In der Literatur (1) werden sieben Fliesengemälde erwähnt,
die aus der Quinta dos Viscondes da Portela de Sacavém stammen
sollen; Affe (Abb. 01), Papagei (Abb. 02), Sonnenblumenpilaster
(Abb. 03), Frau mit Papagei (Abb. 04), Mann mit Eule (Abb. 05),
Triumphzug des David (Abb. 06) und Triumphzug des Alexander (Abb.
07). Alle wurden in kobaltblauer Bemalung auf weißem Grund ausgeführt.
Durch Stilvergleich und Pinselführung
können diese Fliesengemälde Jan van Oort (2) aus Amsterdam
zugeschrieben werden. Sie dürften um 1690 von Amsterdam zur Quinta
dos Viscondes da Portela (3) nach Sacavém (4)
geliefert worden sein.
Alle Tableaus befinden sich
momentan in Privatbesitz. Bis auf das Fliesengemälde mit der
Darstellung des Triumphzuges Alexanders sind mir die heutigen
Aufenthaltsorte nicht bekannt.
01
Bis 1994 war das Fliesenbild im
Besitz von Frau Marina Cinto Rico in Madrid.
Der jetzige Aufbewahrungsort ist mir nicht bekannt.
02
Bis 1994 war das Fliesenbild im
Besitz von Frau Marina Cinto Rico in Madrid.
Der jetzige Aufbewahrungsort ist mir nicht bekannt.
03
Besitzer und Aufbewahrungsort des
Fliesengemäldes sind mir nicht bekannt.
04
Besitzer und Aufbewahrungsort des
Fliesengemäldes sind mir nicht bekannt.
05
Besitzer und Aufbewahrungsort des
Fliesengemäldes sind mir nicht bekannt.
06
’Triumphus Davidus’ Szenen aus
dem Leben Davids (5)
07
’Alexander Triumphans’
Triumphzug Alexanders des Großen (6)
’ Szenen aus dem Leben Davids ’
Das Tableau im Format von 13 x 67,5
Fliesen kam aus der Quinta dos Viscondes da Portela de Sacavém in
die Sammlung des Architekten José Maria Nepomuceno (7). Bis
zum Bau des Lissaboner Flugplatzes (8) war es in
Zweitverwendung an einer Gartenmauer der Quinta Nova do Castelar in
Sacavém angesetzt.
08
Auf Bild 08 sieht man nur die Teile
‚Kampf des David gegen Goliath’ und ‚Triumphzug des David’.
Der dritte in Abbildung 06 gezeigte Teil des Fliesengemäldes
‚David kämpft mit einem Löwen’ ist auf diesem Foto nicht zu
sehen!
09
Diese Foto zeigt einen Teilbereich
des Fliesengemäldes an der Gartenwand der Quinta Nova do Castelar
in Sacavém.
Der Lissaboner Antiquar José
Manuel Leitão kaufte das Fliesengemälde vor dem Abbruch der Quinta
Nova do Castelar und ließ es in Teilbereichen auf vierzehn Tafeln
aufbringen.
In sechs Teilen auf den Tafeln 5
bis 10 einschließlich aufgebracht, war das Mittelstück des
Fliesengemäldes ‚Triumphalus Davidus’ 1947 Teil der Ausstellung
‚AZULEJOS’
(6.a Exposição Temporária Março de 1947) im Museu Nacional de
Arte Antiga, Lisbonne.
10
Im Nebenraum ist ein Teil des
Fliesengemäldes (Tafeln 5 und 6 einschließlich) zu sehen.
11
Im linken Nebenraum sieht man einen
Teil des Fliesengemäldes (Tafeln 8 bis 10 einschließlich).
Der portugiesische Fliesenforscher
João Miguel dos Santos Simões (9) beschrieb 1959 in seinem
Buch ‚Les carreaux hollandais céramiques au Portugal et en
Espagne’ das Fliesengemälde und bildete Teile des Gemäldes
auf Tafel III ab.
