MAROKKO

Die schmale Wasserstraße von Gibraltar trennt Marokko von Spanien. Es liegen aber Welten zwischen diesen beiden Ländern. Die Fliesenarbeiten Spaniens sind wohlbekannt, ein Schleier des Unbekannten umhüllt aber leider noch die Fliesenarbeiten (Mosaikarbeiten) des islamischen Landes.
Die Bevölkerung Marokkos besteht im wesentlichen aus Arabern und nordafrikanischen Berbern, den Ureinwohnern des Landes.
Nachdem arabisch-muslimische Heere innerhalb von fünfzig Jahren das ganze östliche Nordafrika sowie die nordafrikanische Mittelmeerküste eroberten, erreichte ein arabisches Heer Marokko. Dieses Heer wurde 683 n. Chr. zurückgeschlagen. Aber ab 705 n. Chr. eroberte ein zweites arabisches Heer das Land bis zum Atlantik und bis zum Rand der Sahara. Die arabischen 'heiligen Krieger' zogen weiter und eroberten mit unterworfenen Berbern als Hilfstruppen im Jahre 711 n. Chr. unter Tarak Ibn Ziad Spanien.
Die Araber lernten auf ihren Eroberungszügen fremde Kulturen kennen und verschmolzen diese zum Beispiel zur islamisch-arabischen Kunst.
Von besonderem Einfluß war das Edikt des Yazid aus dem Jahre 721 n. Chr., das ausdrücklich die Abbildung von Menschen und Tieren in Plastik und Malerei ausschloß. Durch dieses Bilderverbot waren die islamischen Künstler gezwungen beim Außen- und Innendekor ausschließlich Ornamentik zu verwenden. Grundelemente dieser arabischen Ornamentik sind das kalligraphische Schriftornament, die Arabeske und die geometrischen Muster -meist Sechsecke oder Achtecke- mit Verbindungsgeraden.
Das wichtigste geometrische Muster ist das "Spinngewebe Gottes". Es ist ein System von Linien, die acht- bis sechzehnstrahlige Sterne bilden. Jede Linie führt aus der Mitte eines Sternes zum Zentrum eines anderen Sternes. Ein besonders schönes keramisches Beispiel ist in der Medersa Bou Inania, dem bedeutendsten Bau der Medina von Meknès, zu bewundern.
Unter den Almohadenherrschern (1147-1269) wurden prächtige Bauwerke errichtet (Koutoubia in Marrakech, Hassanturm in Rabat, Giralda in Sevilla, Oudaja-Tor in Rabat, Agnaou-Tor in Marrakech) und als keramische Wandbekleidungen vor allem türkisfarbene Fayencefliesen verwendet.
Die größte Prachtentfaltung erlebte die maurische Kunst unter den Meriniden (1269-1465). Die hervorragendsten Beispiele sind die Medersen in Fès (Bou Inania), Meknès und Salé sowie die Meriniden-Nekropole Chellah in Rabat. Aus dieser Zeit stammen auch die aufwendigsten Fliesenarbeiten (Mosaikarbeiten) Marokkos.


Meknès

Das aus der Zeit von Mouley Ismail (17. Jahrhundert) stammende Stadtttor Bab el Khémis ist wohl das prächtigste der Stadt Meknès. Fayencefliesen über dem Torbogen leuchten im Sonnenlicht.

 

Rabat-Salé

Storchennest auf einem Minarett in der Chellah, der Totenstadt der Meriniden (Berber), die von 1269 bis 1465 das Land regierten. Das Minarett an der Nordseite der Zaouia hat noch in großen Teilbereichen die originale keramische Bekleidung.

 

Fès

Brunnen auf der Place en Nejjarin, einer der malerischsten Plätze der Stadt im Herzen der Tischler-Souks. Der Brunnen mit seinem Fayencemosaik lädt zum Verweilen ein.

 

Rabat
Variation eines achtzackigen Sterns in Zellij-Technik an einem Brunnen im Muhammed V Mausoleum.

 

Fès

Zellij-Fläche in der Attarine Madrasah. Die Zelllij-Technik – Mosaiken aus kleinen Stücken glasierter keramischer Fliesen – wird üblicherweise für geometrische Muster benutzt. Aber man trift sie auch kombiniert mit gebogenen oder floralen Ornamenten an.

Zum Erleben und Begreifen islamisch-arabischer Kunst gehört die Kenntnis der fünf Säulen des Islam. Der Islam fordert die bedingungslose Unterwerfung unter den Willen Gottes. Gläubige Moslems müssen fünf Grundpflichten erfüllen, die das Leben in islamischen Ländern prägen.
Das Glaubensbekenntnis (Sahada) lautet "Es gibt keinen Gott außer Allah, Mohammed ist sein Bote und Diener". Der Gläubige muß täglich fünfmal nach dem Ruf des Muezzin in Richtung Mekka sein Gebet (Ssalat) sprechen. An Bedürftige sind Almosen zu geben (Sakat), im neunten Monat des islamischen Kalenders (Ramadan) müssen gläubige Moslems am Tage auf alle leiblichen Genüsse verzichten und mindestens einmal sollte eine Pilgerfahrt nach Mekka (Hadsch) unternommen werden.