01
Am
08. Mai 1992 hielt ich auf Einladung der Fundação das Casa de
Fronteira e Alorna den Vortrag ‚Tiles from the Netherlands in Palácio
da Ega, Lisbon – Print and Tilepictures’. Mein Platz in der Sala
das Batalhas war vor dem großen Fliesengemälde der Schlacht von
Elvas.
Am
08. und 09. Mai 1992 und bei weiteren Terminen in den Jahren 2000
und 2001 fertigte ich u.a. viele Detailaufnahmen der Fliesentableaus
in der Sala das Batalhas (Schlachtensaal).
Dieser Saal ist der zentrale Raum des Palastes. Er
misst 11,30 Meter in Ost-West- und 8,75 Meter in Nord-Süd-Richtung,
mit einer Raumhöhe bis zum höchsten Punkt der Kuppel von 7,12
Meter.
Die
Bezeichnung des Saales bezieht sich auf acht Fliesengemälde mit
Darstellungen von kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen
Portugiesen und Spaniern während des Restaurationskrieges.
Das
Königreich Portugal, seit 1580 in Personalunion mit dem Königreich
Spanien verbunden, erkämpfte in diesem Konflikt zwischen 1640 und
1668 erfolgreich seine Unabhängigkeit.
02
D.
João de Mascarenhas, 2. Conde da Torre, 1. Marquês de Fronteira
(1633-1681).
Großes
Reiterbild an der Westwand des Schlachtensaals.
Im
repräsentativsten Saal des Palastes kommt der Stolz des D. João de
Mascarenhas zum Ausdruck, der an Kämpfen um die Wiedererlangung der
Unabhängigkeit Portugals von Spanien mit Erfolg teilnahm.
Im
Frieden von Lissabon erkannte 1668 Spanien Portugals Unabhängigkeit
an. Regent Pedro II. (1648-1706) ernannte seinen engsten Berater aus
Dankbarkeit zum 1. Marquês de Fronteira.
Um
1670 begann man im Auftrag von D. João de Mascarenhas, weit vor den
Toren der Stadt Lissabon am Berg Monsanto, mit dem Bau des
Fronteira-Palastes.
Im
Archiv des Palastes liegt eine Inventur von 1673. Darin wird der
zentrale Saal schon erwähnt.
Alexis
Collotes de Jantillet, Offizier aus dem Herzogtum Lothringen,
verfasste am 11. April 1678 in Lissabon `Horoe Subsecivoe`, eine
Beschreibung des Jagdschlosses Fronteira. Diesen 1679 gedruckten
Bericht widmete er D. Fernando de Mascarenhas, 2. Marquês de
Fronteira (1655-1729).
In
der Beschreibung findet man Details von größtem Interesse. So gab
Alexis Collotes de Jantillet auch Informationen über die Azulejos
(Fliesen) im und am Palast (Mitteilung des Herrn D. Fernando José
Fernandez Costa Mascarenhas, 11. Marquês von Fronteira).
Auf
den acht Fliesengemälden sind entscheidende Schlachten des
Restaurationskrieges gegen Spanien detailgenau dargestellt. Kommando
führende Militärs, darunter mehrfach der 2. Conde da Torre (der spätere
1. Marquês de Fronteira) sind bezeichnet. In großen Kartuschen
werden jeweils Orte, Personen, Verlauf von Kampfhandlungen und
Ausgang der Schlacht genau beschrieben.
Die
Schlachtenbilder in den Sockelzonen der Wände sind prinzipiell
blau-weiß gehalten. Konturen wurden manganfarben angelegt; braune,
grüne und gelbe Farbakzente dezent eingesetzt.
Der
Maler dieser Schlachtenbilder ist leider nicht bekannt. Er hat mit
Sicherheit nach Angaben und unter Anleitung eines Militärexperten
gearbeitet.
In
Fliesentableaus dargestellte Schlachtfelder:
Montijo (Spanien) 26. Mai 1644 / Arronches 08. November 1653 /
Badajoz (Spanien) 22. Juli 1658 / Elvas 14. Januar 1659 / Ameixial
08. Juli 1663 / Castelo Rodrigo 07. Juli 1664 / Montes Claros 17.
Juni 1665 / Chaves (Trás-o-Montes) 20. November 1667.
