FRANKREICH

 

 

Fliesentableaus des Masséot Abaquesne im Schloss Écouen

  

 

 

 

 

 

 

 

Fayencefliesen aus der Werkstatt des Masséot Abaquesne im Victoria & Albert Museum London

 

 

 

 

 

Altarpodest aus der Kapelle des Schlosses
La Batie d’Urfé (Loire)

im Louvre in Paris

 



Zinnglasierte französische Fliesen sind schon aus dem 15. und 16. Jahrhundert bekannt. Sie wurden in Rouen, Nimes, Lyon und Nevers nach spanischen und italienischen Vorbildern dekoriert.

Von Spanien und Portugal beeinflusste französische Fliesen

In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts kamen die »carreaux de Lisieux« - in der Hauptsache für Wandbekleidungen in den Bereichen offener Kamine - in Mode. Als Ornamente finden sich meist Rosetten und heraldische Lilienmuster, im aus Spanien und Portugal bekannten Cuerda-seca-Verfahren hergestellt.

Relieffliese mit Adler, 16. Jahrhundert (Victoria & Albert Museum London)

 

Muster aus neun Fliesen von Abaquesne, auf denen er Ornamentleisten
nach antiken Mustern mit nordischen Eichenblättern kombinierte.
(Musée Royal Brüssel)

 

Teil eines Fliesenbodens aus Schloss Oiron, 16. Jahrhundert.
(Gemeente Museum Den Haag)

 

Emblem des Anne de Montmorency im Philadelphia Museum of Art

Anne de Montmorency (1493 – 1567) war erster Herzog von Montmorency und Pair von Frankreich.

 

 

Putto auf einem Delphin, eines der für Nevers typischen Meereswesen, etwa 1600
(Musée Royal Brüssel)

 

Veritas, die Göttin der Wahrheit, auf einem Fliesenbild aus dem Schloss ’la Gloriette’, Residenz der Herzöge von Nevers. Die Ausführung ist charakteristisch für die in der Mitte des 17. Jahrhunderts von Italien beeinflussten Fayencen aus Nevers (Musée de Sèvres).

 

Nevers stand in enger Verbindung mit Italien, denn die Gonzaga waren Herzöge von Mantua und Nevers. Urkundlich gesichert ist für Nevers ab 1578 eine Werkstatt unter der Leitung der Conrades von Albissola aus Savona, Ligurien.
Das Musée Municipal von Nevers und das Keramikmuseum in Sèvres besitzen sehr schöne Fliesen des 17. Jahrhunderts aus Nevers, der Stadt, die durch Gebrauchs- und Zierkeramiken sowie Fliesen aus den Werkstätten » Autruche « und » Ecce Homo « bei Keramikfreunden bekannt wurde.

Fragment einer Groteske, gemalt von dem 1528-1564 in Rouen tätigen Masséot Abaquesne.
Die Fliesen wurden für Schloss Écouen hergestellt.
(Victoria & Albert Museum London)

 



Aix-en-Provence, drittes Viertel des 17. Jahrhunderts

 



Aix-en-Provence, Ende des 17. Jahrhunderts

 


 



Aix-en-Provenve, Ende des 17. Jahrhunderts

 

 

Herstellung von Fliesen in Frankreich (18. Jahrhundert)

Verlegen eines Bodenbelags in Frankreich (18. Jahrhundert)

 

