Reliefs können eher aufeinander gelegt werden. Sind die Reliefs jedoch markanter, so hat man eine Beschädigung wie auch ein Krummwerden der Platten mehr zu befürchten, wenn die Behandlung nicht in der sorgfältigsten Weise erfolgt.

Wenn die Platten nicht mit der ganzen Fläche aufliegen können, besteht immer die Besorgnis des Krummziehens derselben beim Trocknen. Erfolgt die Trocknung langsam, so ist ein Krummziehen der Platten weniger zu befürchten. Diesem Uebel muss aber nach Möglichkeit gleich beim Pressen bezw. Aufstapeln der Platten auf die Bretter vorgebeugt werden. Man bedient sich dabei des Stöpselns wie es allgemein genannt wird, indem man hierbei etwas Ton zu Hilfe nimmt, kleine Klötzchen fertigt und dieselben auf die erste Platte legt und zwar an mehrere Stellen. Die nächste Platte wird dann vorsichtig auf diese erstere Platte aufgelegt. Geschieht diese Massregel sorgfältig und ist die Trocknung eine möglichst successive, so werden die Platten auch gerade bleiben, d. h so weit als es eben von einer Wandplatte verlangt werden kann.

Noch empfindlicher gegen das Krummziehen sind natürlich Formstücke, die beim Trocknen nicht belastet werden können, solchen Gegenständen kann nicht genug Aufmerksamkeit zugewendet werden.

Eine besondere aufmerksame Behandlung erfordern die Gesimse. Hier spielen die Ornamente etc. wieder eine Rolle,

Vor allen Dingen muss bei diesen Stücken die Masse genau passen, wenn nicht schon beim Pressen Misserfolge auftreten sollen, denn die scharfen Kanten wie auch die Reliefs bröckeln beim Herausnehmen aus der Form leicht ab, besonders wenn die Masse nicht die nötige Feuchtigkeit besitzt.

Die scharfen Kanten müssen entsprechend nach­geputzt werden, weil sonst Schäden im Brande zu gewärtigen sind.

Zu scharfe Kanten halten die Glasur nicht; dieselbe springt leicht los, wenn die Stücke entweder zu scharfes Feuer bekommen oder auch dann erst, wenn sie nach dem Ausnehmen abkühlen.

Für die kleinen Stücke, wie Eckleisten, Streifen, Einlagen und Viertelplättchen, sind die Formen so eingerichtet, dass mit einem Druck mehrere Stücke hergestellt werden können. Diverse Teilstücke, wie Nippel, Ecken für ein- und ausspringende Ecken, werden auch aus Gypsformen hergestellt, wenn es sich auf den Pressen der Umständlichkeit halber nicht gut machen lässt.

Zu erwähnen wären dann noch die Platten mit den eingelegten Mustern, die, wenn sie auch schon etwas veraltet sind, immer noch gern gekauft werden; ferner die durchgefüllten farbigen Platten und die Porphyrplatten.

Die einfarbigen durchgefüllten Platten erfahren keine besondere Behandlung, das Pressverfahren ist natürlich das gleiche wie bei den kuranten Platten, nur ist die Masse gefärbt, was teils auf natürlichem und teils auf chemischem Wege geschieht.

Die Herstellung der Platten mit eingelegten Mustern gliedert sich sehr an die Mosaikplattenfabrikation an. In der Anfertigung der Platten auf der Presse ist kein wesentlicher Unterschied zu verzeichnen.

Die Anfertigung dieser mehrfarbigen Platten auf der Presse geschieht an Hand von Schablonen, die aus Zink oder Weissblech bestehen und mit den verschiedenen Musterungen versehen sind. Die Schablone wird in die Form bezw. Matrize eingesetzt und die verschiedenen Massen werden in dieselbe eingefüllt, was vermittels eines passgerechten Handsiebes geschieht. Ist die eine Masse in die Form gefüllt, wird sie durch eine Deckschablone verdeckt und es werden dann in gleicher Weise die übrigen Massen aufgefüllt. Ist die Form voll, so wird die Schablone hochgezogen bezw. herausgenommen und die Platte ausgepresst.

Sehr viel Wert muss bei diesen Platten auf Beschaffenheit der Massen gelegt werden, dieselben in ihren Schwindungsbeziehungen genau zu einander passen. Passen die Massen nicht zusammen, dass die eine mehr schwindet wie die andere, so ist ein Erfolg nicht zu erzielen und es machen sich Versuche nötig, um die passenden Kompositionen zu ermitteln.

 

 

Einsetzen und Rohbrand

 

Der Fabrikationshergang bis zur getrockneten Platte war mit den letzten Ausführungen abgeschlossen. Es wurden damit schon ziemlich ausführlich die besonderen Schwierigkeiten, die in der Fabrikation vorkommen, dargestellt, jedoch sind damit die schwierigen Punkte noch lange nicht bei der trockenen Platte überwunden. Dieselben machen sich auch bei der weiteren Fabrikation sehr geltend und besonders auch beim Einsetzen und Brennen.

Das Einsetzen der Platten erfordert grosse Achtsamkeit und vor allem eine scharfe Kontrolle, denn die rohen Platten sind äusserst empfindlich, sodass sie leicht beschädigt werden können. Besonders müssen die Einfüller darauf achten, dass die Platten nicht an den Kanten beschädigt werden. Zerbrechlich ist die rohe Platte zwar weniger, indes aber durch Unachtsamkeit leicht minderwertig zu machen.

In den meisten Betrieben werden für diese Arbeiten Frauen verwendet, weil sich diese dazu besonders eignen und dann dürfen diese Arbeiten auch nicht hoch zu stehen kommen.

Die Füllerinnen stehen an langen Einfülltischen an der Fensterfront des Einfüllraumes. Längs der Wand sind Regale mit Armen zum Absetzen der Bretter angebracht. Die Kapseln stehen zum Wegnehmen bereit, sodass die Arbeiten glatt vor sich gehen können. Bevor die Platten eingesetzt werden, sind, die Kapseln nachzusehen, damit sie auch brauchbar sind. Gesprungene oder ausgebrochene Kapseln müssen erst entsprechend geflickt und gedichtet werden. Man verwendet hierzu eine Mischung von: fettem Ton, Wasserglas und Chamottesand.

Das Einsetzen der Platten in die Kapseln kann nach zwei Methoden erfolgen.

In verschiedenen Betrieben werden die Platten stehend eingesetzt und zwar in der Weise, dass immer zwei Platten an einander gestellt werden. Durch verschiedene, meist selbst gefertigter, Verbindungsstücke werden die Platten oben aneinander gebunden und an beiden Enden dieser Plattenreihe werden dann diese Verbindungsstücke mit etwas dazu hergerichtetem Ton befestigt, sodass sie sich beim Tragen der Kapseln nach keiner Seite bewegen können. Als Unterlage werden die sogen. Querschnitte verwendet.

Nach der anderen Methode werden die Platten wieder liegend in die Kapseln eingesetzt. In diesem Fall werden die Platten stossweise, je nach Höhe der Kapsel und Stärke der Platten, 8-10 Stück auf einen Stoss in die Kapseln gesetzt, die glatten Flächen kommen hierbei natürlich gegeneinander zu liegen. Als Unterlage wird eine gerade geschliffene Bunse benutzt und der Stoss mit einer solchen abgedeckt.

Diese letztere Methode ist jedoch nicht beliebt und auch nicht zu empfehlen, weil dabei mehr Bruch und auch Ausfallware entsteht.

Ob die Platten durch diese Einfüllmethode weniger zum Krummziehen neigen, mag dahingestellt bleiben, jedenfalls sind die Vorteile gegenüber dem stehenden Einsetzen nur verschwindend, wenn solche dabei überhaupt zu finden sind.

Damit die Platten nicht bestossen oder ausgeschartet werden, wird vor dem Einfüllen eine Schicht trockenen Sandes in dieselben gesiebt. Teilstücke, Leisten und Einlagen, werden ganz in Sand eingehüllt.

Bevor die Kapseln im Ofen aufeinandergesetzt werden, legt man um die Ränder Tonstränge, wodurch eine vollständige Abdichtung ermöglicht wird, sodass Rauch und Feuer in die Kapseln nicht eindringen kann.

Sehr wichtig ist sodann das Setzen der Kapseln im Ofen. Die Kapseln werden im Schrühofen nicht direkt auf die Sohle, sondern auf Untersätze gesetzt bei entsprechendem Abstand, damit das Feuer unter den Stössen spielen und genügend an den Seiten hochschlagen kann. An den Mittelfuchs, sowie an die Türe, wo das Feuer am stärksten ist, stellt man am besten leere Kapseln oder geeignete andere Sachen, die viel Feuer vertragen können.

Um das Feuer im Ofen bis zu einer entsprechenden Höhe zusammenzuhalten, setzt man auf die Kanäle Chamotteringe auf.

Im Allgemeinen findet man heute in Wandplattenbetrieben Rundöfen mit überschlagender Flamme, darunter sehr häufig die Kraft'schen, die Schulze- und auch die Padelt'schen Oefen, neben verschiedenen anderen Systemen.

Welche Oefen genannter Systeme sich bisher am besten bewährt haben, darüber lässt sich positiv nicht urteilen. Vor- und Nachteile zeigen sich bei diesem und jenem System, letztere zumal dann, wenn die Oefen nicht sachgemäss behandelt werden, was sehr oft der Fall ist.

Sind geschulte Leute vorhanden, die mit den Eigenheiten dieser Oefen vertraut sind, so sind entschieden gute Erfolge zu erzielen, sowohl beim Kraft'schen, Schulze'schen als auch beim Padeltschen System.

Dem Gang des Feuers vom Anbrennen bis zum Abbrennen muss selbstverständlich wie beim Brennen anderer keramischer Fabrikate auch hier das grösste Interesse zugewendet werden. Durch manche geringfügige Unachtsamkeit beim Brennen können bedeutende Schäden verursacht werden, zumal wenn die Luftzuführung, die einerseits den Rauchabzug in die Kanäle bewirkt und andererseits infolge Eindringen von Sauerstoff mit der atmosphärischen Luft den Verbrennungsprozess des Brennmaterials fördert, vernachlässigt wird. Das Brennen mit genügendem Luftüberschuss ist vor allem beim Vorfeuer nötig, weil in diesem Stadium die Rauchentwickelung am stärksten ist.

Hauptsächlich wird überschlagend gefeuert. Der Brenner beschickt hierbei nicht die Feuerungen der Reihe nach, sondern lässt immer die Zwischenfeuerung aus und beschickt nach kurzem Warten erst diese.

Die Verwendung der Segerkegel richtet sich nach der Komposition der Masse, was ja jedem Praktiker bekannt ist. Das eine Plattenmaterial erfordert eine hohe Brenntemperatur, etwa bei Kegel 9-10, ein anderes kann schon bei Kegel 7 und 8 abgebrannt werden. Zu hohes Abbrennen der Platten ist nur selten von Nutzen, weil dieses verschiedene Nachteile, die hier nicht angegeben werden können, mit sich bringen kann.

Es kommt auch vor, dass man durch ein hohes Abbrennen eine entsprechende Grösse der Platten zu erreichen sucht. Dieses führt aber nicht nur zu Misserfolgen, sondern zeigt weniger fachmännische Erfahrung und ökonomische Berechnung, weil auf diese Weise nur enorm viel Brennmaterial überflüssiger Weise verschwendet wird.

Die gesamte Brenndauer währt je nach Grösse der Oefen etwa 60 - 90 Stunden. Dass auf die Dauer des Brennens das zur Verfügung stehende Brennmaterial viel Einfluss ausüben kann, brauche ich nicht besonders hervorzuheben. Bei gutem Brennmaterial und zuverlässigen Brennern kann viel Zeit und Geld gespart werden, das Gegenteil ist natürlich bei schlechtem Material und ungeübten Leuten der Fall.

Nach beendigtem Brennen werden sämtliche Feuerungen verschlossen, jedoch noch nicht ganz luftdicht, das völlige luftdichte Verschliessen der Feuerungen erfolgt erst nach 2—3 Stunden nach dem Abbrennen.

Der Ofen bleibt je nach Verhältnissen und Grösse derselben etwa 8 Tage stehen. Das Lüften erfolgt dann allmählich, weil jede starke Lufteinströmung in den Ofen vermieden werden muss, da die Platten in letzterem Falle reissen würden.

Sind die Platten dem Ofen entnommen und aus den Kapseln geleert, so werden sie schon einigermassen sortiert. Das weitere Sortieren und Sichten erfolgt dann erst, wenn alles bereit steht. Die Platten werden dann nach Qualität, Grösse und auch nach Härte ausgesucht (letzteres Aussuchen geschieht indes nicht immer). Das Plattenmaterial wird sodann nach Qualität und Grösse im Rohlager aufgestapelt, sodass man es für die weitere Fabrikation handgerecht hat. Das Sortieren der geschürften Platten muss schon mit grosser Sorgfalt geschehen, man verwendet dazu auch nur zuverlässige Leute. Kaum anzuführen sind die Punkte, die beim Sortieren der Platten berücksichtigt werden müssen.

Selbst, wenn das Sortieren schon genau geschehen ist, so müssen die Platten beim weiteren Verbrauch in der Fabrikation - beim Glasieren, Bedrucken und Bemalen - immer nochmals flüchtig durchgesehen werden, weil sich zu leicht unpassende Stücke unter die sorgfältig ausgesuchten Platten einschleichen können, denn man soll sich nur vergegenwärtigen, wie viele tausende von Stücken täglich sortiert werden müssen, wo es Oefen gibt, die bis hunderttausend Platten und mehr fassen. Nach diesen Zahlen rechnet man nur den Ofeninhalt nach Platten, es kommen aber noch andere kleine Stücke wie Eckleisten, Gesimse, Einlagen, halbe und Viertelplatten in Frage. Alle diese Teile müssen durch die Hände des Sortierers gehen, wobei derselbe aber flüchtig arbeiten können muss, wenn er die Arbeiten bewältigen will.

