Mosaik- und Plattenarbeiten von Villeroy & Boch
in der Mettlacher Pfarrkirche Sankt Lutwinus

 

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Vorderansi
cht der Lutwinuskirche.

Die neoromanische Kirche Sankt Lutwinus ist eine römisch-katholische Pfarr- und Wallfahrtskirche in Mettlach, Saarland. Sie trägt das Patrozinium des Heiligen und ist seine Grabkirche.
Der Mainzer Architekt und Dombaumeister Ludwig Becker wurde 1897 mit dem Bau der Kirche beauftragt. Am 23. Juli 1899 erfolgte die feierliche Grundsteinlegung. Die Bauarbeiten begannen Anfang des Jahres 1900. Mit der Bauausführung wurde die Mettlacher Steingutfabrik Villeroy & Boch betraut. Die Architekten Georg Merckel und Franz Konrad Zechmeister übernahmen die örtliche Bauleitung.
Am 15. Mai 1905 wurde die fertiggestellte Kirche konsekriert.

Für Kunstinteressierte ist die denkmalgeschützte Kirche wegen der einzigartigen Ausstattung ein Reiseziel. Sie beherbergt u.a. Goldmosaike in der Apsis und im Gewölbe, zehn Mosaikbilder mit Darstellungen vom Leben des heiligen Luitwinus, Bodenbeläge mit Mosaiken aus Mettlacher Tonstiftmaterial und Bodenbeläge aus Mettlacher Platten.
Die Mosaike wurden in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nach Entwürfen verschiedener Künstler von der damaligen Kleinmosaik-Abteilung des Unternehmens gefertigt.

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Hauptschiff der Kirche mit Blick zur Apsis und zum Gewölbe.

Der Bodenbelag aus Mettlacher Platten wird durch Mosaikfelder zur Schöffungsgeschichte unterbrochen.
Die Kreuzwegstationen sind von Villeroy & Boch aus Terracotta gefertigt und in die Pfeiler des Langhauses integriert. Weißglasierte Reliefs vor blauglasiertem Grund orientieren sich an Keramikobjekten von Luca und Andrea della Robbia.

 

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Apsis mit Schrein des hl. Lutwinus und Hochaltar.

Beeindruckend sind die Glasmosaiken in der Apsis, im Gewölbe und an den Seitenwänden des Chores. Sie wurden in den Jahren von 1923 bis 1925 nach Entwürfen des Mainzer Malers Bernhard Kraus mit venezianischem Mosaik gechaffen.

Über den seitlichen Spitzbögen aus Mettlacher Sandstein sind Mosaikbilder mit Darstellungen vom Leben des heiligen Lutwinus zu sehen.
Die Maler Bernhard Gauer aus Düsseldorf und Alfred Gottwald aus Bonn schufen in den Jahren 1930 bis 1937 jeweils fünf Mosaikbilder mit Darstellungen vom Leben des Kirchenpatrons. Jedes dieser von der Mettlacher Mosaikfabrik in Tonstiftmosaik gefertigte Bild ist etwa 15 Quadratmeter groß.

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Das Schiff mit den sterblichen Überresten des Lutwinus lässt sich in Trier nicht anlegen.
Signatur des Bernhard Gauer in der linken unteren Ecke des Mosaikbildes.

Es ist die achte von zehn Darstellungen.
Die Legende berichtet, dass das Schiff von selbst die Mosel und dann die Saar hinauffuhr und in Mettlach anlegte.

Der von August Franz Martin entworfene keramische Fußboden der Kirche besteht aus in Tonstiftmosaik gefertigten Feldern und Mettlacher Platten.

 

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Im Eingangsbereich des Mittelschiffs liegt eine kreisrunde Darstellung des Himmelsgewölbes,

Im äußeren Kreis findet man die lateinischen Monatsnamen. Im nächstinneren Kreis gibt es Medaillons von elf Tierkreiszeichen. Im Randbereich der dunklen inneren Kreisfläche sind das Sternzeichen des Wassermanns, die Sonne und der Mond dargestellt. Das Haupt der Allegorie ‚Zeit‘ befindet sich im Zentrum des Himmelsgewölbes. Die auf Akanthusblättern wandelnde Gestalt hält in der rechten Hand eine Sanduhr während die linke Hand vom Gewandtuch bedeckt ist.

An das Mosaik des Himmelsgewölbes schliessen sich im Gang des Mittelschiffs Felder aus Mettlacher Platten und Mosaikfelder der sechs Schöpfungstage an.

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Erster Tag „Es werde Licht“ (1. Mose 1, 1-5).

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Wechsel von Mosaik- und Plattenflächen.