Im 17. und 18. Jahrhundert veränderte sich die französische Fliese und ihre Verwendung vollkommen. In den Kirchen wurden Fliesenböden durch Natursteinbeläge verdrängt. Die China-Mode, Fliesen aus den Niederlanden und Porzellan aus Sachsen verdrängten die Polychromie französischer Wandfliesen. In Nevers, Moustier, Lisieux, Saint-Cloud und Paris wurden Fliesen nun in »Delfter Manier«, das heißt in blauer Farbe, bemalt. Aus den Niederlanden wurden so viele Fliesen importiert, dass die französische Produktion bald alle Bedeutung verlor. Schon 1664 war auf den Import von Fliesen aus Holland ein besonderer Zoll erhoben worden, doch schränkte dieser die Lieferungen nicht ein.
Um 1727 holte der Graf von Aranda, Gründer der Fayencemanufaktur von Alcora (nördlich von Valencia) Joseph Olérys und Edouard Roux aus Moustiers. Daraus resultierte eine enge Verbindung französischer und spanischer Fayencen.
Fayencen, während der Tätigkeit von Joseph Olérys 1727 bis 1737 in Alcora hergestellt, zeigen den nach ihm benannten Olérys-Stil, den er schon in Moustiers ausführte. Olérys kehrte 1737 von Alcora nach Moustiers zurück. Er führte die polychrome Bemalung von Fliesen mit Zwergen und Clowns, inspiriert von Druckgraphik nach Callot, ein. Dieser Modetrend verbreitete sich schnell in Frankreich, Spanien und Italien.

 

Die Dekore von Fliesen der Werkstätten aus Lille und Umgebung waren hauptsächlich von niederländischen Arbeiten beeinflusst. Fayencewerkstätten mit Fliesenproduktion gab es auch in Desveres, Douai, Pas de Calais und Saint Omer.

      

Fliesen im Hospiece Comtesse, Lille, um 1800

Wandansicht aus dem Maison de Chanoines, Lille

Detail der Wandansicht aus dem Maison in der rue de la Collégiale.
Die Fliesen wurden in der Werkstatt von Germain-Joseph und Luis-Désiré Masquelier in Lille um 1800 gefertigt.

 

Detail der Wandansicht aus dem Maison de Chanoines in Lille

 

Detail der Wandansicht aus dem Maison de Chanoines in Lille

Um die Mitte des 18. Jahrhunderts, als Moustiers seine Vorrangstellung in der Herstellung von Fayencefliesen verlor, wurde in Straßburg durch Joseph Hannong eine Weiterentwicklung der Fayencemalerei eingeleitet. Die schon bei der Porzellanmalerei gebräuchlichen bunten Muffelfarben wurden in die Fayencemalerei übernommen. Die Bemalung der Fliesen war sehr aufwendig. Es wurden im Produktionsprozess drei Brände erforderlich, der Roh- oder Schrühbrand, der Glasurbrand mit der Inglasurmalerei und der Muffelbrand (petit feu) für die polychrome Aufglasurmalerei.
Sehr schöne Fliesen mit Muffelmalerei entstanden im 18. Jahrhundert in der Werkstatt des Jean-Baptiste Fauquez in Saint-Amand-les-Eaux.
Mit dem Handelsvertrag zwischen Frankreich und England von 1786 entfiel der Einfuhrzoll auf englische Importe nach Frankreich.
Dies war ein schwerer Schlag für die französischen Fayencewerkstätten. Die billigen englischen Fayencen waren Ursache für den Niedergang französischer Fayenceproduktion.
Erst mit der Möglichkeit industrieller Fertigung und dem gesteigerten Bedarf an Fliesen im 19. Jahrhundert kam die französische Fliese wieder zu Ehren.
Bekannt sind zum Beispiel Produkte der Firmen Pichenot in Paris, Gréber in Beauvais, Colozier in Saint-Just-des- Marais bei Beauvais, Boulenger in Auneuil bei Beauvais, die Société Anonyme des Carrelages Céramiques in Paray-le-Monial, Douzies und Boch Frères in Maubeuge.

 

Für freundliche Hilfe und Bereitstellung von Bildmaterial danke ich den Herren Bruno Bentz, Ger de Ree und Jan Pluis.

 

Links:
Victoria & Albert Museum London
http://www.vam.ac.uk/

Musée Royal Bruxelles
http://www.fine-arts-museum.be/

Gemeente Museum den Haag
http://www.gemeentemuseum.nl/

Philadelphia Museum of Art
http://www.philamuseum.org

Musée national de céramique de Sèvres
http://www.musee-ceramique-sevres.fr/

Musée national de la Renaissance Chateau d’Ècouen
http://www.musee-renaissance.fr/

Aix-en-Provence
http://www.aixenprovencetourism.com/

Musee de l’Hospice Comtesse Lille
https://www.musenor.com/musees/musee-de-l-hospice-comtesse