 

 

Glasieren.

 

Ich möchte zunächst hervorheben, dass der zum Glasieren bestimmte Raum besonders reinlich gehalten und Staubentwickelung hauptsächlich während des Glasierens in demselben vermieden werden muss. Reinlichkeit muss in jedem keramischen Betrieb, vor allen Dingen in Wandplattenbetrieben, die Hauptsache sein.

Zum Glasieren der weissen Platten, die ja hauptsächlichst gebraucht werden, findet man fast in allen grösseren Betrieben die Glasurmaschine im Gebrauch. Mit dieser Glasurmaschine können grosse Mengen von Platten täglich bei geringem Bedienungspersonal glasiert werden.

Die Platten werden einzeln, auf die Bretter aufgelegt und zunächst von Staub etc. gereinigt.

 

 

1 Glasurbottich mit Rührwerk

2 Exhaustor

3 Trichter mit Sieb

4 Düsen

5 Aufgabe

6 Abnahme

7 Glasurfang

 

Sodann wird das Brett auf die sich schnell bewegenden Rollen gelegt und läuft selbsttätig durch die Maschine, sodass es in einer Zeit von wenigen Sekunden von der anderen Seite der Maschine wieder mit den glasierten Platten abgenommen werden kann.

Während das Brett mit den Platten durch die Maschine geht, wird die Glasur vermittels Luftdruck durch die Düsen auf die Platten aufgeblasen. Je nach Härte der Platten muss natürlich der Luftdruck stärker oder schwächer sein. Zu starker Luftdruck ist zu vermeiden, weil dadurch die Glasurlage ungleichmässig wird und ausserdem geht dabei zu viel Glasur verloren. Während des Glasierens ist die Maschine ganz umhüllt und wird durch den Exhaustor entstaubt,

In verschiedenen Betrieben werden die Platten an den Rändern abgeputzt, damit sie im Ofen an den mit Glasur behafteten Stellen der Ränder nicht anbacken können. Es kommt auch vor, dass man die Platten einsetzt, ohne sie vorher zu putzen, was wieder den Grund hat, dass sie durch das zu oft in die Hand nehmen, durch Ausgreifen der Glasur nicht beschädigt werden.

Bei den mit der Maschine glasierten Platten kommt es nicht so genau darauf an, ob die Ränder abgeputzt werden oder nicht, weil sich die Glasur nur wenig ansetzt. Beim Handglasieren müssen die Ränder indes unbedingt abgeputzt werden hauptsächlich bei Majolikaglasuren, die wesentlich stärker liegen, wie die weissen bezw. farblosen Glasuren.

Während das Glasieren der Platten mit der Maschine nur eine mechanische Arbeit darstellt, erfordert das Handglasieren sehr gute praktische Kenntnisse und besonders grosse Aufmerksamkeit.

Wenn man sich auch zum Stellen der Glasur in Bezug auf die jeweilig erforderliche Stärke des überall im Gebrauch befindlichen Aerometers bedient, so darf man sich auf diesen Apparat noch lange nicht verlassen, der Glasierer muss die Stärke der Glasur nach Gefühl bestimmen und darf während des Glasierens nicht oberflächlich arbeiten.

Die eine Platte, speziell was die dekorierten Platten anlangt, erfordert eine stärkere, die anderen wieder eine schwächere Glasurlage. Auch muss der Glasierer die Glasurlage während des Glasierens ständig im Auge behalten, was sehr häufig nicht der Fall ist, wodurch Misserfolge entstehen. Das Glasieren an sich ist eine leichte Arbeit, erfordert aber grosse Sorgfalt und darf nicht mechanisch geschehen. Rührt der Glasierer die Glasuren, die verschieden schwerer und leichter sind nicht ständig auf und giesst von Zeit zu Zeit Wasser zu, so werden sich unangenehme Ausfälle bei den Waren geltend machen Vom fachmännischen Standpunkt ist es etwas selbstverständliches, dass die erwähnten Momente beachtet werden müssen, nichtsdestoweniger stellen sich diese Nachlässigkeiten sehr oft ein, und zumal dann, wenn man zum Glasieren Leute verwendet, die davon keine Ahnung haben.

 

 

Die Glasuren

 

Die Glasurzubereitung bildet in der Wandplattenfabrikation ein wichtiges Glied, weil von der Beschaffenheit der Glasur viel abhängt. Die Glasur muss genau dem Scherben angepasst sein und darf weder weicher noch härter versetzt sein und muss die gleiche Dehnungsfähigkeit besitzen.

Eine unpassende Glasur kann nicht allein viel Schaden bringen, sie kann auch einen Stillstand und sogareinen förmlichen Umsturz in der Fabrikation zur Folge haben. Die Verwendung einer unpassenden Glasur ist undenkbar und besonders wird dies von Seiten eines Werkes nicht geschehen, welches bestrebt ist, eine gute Ware auf den Markt zu bringen.

Die Herstellung von Glasuren erfordert zuweilen grosse Opfer, namentlich in neuen Betrieben. Die Fehler, die sich hierbei zeigen, sind nicht anzuführen, weil sie zu vielseitig auftreten. Das gute dabei ist indes, dass sie sich in den meisten Fällen gleich nach dem Aussetzen der Platten aus dem Ofen zeigen, wodurch Abhilfe geschaffen und das Werk selbst, wie auch der Abnehmer der Fabrikate vor Schaden bewahrt werden kann. Der Fabrikant ist nur insoweit geschädigt, als er den Verlust des Brandausfalles zu tragen hat, während er im anderen Fallet wenn die Ware in den Verkauf gebracht worden wäre, auch die sich daraus ergebenden Konsequenzen zu tragen haben würde.

Die Fehler können in verschiedenen Arten auftreten, sie können die Ware unter Umständen wertlos machen, aber auch weniger von Bedeutung sein, insofern, als sie die Fabrikate nur in Qualität beeinträchtigen, dasselbe immerhin Verwertung finden kann.

Hat die Glasur eine grössere oder geringere Dehnungsfähigkeit wie der Scherben, so kann sie sich entweder beim Abkühlen der Platten von dem Scherben an den Rändern losheben oder die Platte im Brande krummziehen, zuweilen ganz erheblich. In beiden Fällen ist natürlich eine Veränderung des Versatzes notwendig und man wird sich zunächst dem Glasurversatz zuwenden. Natürlich wird man die Versuche nur in kleinen Mengen anstellen, nicht aber sofort im Versatz eine Veränderung vornehmen. Die Fehler können unter Umständen schliesslich bald gefunden werden, hin und wieder machen sich jedoch unzählige Versuche nötig.

Ob nun die Fehler in Masse oder Glasurversatz zu finden sind, darauf kommt es schliesslich noch an, möglicherweise sind die Ursachen beim Glasieren oder beim Brennen zu suchen. Den Ursprung derartiger Unzuträglichkeiten festzustellen erfordert sehr viel Mühe und ist auch zeitraubend. Ein Ueberhasten bei den vorzunehmenden Versuchen ist indes nicht ratsam, mit Ruhe ist dabei viel mehr zu erreichen. Auch darf man sich dabei nicht auf einen Punkt stützen, wie sich nicht nach seinem Kopf richten, sondern nach den Tatsachen, die zu Grunde liegen und den Verhältnissen im Besonderen.

Die Wandplattenglasuren sind nicht deckend, sondern vollständig transparent - durchscheinend - und in ihren Härtegraden verschieden, der Masse in der Zusammensetzung genau angepasst.

Die Schaffung der Glasuren für Wandplatten ist nicht so leicht, wie die für Ofenkacheln, besonders der altdeutschen Ware. Die Ofenkachel ist mit einer dichten Masse überzogen, also behauptet und der Glasur ist dadurch die Möglichkeit gegeben, klar auszufliessen und die Farben kommen besser zur Geltung. Die Fliese dagegen bildet einen rauhen Körper, dem die Glasur angepasst werden muss.

Die Glasuren für Wandplatten bedingen hauptsächlich eine Vorschmelz-(Fritte). Rohglasuren kommen in der Plattenfabrikation nur vereinzelt zur Verwendung, weil diese letzteren nicht so klar ausfliessen. Man findet heute verschiedene eigenartige Plattenfabrikate in moderner Richtung, die mit Rohglasuren überzogen sind, für den allgemeinen Gebrauch sind dieselben jedoch nicht zu verwenden.

Die Glasuren bestehen hauptsächlich aus Fritte und Mühlenversatz. Die Fritte bildet die Grundlage aller Glasuren inbezug auf ihre verschiedenen Farben. Die Fritte kann demzufolge bei diversen farbigen Glasuren als Zusatz Verwendung finden, ohne verändert zu werden.

Das Material für die Herstellung der Glasuren setzt sich wie bei allen Glasuren, die in der Keramik Verwendung finden, aus Naturstoffen, wie auch aus Chemikalien zusammen.

Eine genaue Darstellung in diesem Werkchen ist nicht möglich, weil dasselbe nicht direkt als Lehrbuch der Fabrikation gedacht ist, der Inhalt derselben müsste sich in diesem Falle verdoppeln und verdreifachen und auch dann könnten alle wichtigen Punkte nur teilweise Berücksichtigung finden. Für denjenigen, der mit der Fabrikation nichts zu schaffen hat, würden diese Angaben nur überflüssigen Stoff bilden. Um jedoch allen Wünschen derjenigen, die sich auch für die Glasuren interessieren, Rechnung zu tragen, werde ich im Nachstehenden einige geeignete Glasuren, die sich in der Praxis gut bewährt haben, in kleinen Kompositionen angeben.

Eine bei etwa Kegel 05 gut ausfliessende farblose Glasur besteht aus folgender Komposition:

 

 

1. Fritte:

Mennige

270

Gewichtsteile

Kreide

50

Quarz

120

Kaolin

76

 

Mühlenversatz:

Fritte

270

Gewichtsteile

Feldspath

334

Kaolin

14,5

Bleiweiss

23

 

Ferner ergibt sich eine Glasur für eine höhere Temperatur, die bei Kegel 03 ausfliesst aus:

2. Fritte:

Mennige

320

Gewichtsteile

Kaolin

90

Kreide

20

Quarz

110

Feldspath

15

 

 

Mühlenversatz:

Fritte

320

Gewichtsteile

Feldspath

60

Kaolin

34

Bleiweiss

27

 

Für die farbigen Glasuren können die vorstehenden Fritten verwendet werden und würde sich demnach eine hellgrüne Glasur aus folgender Komposizion herstellen lassen:

Fritte 1

186

Gewichtsteile

Mennige

105

Quarz

30

Kaolin

8

Kupferoxyd

12,5

 

Eine hübsche olivgrüne Glasur ergibt die Komposition:

Fritte 2

280

Gewichtsteile

Kaolin

110

Mennige

120

Quarz

50

Eisenoxyd

3,4

Mangan

1,6

Braunstein

0,5

Kupferoxyd

28

 

Ferner setzen sich zusammen Elfenbein 1 aus:

3. Fritte

Mennige

420

Gewichtsteile

Quarz

32

Kaolin

180

Kreide

124

 

Mühlenversatz:

Fritte 3

461

Gewichtsteile

Quarz

12

Bleiweiss

228

Scherbenmehl

9

Zinnoxyd

41

und Elfenbein 2 aus:

3. Fritte

Mennige

420

Gewichtsteile

Quarz

32

Kaolin

180

Kreide

124

 

Mühlenversatz

Fritte 3

461

Gewichtsteile

Quarz

22

Bleiweiss

228

Zinnoxyd

21

Rutil

12

Für Rutil kann auch Titan genommen werden.

Sehr häufig zeigen die Elfenbeinglasuren einen grünlichen Schein, der hauptsächlich an den Rändern der Platten bemerkbar ist. Dieser grünliche Schein kann beseitigt werden, wenn das Rutil mit einer geringen Menge Eisenoxyd zusammengefrittet wird. Bemerkt sei noch, dass nur gutes Rutil gute Erfolge erwarten lässt. Sollen die Elfenbeinplatten gut ausfallen, so darf die Glasur auf denselben nicht zu schwach liegen. Die erwähnte Grünfärbung zeigt sich auch meist in dem Fall, wo die Glasur zu dünn liegt. Auch ist es nicht ratsam, diese Platten mit der Maschine zu glasieren. Die mit der Maschine glasierten Elfenbeinplatten lassen stets zu wünschen übrig; die Glasur erscheint wolkig, während die handglasierten Platten, wenn das Glasieren sorgfältig geschehen ist, eine gute egale Färbung ergeben.

Die Elfenbeinplatten werden auch dadurch geschaffen, indem die Masse durch Zusätze von Rutil oder Titan gefärbt wird. Dieses Verfahren ist jedoch komplizierter und mit mehr Risiko verknüpft.

Sehr viele Schwierigkeiten bietet zuweilen auch die Herstellung der gelben Glasuren.

Werden hierzu nicht erstklassige und reine Oxyde verwendet, so zeigen die mit diesen Glasuren überzogenen Platten, besonders die von dunkleren Glasuren, wie Orange, hergestellten Platten, schmutziggraue Ränder, die auch mehr schon in schwarze Färbung übergehen.

Es ist zunächst notwendig, dass die bei den erwähnten Glasuren zur Verwendung kommenden Oxyde einer gründlichen Reinigung bezw. Reduktion unterzogen werden Um sicher zu gehen, ist es nötig, dass die Oxyde, wenn mehrere Verwendung finden, vor dem Versetzen zusammengefrittet werden, wie aus folgendem Versatz ersichtlich ist.

Zinkoxyd        150 Gewichtsteile

Eisenoxyd       180 Gewichtsteile zusammen gefrittet.

