AZULEJOS - FLIESEN
AM
PALÁCIO DOS MARQUÊSES DE FRONTEIRA, LISBOA  

Teil 2

Polychrome Fliesentableaus im klassischen Garten des Palastes und am Bassin vor der Casa do Fresco

 01

Blick vom Großen Garten zur Ostfassade des Palastes.

 

Hinter kompliziert geschnittenen Buchsbaumhecken erkennt man polychrome Tableaus an der Ostfassade des Palastes und an der Brüstung unterhalb des Terrassengeländers.
Eindrucksvoll ist der Große Garten mit Brunnen, Skulpturen und Azulejo-Tableaus an Außenumrandungen. Es gibt dort polychrome Tableaus mit Darstellungen von Planetengottheiten, Tierkreiszeichen mit dazugehörigen Planetenhäusern und Elementen.

 

 

Planetengottheiten  

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Darstellung des Sonnengottes auf einem Tableau an der Brüstung zur kleinen Terrasse vor der Ostwand des Palastes.

 

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Sonnengott Apollon, Sohn des Zeus und der Göttin Leto, war in der griechischen und römischen Mythologie der Gott des Lichts, des Frühlings und der Bogenschützen.

 

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Mercurius (Merkur) war ein römischer Gott. Er wurde mit dem griechischen Hermes gleichgesetzt. Dessen Herkunft und übrige Eigenschaften wurden auf ihn übertragen.

Der Merkurstab steht als Symbol des römischen Gottes Merkur für Handel. Weitere Attribute des Gottes sind der geflügelte Hut und die geflügelten Schuhe als Symbole für Reise.

 

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Auf dem ca. 4,20 m breiten Tableau findet man als Entsprechungen des Planeten Merkur, links oben das Sternkreiszeichen Zwillinge und rechts oben das Sternkreiszeichen Jungfrau.

 

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Die Konturen der Darstellung wurden in kräftiger Manganglasur ausgeführt, Malfarben waren Blau, Gelb und Grün.

 

 

 

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Darstellung der Andromeda links neben der Treppe von der kleinen Terrasse zum Garten.

Die Eisen, mit denen sie an einen Felsen angekettet war, sind als Teilstücke zu sehen. Im unteren linken Bildbereich erkennt man das Seeungeheuer Ketos, dem sie geopfert werden sollte.

 

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Andromeda wurde an einen Felsen geschmiedet um dem Seeungeheuer Ketos geopfert zu werden. Perseus besiegte es, befreite Andromeda und nahm sie zur Frau.

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Rechts neben der Treppe von der kleinen Terrasse vor der Ostfassade des Palastes zum Garten: die Fliesentableaus ‚Kassiopeia’ und ‚Venus’.

Andromeda mit ihren Eltern, dem Königspaar Kepheus und Kassiopeia, Perseus und das Meeresungeheuer Ketos wurden als Sternbild an den Himmel gesetzt.. Zur Strafe für ihren Hochmut steht Kassiopeia kopfüber am Firmament. Wichtigste mythologische Quelle sind die Metamorphosen des Ovid. Der römische Dichter sammelte griechischen Sagen und ordnete sie jeweils einem Sternbild zu.

 

 

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Venus, die römische Göttin der Liebe und Schönheit, begleitet vom Liebesgott Amor.

Als Entsprechungen des Planeten Venus findet man links oben das Sternkreiszeichen Waage und rechts oben das Sternkreiszeichen Stier.

 

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Venus hält das flammende Herz, das ihr Mars offenbarte, in ihrer rechten Hand.

 

 

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Auf dem keramischen Gemälde sieht man im Blumenkranz den römischen Gott Mars. Als Entsprechungen des Planeten Mars sind links oben das Sternkreiszeichen Widder und rechts oben das Sternkreiszeichen Skorpion angeordnet.

 

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Mars wurde als Kriegsgott dem griechischen Ares gleichgesetzt.
Er war neben Jupiter der wichtigste römische Gott.
Der rote Planet Mars ist nach ihm benannt.

 

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Das Attribut des Mars ist normalerweise die Lanze. Gezeigt wird er auf diesem Fliesengemälde mit Helm, Schild und Schwert.

 

 

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Jupiter (Iuppiter) war die oberste römische Gottheit.

Als Entsprechungen des Planeten Jupiter findet man auf dem Fliesengemälde links oben das Sternkreiszeichen Krebs und rechts oben das Sternkreiszeichen Schütze.

 

 

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Jupiter, Himmels- und Wettergott, wurde auch als Lichtbringer verstanden. Nach ihm wurde der Planet Jupiter benannt.

 

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Attribute des Jupiter sind gebündelte Blitze in den Händen und der ihn begleitende Adler als Zeichen der Macht.