In meinem Bericht folge ich der Anordnung der
Tableaus im Saal.
Nordwand
links:
03
Montes
Claros, Provinz: Alentejo, Ort: Montes Claros
Schlacht
am 17. Juni 1665
Tableau mit Rahmung = 328,5x164 cm
Tableau ohne Rahmung = 274,5x110cm
24x12 Fliesen
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Linke obere Ecke des Tableaus ‚Montes Claros’ mit
der Festung Estremoz.
05
Detail aus der oberen Mitte des Fliesengemäldes.
Bei dieser Schlacht standen 20.000 Soldaten auf
portugiesischer Seite 22.000 Soldaten auf spanischer Seite gegenüber.
Kommandeure der Portugiesen waren António Luis de Meneses Marquês
de Marialva und Herzog Friedrich von Schomberg.
An der Seite der Portugiesen kämpften auch
englische, irische, schottische und französische Söldner.
Luis Benavides Carrillo, Marquês de Caracena,
kommandierte die spanischen Truppenverbände. An der Seite der
Spanier kämpften deutsche, schweizer und italienische Söldner.
06
António Luis de Meneses Marquês de Marialva
inmitten seiner portugiesischen Truppen.
07
Die portugiesische Kavallerie stand mit ca. 5000
Reitern der spanischen Kavallerie mit ca. 7500 Reitern gegenüber.
08
Die Schlacht von Montes Claros tobte nicht weit von
Vila Viçosa entfernt.
09
Die Schlacht endete mit einem Sieg der Portugiesen
und gilt als eine der wichtigsten ihres Landes. Auf dem Schlachtfeld
blieben ca. 4700 Soldaten. Fast 6000 Soldaten der spanischen
Truppenverbände gerieten in portugiesische Gefangenschaft.
10
Auf der Kartusche in der rechten unteren Ecke des
Fliesenbildes wird die Schlacht von Montes Claros beschrieben.
Nordwand
rechts
11
Detail aus der Darstellung der Schlacht von Badajoz
– S. Miguel am 22. Juli 1658.
Provinz:
Estremadura (Castela, Spanien)
Tableau mit Rahmung = 329x164 cm
Tableau ohne Rahmung = 273,5x109,5cm
24x12 Fliesen
Chroniken berichten von Gefechten von Juli bis
Oktober 1658.
João Mendes de Vascocelos kommandierte als Oberbefehlshaber die
portugiesischen Truppenverbände.
12
Detail aus Bild 11
Der Conde da Torre ist in Bild 11 rechts oberhalb der
Festung S. Miguel zu sehen.
13
Auf diesem Teil des Fliesenbildes erkennt man
verschiedene portugiesische Waffengattungen, Heerführer sind
bezeichnet.
Die portugiesische Kavallerie wurde von André de
Albuquerque kommandiert.
14
Detail aus Bild 13
15
Detail aus Bild 13
16
Angriff portugiesischer Truppenverbände auf die
Festung S. Miguel.
Ostwand
17
Linhas de Elvas, Provinz: Alentejo, Ort: bei Elvas
Schlacht am 14. Januar 1659
Tableau
mit Rahmung = 559,5x164 cm
Tableau ohne Rahmung = 503x110 cm
40,5x12 Fliesen
Das spanische Heer Luis de Haros, bestehend aus
14.000 Mann Infanterie, 3.500 Reitern, 19 Kanonen und 3 Mörsern,
blieb beim Ansturm auf Elvas erfolglos und wurde von 8.000 Mann
Infanterie, 2.500 Reitern und 20 Geschützen abgewehrt. Kommandanten
der portugiesischen Truppen waren António de Meneses und Sancho
Manoel de Vilhena.
18
Gefecht vor den Toren von Elvas.
19
Convento
de São Francisco de Elvas
20
Forte
de Nossa Senhora da Graça
21
Gedenktafel an die Schlacht in der Stadt Elvas.
Südwand
22
Montijo,
Provinz: Estremadura (Castela), Ort: Povão (Spanien)
Schlacht am 26. Mai 1644
Tableau mit Rahmung = 148x164 cm
Tableau ohne Rahmung = 93,5x109,5 cm
10,5x12 Fliesen
Die Schlacht endete mit einem Sieg der Portugiesen.