 

4. Fritte:

Mennige

225

Gewichtsteile

Feldspath

112

Quarz

150

Borax

188

Kreide

37

Kaolin

8

 

 

Mühlenversatz:

Fritte 4

330

Gewichtsteile

Feldspath

55

Quarz

55

Kreide

36

Kaolin

30

Fritte von Zink und Eisenoxyd

70

 

Die Glasuren werden, wie ja allgemein bekannt, in Trommelmühlen gemahlen und währt die Mahldauer bis zu 30 Stunden, eventuell auch noch darüber, wenn besonders strenge Glasuren zur Vermahlung kommen. Hauptsächlich die blauen und roten Glasuren bedürfen eines längeren Mahlens.

Bei ungenügender Vermahlung dieser strengen Glasuren bezw. der Glasuren, die chemische Stoffe enthalten, die von harter Beschaffenheit sind, wie Kupferoxyd, Chromoxyd etc. würden sich kleine Pünktchen zeigen, die von nicht genügender Zerreibung der Oxyde herrühren.

Besonders wichtig ist, dass bei der Zusammensetzung der Glasuren nur reine Chemikalien verwendet werden. Auch darf mit den verschiedenen Stoffen nicht unnötigerweise gewechselt werden. Viele Verschiedenheiten in ihren Wertigkeiten weisen die Stoffe, wie Bleiweiss, Bleiglätte und Mennige auf. Dieselben werden von den Lieferanten in verschiedenen Preislagen angeboten, jedoch richtet sich der Preis in der Regel nach der Qualität.

 

 

Ein- und mehrfarbige Platten:

 

Die Dekoration der Wandplatten hat heute entschieden schon eine Höhe erreicht und ist so vielseitig, dass den Wünschen des kaufenden Publikums in jeder Richtung Rechnung getragen werden kann.

Der Fortschritt inbezug auf die Entwickelung der Farbentechnik und der Kolorits hat beinahe schon eine zu rapide Steigerung angenommen, insofern, als tatsächlich fast mehr geboten wird, als verwertet werden kann, weil der Kunstsinn im Allgemeinen durch die zuweilen sehr ungünstigen Verhältnisse merklich abgenommen hat.

Mögen sich die Techniker noch so bemühen, ihr künstlerisches Wissen in hohem Masse zu entfalten, um dem Publikum ihr ganzes Können zu widmen, es fehlt aber immer die richtige Beachtung für diese Schöpfungen und manches herrliche Kunstgebilde der unerschöpflichen Neuerungen, die der Künstler infolge des ihm zur Verfügung stellenden Materials zu schaffen imstande ist, bleibt wertlos.

Derjenige, dem Gelegenheit geboten ist, die vielen Erzeugnisse der Wandplattenindustrie von heute kennen zu lernen, wird sich überzeugen können, wie weit diese Branche auf künstlerischem Gebiete in kurzer Zeit fortgeschritten ist, im Verhältnis zu anderen Industriezweigen, die fast Jahrhunderte zur intensiven Entwickelung bedurften.

Um allen diesen Schöpfungen auch zu ihren Rechten zu verhelfen, wäre es aber zu wünschen, dass den Fabrikaten mehr Interesse zugewendet wird und die allgemeine Lage eine günstige Wendung erfahren würde.

Es ist eine bekannte Tatsache, dass man heute nur billig zu kaufen sucht. Wenn auch bessere Sachen verlegt und ausgeführt werden, so ist diesem im Verhältnis zur Bedeutung des Fabrikates nur ein geringer Prozentsatz. Die Kunsterzeugnisse der Wandplattenindustrie sind nur zum Zwecke der weitgehendsten Verwertung geschaffen und ist es daher nicht mehr wie recht und billig, dass auch derjenige, der dazu berufen ist, die Fabrikate zu verwerten, diesem sein ganzes Interesse zuwendet.

Wenn auch die kuranten Platten für den allgemeinen Gebrauch die meiste Verwendung finden, so ist der Bedarf an dekorierten Platten dennoch sehr umfangreich. Es gibt unter den Deckerplatten eben zu viele Kategorien, sodass man auch die einfacheren Ausführungen mit zu den kuranten Platten rechnen kann. Wir finden unter den vielen Dekorationsverfahren noch welche, die zu alten Methoden zählen, aber immer noch ihren ursprünglichen Platz behaupten.

Die Majolikamalerei ist ja auch eine bekannte Methode, deren Ursprung weit zurückdatiert, jedoch hat sich dieselbe im Laufe der Jahre durch die immer mehr sich entwickelnde Farbentechnik an die neuen Dekorationsverfahren wieder anzugliedern gewusst. Als eine alte Methode wäre das Bedrucken der Platten zu bezeichnen. Diese Methode hat sich jedoch noch immer behauptet und spielt heute noch eine wichtige Rolle in der Herstellung der dekorierten Platten.

Alle die vielen Dekorationsverfahren zu schildern, würde zu weit führen, indes sei im Nachstehenden eine entsprechende Abhandlung des erwähnten Gebietes gegeben und dabei zunächst der Druckerei das Interesse zugewendet.

 

 

Druckerei.

 

Das Bedrucken der Platten gilt im Allgemeinen als ein einfaches Dekorationsverfahren, es ist aber in der Tat schwieriger, wie es scheint, denn es erfordert entschieden eine grosse Technik, wenn damit gute Erfolge erzielt werden sollen. Zunächst kommt es hierbei viel auf die Zusammensetzung der Farben an.

Passen die Farben nicht genau, so ist ein guter Druckabzug nur schwer zu erzielen. Man darf dabei nicht vergessen, dass man es mit Unterglasurfarben zu tun hat und der Abzug für den rohen Scherben bestimmt ist, der in seiner Beschaffenheit sehr verschieden sein kann. Der eine Scherben ist rauh, der andere glatt oder weniger rauh und darauf muss bei der Zusammensetzung der Farben natürlich Rücksicht genommen werden.

Die Druckfarben setzen sich die Drucker häufig selbst zusammen und bereiten sich auch das Drucköl zu, um gewisse Geheimnisse nicht aus der Hand geben zu brauchen.

Besonders geheimnisvoll gehen sie mit der Zubereitung des Drucköls um. Dieses Drucköl herzustellen für den Gebrauch ist allerdings eine wichtige Sache, weil von der Beschaffenheit dieses Oeles der Ausfall der Abzüge abhängt. Es giebt Oele genug, die fertig bezogen werden können, dieselben sind aber in den meisten Fällen erst dann zu gebrauchen, wenn sie passgerecht für die jeweilige Farbe versetzt werden. Die Zubereitung des Drucköles, wenn dieses der Drucker selbst besorgt, ist eine langwierige Arbeit, weil es mehrere Stunden gekocht werden muss. Des unangenehmen Geruches, das es beim Kochen entwickelt, wegen geschieht das Kochen im Freien.

Eine eigene Zusammensetzung hat auch das zum Drucken zu verwendende Seifenwasser.

Das Bedrucken der Platten geschieht in folgender Weise:

Die Stahl- oder Kupferplatte wird auf dem Ofen, in welchem während des Drückens ständig ein kräftiges Feuer unterhalten werden muss, gelegt und wird darauf angewärmt und zwar soviel, dass sie mit der blossen Hand gerade noch anzufassen ist.

Sodann wird die Farbe mit einer Holz-, Horn- oder Stahlspachtel auf die Platte aufgestrichen, genügend verteilt, wieder abgezogen und die Platte erst mit einem Lappen und dann mit Papier gehörig abgerieben, sodass den glatten Flächen keine Farbe mehr anhaftet.

Hierauf wird das Druckpapier vermittels eines Pinsels mit dem vorerwähnten Seifenwasser angefeuchtet, auf die heisse Platte unter Vermeidung von Falten aufgelegt und die Platte kommt dann unter die Druckpresse.

Nach Entnahme der Platte aus der Presse kann das Papier bezw. der Abzug abgenommen werden. Derselbe wird dann mit der Schere zurechtgeschnitten und von einer Hilfsperson auf die Platte aufgelegt.

Das Auflegen muss mit Akkuratesse geschehen und' ist hierbei genau auf die angegebenen Anlegepunkte zu achten.

Mit dem Anreiber, der mit etwas schmieriger Seife benetzt wird, wird der Abzug gehörig bearbeitet, sodass alle Fältchen verschwinden und derselbe glatt aufliegt.

Die Platte wird dann in reines Wasser gelegt,. bleibt in diesem einige Minuten liegen, bis sich das Papier leicht abziehen lässt. Der Druck ist fertig, nachdem das Papier entfernt ist. Beim Abziehen des Papieres ist besondere Vorsicht nötig, weil sich durch Unachtsamkeit leicht Teilchen vom Druck ablösen können.

Besondere Aufmerksamkeit ist der Druckplatte beim Glasieren zuzuwenden. Wenn sie gut aus dem Ofen kommen soll, so muss sie sorgfältig glasiert werden. Eine etwas starke Glasurlage kann verursachen, dass die Dekore verschwimmen, bei zu übermässig starker Glasurlage bleibt unter Umständen nur noch eine unkenntliche Klexerei übrig.

 

 

Schablonierte Platten.

 

Als ein mit der Druckerei verwandtes Dekorationsverfahren wäre das Schablonieren der Platten zu betrachten.

Dieses Dekorationsverfahren findet viel Anwendung, weil es einfach ist. Während die Druckplatten vor dem Glasieren erst verglüht werden müssen, können die schablonierten Platten nach dem Schablonieren gleich glasiert werden.

Die Herstellung dieser Platten erfolgte vor wenigen Jahren noch in der primitiven Weise vermittels des Pinsels. Heute werden diese Platten jedoch in dieser Weise nur vereinzelt hergestellt, man bedient sich hierbei hauptsächlich des Aerographen bezw. Pressluftapparates, Mit diesem Apparat können in ein­facher Weise geschmackvolle und aparte Muster hergestellt werden. Die Bedienung erfordert nur 2 Personen, die täglich schon sehr grosse Mengen herstellen können. Die Anlagekosten sind ebenfalls nur gering.

Diese Aerographenplatten sind sehr beliebt, aber sie werden im Verkauf viel zu wenig angeboten, was natürlich wieder von Seite dieser Verkäufer geschieht, die mit der Fabrikation nicht vertraut sind, deren es nur zu viele gibt.

Für Bäder- und Küchenbekleidungen, sowie für Verkleidungen von Schlächterläden u. dergl. m., eignen sich diese Dekore besonders, weil sie geschmackvoll und lebhaft wirken.

Bei dem Handschablonieren wie durch die Dekoration vermittels des Aerographen bedient man sich der Zinkblechschablonen. Dieselben sind mit einem Anschlussrand versehen, damit sie während der Dekoration auch fest an die Platte angelegt werden können.

Der Luftdruck, der zum Aufblasen der Farbe bei dem Apparat nötig ist, wird entweder bei kleinem Betrieb durch eine Kautschukbirne und bei grösserem Betrieb vermittels Exhaustor erzeugt. Die gesamte Anlage ist einfach, denn sie besteht nur aus einem kastenähnlichen Aufbau, der mit Glasscheiben umschlossen ist. Offen ist der Aufbau nur an der Seite, an der die Dekoration der Platten erfolgt. Der Exhaustor bewirkt sowohl den Luftdruck für den Apparat, mit welchem die Farbe auf die Platten aufgespritzt wird, als auch den Abzug der Farben in den Farbfänger. Die Farbe, die sich beim Spritzen nach allen Seiten verteilt, kann demzufolge wieder gesammelt werden und wieder Verwendung finden, natürlich muss die­selbe sogleich, wenn die eine Farbe durchgenommen worden ist, wieder entfernt werden.

Je grösser das zu dekorierende Quantum ist, desto rationeller ist natürlich die Leistung des Aerographen. Ein gewandter Fondspritzer kann damit beträchtliches leisten.

Da diese Arbeit auf den menschlichen Organismus äusserst schädlich einwirkt, so ist es unbedingt nötig, dass sich der Fondspritzer mit einem Schutzapparat versieht. Das Gewerbegesetz schreibt wohl diese Vorsichtsmassregel vor, sie wird aber viel zu wenig beachtet. Schützt sich der Spritzer nicht in geeigneter Weise gegen die Gifte, die in den Farben stecken, so wird er in kurzer Zeit Anfalle von Kolik zu befürchten haben, wenn sich nicht gar die Schwindsucht bemerkbar macht. Vorsicht ist daher bei diesen Arbeiten unumgänglich nötig.

 

 

Bemalte Platten.

 

Ausser den vorerwähnten Dekorplatten erfreuen sich die Majolika-Dekorplatten besonderer Beliebtheit und allseitiger Verwendung, was ich bereits erwähnte.

Für die Majolikamalerei kommt hauptsächlich die Reliefmalerei in Betracht. Dem Fachmann ist ja die Herstellung dieser Platten bekannt, denn sie ist in allen keramischen Branchen gleich und erheischt hier und da nur geringe Aenderungen; die Grundlage hierfür ist nur die Zusammensetzung der Farben. Dagegen ist der Laie in dieser Richtung sehr wissbegierig und sind deshalb einige Darstellungen von Wert.

Die Majolikamalerei ist an sich nicht schwierig, wenn die Farben dem Personal in geeigneter Weise an die Hand gegeben werden.

 Man verwendet bei den kuranten Sachen auch meist Frauen, die bei einer entsprechenden Vorbildung und genügender Aufsicht schon ganz Beträchtliches leisten können.

Die Dekorationsweise ist auch hierbei verschieden, einfacher und komplizierter. Einfachere Muster werden meist nur zum Teil mit dem Pinsel dekoriert und die übrigen grösseren Flächen überglasiert. Bevor dieses Ueberglasieren erfolgt, müssen jedoch die mit dem Pinsel aufgetragenen Farben mit flüssigem Wachs (Majolikawachs) überzogen werden. Diese überzogenen Stellen nehmen dann die Glasur nicht an.

