Amsterdamer Fliesen des 18. Jahrhunderts
 im Barockhaus, Markt 23, Grimma / Sachsen

 

 

 

 

 

Die Stadt Grimma im Tal der Mulde, einem linken Nebenfluss der Elbe, ist die nach Fläche viertgrößte Stadt Sachsens. Sie ist eine Kreisstadt im Landkreis Leipzig. Die historische Altstadt beherbergt viele Sehenswürdigkeiten. In der im Jahr 1200 erstmals erwähnten Stadt und ihren Ortsteilen gibt es mehrere gut erhaltene alte Profan- und Sakralbauten.

 

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Barockhaus, Grimma, Markt 23

 

Die Geschichte dieses für Grimma bedeutenden Bauwerkes beginnt im Jahr 1739/40. Das Haus wurde für einen Perückenmacher errichtet und mit dem für die Fassadengestaltung charakteristischen Erker versehen. Es blieb mehr als zwei Jahrhunderte im Besitz Grimmaer Händler und Kaufleute.

Die Jahrszahl 1928 ist von Bedeutung, denn da wurde der Kaufmann Georg Gehre Eigentümer. Er versuchte die architektonischen Besonderheiten des Bauwerkes zu erhalten und zu pflegen. 1985 übernahm die Stadt das Haus von der Familie. Es folgte eine umfassende Restaurierung sowohl der Aussenfassade als auch der Innengestaltung mit Rokoko- bzw. Barockfassung der Räume im 1. und 2. Obergeschoß vor allem der Stuckdecken – aber auch der Fliesenwand hinter einem Kamin.

 

 

 

 

Amsterdamer Landschafts- und Hirtenfliesem des 18. Jahrhunderts

 

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Ofenwand im 2. OG

 

Im 2. OG des Barockhauses gibt es diese Ofenwand mit 188 Landschafts- und Hirtenfliesen aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Die Fliesen können dem Herstellungsort Amsterdam und der Herstellungszeit um 1745 zugeordnet werden.

 

In welchen Amsterdamer Werkstätten könnten die Fliesen gefertigt worden sein?

a)   
De Twee Romeinen, Prinsengracht
ca. 1686-1808
In der Zeit von 1694 bis 1747 war Willem van der Kloet (1666-1747) Besitzer der Werkstatt.


b)  
D’Oude Prins, Anjeliersstraat
1638-1802
In der Zeit von 1694 bis 1733 war Cornelis van der Kloet (1672-1733) Besitzer der Werkstatt.

 

 

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Detail der Ofenwand

 

Das Fugenbild und die Art der Verfugung mit Weißzement zeigen deutlich an, dass es sich bei den Fliesen um eine Zweitverwendung – wahrscheinlich in der umfassenden Restaurierungsphase 1985 – handelt.

 

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Linker oberer Eckbereich

 

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Detailbereich links neben dem Fayencekamin

 

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Detailbereich links neben dem gusseisernen Ofen

 

Auffallend sind bräunliche Verfärbungen in Kantenbereichen von Fliesen.

 



Amsterdamer Landschafts- und Hirtenfliesen in Grimma (um 1745) gibt es mit gleichen Darstellungen im Schloss Bothmer (um 1730), im Sankt Petersburger Palais des Danilowitsch Menschikow (um 1725) und in der Marienburg (um 1750) im heutigen polnischen Malbork.

 

Vergleich Amsterdamer Fliesen

Grimma

Bothmer

07a

07b

08a

08b

09a

09b

10a

10b


11a

11b

12a

12b

13a

13b

14a

14b

15a

15b

16a

16b

17a

17b

18a

18b


19a

19b

20a

20b

 

 

Amsterdamer Landschafts- und Hirtenfliesen in Schloss Bothmer

www.geschichte-der-fliese.de/bothmer.html

 

Niederländische Fliesen des 18. Jahrhunderts im Sankt Petersburger Palais des Alexander Danilowitsch Menschikow

www.geschichte-der-fliese.de/menschikow.html

 

Jan Pluis veröffentlichte 2018 mit Piotr Oczko in Malbork das Buch

MOLENDERSKY FLIZY NA DAWNYCH

I OSCIENNYCH

 

Elvira Kless und Klaus-Peter Dyroff danke ich für die Fotoarbeiten in Grimma.

Mein Dank gilt Jan Pluis für vielfältige Hilfe.

Meinem Sohn Norbert danke ich für Bearbeitung und Veröffentlichung des Berichtes.

 

 

 

Tourist-Information Grimma

Markt 23
04668 Grimma

Telefon: 03437 9858-285
Telefax: 03437 9858-226
E-Mail:
tourismus@grimma.de
Homepage:
www.grimma.de

 

Öffnungszeiten:

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