ALTERTUM

Die Fliese hat eine lange Tradition. Sie basiert auf unglasierten und glasierten Ziegeln, die nicht angesetzt, sondern vorgemauert wurden.
Früheste Zeugnisse sind aus dem Vorderen Orient und Nordafrika bekannt. Das Kairoer Museum besitzt eine reiche Sammlung der frühen unglasierten und glasierten Ziegel. Die ältesten Stücke wurden in der altägyptischen Stadt Tell-el-Amarna (Echet-Aton) gefunden. Sie werden auf die Zeit 1375-1358 v. Chr. datiert. Diese glasierten Keramiken für Wandgestaltungen zeigen Darstellungen von Fischen, Vögeln und Pflanzen.

Im Staatlichen Museum Ägyptischer Kunst München kann man eine Wandkeramik mit Alabastereinlagen aus einem Palast Ramses II. in Kantir aus der Zeit um 1250 v. Chr. bewundern.

Glasierte Ziegel mit der Darstellung von Menschen verschiedener Rassen aus dem Totentempel Ramses III in Medinet Habu (der Totenstadt von Theben), um 1180 v. Chr., sind Prunkstücke des Ägyptischen Museums in Kairo.
Im Besitz des Vorderasiatischen Museums in Berlin befindet sich eine Altarwand aus Tell Halaf (Syrien). Sie wird auf die Zeit um 800 v. Chr. datiert.
Die schönsten glasierten Ziegelflächen des Altertums sind uns aus Mesopotamien (Irak und Syrien) bekannt. In den Jahren 1899-1917 wurden bei Ausgrabungen in Babylon imposante Beispiele früher glasierter Wandkeramik gefunden. Es sind dies die glasierten Ziegel der in etwa 180 Meter langen Prozessionsstraße mit Reliefbildern von Löwen, vom Ischtartor mit Reliefbildern von Stieren und Drachen und von der keramischen Außenwandbekleidung des Thronsaals mit Blüten- und Palmettenfriesen. Die Arbeiten datieren aus der Regierungszeit von Nebukadnezar II. (605-562 v. Chr.), dem aus der Bibel bekannten Herrscher. Nach der Eroberung Babylons durch die Perser im Jahre 538 v. Chr. verlagerte sich die Herstellung und Verarbeitung von glasierter Wandkeramik nach Susa (Stadt des Altertums beim heutigen Dorf Schusch im SW - Iran).
Im Gegensatz zu den Fresken aus Babylon, die Löwen, Drachen, Stiere und Blumen aber keine Darstellungen von Menschen zeigen, schmückten Bogenschützen und Speerträger die Wände der Paläste der Achämeniden in Susa. Die Glasurfarben Weiß, Gelb, Grün und Orange der Fresken erstrahlen auch heute noch in alter Pracht. Schöne Beispiele dieser in der Zeit um 500 v. Chr. entstandenen Stücke befinden sich im Louvre, Paris und im Vorderasiatischen Museum, Berlin.
Alexander der Große (356-323 v. Chr.) brachte die griechische Kultur ins Morgenland. Dadurch wurde die lange Tradition der keramischen Wandbekleidungen und Bodenbeläge des Vorderen Orients und Nordafrikas unterbrochen. Es folgte eine Zeit, für die kaum Funde glasierter Ziegel oder Fliesen belegt sind.
Durch die von Mohammed (um 570-632 n. Chr.) gegründete Religion des Islam kam es im Vorderen Orient zu einer Blütezeit der Fliesenkeramik. Bedingt durch das Verbot des Islam, Personen darzustellen, wurden Schriftzeichen und kalligraphische Muster zur Dekoration eingesetzt. In Kaschan (Zentral-Iran) entwickelten Keramiker die Technik der Dekoration mit Blattgold und in ägyptischen Werkstätten die Herstellung von Lüsterglasuren, dem Aufbringen eines dünnen Metallfilms über einer glattgebrannten Glasur. Die Keramiker in Samarra am Tigris im Norden von Bagdad (Irak) überzogen die Scherben mit einer weißen Glasur - der Fayence. 

Links:
Vorderasiatisches Museum Berlin
www.smb.museum

Staatliches Museum Ägyptischer Kunst München
www.aegyptisches-museum-muenchen.de