Bei diesem Ueberglasieren muss allerdings entsprechende Vorsicht am Platze sein. Die Glasur darf nicht zu stark aufgetragen werden, weil sonst Farben und Glasur ineinander laufen, wodurch die Platten nicht nur unscheinbar, sondern auch minderwertig werden.

Ausser der Majolikamalerei findet man sodann noch die Aufglasurmalerei, die Zellen- und Frittemalerei, die aber schon eine grosse Technik, wie auch eine Schulung erfordern.

Die Aufglasurmalerei ist ja allgemein bekannt. Die Farben werden nicht mehr auf den rohen Scherben aufgetragen, sondern auf die glatte glasierte Fläche. Es kommen hierbei Schmelzfarben zur Verwendung, wie sie auch der Porzellanmaler braucht und verarbeitet. Die Farben werden nicht im Scharffeuer sondern in der Muffel bei niederer Temperatur einge­brannt, also geschmolzen.

Sehr weitgehende Erfahrungen bezüglich der Farbenstellung wie auch des Malens, erfordern die Zellen- und Frittemalerei. Diese Farben werden auf den rohen Scherben aufgetragen und müssen dieselben hierzu genau passen wie die Glasur zum Scherben.

Da diese erwähnten besseren Malereien von tüchtigen Kräften eventl. auch Akademikern ausgeführt werden, so ist der Preis dafür auch ein hoher. Im Verhältnis zum Werte einer solchen bemalten Platte oder eines Wandgemäldes, sind die Preise, die für diese Platten bezw. Bilder bezahlt werden, jedoch nicht zu hoch gegriffen, wenn man die Schwierigkeiten berücksichtigt, die dabei vorkommen.

Die besseren Artikel bieten in der Fabrikation grosse Schwierigkeiten, weil man dabei mit sehr empfindlichen und diffizilen Farben zu rechnen hat. Ausserdem kann diese Platte durch jede geringfügige Einwirkung im Ofen minderwertig werden. Kommt die Platte als ein einzelnes Stück für sich inbetracht, so ist dieses nicht von Bedeutung, sie wird einfach wieder ersetzt durch Anfertigung eines anderen Stückes. Anders ist es jedoch, wenn von einem Wandgemälde oder einer Gruppe eine Platte minderwertig oder irgendwie fehlerhaft aus dem Ofen kommt. Diese Platte ist nur schwer zu ersetzen; es macht sich zuweilen eine wiederholte Anfertigung dieser Platte nötig und ob sie dann nach mehrmaliger Anfertigung zu den anderen Platten passt und in harmonischen Einklang gebracht werden kann, ist sehr fraglich.

Die Anfertigung wertvoller Bilder ist hin und wieder mit grossem Risiko verknüpft, es kommt auch vor, dass sich die Herstellungskosten teurer stellen, wie der Verkaufspreis.

Abgesehen von allen diesen Schwierigkeiten ist die Fabrikation immer bemüht, auf dem Gebiete der Kunstkeramik immer neuere Schöpfungen dem Publikum zu bieten.

An die Malerei gliedern sich auch die Kunstglasurdekore an. Diese Dekore verdienen mit Recht diese Bezeichnung, weil die Herstellung auch grosse künstlerische Fähigkeiten hinsichtlich der Farbentechnik verlangen.

Die Wissenschaft bei der Her­stellung dieser Kunstglasurplatten liegt nicht allein darin, dass man den Dekor durch Verwendung verschiedener Farben einfach schafft. Im Besonderen gehört hierzu ein allgemeines Wissen auf chemischer Grundlage.

Die Chemie bietet dem Keramiker für seine Tätigkeit und seine künstlerischen Fähigkeiten einen unerschöpflichen Quell. Für die Herstellung dieser Kunstglasuren und Dekore kommen hunderte der Elemente in der Chemie inbetracht, die bei geeigneter Ausnützung immer wieder Möglichkeiten zu neuen Verbindungen und Verschmelzungen zulassen. Bei der Herstellung der Kunstglasuren spielt das Feuer, wie auch der Stand der Platten im Ofen, eine Rolle. Bekommt die Platte zu viel Feuer oder zu wenig, so kann sich etwas ganz anderes entwickeln, als man wünschte. Auch der Stand der Platte im Ofen ist ebenfalls sehr wichtig. Mancher Dekor entwickelt sich nur dort, wo er das geeignete Feuer bekommt, bei höherem oder tieferem Stand können Veränderungen eintreten. Der eine Dekor entwickelt sich zu einem feinen Gebilde durch Zutritt von Rauch und oxydierendem Abbrennen, während einen anderen Dekor diese Einflüsse beeinträchtigen und die Entwickelung der Stoffe hemmen. Dieses Gebiet erfordert daher nicht nur genügende Erfahrung, sondern auch grosse Aufmerksamkeit.

Man hat in der Praxis wiederholt Gelegenheit, wahrzunehmen, dass über diese Kunstdekore laienhafte Urteile, namentlich von Seite der Verkäufer, denen in den meisten Fällen jedes praktische Wissen abgeht, gefällt werden, indem man sie als Zufallsprodukte bezeichnet. In einem gewissen Sinne mag diese Bezeichnung vielleicht zutreffend sein, aber nur da, wo man sich für die Entwickelung der Farbenverschmelzungen und Oxydationsprozesse nicht ge­nügend interessiert.

Der Keramiker, dem die Herstellung dieser Fabrikate bezw. der Dekore obliegt, wird sich jedoch vom Zufall nicht abhängig machen, sondern seine ganze Aufmerksamkeit auf die Entwickelung der bei den Farben verwendeten Stoffe richten. Ebenso wird er sich über seine Erfolge ständig genaue Notizen machen. Wollte man diese Dekore als Zufallsprodukte hinstellen, so würde sich ihre Herstellung erübrigen, denn man könnte ja für die wiederholte Herstellung nicht eintreten und müsste einfach eine Bestellung auf derartige Platten ablehnen.

Eine Kunstglasur- oder Dekorplatte kann natürlich nicht wie die andere ausfallen. Die Farben müssen ineinander variieren, wodurch bei Zusammensetzung mehrerer Platten die künstlerische Wirkung erst erzielt wird. Je verschiedenartiger die Platten aufeinander wirken, desto mehr sprechen sie beim kunstverständigen Käufer an.

 

 

Glattbrand.

 

Wir kommen nun zu dem Einsetzen und Brennen der glasierten und dekorierten Platten. Das Einsetzen dieser Platten ist von noch grösserer Wichtigkeit wie das der rohen Platten, weil hierbei den verschiedenen Glasuren und Dekoren Rechnung getragen werden muss.

Die kuranten weissen Platten werden für sich in einem Ofen gebrannt, also nie oder nur ganz selten mit den farbigen Platten zusammen, weil die Gase, die die farbigen Glasuren und Farben abgeben, den weissen Platten schaden können.

Das Einfüllen dieser Platten hat mit besonderer Sorgfalt zu geschehen und ist jede Unreinlichkeit, Staub von denselben, vor dem Einfüllen zu beseitigen. Die Kapseln dürfen nicht direkt auf den Einfülltisch gesetzt werden, sondern auf Unterlagen, damit der Boden der Kapsel nicht durch Staub oder Sand beschmutzt wird, weil der eventl. an dem Kapselboden haftende Schmutz beim Aufeinandersetzen der Kapseln auf die Platten fallen würde. Kapute oder gesprungene Kapseln können nur erst dann verwendet werden, wenn sie in geeigneter Weise, wie beim Rohbrand bereits erwähnt, repariert worden sind.

Um ein jedwedes Abbröckeln der Chamottekörnchen von den Kapseln zu verhüten, werden sie mit einem Gemisch von Schlicker und Abfallglasur innen, an den Rändern und am äusseren Boden bestrichen.

Die weissen, schablonierten und bedruckten Platten, überhaupt diejenigen Plattensorten, die mit der weissen bezw. farblosen Glasur überzogen sind, werden stehend eingesetzt. Als Unterlage werden wieder die bereits erwähnten Querschnitte verwendet, auf welche die Platten mit den Kanten gesetzt werden. Zwei Platten werden mit den unglasierten Seiten zusammengestellt und oben mit Timples (Fingerhüten) oder sonstigen Verbindungsstücken zusammengehalten. Die glasierte Fläche der Platte darf natürlich nur ganz wenig berührt werden weil sonst Flecken entstehen.

An den beiden Enden der eingefüllten Plattenreihe werden dann diese Verbindungsstücke mit etwas weichem Ton befestigt. Eine Kapsel fasst von diesen Platten ca. 16 Stück.

Die Glasur- und Dekorplatten in allen Farben etc. mit Ausnahme der erwähnten Druck- und Schablonenplatten werden liegend eingesetzt, da die Majolikaglasuren und Farben leichtflüssiger sind und nach einer Seite laufen würden. Als Auflage werden die aus Steingutmasse hergestellten Plattenträger verwendet, die mit der jeweilig in Frage kommenden Glasur auf der Rückseite bestrichen werden.

Die Kapseln werden beim Glattbrand am Boden d. h. auf die Sohle des Ofens gesetzt. Das Setzen der Kapseln im Ofen ist besonders wichtig. Genau wie bei dem Brennen von Ofenkacheln die Härten und Beschaffenheiten der diversen Glasuren berücksichtigt werden müssen, so müssen auch die Wandplatten im Ofen so gesetzt werden, dass die weniger strengen Glasuren und Farben nicht zu viel und nicht zu wenig Feuer bekommen.

Die nötigen Vorsichtsmassregeln wegen Eindringen von Feuer und Rauch müssen besonders da getroffen werden, wo die Platten in Oefen mit direkt durchgehendem Feuer gebrannt werden und sind beim .Einsetzen um die Kapselränder Tonstränge zu legen, worauf die nächste Kapsel gesetzt wird. Ein Eindringen von Rauch und Feuer ist dadurch nicht möglich, soweit die Kapseln in gutem Zustande sind. Man findet ausser dem Rundofen auch sehr häufig lange Muffelöfen, die sich sehr gut bewähren.

Die Brenndauer dieser Glasurplatten ist wesentlich geringer wie bei dem Brennen der rohen Platten, sie beträgt bei kleinem Ofen 18—20 und bei grossem Ofen ca. 24 Stunden, je nach Umständen noch etwas darüber.

Wie bereits erwähnt, kommt es ja hauptsächlich auf die gute oder schlechte Beschaffenheit des Brennmaterials sowohl als auch auf die Behandlung und Bedienung der Oefen an.

Das Brennen wurde ja bereits vorher geschildert, es ist hier wie beim Rohbrand, jedoch ist bei dem Brennen der glasierten und dekorierten Ware bedeutend grössere Aufmerksamkeit nötig. Rauchentwicklung muss hier unbedingt vermieden werden. Das Eindringen von Rauch wie von Feuer kann viel Schaden verursachen, möglicherweise kann die gesamte Ware im Ofen wertlos werden, wenn es der Brenner mit seiner Arbeit nicht ganz gewissenhaft nimmt. Eine wichtige Sache ist das Abbrennen dieser Glasuröfen; hierbei muss der Meister wie der Brenner seine verfügbaren Fähigkeiten entfalten. Unbedingt muss das Abbrennen von dem betreffenden Meister überwacht werden, denn, was man bei dem gesamten Gang des Feuers gut machte, kann beim Abbrennen wieder verdorben werden.

Die Verwendung der für die Temperatur bestimmenden Segerkegel richtet sich nun wieder nach den Glasuren. Die Weissware wird in der Regel um einen Kegel höher abgebrannt wie die farbige Ware, etwa in dem Verhältnisse zu Kegel 05 und 04 oder 04 und 03. Je nach Grösse des Ofens können beim Glasurbrand die Platten schon in 24 Stunden nach dem Abbrennen ausgesetzt werden. Betreffs des Abkühlens des Ofens wäre noch zu bemerken, dass sich dasselbe an das vorher erwähnte beim Rohbrand anschliesst, nur kann es rascher vor sich gehen, weil der Glattofen schneller erkaltet.

 

 

Lager.

 

Mit dem Glattbrand war nun die gesamte Fabrikation abgeschlossen und kommen nun des Weiteren die Lagerarbeiten zur Besprechung.

Die Platten werden nach dem sie aus den Kapseln ausgeleert sind, in Tragkasten gestapelt und nach dem Lager gebracht. Auf dem Lager werden die Platten zunächst nach der Qualität, sodann nach den Grössen und schliesslich nach den Farben sortiert. Das Sortieren der Platten kann selbstverständlich umgekehrt erfolgen; einen Massstab hierfür gibt es nicht.

Das Sortieren der farbigen Platten ist bei Weitem nicht so von Bedeutung, wie das der weissen Platten, die auch bekanntlich den grösseren Teil der Fabrikation darstellen.

Zum Sortieren der Grössen gibt es heute eine Menge Apparate, jedoch sind davon nur einzelne als wirklich brauchbar zu bezeichnen. Diese Apparate sind weniger zuverlässig wie die primitiven Messapparate von Holz. Letztere sind insofern zuverlässig, weil sie sich nicht verändern können, wie der Mechanismus der übrigen Apparate. Jedoch muss derjenige, der mit dem Holzapparat misst, auch seine Arbeit gut ausführen.

Fehler werden sich beim Sortieren immer einstellen und wenn es noch so sorgfältig geschieht und überwacht wird. Es versteht sich dieses ja von selbst, denn man soll sich nur vergegenwärtigen, wie viele Platten ein Ofen fasst, die in verhältnismässig kurzer Zeit aussortiert werden müssen und zwar nach allen erdenklichen Arten. Nun kommt es dabei auch viel auf die Ware an.

