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Ansicht
des Palastes von der Straßenseite (um 1850)
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Eingang zum Palácio Fronteira, Largo
São Domingos de Benfica,
(Aufnahme Mai 1992)
Der Fronteira-Palast im Lissaboner Stadtteil São
Domingos de Benfica ist eine der sehenswertesten Residenzen
portugiesischer Adliger des 17. Jahrhunderts. Er ist noch im Besitz
der Gründerfamilie und wird von D. Fernando José Fernandez Costa
Mascarenhas, 11. Marquês von Fronteira (* 1945-), bewohnt.
Erbauer des Palastes war D. João de Mascarenhas
(1633-1681), ein bedeutender General im Kampf des Adelsaufstandes
gegen die spanische Herrschaft. Im Frieden von Lissabon erkannte
1668 Spanien Portugals Unabhängigkeit an. Regent Pedro II.
(1648-1706) ernannte seinen engsten Berater aus Dankbarkeit zum 1.
Marquês von Fronteira.
Um 1670 begannen im Auftrag von D. João de
Mascarenhas am Berg Monsanto, weit vor den Toren der Stadt Lissabon,
Bauarbeiten an einem Jagdschloss im italienischen Stil. Die Gärten
wurden ebenfalls nach italienischen Vorbildern gestaltet.
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Erdbeben von Lissabon (zeitgenössischer Kupferstich)
Am Allerheiligentag, dem 1. November 1755, erschütterte
ein Erdbeben Lissabon. Bei dieser Katastrophe wurde die Stadt zu
fast 85% zerstört. Nach dem Beben überrollte ein Tsunami mit 15
bis 20 Meter hohen Wellen Lissabon. Die meisten der über 60.000
Toten ertranken in den Fluten. Viele der vom Beben und den
Flutwellen verschonten Gebäude fielen einer fast einer Woche
andauernden Feuersbrunst zum Opfer.
Auch das Stadtpalais von D. Fernando José
Mascarenhas, 4. Marquês von Fronteira (1717-1765), wurde zerstört.
Er zog in sein weitgehend verschont gebliebenes Jagdschloss vor den
Toren der Stadt um, wo er zehn Jahre später starb. Sein Bruder José Luis de
Mascarenhas, 5. Marquês
von Fronteira (1721-1799), ließ das Jagdschloss durch einen neuen
Gebäudeflügel erweitern. Er veranlasste auch die Umgestaltung
vorhandener Räume. Der Palast ist seit dieser Zeit ständiger
Wohnsitz der Marquêses von Fronteira.
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Teil der Südwand des Palastes mit Blick nach oben
zur Galerie der Künste
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Blick aus Südwesten zum Hauptgebäude des Palastes
über Teile des Großen Gartens mit Skulpturen und kompliziert
geschnittenen Buchsbaumhecken.
Der klassische italienische Garten ist als
Herrschaftsbereich der Architektur und nicht als Landschaft zu
verstehen.
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Bei genauer Betrachtung sind an Palastwand und Brüstungswand
zur Terrasse polychrome Fliesentableaus zu erkennen.
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Polychrome Fliesentableaus schmücken die Ostwand des
Hauptgebäudes und die
Brüstungswand zur Terrasse.
Azulejos - Fliesen
Der Fronteira-Palast ist vor allem wegen seiner großzügigen
Fliesenbekleidungen berühmt. Man kann diese in drei Gruppen
unterteilen:
1. die portugiesisch polychrome,
2. die niederländisch blau-weiße und
3. die portugiesisch blau-weiße.
Portugiesisch polychrome Azulejos an Süd- und Ostwand des
Palastes
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Teil der Südseite des Hauptgebäudes mit Terrasse
zum Venusgarten.
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Die Fliesenbekleidung im Sockelbereich der Südwand
besteht aus
azulejos de figura avulsa
mit polychromen Dekoren des 17. Jahrhunderts.
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Sockelbereich im linken Teil der zum Großen Garten
gewandten Ostwand des Palastes.
Auf den Schmalflächen findet man männliche und
weibliche Meereswesen mit menschlichen Oberkörpern und
Fischflossen.
Die Tableaus unter den beiden Fenstern zeigen zu
Tisch sitzende Gesellschaften.
Auf dem schmalen Fries zum Terrassenboden sind Szenen
der Hochseefischerei dargestellt.
11
Azulejo-Bilder mit Meereswesen, Tischgesellschaften
und Szenen aus der Hochseefischerei im linken Teil der zum Großen
Garten gewandten Außenwand des Palastes.
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Meereswesen
auf einem Tableau in der linken Ecke der Außenwand
13
Tableau unter dem linken Fenster. Eine Dame sitzt mit
drei Herren zu Tisch.