 

 

 

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Saturn, römischer Gott des Ackerbaus, galt als Symbol des mythischen Goldenen Zeitalters.

Auf dem keramischen Gemälde findet man als Entsprechungen des Planeten Saturn links oben das Sternkreiszeichen Steinbock und rechts oben das Sternkreiszeichen Wassermann.

 

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Saturn war nach römischem Götterglauben Sohn des Himmelsgottes Caelus und der Erdgöttin Tellus. Eine Prophezeiung sagte voraus, dass er durch die Hand seines eigenen Sohnes entmachtet würde. Deshalb fraß Saturn alle seine Kinder, bis auf sein sechstes Kind Jupiter, das Saturns Gattin Ops auf der Insel Kreta versteckt hielt.

Saturn ist auf dem Fliesengemälde traditionell mit einer Sense dargestellt, denn gemäß mythologischer Beschreibungen lehrte er die Einwohner Latiums die Kunst des Ackerbaus.

 

 

 

 

Sternkreiszeichen

 

Es gibt die folgenden zwölf Sternkreiszeichen: Widder, Stier, Zwillinge, Krebs, Löwe, Jungfrau, Waage, Skorpion, Schütze, Steinbock, Wassermann und Fische.

Bei meinen folgenden Bildern fehlen die Sternkreiszeichen Widder, Löwe, Waage und Skorpion.

 

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Auf den Fliesengemälden sieht man von links nach rechts die Sternkreiszeichen

Stier (21.04.-20.05.), Zwillinge (21.05.-21.06.) und Krebs (22.06.-22.07.).

 

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Putti mit dem Sternkreiszeichen ‚Stier’ (21.04.-20.05.).

 

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Sternkreiszeichen Krebs (22.06.-22.07.)

 

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Putti mit Weintrauben als Hinweise zum Sommer.

 

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Jungfrau (24.08.-23.09.)

 

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Schütze (23.11.-21.12.)

 

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Steinbock (221.12.-20.01.)

 

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Wassermann (21.01.-19.02.)

 

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Fische (20.02.-20.03.)

 

 

 

Elemente

 

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Zwei Parkbänke mit Fliesengemälden.

 

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Tera (Terra) / Erde als eine der vier Elemente auf einem Fliesentableau an der Rückwand einer Parkbank.

 

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Detail von Bild 30.

Dem Element Erde werden kalt und trocken als Eigenschaften, Norden als Himmelsrichtung und die Tierkreiszeichen Stier, Jungfrau und Steinbock zugeordnet. Der Stier ist auch im Fliesentableau zu sehen.

 

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Ar (Air) Luft

 

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Detail von Bild 32 (Luft).

 

 

Weitere polychrome Szenen findet man im und am Bassin vor der Casa do Fresco, dem kühlen Pavillon.

 

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Lehnflächen und Sockelbereiche der umlaufenden Bänke am Wasserbecken im südöstlichen Bereich vor der sogenannten Casa do Frescos sind üppig mit polychromen Fliesentableaus verziert.

 

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Auf den Lehnflächen sind Szenen aus dem Landleben und in den Sockelbereichen Szenen aus der Küstenfischerei dargestellt.

Während an den Lehnflächen die Farbe Blau überwiegt, ist in den Sockelbereichen die Farbe Gelb dominant.

 

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Liebespaar, Detail aus dem mit Bild 35 gezeigten Bereich. Die Konturen sind kräftig manganfarben betont.

 

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Musizierendes Paar, Detail aus dem mit Bild 35 gezeigten Bereich.

 

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Ruhebänke links neben dem Eingang zur Casa do Fresco, dem kühlen Pavillon.

Im Vordergrund sind Abmauerungen in Doppel-S-Form im Becken zu erkennen. Zum Glück war bei meinen Fotoaufnahmen das Becken nicht mit Wasser gefüllt.

 

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Detailbereich aus Bild 38. Fliesengemälde auf den Lehnflächen links: fünf Statuen in Bogenportalen, rechts: ländliche Szene. Im Sockelbereich wiederholen sich Szenen aus der Küstenfischerei.

 

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Blick über das Bassin zu Sitzbänke rechts neben dem Eingang zur Casa do Fresco.

Die Abmauerungen des Beckens in Dopple-S-Form sind außen und innen mit Fliesen bekleidet. Die Fliesengemälde auf diesen Flächen zeigen hauptsächlich Meereswesen unterschiedlichster Art. An Wandflächen im Becken fallen Beiarbeiten mit uni weißen Fliesen auf.

 

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Detailbereich aus Bild 40.

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Bei der Bemalung der Azulejos (Fliesen) an den Sitzbänken dominieren die Farben Blau und Gelb.