Liefern die Brände gute Ware, so mag es noch angehen; dieses erleichtert das Arbeiten ganz bedeutend. Es kommen aber auch Brände vor, die weniger zufriedenstellend sind und vielleicht grössere Farbenverschiedenheiten und Grössendifferenzen aufweisen u. dgl. mehr. Das Lager wird bekanntlich für alles verantwortlich gemacht, es soll unbedingt gute Ware für die Expedition liefern, wie dies zuweilen aber ermöglicht werden soll, ist wieder eine andere Sache.

Wenn die Wandplattenfabrikation nicht so viele Schwierigkeiten bieten würde, so könnten die Sortierungsarbeiten glatter vor sich gehen, als es der Fall ist. Nebenbei werden die Platten zuweilen zu sehr bemängelt, hin und wieder auch grundlos, weil man die Schwierigkeiten der Fabrikation eben nicht kennt.

Nicht nur, dass die Platten in Qualität, sobald es sich um 1. Wahl handelt, prima sein sollen, sie müssen auch noch verschiedene andere gute Eigenschaften aufweisen. Dass nicht alle Brände gleich ausfallen, daran denkt man natürlich nicht.

Die wichtigste Arbeit bei den weissen Platten ist das Sortieren nach Farben. Dieses Sortieren kann nach verschiedenen Methoden erfolgen und in jedem Betrieb wird es anders vorgenommen. In einem Betrieb erfolgt dieses in der Weise, dass sich der Sortierer an den Plattenstoss setzt, eine Platte in die Hand nimmt und darnach couleurt. In einem anderen Betrieb dagegen werden die Platten auf lange Tafeln aufgelegt und die zusammenpassenden Farben herausgesucht. Diese letztere Methode ist wesentlich günstiger, weil die Farben eher zu erkennen und zusammenzupassen sind, als wenn man sich bloss nach einer einzelnen Platte richtet.

Das Sortieren, mag es nun in dieser oder jenen Weise geschehen, ist immer sehr schwierig und erfordert neben einem scharfen Auge, grosse Achtsamkeit und Zuverlässigkeit.

Sehr leicht kann es mechanisch werden, wenn ein und dieselbe Person diese Arbeit andauernd ausführen soll und mag dieselbe noch so zuverlässig sein. Das Auge ermüdet infolge der Übergrossen Anstrengung und schliesslich wird der Sortierer derartig erschlafft, dass er die Farben nicht mehr erkennt. Es ist daher sehr zu empfehlen, dem Sortierer mehr Unterbrechung in seiner Tätigkeit zu gestatten, denn treiben lassen sich solche Arbeiten nicht, dadurch werden nur Differenzen heraufbeschworen. Die vorstehenden Bemerkungen beziehen sich besonders auf die Sortierungsmethode mit der einzelnen Platte. Das Sortieren auf der Tafel ist nicht so anstrengend, insofern, weil zwei Personen dabei tätig sein können, die sich gegenseitig unterstützen.

Bei dem Sortieren der Platten nach Farbe spielt die Beleuchtung viel mit, die speziell auch durch den Witterungswechsel erhöht oder vermindert werden kann. Bei heller Beleuchtung an sonnigen Tagen oder bei sonnigem Wetter werden die weissen Platten einen anderen Schein geben als bei mattem Licht oder z. B bei Regenwetter. Mitunter kommt es vor, dass die Witterung an einem Tag wiederholt wechselt. Der Sortierer kann dadurch irregeführt werden, wenn er nicht aufmerksam arbeitet und ständig Stichproben vornimmt.

Sind die Platten durchsortiert nach Grössen, Farben und Qualitäten, so werden sie am Lager aufgestapelt, sodass sie beim Versand nur weggenommen werden brauchen. Um den Lagerraum nach Möglichkeit auszunutzen, macht man die Stösse so hoch wie es angeht. Damit ein Umfallen der Stösse vermieden wird, kommt immer auf einen abgezählten Stoss von etwa 50 Stück eine Papierauflage, die gut unterlegt wird, damit der Stoss auch fest steht. Alle diese Plattenstösse sind genau bezeichnet nach Qualität, Grösse und Farbe der Platten.

Vor Beschädigungen durch Bestossen der Kanten, Zerkratzen der Glasur etc. müssen die Platten in geeigneter Weise geschützt werden.

 

 

Die Verwertung der Wandplatten.

 

Von welcher Bedeutung eine Wandbekleidung in vielen Fällen ist, habe ich bereits in den vorangegangenen Ausführungen hervorgehoben. Gelegenheit zur Ausführung von Wandbekleidungen findet man ebenso häufig in dem einfachsten Wohnhause wie im vornehmsten Palais, gleichviel in praktischer wie in dekorativer Richtung. Es lassen sich vom Praktischen zunächst abgesehen, von dem heute zu Gebote stehenden Fliesenmaterial Kunstwerke nach jeder Geschmacksrichtung schaffen. Jedenfalls muss das Plattenfach als ein bedeutungsvoller und interessanter Industriezweig bezeichnet werden, weil es sehr abwechslungsreich ist und von dem Fachmann nicht nur technische Kenntnisse, sondern auch Geschmack und künstlerische Fähigkeiten fordert.

Material zur Entfaltung der künstlerischen Fähigkeiten bietet die Plattenbranche mehr als genug, es liegt also nur an dem Fachmann, dasselbe in geeigneter Weise zu verwerten.

Ein Gebäude, welcher Art es immer sein mag, wird durch Ausschmückung oder praktische Anbringung von Wandbekleidungen entschieden einen grösseren Wert repräsentieren als ein Gebäude, in dem die Wandbekleidungen ganz fehlen oder nur vereinzelt zu finden sind.

Wie geschmackvoll und sauber repräsentiert sich ein Hausflur durch eine Wandbekleidung, zumal wenn dieselbe stets reinlich gehalten wird.

Mögen die Flurwände durch Bemalen oder durch einen Anstrich mit Oelfarbe herausgeputzt sein, sie werden immer nur monoton wirken und dann erst recht unscheinbar aussehen, wenn sie nicht reinlich gehalten werden. Sehr leicht werden diese Wandflächen natürlich auch durch Scheuern des Fussbodens verunreinigt und bespritzt. In den meisten Fällen lassen sich diese Schmutzflecke, die durch das Scheuern verursacht werden, nicht wieder entfernen. An einer Wandbekleidung mit Fliesen dagegen haften diese Flecke nicht, sie können sofort wieder beseitigt werden und der Belag ist dann wieder reinlich und sauber.

Das Gleiche gilt für die Aussenfassade eines Gebäudes. Hier können die vielfachen frostsicheren Plattensorten in jeder Weise verwendet werden, wenn man nicht eine Verkleiduug der Fassade mit Verblendern vorzieht. Besonders bei freistehenden Gebäuden, Landhäusern, Villen etc. bietet die Plattenverkleidung einen Schutz gegen die Unbill der Witterung. Der gewöhnliche Mörtelverputz ist bei solchen Gebäuden nur von kurzer Dauer und macht wiederholte Reparaturen in kurzen Zeitabschnitten nötig. Die Bekleidung mit Platten dagegen ist nicht nur sehr dauerhaft, sondern ziert auch das Gebäude und erhöht den Wert desselben wesentlich.

Sodann bieten die Wandplatten dem Baufachmann ein wichtiges Material zur Ausschmückung von Innenräumen. In jeder Nische der Diele können die Fliesen in hübschen Gruppierungen Verwendung finden, zumal sich dafür Restposten gut verwerten lassen.

Vornehm wirkt auch ein Treppenaufgang mit Fliesenbekleidung. Hier ist die Anbringung von Fliesen besonders vorteilhaft und die Wirkung ist zuweilen eine hervorragende. Eine vornehme Badestube ohne Fliesenbekleidung kann man sich überhaupt nicht denken.

In diesen Räumen bietet die Wandbekleidung etwas ganz besonders Wertvolles, einerseits hinsichtlich der Sauberkeit und des leichten Reinigens und anderseits, weil sie das Mauerwerk schützt, das durch die Wasserdünste viel leidet. Unbedingt notwendig macht sich die Fliesenbekleidung neben dem Bodenbelag in Klosetts und Pissoirs. Aber bedauerlicherweise finden in solchen Räumen die Fliesen noch, viel zu wenig Verwendung. In Grossstädten wird man diese Wahrnehmung weniger machen, wie in Kleinstädten und auf dem Lande. In vielen Orten, zuweilen auch in solchen mit einer grösseren Einwohnerzahl, ist eine Fliesenwandbekleidung in den erwähnten Räumen überhaupt nicht zu finden. Dieselben sind hin und wieder in Zuständen anzutreffen, die dem Menschen den Aufenthalt unmöglich machen. Die Kosten für die Auskleidung dieser Räume sind doch im Verhältnis zur Bedeutung und den Wert hinsichtlich der Dauerhaftigkeit nur gering, zumal man für solche Beläge eine geringere Qualität verwenden kann. Es wäre entschieden an der Zeit, dass behördlicherseits Bestimmungen getroffen würden, die eine Bekleidung der bezüglichen Räume bedingen.

Ebenso von Bedeutung ist die Wandbekleidung wie auch der Bodenbelag in Räumen, in denen Lebensmittel aufbewahrt und zubereitet werden, u. a. in Küchen, Gewölben, Backstuben, Wurstküchen etc. Durch die bekleideten Wände kann eine bedeutend grössere Reinlichkeit möglich werden, weil die glatten Flächen Staub etc. wenig aufnehmen und die Reinigung ohne grosse Mühe erfolgen kann.

Es kommt nicht selten vor, dass in diese Räume, abgesehen von den weniger Ekel erregenden Mäusen auch Ratten, Frösche und Kröten etc. eindringen, zumal wenn die Räume im Parterre oder im Keller liegen. Durch die Auslegung des Bodens und Bekleidung der Wände mit Platten wird diesem Ungeziefer das Eindringen unmöglich gemacht.

Wenn schon der blosse Gedanke an dieses Getier, wenn es in den Räumen haust, mehr wie ekelerregend ist, so können durch das Annagen von Lebensmitteln von etwa vergifteten Mäusen und Ratten die schlimmsten Krankheiten entstehen. Es kommt ja auch vor, dass Krankheiten entstehen, deren Ursprung nicht zu ergründen ist. Wie dieses Ungeziefer in den benannten Räumen sein Unwesen treibt, das beweisen zur Genüge die vorliegenden Tatsachen, es könnte darüber vieles noch angeführt werden, aber darüber sich ernstlich aussprechen, ist unter Umständen ein Risiko.

Mehr wie recht und billig dürfte es jedoch sein, wenn die Fliesengeschäfte darauf mehr Interesse an den Tag legen würden und darauf hinwirkten, dass der Plattenbranche von behördlicher Seite die genügende Unterstützung zuteil wird. Die Unterstützung der Plattenbranche von Seite der Behörde ist ohnehin schon anerkennenswert, weil man die Fliesenbekleidung für gewisse Räume bei städtischen und sonstigen behördlichen Bauten vorschreibt. Durch Hinweisung auf diese oder jene Umstände würde sich jedoch noch wesentlich mehr erreichen lassen.

 

 

Versetzen der Platten.

 

Das Versetzen der Wandplatten, sowie der übrigen Plattensorten, wie Verblender etc., erfordert genügende Erfahrung und Uebung. Das Ansetzen der Platten an sich ist zwar nicht schwierig, jedoch sind hierbei verschiedene wichtige Punkte zu beachten, wenn die Arbeiten sachgemäss ausgeführt werden sollen.

Selbst die Arbeiten, die von tüchtigen und geübten Leuten ausgeführt worden sind, haben zuweilen scharfe Kritiken zu bestehen; bei Arbeiten, die von weniger geübten Leuten ausgeführt wurden, sind die Bemängelungen natürlich um so grösser. Es handelt sich dabei nicht nur darum, dass die Beläge ein gefälliges und sauberes Aussehen haben, sondern auch dass vor dem Ansetzen alle nötigen Vorarbeiten sachgemäss ausgeführt und die Massregeln, die ein guter Plattenbelag bedingt, getroffen worden sind.

Bei Mauerwerk in Neubauten sind grosse Schwierigkeiten für den weniger geschulten Leger nicht zu finden, da die Wände zum Ansetzen der Platten schon ordnungsmässig bauseitig hergestellt sind. Sie sind trocken, soweit es sich nicht um tiefliegende Räume handelt und solche die an Felsen oder Erdreich liegen. Dagegen muss altes Mauerwerk vorher in geeigneter Weise für den Plattenbelag hergerichtet werden. Der Putz ist von solchen Mauerflächen durch Abschlagen desselben etc. zu beseitigen und ungleiche Flächen müssen durch Abstemmen, wenn sich dieses nötig macht, geebnet und Vertiefungen vermittels Zementmörtel ausgeglichen werden.

Sind die betreffenden Wände feucht, so wird dem Bindematerial ein Dichtungsmittel wie Biber, Aquabar, Ceresit oder Zechit zugesetzt.

Um dem Plattenbelag noch mehr Schutz gegen Nässe zu geben, ist die Anbringung einer Isolierschicht von Korkplatten sehr vorteilhaft. Diese Korkplatten, die etwa 3 cm stark sind, werden durch Annageln an das Mauerwerk befestigt. Diese Vorsichtsmassregel ist bei nässenden Wänden sehr zu empfehlen und wird auch sehr häufig angewandt.

Sind Platten an Holzwänden anzusetzen, was sehr oft vorkommt, so sind diese Wände vor Fäulnis in der Weise zu schützen, dass sie mit Dachpappe benagelt werden. Noch vorteilhafter ist die Anbringung von Bleipappe; dieselbe verteuert jedoch das Ansetzen nicht unwesentlich. Um einen guten Halt des Bindematerials an den Flächen zu erzielen, kann auf diese Pappe Drahtgewebe genagelt werden.