Die
Ausführung der Malerei lässt zu wünschen übrig, denn hinter dem
Tisch sitzende Personen sind nur mit ihren Oberkörpern dargestellt,
die Kaffeekanne schwebt über dem Tisch. Die rechte Mann hat nur ein
Bein und sein Stuhl nur zwei Beine. Der Stuhl links hat ebenfalls
nur zwei Beine, wovon eines auf einer Hinterpfote des Hundes steht!
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Detail aus Bild 13
Die Umrisszeichnungen sind betont manganfarben ausgeführt.
Die Glasurfarben Blau und Gelb überwiegen, während die Glasurfarbe
Grün sparsamer eingesetzt wurde.
15
Detail aus Bild 13. Ein junger Mann spielt zur Freude
der Dame auf einer Knickschaftlaute.
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Detail aus Bild 13. Dame und Herr sitzen an einem mit
Speisen und Getränken gedeckten Tisch.
17
Zwei Meereswesen mit menschlichen Oberkörpern und
Fischschwänzen entsteigen gemeinsam dem Wasser.
Das Tableau wurde in seinen Maßen bewusst für
diesen Bereich zwischen den Natursteinrahmen geplant und ausgeführt,
was durch die Passstücke links dokumentiert ist (siehe auch Bild
11).
18
Detail aus Bild 17.
Das
männliche Mischwesen ist gehörnt und mit Kurzflügel dargestellt.
19
Tableau unter dem rechten Fenster. Eine Dame sitzt
mit einem Ritter und drei weiteren Personen zu Tisch.
Die
Ausführung der Malerei lässt auch bei diesen Azulejo-Bild zu wünschen
übrig, denn die Personen hinter dem Tisch sind zum Beispiel nur mit
ihren Oberkörpern dargestellt.
20
Detail
aus Bild 19
21
Detail
aus Bild 19
Die
keramische Außenbekleidung zahlte Tribut an Wind und Wetter. Die
Glasur hat sich in Teilbereichen vom Scherben gelöst.
22
Detail
aus Bild 19
Eine
Katze lugt unter dem Tisch hervor.
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Tableau neben dem rechten Fenster (siehe Bild 11).
Zwei Meereswesen mit menschlichen Oberkörpern und
Fischschwänzen entsteigen dem Wasser.
Das Tableau wurde in seinen Maßen bewusst für
diesen Bereich zwischen den Natursteinrahmen geplant und ausgeführt,
was durch die Passstücke mit integrierter Rahmung dokumentiert ist.
24
Tableaus im linken zurückspringenden Teil der
Ostwand des Palastes.
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Polychrome Tableaus im linken zurückspringenden Teil
der Ostwand des Palastes.
26
Links: Geharnischter Ritter auf einem Schimmel
Rechts: Dame in Winterkleidung
27
Schmalfläche links neben dem Fenster (siehe Bild
24).
Die Dame in Winterkleidung trägt an einer Kette
einen kleinen Spiegel.
28
Tableau unter dem Fenster (siehe Bild 24).
Während im rechten Bildfeld Zecher nachgießen und
sich zuprosten, übergibt sich links eine Person.
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Schmalfläche rechts neben dem Fenster (siehe Bild
24).
Soldat in Winterkleidung. Die Sporen an den Stiefeln
weisen darauf hin, dass es sich um den Soldaten einer Reitertruppe
handelt.
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Polychrome Malerei auf Azulejos - Fliesen im rechten
zurückspringenden Teil des Palastes und an der äußerst rechten
Seite der Ostwand.
31
Große Figuren flankieren das Fenster.
32
Tableau links neben dem Fenster. Winterlich
gekleidetes Mitglied einer Reitertruppe mit Federhut und
Stulpenstiefeln.
Vorlage für das Azulejo-Bild war wahrscheinlich eine
niederländische Grafik.
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Detail von Bild 32. In der Nahaufnahme fällt auf,
dass die Oberflächen der Azulejos stark uneben und mit
Glasurfehlern übersät sind.
34
Azulejo-Bild unter dem Fenster. Die Dame prostet
einem Herrn zu.
Das Tableau wurde in seinen Maßen bewusst für
diesen Bereich zwischen den Natursteinrahmen geplant und ausgeführt.
Passstücke mit integrierter Rahmung dokumentieren dies (siehe Bild
31).
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Detail von Bild 34. Ein Mann raucht die irdene
Pfeife.
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Detail von Bild 34.
Die Dame prostet einem Herrn zu.
37
Tableau rechts neben dem Fenster.
Die winterlich gekleidete Dame hat ihre Hände in
einen Muff gesteckt.
Vorlage für das Azulejo-Bild der Dame war wahrscheinlich wie beim
Azulejo-Bild des Herrn eine niederländische Grafik.
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Detail von Bild 37.
39
Die rechte Seitenwand im zurückspringenden
Mittelteil der Ostwand des Palastes ziert das Azulejo-Bild eines
geharnischten Reiters.