Die Innenflächen der Beckenwände waren leider bei allen drei Aufnahmeterminen nicht gesäubert. Polychrome Malereien waren deshalb dort kaum zu erkennen.

 

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Detail der mit Bild 42 gezeigten Malerei an der Lehnfläche.

Drei von fünf Statuen auf Postamenten in bekränzten Bogenportalen. Die linke Statue ist durch ihr Attribut der Mondsichel als Göttin Luna gekennzeichnet.

 

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Blick über das Becken vor der Casa do Fresco zur umlaufenden Sitzbank, die hier vor dem überdachten Treppenaufgang zur Galerie der Künste, der großen Terrasse des Palastes, endet.

 

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Einen ganz besonderen Blickfang bietet die Lehnfläche in diesem Teilbereich der umlaufenden Bank.

Auf der Bildfläche tummeln sich Affen und Katzen in unterschiedlichsten Situationen. Dabei sind die Affen wie Menschen gekleidet und verrichten menschliche Tätigkeiten. Diese Affenpossen (Singerien) sind ein Thema, dass in der Malerei schon ab dem 15. Jahrhundert vorkommt. Besonders oft tummeln sich vermenschlichte Affen in Gemälden des Niederländers David Teniers.

 

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Links spielt ein Affe auf einer Orgel, zwei weitere Affen singen zu seiner Musik.

In der Mitte steht ein Affe an einem Notenständer und dirigiert singende Katzen.

Rechts sieht man einen Barbierladen. Ein Kätzchen wird von einem Affen als Barbier an einer Pfote behandelt. Über den beiden hängt ein Schild mit der Aufschrift CURGIAM APORVADO (geprüfter Wundarzt). Ein weiterer Affe hat als Barbier eine Katze bedient. Sein Gehilfe holt einen Spiegel von der Wand, um die Katze von der Qualität des Ergebnisses zu überzeugen.

 

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Detail aus Bild 46

 

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Ein Affe spielt die Orgel, zwei andere Affen stehen bei ihm und singen.

 

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Ein bebrillter Affe steht hinter einem Notenständer und dirigiert Katzen bei ihrem Gesang. Die hintere Katze blickt vorwurfsvoll zur vorderen verschreckten Katze, die wohl nicht den richtigen Ton getroffen hat.

Schräg über dem Dirigenten hängt ein Schild mit der Aufschrift E(V)U SO(V)U O MESTRE DA COLFA (ich bin der Meister der Musik).

 

 

 

Bildnachweis:

Bildarchiv Rainer Marggraf: 36, 37, 43, 47, 48 und 49.

Alle anderen Bilder sind eigene Aufnahmen aus den Jahren 1992, 2000 und 2001.

 

Link:

PALÁCIO FRONTEIRA
Largo São Domingos de Benfica, 1
1500-554 Lisboa, Portugal

www.fronteira-alorna.pt

 

 

Bildnachweis:

Bilder 01 und 03 aus Wikipedia. Alle anderen Bilder sind eigene Aufnahmen aus den Jahren 1992, 2000 und 2001.

 

 

Benutzte Literatur:

Simões, João dos Santos: Les carreaux hollandais céramiques au 
   Portugalt et en Espagne (Den Haag, 1959)

Meco, José und Marggaf, Rainer: Fliesenkultur in Portugal (Bramsche, 1989)

Quignard, Pascal: La frontiere. Azulejos du Palais Fronteira (Paris, 1992)

Joliet, Wilhelm: Die Geschichte der Fliese (Köln, 1996)

Sabo, Rioletta und Falcato, Jorge Nuno: Azulejos in Portugal (München, 1998)

Wikipedia

 


Bitte beachten Sie auch meine Veröffentlichungen:

Bitte beachten Sie auch meine Veröffentlichungen:

- Fronteirapalast im Lissaboner Stadtteil Benfica -

Teil 1 ‚Außenansichten des Palastes und Fliesentableaus an der Ostwand des Hauptgebäudes‘

www.geschichte-der-fliese.de/fronteira.html

Teil 3 ‚Holländische Fliesenbekleidungen im Gemäldesaal (Sala dos Painéis)'

www.geschichte-der-fliese.de/fron.html

Teil 4: ‚Schlachtensaal (Sala das Batalhas)'

www.geschichte-der-fliese.de/fro.html

Teil 5: 'Galerie der Künste'

www.geschichte-der-fliese.de/fronteira5.html

Teil 6:  Casa do Fresco / Haus der Erfrischung

 www.geschichte-der-fliese.de/fronteira6.html

Teil 7: ‘Tanque dos Cavaleiros – Brunnenanlage mit vierzehn Reiterbildern’

 www.geschichte-der-fliese.de/fronteira7.html