Für das Ansetzen der Platten werden von dem Werk oder dem Spezialgeschäfte, das die Platten liefert, Werkpläne angefertigt, die dem Leger die Arbeit viel erleichtern, weil in denselben die Feldereinteilung mit allen nötigen Teilstücken eingezeichnet ist.

Ein gewandter Leger wird sich vor Beginnen der Arbeit die Platten, die er für die zu beginnende Fläche benötigt, zurecht legen und, wenn möglich, genau zusammenpassen, was die Couleur anbelangt. Das Versetzen der Platten erfordert besonders grosse Geschicklichkeit in Bezug auf das Zusammenstellen der Farben. Einen guten Plattenbelag zu schaffen ist unter Umständen schwierig, besonders dann, wenn das Material in gewissen Beziehungen mangelhaft ist. Aus jedem Plattenmaterial lässt sich jedoch ein guter Belag schaffen, wenn sich der Leger dabei Mühe gibt. Passt der Leger die Platten nicht in geeigneter Weise zusammen, solange die Platten noch trocken sind, so kann es vorkommen, dass der Belag ungleichmässig in Farbe ausfällt. Sind die Platten einmal nass, so ist ein Aussuchen der Farben logischer Weise nicht mehr möglich, weil die Platten verschiedentlich mehr oder weniger Wasser aufsaugen je härter oder weicher sie sind und dass sich unter hundert Platten einige finden, die weicher oder härter im Scherben sind, ist ja selbstverständlich. Die Platte, die mehr Wasser aufgenommen hat, wird dunkler in Farbe sein wie diese, die weniger Wasser aufnahm.

Vor dem Ansetzen werden nun die Platten in reines Wasser gelegt, und bleiben solange darin, bis sie kein Wasser mehr aufnehmen. Man nimmt nur reines Wasser und wechselt es ziemlich oft. Es ist auch darauf zu achten, dass es nicht durch Seife, Fett und Oel etc. verunreinigt wird, denn derartige unreine und besonders fette Stoffe beeinflussen den Belag im Aussehen.

Der Leger zieht sich sodann in der Höhe der Sockelplatte bezw. Scheuerleiste eine Schnur, um die gerade Linie festzustellen, setzt dann die erste Platte eventuell den Sockel, wenn ein solcher in Verwendung kommt, an, und misst dann die Höhe ab, wobei er für Fuge pro Meter etwa 10—12 cm zu berücksichtigen hat. Kommt grosse Fuge beim Ansetzen in Frage, so muss er sich eben nach der Breite dieser Fuge halten und dementsprechend mehr zugeben. Die grossen Fugen haben sich in verschiedenen Gegenden gut eingeführt und speziell bedient man sich dieser bei farbigen Belägen. Sie wirken mitunter sehr vornehm, durch den weissen Marmorzement, womit die Fugen ausgestrichen werden und der bei dunklen Farben besonders hervortritt.

Hat sich nun der Leger die Höhe genau ausgemessen, so beginnt er mit dem weiteren Verlegen und setzt zunächst noch die oberste Platte an, über dieser er ebenfalls eine Schnur zieht, damit er die gleiche Linie beibehält.

Zunächst setzt er die unterste Plattenreihe an der vorgenommenen Fläche durch und setzt dann immer schichtenweise weiter.

Die Platte belegt er auf der ganzen Fläche mit dem Bindematerial (Zementmörtel), setzt dieselbe an und klopft mit einem Holzhammer oder mit dem umgedrehten Hammer (also mit dem Hammerstiel) die Platte an. Mit dem Kopf des Hammers dürfen Schläge gegen die Platte nicht ausgeführt werden. Machen sich irgendwelche Teilstücke noch nötig, so muss sich der Leger dieselben herstellen. Er bezeichnet das erforderliche Teilstück auf der Platte mit Blei oder dem allgemein gebräuchlichen Aluminiumstift, reisst diese Linie dann mit dem Diamant an, legt die Platte auf das Knie und verfolgt die Anzeichnung bezw. die Linie mit dem Dorn oder Meissel, nachdem er an beiden Kanten die Teilung etwas stärker angeschlagen hat.

Er wiederholt dann dieses Anschlagen auf der Rückseite der Platte ebenfalls. Durch einen genau geführten kräftigen Schlag gegen die Mitte mit Meisel und Hammer springt das gewünschte Stück ab. Bei einiger Uebung können die Teilstücke von Platten ohne Bruch ganz gut abgenommen werden. Es gibt hierzu auch verschiedene Apparate, die sich aber nur in seltenen Fällen als wirklich praktisch und brauchbar erwiesen haben.

Das Teilstück wird dann mit einem kleinen scharfen Hammer entsprechend bearbeitet, indem man das Fleisch der Platte abschlägt, bis der Rand des Stückes eine scharfe Kante gibt. Zum Zuschleifen des Randes bedient man sich eines Sandsteines oder Carborundumschleifers. Uebrig bleibende Stücke werden der Sparsamkeit halber beiseite gelegt, damit sie für andere Zwecke wieder verwendet werden können.

Eckleisten, Nippel etc. werden ausgespart und später meist erst angesetzt. Gibt sich Gelegenheit, diese Stücke gleich anzusetzen, so wird man es natürlich tun und bei einzelnen Ecken besonders. Innere Eckanschlüsse müssen gleich mit den Platten verlegt werden, meistenteils lässt es sich schon nicht anders machen.

Bei Achteckplatten werden hin und wieder die Einlagen später eingesetzt, dieses ist jedoch nicht zu empfehlen, sie werden nie so fest sitzen wie die Einlagen, die gleich mit den Platten eingelegt worden sind. Meist sitzen diese nachträglich eingesetzten Einlagen nur krumm und schief, wodurch das Aussehen der Fläche jedenfalls nicht gewinnt.

Besonders ist beim Versetzen der Platten darauf zu achten, dass sie nicht hohl sitzen und keine Lücke vorhanden ist. Bei feuchtem Mauerwerk darf dieses besonders nicht vorkommen, weil der Belag durch Eindringen von Nässe wie auch Wasser frühzeitig defekt werden würde.

Die Platten müssen vom Mauerwerk durch die Mörtelfuge vollständig getrennt sein. Es ist daher nötig, den Belag entweder gut auszuspachteln oder mit Zementmilch auszugiessen. Letzterer Vorgang ist noch der sicherste, weil sich die Zementmilch hinter dem Belag gut verteilt. Diese Zementmilch braucht nicht aus blankem Zement bestehen, sondern sie kann auch durch Verdünnen des Bindematerials hergestellt werden.

Selbstverständlich ist, dass das Versetzen mit peinlichster Sorgfalt geschehen muss, sodass nicht ganze Teile abgelöst und wieder neu versetzt werden müssen. Dieses kann bei nicht geübten Legern nämlich leicht vorkommen. Reinlichkeit muss hierbei ebenfalls am Platze sein, die Flächen dürfen nicht unnötiger Weise mit Zementmörtel beklext werden, da sich derselbe nur schwer wieder entfernen lässt.

Ist der Belag fertig, so wird er mit Marmorzement, der zu einer breiigen Masse hergerichtet wird, ausgefugt und sogleich abgerieben und vollständig gereinigt. Es ist natürlich dabei darauf zu achten, dass der Zement aus den Fugen nicht wieder herausgewischt wird. Man verwendet zum Abfegen nur einen sauberen Lappen, damit die Fugen nicht schmutzig werden.

Sind die Arbeiten in dem betreffenden Raum beendet, so sind die Türen und Fenster zu öffnen, damit der Belag gehörig austrocknen kann.

Die Austrocknung dauert mitunter sehr lange, es können Wochen und auch Monate vergehen. Solange der Belag nicht trocken ist, ist ein Urteil über die Farbenstellung, die bei weissen Platten besonders grosse Kritiken zu bestehen hat, naturgemäss nicht zu fällen. Zu dem Ausfall des Belages in Bezug auf die gleichmässige Farbenstellung sei besonders bemerkt, dass Farbenabweichungen bei Belägen mit weissen Platten auch von bester Qualität nur bis zu gewissen Grenzen zu umgehen sind.

Die Kritiken bei weissen Wandbekleidungen sind zuweilen zu strenge, und die Differenzen, die dadurch entstehen, nehmen hin und wieder grosse Dimensionen an.

An einen Plattenbelag werden manchmal, oder auch sehr oft, Anforderungen gestellt, die schon als übertrieben bezeichnet werden müssen. Vom rechtlichen und sachlichen Standpunkt muss es aber in dieser Richtung gewisse Grenzen geben. Was man unter der Bezeichnung I. Qualität versteht, darüber gibt es noch viel Unklarheit und Meinungsverschiedenheiten. Bei einem Plattenbelag muss immer berücksichtigt werden, dass es sich um keramische Erzeugnisse handelt, die vom Feuer abhängen, es kann daher unmöglich verlangt werden, dass eine Platte genau die Farbe hat wie die andere. Kleine Abweichungen kommen immer vor. Wenn die Farbabweichungen nicht merklich hervortreten, können sie als Fehler nicht bezeichnet werden. Fehlerhaft kann der Belag nur dann sein, wenn die eine oder andere Platte wesentlich absticht. Bei minderwertigen Qualitäten II. und III. Wahl müssen selbstverständlich Farbabweichungen mit in den Kauf genommen werden. - Versteht es aber der Plattenleger, die Platten richtig zu versetzen, so können die bei diesen Qualitäten vorkommenden abweichenden Platten ebenso gut verteilt werden, dass der Belag ein gutes Aussehen erhält. Immerhin muss aber bei solchen Belägen eine Rücksicht auf die Qualität und demzu­folge auch niederen Preis genommen werden.

Eine grosse Rolle spielt bei Wandbekleidungen die Beleuchtung. Ein Belag, der durch ein Fenster Streiflicht bekommt, wird nie so gut aussehen, wie ein Belag an einer Wand ohne Beleuchtung. Das Licht kann zuweilen den Belag sehr beeinträchtigen. In vielen Fällen findet aber eine Belehrung keine Beachtung, die betreffende Wandfläche wird einfach als mangelhaft ausgeführt hingestellt.

In der Tat hat sich vielleicht der Leger die grösste Mühe gegeben, den Belag gut auszuführen. Ein Belag mit ungünstiger Belichtung erfordert ohnehin mehr Arbeit und Achtsamkeit, das weiss ein geübter Leger sehr wohl, und er gibt sich auch dabei mehr Mühe, um seine Arbeit gut auszuführen, und um nicht Differenzen zu begegnen. Jedoch bei grösster Sorgfalt bleiben ihm Differenzen sehr häufig nicht erspart.

Bei der Ausführung von Wandbekleidungen sind so viele wichtige Punkte zu berücksichtigen, dass sie einzeln nicht angeführt werden können.

Sehr von Bedeutung ist die Verwendung von gutem Zement. Billiger Zement wird nie die guten Erfolge gewährleisten, es ist damit stets ein Risiko verbunden. Schlackenzement und derartige Sorten dürfen nicht verwendet werden, weil sie sehr oft Durchschläge verursachen. Es kommen unter den Zement Sorten vor, die in den Belägen schwarze Flecken erzeugen. Wird der Zement bauseitig geliefert, so hat sich das betreffende Plattengeschäft etc. immer zu vergewissern, wie derselbe beschaffen und von welcher Sorte er ist.

Das Bindematerial besteht entweder aus scharfem Sand, hydraulischem Kalk und Portlandzement oder aus Kalkmörtel und Zement. Das Mischungsverhältnis ist nicht immer gleich und richtet sich nach der Beschaffenheit der Wandflächen und besonders danach, wo die Platten angesetzt werden und zwar in Innenräumen mit trockenen Wandflächen bei weniger geschützten Flächen, zu denen Nässe treten kann, oder Aussenverkleidungen.

Das normale Verhältnis der Mischung ist von den ersteren Materialien 1 Teil Kalk, 2 Teile Zement und 3 Teile Sand; bei letzteren Materialien 2 Teile Mörtel und l Teil Zement, mit dem entsprechenden Zusatz von Zement bei feuchten Wänden oder Aussenverkleidungen. Bei Aussenbekleidungen ist eine Mischung von gleichen Teilen Zement und Mörtel erforderlich.

Da beim Plattenversetzen die Ausführung von Bädern eine wichtige Sache ist, so ist auch diesen Arbeiten Rechnung getragen und einige Bäder der meist vorkommenden Ausführung in primitiven, Skizzen abgebildet, die vorkommenden Falles gute Anhaltspunkte geben werden.

Die abgebildeten Badewannen sind nicht scharfkantig, sondern mit Hohlkehlen an den einspringenden Ecken dargestellt. Die Badewannen werden in den meisten Fällen in dieser Art ausgeführt, nicht selten findet man sie auch mit scharfen Innenecken.

 

Bad l ist 3 Platten tief versenkt und mit seitlichen Stufeneinstieg. Die 4. Plattenreihe ragt, wie aus der Skizze ersichtlich ist, über den Fussboden hinaus. Abgedeckt ist die Wanne mit Rundungsplatten und die äusseren Ecken sind nicht mit Eckleisten sondern ebenfalls mit Rundungsplatten hergestellt. Die äusseren Ecken können verschiedene Rundungen erhalten. Man verwendet zur Abrundung die bereits erwähnten Rundungsplatten (Platten mit Rundung), Eckleisten mit kleiner Rundung bezw. Radius, oder grosser Rundung.

 

 

Bad 2 hat die gleiche Ausführung wie Bad 1, ist aber nur eine Platte tief versenkt.

 

 

Bad 3 ist ebenfalls eine Platte tief versenkt und mit schräger Kopfwand hergestellt.