40
Der geharnischte Reiter trägt in seiner Rechten
einen Marschallstab.
41
Dieses Detail zeigt einen Mann mittleren Alters im
Harnisch. Es dürfte sich um den zweiten Conde da Torre, Dom João
de Mascarenhas, den späteren ersten Marquês de Fronteira
handeln.
42
Schrägaufnahme der Sockelpartie des rechten Drittels
der Ostwand.
Auf drei Tableaus sind Meereswesen dargestellt. Unter
den beiden Fenstern sieht man Azulejo-Bilder mit Tischszenen.
Im Sockelbereich zum Terrassenboden gibt es
polychrome Szenen auf Azulejos aus dem Leben portugiesischer
Fischer.
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Schmalfläche links neben dem Fenster (siehe Bild
42).
Erotische Darstellung von Meereswesen. Bei Meermann
und Meerfrau sind hier entgegen sonstigen Darstellungen nur die
Beine zu Fischflossen ausgebildet.
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Bildfeld unter dem linken Fenster (siehe Bild 42).
Maskierte Dame mit zwei Herren.
Die Umrisszeichnungen sind dunkel manganfarben ausgeführt.
Blaue und gelbe Farbtöne beherrschen das Bild. Grüne und braune
Farbtöne wurden sehr wenig eingesetzt.
Die Ausführung dieses Azulejo-Bildes lässt zu wünschen
übrig, denn von der Dame hinter dem Tisch sieht man nur den Oberkörper.
Es fehlt das rechte Bein des Mannes auf der rechten Seite und es
fehlen Beine beider Stühle.
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Detail von Bild 44.
Der Mann scheint mit einem Federkiel nach dem Diktat
der maskierten Dame zu schreiben. Im Vordergrund steht ein
Tintenfass.
46
Bildfeld unter dem rechten Fenster (siehe Bild 42).
Zwei Damen und ein Herr mit Federhut sitzen an einem
Tisch, auf dem ein großer Vogel hockt.
Während die eine Frau dem Mann an die Jacke fasst, hat die andere
ihre Hände in einem Muff stecken.
Als Bodenbelag sind Azulejos zweifarbig diagonal und
schachbrettartig verlegt.
Auch hier lässt die Ausführung dieses
Azulejo-Bildes zu wünschen übrig, denn von der Dame hinter dem
Tisch sieht man nur den Oberkörper. Es fehlt das linke Bein des
Mannes und es fehlen Stuhlbeine.
47
Detail des Azulejo-Bildes mit versteckt erotischem
Inhalt.
48
Detail von Bild 46. Dame mit markantem Profil.
49
Blumenvasen über der Treppe vom zurückspringenden
Mittelteil der Ostwand des Palastes zum Großen Garten.
50
Blumenvasen
und Putto mit Blumenkorb an der Wand über der Treppe von den
Arkaden der Ostwand zum Großen Garten.
Link:
PALÁCIO
FRONTEIRA
Largo São Domingos de Benfica, 1
1500-554 Lisboa, Portugal
www.fronteira-alorna.pt
Bildnachweis:
Bilder
01 und 03 aus Wikipedia. Alle anderen Bilder sind eigene Aufnahmen
aus den Jahren 1992, 2000 und 2001.
Benutzte Literatur:
Simões,
João dos Santos: Les carreaux hollandais céramiques au
Portugalt et en Espagne (Den Haag, 1959)
Meco,
José und
Marggaf,
Rainer: Fliesenkultur in Portugal (Bramsche, 1989)
Quignard, Pascal: La
frontiere. Azulejos du Palais Fronteira (Paris,
1992)
Joliet,
Wilhelm: Die Geschichte der Fliese (Köln, 1996)
Sabo,
Rioletta und Falcato, Jorge Nuno: Azulejos
in Portugal (München, 1998)
Wikipedia
Bitte
beachten Sie auch meine Veröffentlichungen:
Bitte beachten Sie auch meine Veröffentlichungen:
- Fronteirapalast im Lissaboner Stadtteil Benfica -
Teil 2
‚Polychrome Fliesentableaus im klassischen Garten des Palastes und am Bassin
vor der Casa do Fresco‘
www.geschichte-der-fliese.de/front.html
Teil 3
‚Holländische Fliesenbekleidungen im Gemäldesaal (Sala dos Painéis)'
www.geschichte-der-fliese.de/fron.html
Teil 4: ‚Schlachtensaal (Sala das Batalhas)'
www.geschichte-der-fliese.de/fro.html
Teil 5: 'Galerie der Künste'
www.geschichte-der-fliese.de/fronteira5.html
Teil 6:
Casa
do Fresco / Haus der Erfrischung
www.geschichte-der-fliese.de/fronteira6.html
Teil 7:
‘Tanque dos Cavaleiros – Brunnenanlage mit vierzehn Reiterbildern’
www.geschichte-der-fliese.de/fronteira7.html
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