23
Obere
linke Ecke des Fliesentableaus. Spanische Kavallerie am Rio
Guadiana.
Bei dieser Schlacht im Befreiungskrieg Portugals kämpften
unter ihrem Befehlshaber Matias de Albuquerque 6.000 Soldaten der
Infanterie und 1.100 Soldaten der Kavallerie gegen spanische
Truppenverbände mit deren Befehlshaber Marquês de Terrecusa und
Barão de Mollingen mit 4.000 Soldaten der Infanterie und 2.100
Soldaten der Kavallerie.
24
Detail des Fliesentableaus Mitte links. Auf dem Bergrücken
die spanische Stadt Montijo.
25
Auf Seiten der Portugiesen nahm auch eine holländische
Kavallerieeinheit unter Kommandant de Piper an den Kämpfen teil.
26
Auf der Kartusche in der linken unteren Ecke des
Fliesenbildes wird die Schlacht von Montijo beschrieben.
Südwand
27
Castelo
Rodrigo
Schlacht am 07. Juli 1664
Tableau mit Rahmung = 143x163 cm
Tableau ohne Rahmung = 88,5x110cm
10,5x12
Fliesen
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Alle acht Fliesengemälde werden durch Doppelreihen
üppig ornamentierter Fliesen umrahmt.
Die Ecken jeder Rahmung füllen `mascarons`.
29
Castelo
Rodrigo war in den kriegerischen Auseinandersetzungen um die
Wiedererlangung der Unabhängigkeit Portugals von Spanien eine
besonders strategische Festung. Am 7. Juli 1664 schlug hier das
portugiesische Heer unter Pedro Jacques de Magalhães die spanische
Armee unter Herzog von Ossuna.
Die Gegend um Castelo Rodrigo blieb bis zum Frieden
von Lissabon 1668 immer wieder Schauplatz von Auseinandersetzungen.
30
Gefechtsszene in der Gegend von Atalaia.
31
Portugiesische Kavallerie unterhalb des Castelo
Atalaia auf dem Weg zum Castelo Rodrigo.
32
Portugiesische Truppenverbände durchqueren die Serra
da Marofa im Distrikt Guarda mit einer maximalen Höhe von 977
Metern. Sie liegt vor allem in der Gemeinde Figueira de Castelo
Rodrigo.
33
Auf der Kartusche in der rechten unteren Ecke des
Fliesenbildes wird die Schlacht von Castelo Rodrigo beschrieben.
Südwand
34
Arronches, Provinz: Alentejo, Ort: Arronches
Reiterschlacht am 8. November 1653
Tableau mit Rahmung = 142x163 cm
Tableau ohne Rahmung = 87x109,5 cm
10,5x12 Fliesen
35
Tableau ‚Arronches’ ohne Rahmung.
36
Auf der Kartusche in der linken unteren Ecke des
Fliesentableaus wird die Schlacht von Arronches beschrieben.
Südwand
37
Recontre
de Chaves (Trás-os-Montes), Provinz: Minho, Ort: Chaves
Schlacht am 20.November 1667
Tableau mit Rahmung = 133x163,5 cm
Tableau ohne Rahmung = 78x109,5 cm
9,5x12 Fliesen
38
In der linken oberen Ecke blasen zwei spanische
Reiter Attacke auf die portugiesische Kampfeinheit.
Nach dem Eingreifen der spanischen Kavallerie wird
drastisch und detailliert das mörderische Kampfgeschehen Mann gegen
Mann geschildert.
39
Detail
des Fliesentableaus ‘Recontre de Chaves (Trás-os-Montes)’
40
Auf der Kartusche in der rechten unteren Ecke des
Fliesentableaus wird die Schlacht von Tras-o-Montes beschrieben.
Westwand
41
Ameixial,
Provinz: Alentejo
Schlacht am 08. Juli 1663
Tableau mit Rahmung = 544x164 cm
Tableau ohne Rahmung = 489x110 cm
39,5x12 Fliesen
In Spanien ist die Schlacht von Ameixal besser als Schlacht von
Estremoz bekannt.