Die Ausführung der Bäder kann sehr verschieden sein, es hängt natürlich die Art der Ausführung von dem Geschmack des Bauherrn oder des auszuführenden Fachmannes ab. Bei den skizzierten Bädern sind die Platten Fuge auf Fuge versetzt. Vielfach versetzt man die Platten auch im Fugenverband, was auch gut aussieht.

Für die Stufen müssen auf jeden Fall geriffelte Platten verwendet werden um ein Ausgleiten beim Einsteigen in die Wanne zu verhindern. Sehr zu empfehlen sind die geriffelten Platten auch für den Boden der Wanne, weil dieselben dem Fuss einen sicheren Halt geben. Es werden zwar sehr häufig glatte Platten zum Belegen des Bodens verwendet, aber zur Vorsicht ist es immer angebrachter, wenn die Platten geriffelt sind.

Eine besonders sachgemässe Ausführung erfordert die Herstellung des Wannenkörpers. Er wird aus Mauerziegeln aufgebaut und in genügender Weise mit Zementmörtel gedichtet, damit er vollkommen wasserdicht wird. Hier ist es wieder sehr angebracht, dem Zementmörtel etwas von den bereits vorerwähnten Dichtungsmitteln zuzusetzen.

 

 

Frostsichere Platten und Verblender.

 

Ausser den vorherbeschriebenen Plattensorten werden in den meisten Wandplattenfabriken auch noch andere in's Fach einschlagende Fabrikate hergestellt und hierzu gehören die frostsicheren Platten und die Verblender verschiedener Arten.

Man findet hier die Steingutverblender, Steinzeugverblender, Tonverblender oder Spaltviertel, die Mosaik- und Porzellanverblender.

Alle diese Verblendersorten werden jedoch nur selten in einem Betrieb hergestellt, es hat vielmehr jedes Werk seine Spezialität. Es gibt heute allerdings schon eine grössere Anzahl Werke, die auf verschiedene Fabrikate eingerichtet sind, z. B. für Wand- und Mosaikplatten; ein derartiges Werk ist natürlich in der Lage, alle möglichen Plattenfabrikate herzustellen und man findet dort auch eine rationelle Betriebseinrichtung, sodass dem gesamten Bedarf am Plattenmarkte Rechnung getragen werden kann.

Da die Nachfrage für die frostsicheren Platten sich immer mehr geltend machte, so hat man sich diesen Fabrikaten in den letzten Jahren ganz besonders gewidmet und die Erfolge, die auf diesem Gebiete erreicht wurden, sind sehr bedeutend.

Es werden heute frostsichere Plattensorten hergestellt, die in jeder Beziehung die Bezeichnung „frostsicher" verdienen. Durch die Einführung dieser Platten hat man die diversen anderen Fabrikate zur wetterbeständigen Verwendung, zum grossen Teil verdrängt.

Man findet dieses frostsichere und wetterbeständige Material in verschiedenen Grössen und Sorten. Zunächst hat man die frostsicheren Wandplatten in den üblichen Grössen von 146/146 mm bis 152/152 mm. Sodann kommen die Verblender in den Grössen eines Ziegelkopfes 12x7 cm in 1 cm und 2 cm Stärke, scharfkantig und mit Fase. Diese letzteren Verblender werden auch mit Einschnitten auf der Rückseite hergestellt, was einen wesentlichen Vorteil beim Ansetzen bietet, da durch diese Einschnitte ein guter Halt geschaffen wird, sodass Erschütterungen und Frosteinwirkung auf den Belag ohne Einfluss sind.

Unter der Bezeichnung „frostsicher" und „wetterbeständig" versteht man ein Material, das sich gegen jeden Einfluss durch Feuchtigkeit und Frost vollkommen widerstandsfähig erweist. Der Scherben muss durch und durch gesintert sein, also einen verglasten Körper bilden, der Wasser nicht aufnimmt. Es wird heute nur wenige unter den bezeichneten Fabrikaten geben, die sich nicht als wetterbeständig erweisen. Die Herstellung dieser Plattensorten ist nicht so schwierig für den Praktiker, dass anzunehmen wäre, dass die Platten Unvollkommenheiten aufweisen.

Natürlich erfordern die diversen Fabrikate verschiedene Behandlungen beim Versetzen. Mit der Eigenschaft des Scherbens muss immer gerechnet werden, denn derselbe ist doch hin und wieder verschieden. Der Körper des Porzellanverblenders, sowie auch der des Steingutverblenders ist mehr glatt und wenig oder gar nicht porös, während der des Stein­zeug-, sowie Mosaikverblenders eine Porosität zeigt.

Beim Ansetzen der ersteren Sorten ist ganz besondere Achtsamkeit wie auch Sachkenntnis nötig. Das Ansetzen der Verblender ist daher wesentlich komplizierter wie das der Wandplatten. Der Körper der Wandplatte saugt Wasser auf, sodass ein Abbinden mit dem Bindematerial von selbst stattfindet, da beide Teile Feuchtigkeit besitzen. Der Verblender, der kein Wasser aufnimmt, muss infolgedessen sorgfältiger mit dem Mörtel in Verbindung gebracht werden, wenn nicht eine Lockerung desselben nach dem Verlegen sich einstellen soll.

Ferner bietet das Ansetzen der Verblender in der Weise Schwierigkeiten, dass er sich schlecht zuhauen lässt. Das für eine jeweilige Fläche erforderliche Material muss demzufolge passgerecht bezogen werden, sodass alles nach dem Werkplan stimmt. Beim Zuhauen gibt es in der Regel Bruch, zumal, wenn es von weniger sachkundigen Leuten geschieht.

Abgesehen von dem entstehenden Bruch ist es noch sehr zeitraubend, es ist daher zu empfehlen, sich dieses harte Plattenmaterial vom Werk oder dem liefernden Spezialgeschäft passend nach dem Plan liefern zu lassen.

Die Zusammensetzung des Bindematerials ist bei diesem Plattenmaterial nicht immer gleich, man richtet sich hierbei stets nach den Verhältnissen.

Bei Flächen, die den Witterungseinflüssen ausgesetzt sind, ist eine Zusammensetzung von gleichen Teilen Kalkmörtel und Zement zu empfehlen, dabei ist zu beachten, dass nur 1a. Zement verwendet wird. Sind die Flächen mehr geschützt, so kann auch 1 Teil Zement und 2 Teile Kalkmörtel genommen werden. Die Wandflächen müssen natürlich ebenfalls gerauhwerkt sein, wie bei dem Versetzen der Wandplatten, (Siehe auch Versetzen der Wandplatten).

Obwohl diese frostsicheren Plattenfabrikate in jeder Richtung als erstklassig bezeichnet werden müssen, wie bereits erwähnt, so nehmen die Bemängelungen in dieser und jenen Weise noch immer kein Ende und zumeist in dem Punkte des Haarrissigwerdens der Glasur. Die Haarrisse zeigen sich indes nicht auf allen Verblenderfabrikaten, sondern hauptsächlich nur auf diesem Scherben, der mit Majolikaglasuren überzogen ist.

Es ist schon vielfach darauf hingewiesen worden, dass diese Haarrisse nichts zu bedeuten haben, weil sie nur in der Glasur liegen, diese aber so hart gebrannt ist, dass durch ein Eindringen von Feuchtigkeit, wenn dies der Fall wäre, und Abgefrieren oder Abblättern der Glasur nicht möglich ist.

Diese Glasurrisse entstehen nur dadurch, weil der poröse Körper der Platte eine grössere Dehnungsfähigkeit besitzt, wie die Glasur infolge ihrer glasigen Eigenschaft.

Bei irgendwelchen Einflüssen, sei es durch Kälte oder Wärme, findet ein Prozess der beiden Körper, des Scherbens und der Glasur, statt. Hauptsächlich ist dies beim Abkühlen der Platten, wenn sie aus dem Ofen kommen, der Fall.

Der Scherben hat, wie erwähnt, eine grössere Dehnungsfähigkeit wie die Glasur, er dehnt sich deshalb schneller aus und zieht sich ebenso schnell wieder zusammen, während die Glasur sich nur langsamer zusammenziehen kann. Die Spannung ist dabei derart, dass die Glasur dem raschen Zusammenziehen des Scherbens nicht Stand zu halten vermag und es erfolgt hierbei eine Zersplitterung der feinen Gefüge.

Einen Einfluss auf die Dauerhaftigkeit des Materials haben diese Glasurrisse nicht, sodass ein Defektwerden des Belages absolut nicht zu befürchten ist.

Sehr viel wird auch die Glasurlage, wenn sie bei Belägen etwas unregelmässig ausfällt, bemängelt. Ein Kenner der Fabrikation wird genau wissen, wie schwer eine gleichmässige Glasurlage bei diesem harten Material zu erzielen ist. Wollte man bei einem Verblenderbelag mit Majolikaglasuren eine gleichmässige Glasurlage bezw. eine egale Färbung verlangen, so müssten die diversen Flächen erst zusammen kouleurt werden, was aber nur bei einem grösseren Lagervorrat möglich wäre. Für einen derartigen Belag müsste jedoch ein entsprechend höherer Preis gefordert werden.

Eine Fläche mit einer egalen Färbung gibt jedoch keine so gute Wirkung als diese, wo die Farbenverschiedenheiten dunkler und heller sind, was jeder Fachmann zugeben wird. Dadurch, dass die Platten dunklere Ränder zeigen, kommt der Belag erst zur Geltung, weil dieselben bei Belichtung Reflexe geben.

Einen Belag so herzustellen, wie er zuweilen verlangt wird, ist bei diesem Material an sich nicht denkbar, es muss hier ebenfalls damit gerechnet werden, dass man es mit einem keramischen Fabrikat zu tun hat, das vom Feuer und von diversen anderen Umständen abhängig ist.

Die Platten sind, wenn sie auch bei einem Feuergrad gebrannt werden, nicht gleich in Härte, weil der Stand im Ofen viel beeinflussend ist. Der weichere Körper zieht mehr Glasur an wie der festere und härtere Körper, und die Platte, die mehr Glasur aufgesaugt hat, wird daher dunkler ausfallen. Die dunklen Ränder entstehen auch dann, wenn die Glasur schärferem Feuer ausgesetzt ist. Die Glasur fliesst in diesem Fall mehr und zieht sich nach den Kanten, wo sie sitzen bleibt.

Bei manchem Stück ist der eine Rand dunkler wie der andere, was davon herrührt, dass dasselbe in der Kapsel etwas schief gelegen hat, die Glasur ist in diesem Fall mehr nach einer Seite gelaufen. Gegen diese Vorkommnisse lässt sich aber nichts tun. Beim Einsetzen der Platten in die Kapseln wird stets strenge darauf gesehen, dass dieselben gerade aufliegen, jedoch nach der Wasserwaage kann man sie doch nicht einsetzen. Diese Flusskanten lassen sich bei der grössten Vorsicht nicht vermeiden.

Die erwähnten Punkte lassen sich in der Fabrikation nicht umgehen und müssen vom Konsumenten in den Kauf genommen werden.

 

 

Fussbodenplatten.

 

Wenn der Verbrauch an Wandplatten im Baufache schon ein bedeutender ist, so ist er im Verhältnis zum Verbrauch der Fussbodenplatten prozentual noch gering, insofern als für die Fussbodenplatten eine weit grössere Verwendung vorhanden ist, wenn man die Plattensorten, die auf den Markt gebracht werden, in ein Ganzes zusammenfasst.

Die Fabrikation von Fussbodenplatten von der einfachen Tonplatte bis zur Mosaikplatte, ist nicht nur als eine sehr umfangreiche zu bezeichnen, sondern man möchte annehmen, dass in diesen Fabrikationszweigen sich tatsächlich schon eine völlige Ueberproduktion bemerkbar macht. Die Marktlage ist schon seit Jahren keine günstige mehr. Durch die wiederholten Lähmungen der Bautätigkeit sind einerseits ungünstige Verhältnisse am Plattenmarkt hervorgerufen worden und andererseits sind aber in kurzen Zeitabschnitten so viele neue Werke entstanden und die Bodenplatten sind von verschiedenen Werken eingeführt worden, dass man sich sagen muss, es gibt heute mehr Werke dieser Branche, als nötig sind.

Neben der bedeutenden Konkurrenz machen sich auch die immer mehr auftauchenden Surrogate (Zement- und Kunststeinfabrikate etc.) sehr fühlbar, wie­wohl die keramischen Erzeugnisse immer die Oberhand behalten werden, weil sie die auf kaltem Wege hergestellten Erzeugnisse nach wie vor an Dauerhaftigkeit weit übertreffen.

Die Herstellung der Fussbodenplatten ist eine vielseitige und selbst die Fabrikate weisen wesentliche Unterschiede auf. Im Nachstehenden sind deshalb die Fabrikationshergänge der diversen Platten in kurzen Umrissen geschildert.

Die gewöhnliche Tonplatte wird auf nassem Wege hergestellt. Sie besteht aus einer Mischung von mehreren und verschiedenen Tonsorten mit Schlacke. Auf der Strangpresse werden diese Platten ähnlich der verschiedenen Ziegelfabrikate hergestellt und die Formen werden ihnen durch Nachpressen in lederhartem Zustande gegeben. Der Scherben der gewöhnlichen Tonplatte ist porös, nimmt also Wasser auf und ist diese Platte mit der gesinterten Steinzeug- oder Füllmasseplatte nicht zu vergleichen, was die Härte anlangt.

Die Tonplatte, wenn sie auch nicht die Härte der Steinzeug- und Mosaikplatte besitzt, ist in manchen Arten sehr brauchbar und erfüllt ihre Bedingungen vollständig. Die Mosaik- und Steinzeugplatten sind nicht für jeden Belag geeignet, man greift in diversen Fällen lieber zur Tonplatte, weil sie nicht so glatt ist wie erstere. Besonders für Durchfahrten wird sie gern verwendet, weil sie elastischer ist und ein Ausgleiten der Pferde etc. beim Betreten nicht so befürchten lässt wie die Steinzeugplatten, deren Oberfläche viel glatter ist. Wie gern die Tonplatte verwendet wird, beweist ja die grosse Produktion in diesem Fabrikationszweig.