12
Tafel III SACAVEM. Coll. Eng. J.M.
Leitão
Die beiden Fliesenforscher Rainer
Marggraf (10) und Eckhard Woide (11) konnten 1983 die
vierzehn Tafeln des Fliesengemäldes im Ladenlokal des Antiquars José
Manuel Leitão in Lissabon fotografieren. Danach wurde das
Fliesengemälde verkauft. Sein jetziger Verbleib ist mir leider
nicht bekannt.
13
Tafeln 1-3 mit der Darstellung des
Kampfes David gegen Goliath
14
Tafeln 4-6
15
Tafeln 5-10
16
Eckhard Woide mit den Tafeln 11 und
12
17
Eckhard Woide mit der Tafel 12
18
Eckhard Woide mit der Tafel 13
19
Eckhard Woide mit der Tafel 14
’ Triumphzug Alexanders des Großen ’
Das Tableau im Format von 13 x 71
Fliesen kam aus der Quinta dos Viscondes da Portela de Sacavém in
die Sammlung des Architekten José Maria Nepomuceno. Bis zum Bau des
Lissaboner Flugplatzes war es in Zweitverwendung an Gartenmauern der
Quinta Nova do Castelar in Sacavém angesetzt.
20
Fliesengemälde ’Triumphzug
Alexanders des Großen’ an einer Gartenwand der Quinta Nova do
Castelar in Sacavém
21
Teile des Fliesengemäldes
’Triumphzug Alexanders des Großen’ an einer anderen Gartenwand
der Quinta Nova do Castelar.
22
Im Vordergrund: Niederländische
Fliesenbänder aus der Quinta dos Viscondes da Portela de Sacavém
in Zweitverwendung an einer Gartenmauer der Quinta Nova do Castelar
in Sacavém.
23
Bänder in einer Breite von je zwei
Fliesen mit Sonnenblumen- und Traubendekor.
Der Lissaboner Fliesenhändler José
Manuel Leitão kaufte auch dieses Fliesengemälde und die Fliesenbänder
vor dem Abbruch der Quinta Nova do Castelar.
24
Auf Tafeln aufgebracht, war das
Mittelstück des Fliesengemäldes 1947 Teil der Ausstellung
‚AZULEJOS’ (6.a Exposição Temporária Março de 1947) im Museu
Nacional de Arte Antiga, Lisbonne.
José Manuel Leitão verkaufte das
Fliesengemälde Frau de Mello, die es an ihrem Haus in Cascais
anbringen ließ.
Im Jahr 2001 konnte ich das
Fliesengemälde in Cascais fotografieren. Das Haus gehörte damals
einer Familie Barakat.
25
26
Linke Seite des Fliesengemäldes
27
Rechte Seite des Fliesengemäldes
28
Tafeln 1 bis 3 einschließlich
29
Tafeln 3 bis 5 einschließlich
30
Tafeln 6 bis 8 einschließlich
31
Tafeln 9 bis 11 einschließlich
Das Fliesengemälde war an der
Gartenwand der Quinta Nova do Castelar in Sacavém und ist jetzt an
der Hauswand in Cascais Witterungseinflüssen ausgesetzt. Folgeschäden
sind als Glasurabplatzungen deutlich zu erkennen.
Besonders die salzhaltige Luft in der Nähe zum Atlantik reduziert
die Erhaltungsdauer des Fliesengemäldes extrem.
Grafische Vorlagen für die
Fliesengemälde konnte ich bis jetzt nicht finden.
Sollten Sie eine Vorlage kennen, so teilen Sie mir dies bitte mit.