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Zweiter Tag „Es werde das Firmament“ (1. Mose 1, 6-8).

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Dritter Tag „Gott schuf Festland und Pflanzenwelt“ (1. Mose, 9-13).

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Vierter Tag „Es sollen Lichter werden“ (1. Mose 1,14-19).

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Fünfter Tag „Es sollen Fische werden im Wasser und Vögel in def Luft (1. Mose 1,20-23).

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Sechster Tag „Zuletzt schuf Gott den Menschen“ (1 Mose 1,24-31).

Siebter Tag „Und Gott segnete den siebten Tag und erklärte ihn für heilig; denn an ihm ruhte Gott, nachdem er das ganze Werk der Schöpfung vollendet hatte“ (1. Mose 2).

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Linkes Seitenschiff.

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König Salomon mit Zepter.

Der Eingang zum linken Seitenschiff (linker Turmeingang) wird bestimmt durch das große Mosaikbild mit der Darstellung des Königs Salomon.

Das Mosaikbild ist umgeben mit einem Spruchband und einem Band aus Mettlacher Platten mit wechselnden Darstellungen von Hirschen und Löwen.
Der Text des Spruchbandes lautet: „Dieser wird meinem Namen ein Haus bauen und ich werde den Thron seines Reiches feststellen auf ewig.“

König Salomon war nach Darstellung der Bibel im 10. Jahrhundert v. Chr. Herrscher des vereinigten Königreichs Israel. Er war der Erbauer des ersten jüdischen Tempels in Jerusalem und der dritte König in Israel nach Saul und seinem Vater David.

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König David mit Harfe.

Der Eingang zum rechten Seitenschiff (rechter Turmeingang) wird bestimmt durch das große Mosaikbild mit der Darstellung des Königs David.

Auch dieses Mosaikbild ist umgeben mit einem Spruchband und einem Band aus Mettlacher Platten mit wechselnden Darstellungen von Hirschen und Löwen.
Die Inschrift, des Spruchbandes lautet: „In das Haus des Herrn wollen wir gehen. Es standen unsere Füße in deinen Vorhöfen, Jerusalem.“

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Obere rechte Ecke des Mosaikfeldes mit angrenzenden Mettlacher Platten.

Symbolische Tiere waren schon ab 1872 im Programm der Mosaikplattenfabrik Villeroy & Boch Mettlach.

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Detail aus dem Mosaikbild mit der Darstellung des Königs David.

David war laut 1. und 2. Buch Samuel, dem 1. Buch der Könige , dem 1. Buch der Chronik des Tanach und des Alten Testaments der Bibel König von Juda und als Nachfolger Sauls auch von Israel. Er soll um 1000 v. Chr. gelebt haben.

David war König, Poet und Musiker. Er wird als Autor von 150 Psalmen genannt.
Sein Instrument – die Harfe – spielt in verschiedenen Psalmen eine ganz besondere Rolle.

 

Würdigung
Die neoromanische Kirche Sankt Lutwinus in Mettlach ist Ziel für Wallfahrer und Kunstinteressierte.
Sie beherbergt eine einzigartige Ausstattung u.a. mit Goldmosaik in der Apsis und im Gewölbe, zehn Mosaikbilder mit Darstellungen vom Leben des heiligen Lutwinus, aus Terracotta gefertigte Kreuzwegstationen, Bodenbeläge mit Mosaiken aus Mettlacher Tonstiftmaterial und Bodenbeläge aus Mettlacher Platten.

 

Bildnachweis
Wikipedia / Pascal Dihé: 01
Dr. Herbert van den Berge: 02, 03, 07, 13 – 17
Pfarramt Sankt Lutwinus: 04 – 06, 08 – 12

 

Benutzte Literatur
Reinhold Junges, Fritz Kiefer: Die St. Lutwinuskirche von Mettlach, ihre Mosaiken und sakralen Kostbarkeiten, Saarbrücken 1986
Clemens Jöckle: Kath. Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Lutwinus Mettlach, Regensburg 2004
Hans-Thomas Schmitt: Sankt Lutwinus, der Heilige von Mettlach, Regensburg 2024
Wikipedia

 

Danksagung
Mein Dank gilt den Herren Pfr. Hans-Thomas Schmitt und Dr. Herbert van den Berge für Bildmaterial und die Genehmigung zur Veröffentlichung in meinem Internetauftritt. Meinem Sohn Norbert danke ich für die Bearbeitung und Veröffentlichung des Berichtes.

 

Sankt Lutwinus
Gangolfer Straße
66693 Mettlach

https://de.wikipedia.org/wiki/St._Lutwinus_(Mettlach)