In grossem Umfange werden auch die Steinzeug- oder Füllmasseplatten hergestellt. Sie gleichen in ihren Eigenschaften sehr den Mosaikplatten und werden daher auch durchschnittlich als solche bezeichnet, obwohl diese Bezeichnung ganz und garnicht zutrifft. Die Bezeichnung ,,Mosaikplatte" kann sich nur auf die Herstellungsweise beziehen, aber nicht auf die Ausführung und den Begriff.

Die Füllmasseplatten werden ähnlich wie die Wandplatten auf trockenem Wege durch Pressen mit hydraulischem Druck bei ca. 200 Atmosphären hergestellt. Die Massen werden zum Teil auf chemischem und zum Teil auch auf natürlichem Wege durch Vermengen verschiedenartiger farbiger Tone und inniger Vermahlung auf den Mühlen geschaffen. Die farbigen Massen, die auf chemischem Wege gefärbt werden, erfordern eine sehr sachgemässe und auch komplizierte Zusammensetzung.

Zur Herbeiführung der Sinterung werden den Tonen Flussmittel, wie Quarz und Feldspath, zugesetzt und die Platten werden bei hoher Temperatur, bei 12-1300°, gebrannt. Der Scherben zeigt daher einen verglasten Körper, der Wasser und Feuchtigkeit nicht aufnimmt. Die Oberfläche der Platten ist undurchdringlich, Oele und sonstige Fettstoffe können in den Scherben nicht eindringen und Säuren können die Platten ebensowenig angreifen, wie ihnen auch Frost nicht schaden kann.

Die Eigenschaften der Mosaikplatten sind die gleichen wie bei den Füllmasseplatten, denn sie bestehen aus einem Material in Bezug auf die Zusammensetzung der Massen. Der Unterschied zwischen Mosaik- und Füllmasseplatten liegt darin, dass die Füllmasseplatten nur einfarbig und die Mosaikplatten mehrfarbig, also mit Musterungen hergestellt werden.

Die mehrfarbigen Muster werden in einer Stärke von ca. 3 cm auf die einfarbige Grundmasse vermittels Schablonen aufgelegt und eingepresst. Gleichfalls wird auch die farbige Masse in der vorerwähnten Weise auf die Grundmasse aufgelegt und eingepresst, während bei der Füllmasseplatte die Färbung durch den ganzen Scherben geht.

Mit der Bezeichnung „Mosaikplatten" werden diese Plattensorten deshalb belegt, weil sie „mosatk"-ähnlich hergestellt sind; in Wirklichkeit stellen sie nur eine Imitation dar.

Unter „Mosaik" versteht man eine musivische Arbeit, eine malerische Darstellung durch Aneinanderfiigen verschiedenfarbiger Körperchen aus Stein oder Glas u. dergl. Die Mosaikplatte hat demzufolge eine historische Bedeutung, denn sie ist altorientalischen Ursprungs, war bei den Griechen und Römern sehr beliebt und wird heute noch von den Italienern besonders gepflegt.

Diese Völker fertigten die Bodenbeläge vornehmlich in Kirchen und Palästen etc. von kleinen farbigen und unregelmässigen Steinchen. Nicht nur für Bodenbeläge, sondern zur Dekoration von Wandflächen wurde diese Mosaik verwendet. Man findet an alten Domen und Kirchen diese künstlerisch hergestellten Gruppen und Bilder an den Giebeln als Aussendekoration wie auch für Ausschmückung des inneren Ausbaues. Viele dieser erwähnten alten Baulichkeiten zeugen noch von dem Kunstsinn dieser Völkerschaften und von vergangenen Zeiten. Auch in dem vergangenen Jahrhunderte führte man vielfach bei kirchlichen Gebäuden derartige Mosaikverkleidungen aus; wer sich dafür interessiert, wird solche noch finden.

Bedauerlicherweise finden aber heute diese künstlerischen Schöpfungen nur noch geringe Beachtung, zumal der Kunstsinn im Allgemeinen zurückgegangen ist, teilweise ist er überhaupt nicht mehr zu finden. Die Verhältnisse haben zu krasse Gegensätze angenommen. Man interessiert sich heute für die Kunst nur noch wenig; der Kunstsinn, der schliesslich kaum merklich noch zu finden ist, wird in kurzer Zeit möglicherweise auch noch verschwinden.

In neuerer Zeit hat man sich für die Kleinmosaik wieder etwas mehr interessiert durch die Schaffung der kleinen Steinchen (Plättchen).

Die Mosaikplatte, die heute als edelstes Material aller Bodenplattensorten in den Handel gebracht wird, wurde erst gegen 1850 erfunden und sollte einen Ersatz für die kleinen Steinchen bieten. Die Platten wurden mit der römischen Imitation hergestellt, wie man sie heute noch in der Ausführung findet.

Da die Mosaikplatten ihren Ursprung in Mettlach haben, so werden heute noch alle derartigen Plattenfabrikate als Mettlacher Platten bezeichnet. Die Bezeichnung „Mettlacher Platte" hat indes in Bezug auf die Qualität der Platten nichts zu bedeuten. Es existieren heute Fabrikate, die den Mettlacher Platten nicht nur gleichkommen in Qualität, sondern dieselben schon überflügelt haben.

Die Käufer wie die Baufachleute lassen sich durch die Bezeichnung „Mettlacher Platten" nicht selten direkt düpieren. Sie glauben nur dann ein gutes Material zu bekommen, wenn diese Bezeichnung der Offerte etc. beigesetzt ist. Der gewandte Fachmann, der über genügende Fachkenntnisse betr. der Güte der Plattenmaterialien, die auf den Markt gebracht werden, verfügt, wird indes dieser Bezeichnung keinen besonderen Wert beilegen.

Umfangreiche Kenntnisse hinsichtlich der vielen Fabrikate muss sich jeder Ausführender von Plattenarbeiten sammeln, damit er auch in der Lage ist, die Vor- und Nachteile dieses und jenes Materials zu erkennen. Für den Laien oder denjenigen, dem die Fabrikation unbekannt ist, gibt es Unterschiede bei den vielen Platten, die in den Handel gebracht werden, in Bezug auf ihre Beschaffenheiten wohl kaum, er ist nicht in der Lage, die Fabrikate nach der Qualität zu taxieren. Dass diese Tatsachen vorhanden sind, das beweisen ja zur Genüge die vorstehenden Bemerkungen betreffs der Plattenbezeichnung.

 

 

Verlegen der Bodenplatten.

 

Das Verlegen der Bodenplatten gleicht dem Versetzen der Wandplatten nicht unwesentlich. Natürlich sind bei Bodenbelägen wieder andere Punkte zu berücksichtigen und man hat auch mit anderen Verhältnissen zu rechnen.

Ein guter Bodenbelag erfordert vor allen Dingen einen guten Unterboden. Derselbe muss vollständig eben und waagerecht sein, damit der Belag auch ordnungsmässig hergestellt werden kann.

Dieser Unterboden kann auf verschiedene Arten hergestellt werden und kommt es dabei immer darauf an, auf welche Verhältnisse man Rücksicht zu nehmen hat.

Ein Unterboden bei normalen Verhältnissen kann dadurch geschaffen werden, dass der Boden bezw. die betreffende Fläche planiert und festgestampft wird, wozu Kies und Ziegelschotter mit Kalkmörtel verwendet werden kann.

Für Räume, die weder der Witterung noch Nässe ausgesetzt sind, kann noch eine einfachere und billigere Art von Unterboden geschaffen werden. Dieselbe kann aus 3-4 cm hoher festgestampfter Sandbettung bestehen.

Bei Belägen im Freien, auf Balkons, Veranden etc. ist ein Unterboden, bestehend aus einer Ziegelschicht mit einer Beton- oder Asphaltauflage unbedingt nötig, damit ein Durchgefrieren von unten herauf nicht stattfinden kann.

Sind die Platten auf Holzboden zu verlegen, so ist ein Zement-Estrich erforderlich, wobei das Holz vorher mit Blei oder Dachpappe zu isolieren ist.

Das Mischungsverhältnis des Bindematerials ist beim Verlegen von Bodenplatten genau dasselbe wie beim Versetzen der Wandplatten. Die Angaben, die häufig besonders von Seiten der Werke gemacht werden, sind in der Praxis nicht massgebend, weil sie nur einseitig sind. Das Zusammensetzen des Bindematerials hat also nach den jeweiligen Verhältnissen zu geschehen, aber nicht nach einer Schablone.

Zum Verlegen der Bodenplatten liefern die Werke oder die Plattengeschäfte ebenfalls wie bei Wandplatten Legepläne mit genauer Einteilung der Musterung und Angabe der Teilplatten.

Bei Bestellung von Platten ist daher zu empfehlen, dem Lieferanten genaue Massskizzen der zu belegenden Flächen einzusenden, weil man dadurch ein Uebrigbleiben von Resten, wie auch den Verhau erspart. Das Zuhauen der Bodenplatten geschieht ebenfalls wie bei den Wandplatten, jedoch ist es viel schwieriger infolge der grösseren Härte der Platten.

Vor Beginn des Legens muss sich der Leger die Platten für die Fläche, die er zuerst vornimmt, zurecht legen, damit er sie nur wegnehmen braucht und nicht durch Aussuchen der Platten in seiner Arbeit aufgehalten wird.

Sodann zeichnet er durch Spannen einer Schnur die Mittellinie an und legt erst eine Plattenreihe lose auf. Hat er die genaue Einteilung ermittelt, so kann er mit dem Legen beginnen.

Das Bindematerial wird erst beim Anlegen jeder Platte aufgetragen, da es erhärten würde, wenn man dasselbe gleich für mehrere Platten auftragen würde. Die Auflage des Bindematerials genügt bei normalen Verhältnissen in einer Stärke von 2-3 cm.

Ist eine grössere Fläche verlegt, so werden die Fugen von Sand und Staub gereinigt und mit Zementmilch ausgegossen, wobei man diese mit •einem Besen über die ganze Fläche verbreitet und in die Fugen wieder einkehrt.

Bei Achteckplatten müssen die Einlagen sogleich mit den Platten verlegt werden.

Eine besondere Sorgfalt bedarf das Verlegen der Kleinmosaik. Diese werden vom Werk auf Papier aufgeklebt, (mit dem Papier natürlich nach oben) geliefert. Diese Tafeln sind in Grösse genau wie sie für die jeweiligen Flächen gebraucht werden, eingeteilt und entsprechend bezeichnet. Das Verlegen dieser Kleinmosaik ist keineswegs einfach, es kann im Gegenteil nur von geübten Legern ausgeführt werden. Das Papier wird nach Fertigstellung des Belages durch Abwaschen entfernt.

Der Zement, der bei dem Ausgiessen der Fugen an dem Belag haftet, muss sofort beseitigt werden, damit er nicht erhärtet, weil er sich in dem Falle nur schwer entfernen lässt. Diese Reinigung geschieht durch Aufstreuen von Sand und Abreiben mit einem Besen. Die Fugen müssen jedoch dabei geschont werden.

Vor 6-8 Tagen darf der Belag nicht betreten werden. Ist dieses jedoch nicht zu umgehen, so ist er durch eine Auflage von Sägespänen und Abdeckung mit Brettern zu schützen.

Ist der Belag vollständig ausgetrocknet, so erfolgt die gründliche Reinigung desselben, was wieder nach allen möglichen, guten und schlechten Methoden erfolgt.

Im Allgemeinen geschieht die Reinigung des Belages mit einer Mischung von Salzsäure und Wasser. Dieselbe ist jedoch verschieden, hier setzt man dem Wasser mehr, dort wieder weniger Salzsäure zu. Zuviel Salzsäure schadet dem Belag in jedem Fall, weil sie den Mörtel in den Fugen angreift und einen grauen Niederschlag auf den Platten erzeugt. Man bedient sich der Salzsäure daher am besten in geringen Mengen, etwa im Verhältnis von l : 9, also 1 Teil Salzsäure und 9 Teile Wasser.

Sofern der Belag durch das einmalige Absäuern noch nicht sauber sein sollte, muss das Verfahren wiederholt werden.

Am besten geschieht die Reinigung des Belages in folgender Weise:

Man bestreicht die Flächen mit schwarzer Seife und lässt dieselbe mehrere Stunden darauf einwirken. Sodann scheuert man die Flächen mit warmem Wasser und Sand vermittels einer Wurzelbürste ab, spült tüchtig nach und trocknet gehörig ab. Genügt eine einmalige Reinigung nicht, so muss dieses wiederholt werden.

Bezüglich des Reinigens des Bodens sind noch verschiedene wichtige Punkte zu beachten.

Wie die Salzsäure Metall angreift und Rostflecken verursacht, so kann Wasser ebenfalls den Metallteilen schädlich werden, die besonders in Läden an den Regalen, an dem Ladentisch etc. zu finden sind.

Die aus Metall bestehenden oder mit solchen versehenen Gerätschaften müssen natürlich vor der Salzsäure wie auch vor dem Wasser genügend geschützt werden. Kommt die Säure in Frage, so müssen die betreffenden Teile entweder mit Lappen umwickelt oder mit Fett oder Vaseline eingerieben werden. Der Boden ist in jedem Fall genügend abzutrocknen, damit nicht irgend an einer Stelle Nässe zurückbleibt.

 

 

 

 

 

 

Meinem Sohn Norbert danke ich für die Bearbeitung des Berichtes und die Veröffentlichung auf der Homepage www.geschichte-der-fliese.de