Diesen Bericht widme ich:
João Miguel dos Santos Simões
17.07.1908 – 15.02.1972
José Manuel Leitão
20.10.1913 – 18.01.1989
Eckhard Woide
05.05.1935 – 28.05.2011
Rainer Marggraf
28.01.1936 – 27.02.1994
Ilse Marggraf 06.01.1951 –
26.10.2011
Anmerkungen
(1) Hinweise zu den unter 01
bis 07 einschließlich abgebildeten Fliesengemälden findet man im
Katalog der Ausstellung ‚AZULEJOS’ (6.a Exposição Temporária
Março de 1947) im Museu Nacional de Arte Antiga, Lisboa, bei J.M.
dos Santos Simões in seinem Buch ‚Carreaux céramiques hollandais
au Portugal et en Espagne (La Haye 1959), in dem Bericht ‚New
findings of Dutch Tiles in Portugal and Brasil’ den J.M. dos
Santos Simões 1969 auf der Fliesentagung auf Hallig Hooge vorlegte,
im Katalog ‚tichelaar makkum 1992’ und im Katalog des Museu
Nacional do Azulejo ‚Willem van der Kloet Tile Pictures in
Portugal’ (Lisboa 1994).
(2) Johannes (Jan) van Oort
wurde am 16. Februar 1645 in das Taufbuch der Remonstranten von
Utrecht als Sohn des Fliesenmalers Adriaen van Oort und dessen
Ehefrau Jennetha Jans de Reeder eingetragen. Jan erlernte das
Handwerk der Fliesenherstellung und die Kunst der Fayencemalerei von
seinem Vater. Am 20. Dezember 1668 heiratete er Magdalena Both.
Adriaen van Oort erhielt mit seinem Sohn Jan van Oort am 6. Juni
1669 vom Amsterdamer Magistrat die Genehmigung über einen Zeitraum
von 26 Jahren am Reguliersmarkt Fliesen (siertegels) zu fertigen.
Der größte Teil der in der Werkstatt des Jan van Oort in Amsterdam
gefertigten und heute noch erhaltenen Fliesengemälde war für den
Export nach Portugal bestimmt. Jan van Oort starb in Amsterdam und
wurde am 8. Dezember 1699 begraben.
(3) In der unter (1)
bezeichneten Literatur wird die Quinta dos Viscondes da Portela in
Sacavém als Ort genannt, in dem die unter 01 bis 07 einschließlich
abgebildeten Fliesentableaus ursprünglich angesetzt waren.
(4) Sacavém ist eine Stadt
im Kreis Loures, nur wenige Kilometer nordöstlich von Portugals
Hauptstadt Lissabon.
(5) Der Hirtenjunge David tötete
nach der bekannten Erzählung mit einer einfachen Steinschleuder den
Riesen Goliath. David war laut 1. und 2. Buch Samuel der Bibel König
von Juda und zeitweise auch von Israel und lebte um 1000 v. Chr..
(6) Alexander der Große (*356 v. Chr. in Pella - +323 v. Chr. in Babylon) war von 336 v. Chr.
bis zu seinem Tod König von Makedonien. Alexander dehnte die
Grenzen des Reiches bis an den Indischen Subkontinent aus. Nach
seinem Einmarsch in Ägypten wurde er dort als Pharao begrüßt.
Nicht zuletzt aufgrund seiner großen militärischen Erfolge wurde
das Leben Alexanders ein beliebtes Motiv in Literatur und Kunst.
(7) José Maria Nepomuceno
(*1836 in Lissabon - +1895 in Lissabon) war Architekt und
Kunstsammler. Er plante und beaufsichtigte Baumaßnahmen an der
Kirche São Vicente in Lissabon, der Kirche in Odivelas und der
Kirche Madre de Deus in Lissabon.
(8) Der Lissaboner Flugplatz
‚Aeroporto da Portela de Sacavem’ wurde 1938 begonnen und am 15.
Oktober 1942 eingeweiht.
(9) João Miguel dos Santos
Simões (*1908 in Lissabon - +1972 in Lissabon), bedeutender
Fliesenforscher und Autor grundlegender Literatur zu portugiesischen
Fliesen und niederländischen Fliesen in Portugal.