42
Linke Hälfte des Tableaus ‚Batalho do Ameixal’
43
Rechte Hälfte des Tableaus ‚Batalho do Ameixal’
44
Ankunft portugiesischer und spanischer Truppenverbände
im Distrikt Évora, nord-westlich der Stadt Estremoz.
45
Die Schlacht fand am 8. Juni 1663 in Nähe von Santa
Vitório do Ameixal statt.
Auf portugiesischer Seite befehligten Conde de Via
Flor und Conde de Schomberg 14.000 Infanteristen und 3.000
Kavalleristen mit 15 Kanonen.
Auf Seiten der Portugiesen kämpften 3.000 Engländer.
Auf spanischer Seite befehligte D. João José de Áustria, Sohn des
spanischen Königs Philip IV., 12.500 Infanteristen und 6.000
Kavalleristen mit 18 Kanonen.
Die Schlacht endete mit einem Sieg der Portugiesen.
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Interessant sind die unterschiedlichen Größenverhältnisse
der an der Schlacht Beteiligten.
47
Die Schlacht war auch eine große logistische
Herausforderung.
Die spanischen Truppen litten unter schlechtem
Nachschub von Waffen, Munition, Proviant und Sold für ihre
Soldaten.
48
Während der Schlacht erbeutete die portugiesische
Kavallerie die Standarte des D. João José de Áustria, während
die meisten Mitglieder seiner Schwadron starben. Die Standarte wurde
später König Alfonso VI. von Portugal überbracht.
49
Links sieht man D. João José de Áustria ohne
Kopfbedeckung.
50
Auf der Kartusche in der linken unteren Ecke des
Fliesentableaus wird die Schlacht von Santa Vitório do Ameixal bei
Estremoz beschrieben.
Bildnachweis
Bildarchiv Rainer Marggraf
01
Casas
de Fronteira e Alorna
02/03/17/22/27/34/37/41/42/43
Município
de Elvas
21
Meine Bilder aus den Jahren 1998, 2000 und 2001
und Bildbearbeitungen
Ich
danke D. Fernando José Fernandez Costa Mascarenhas, 11. Marquês de
Fronteira und Filipe Benjamim Santos, Secretário-Geral Fundação
das Casas de Fronteira e Alorna für ihre Genehmigung zur Veröffentlichung
von Fotos aus dem Schlachtensaal (Sala das Batalhas).
Benutzte
Literatur
Meco, José und Marggraf, Rainer
Fliesenkultur in Portugal – Azulejaria Portuguesa (Bramsche 1989)
Joliet, Wilhelm
Die Geschichte der Fliese (Köln 1996)
Sabo,
Rioletta und Falcato, Jorge Nuno
Azulejos in Portugal (München 1998)
Wikipedia
Link
Palácio Fronteira
www.fronteira-alorna.pt
Der Palast ist nur im Rahmen von Führungen zu
besichtigen.
Es gibt Führungen in Englisch, Französisch und Portugiesisch.
Bei einem geplanten Besuch des Palastes empfiehlt sich ein
vorheriger Anruf.
Bitte
beachten Sie auch meine Veröffentlichungen:
Bitte beachten Sie auch meine Veröffentlichungen:
- Fronteirapalast im Lissaboner Stadtteil Benfica -
Teil 1
‚Außenansichten des Palastes und Fliesentableaus an der Ostwand des
Hauptgebäudes‘
www.geschichte-der-fliese.de/fronteira.html
Teil 2
‚Polychrome Fliesentableaus im klassischen Garten des Palastes und am Bassin
vor der Casa do Fresco‘
www.geschichte-der-fliese.de/front.html
Teil 3
‚Holländische Fliesenbekleidungen im Gemäldesaal (Sala dos Painéis)'
www.geschichte-der-fliese.de/fron.html
Teil 5: 'Galerie der Künste'
www.geschichte-der-fliese.de/fronteira5.html
Teil 6:
Casa
do Fresco / Haus der Erfrischung
www.geschichte-der-fliese.de/fronteira6.html
Teil 7:
‘Tanque dos Cavaleiros – Brunnenanlage mit vierzehn Reiterbildern’
www.geschichte-der-fliese.de/fronteira7.html
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