(10) Rainer Marggraf (*1936
- +1994), Akademischer Rat an der Universität Osnabrück,
erforschte die Vorkommen niederländischer Fliesen in
Norddeutschland und unternahm mehrere Forschungsreisen in die
Niederlande, nach Portugal, Spanien und Frankreich. Durch
Ausstellungen und Fachvorträgen brachte er seine
Forschungsergebnisse einem breiten Publikum zur Kenntnis. Mit José
Meco veröffentlichte er 1989 ’Azulejaria Portuguesa-
Fliesenkultur in Portugal’. Gerne denke ich an mit meinem
Fliesenfreund Rainer (Hannibal) Marggraf durchgeführte
Forschungsreisen durch Frankreich, Spanien und Portugal zurück.
(11) Eckhard Woide (*1935 -
+2011), Gymnasiallehrer in Neuenhaus, war mit Rainer Margraf seit
gemeinsamen Studienzeiten an der Pädagogischen Hochschule Osnabrück
bekannt. Rainer und Eckhard unternahmen u.a. gemeinsame
Studienreisen zu niederländischen Fliesenvorkommen in Portugal.
Bildnachweis
01-11 Bildarchiv Rainer Marggraf
12 João Miguel dos Santos Simões
13-24 Bildarchiv Rainer Marggraf
25-31 eigene Aufnahmen
Benutzte Literatur
J.M. dos Santos Simões:
‘Carreaux céramiques Hollandais au Portugal et en Espagne’
(La Haye 1959)
J.M. dos Santos Simões:
‘New findings of Dutch Tiles in Portugal and in Brasil’ a
paper presented at the Fliesentagung Hallig Hooge - 1969
Pieter Jan Tichelaar:
‘Nederlandse tegels en tegeltableaus op het Iberisch
schiereiland’
in: ’Willem van der Kloet en het tableau met een hertejacht’
(Tichelaar Makkum, 1992)
Wikipedia zur Bearbeitung von
Anmerkungen
Bei Herrn Jan Pluis bedanke ich
mich für die Zurverfügungstellung des Arbeitspapiers von der
Fliesentagung auf der Hallig Hooge.
Textauszug aus dem Arbeitspapier
des Herrn J.M. dos Santos Simões, vorgetragen bei der Fliesentagung
1969 auf Hallig Hooge:
„Ing. J.M. Leitão, of Lisbon, was lucky enough to locate an
important quantity of Dutch Tiles who once belonged to the Quinta
Nova do Castelar, in the outskirts of Lisbon, from where he had
already acquired the famous tiles of the ‘Triomphe de David’
described in Carreaux Céramiques (p. 39, Pl. III). This
time another picture-panel could be assembled, dipicting another
triumph – ‘Alexander Triumphans’ as it is written in the
center – an enormous composition of no lass than 70 tiles in
length by 13 in height. This most beautifuk panel belongs now to
Mrs. De Mello, of Cascais. Details can be seen in Fig, 5 and 7 of
this paper.
Amongst the bulk of tiles
discovered by Mr. Leitão, there were some who had formed smaller
picture-panels; unfortunately only two could be made out – one
showing a pretty young lady holding a parrot (Fig. 3), the other
displaying a witchy looking creature with an owl. These unusual
pictures, obviously taken from some engravings, were part of a much
bigger set – at least of 8 panels – as one can deduce from the
coorditation marks on the backs of the tiles.”
Links
Fliesengemälde des Jan van Oort
aus Amsterdam
in der Klosterkirche Nossa Senhora da Conceição dos Cardais in
Lissabon
http://www.geschichte-der-fliese.de/cardais_deutsch.html
Niederländische Bibeltableaus im
Hospital de la Caridad in Sevilla
http://www.geschichte-der-fliese.de/sevilla_deutsch.html
|