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Ansicht
der Kirche von Westen
In
Almancil, nur wenige Kilometer von der Stadt Faro entfernt, steht
nahe der Estrada Nacional No. 125 auf einem kleinen Hügel die Sankt
Laurentius Kirche. Sie ist berühmt wegen ihres Schatzes an
Azulejos, den portugiesischen Fliesen.
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‘Arme
Seelen im Fegefeuer‘, ein Fliesentableau über dem Seiteneingang
der Kirche
Das
Tableau trägt die Aufschrift ‘PADRE NOSO
AVE MARIA‘.
In
der Gestaltung von Fliesentableaus war ‘Arme
Seelen im Fegefeuer‘ zwischen 1770 und 1780 häufiges Motiv
der Gegenreformation.
Kirche und Kirchengemeinde
Schon
vor Beginn des 16. Jahrhunderts stand eine Kapelle in Almancil. Nach
Aufzeichnungen in Akten des Sankt-Jakob-Ordens, die sich in der
Kirche in Loulé befinden, stiftete Rui Barreto de Mascarenhas 1565
den Neubau der Sankt Laurentius Kirche. Der Vorgängerbau war gemäß
Aufzeichnungen ‘alt und fast zerfallen‘. Die Baupläne von
Mitgliedern des Sankt-Jakob-Ordens wurden von Dr. Manuel Teixera de
Sousa, Generalvikar des Bistums, unterstützt.
Die
Brüder Antão und Manuel Borges, beide in Lissabon geboren, wurden
im November 1729 mit dem Bau der Kirche beauftragt. Antão war
Maurermeister und lebte in Faro. Manuel war ‘azulejador‘,
Meister der Fliesenbrenner in Lissabon.
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Der
heilige Laurentius als Schutzpatron der Kirche von Almancil,
Fliesenbild am Hauptportal
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Fliesengemälde
an der Rückwand der Kirche
Der
heilige Laurentius mit seinen Attributen Rost und Palmzweig.
Aufschrift
auf dem Fliesengemälde ‘S.ti LAVRENTI ORA PRONOBIS‘
und ‘ANNO DE 1730‘.
Laurentius, Vita und Legende:
Laurentius
wurde in Huesca einer Stadt im Königreich Aragón als Sohn des hl.
Märtyrers Orientus und der hl. Märtyrerin Patientia geboren.
Papst
Sixtus II. hörte von dem heiligmässigen Leben des Laurentius und
weihte ihn zum Diakon. Der Papst starb am 06.08.258 zusammen mit
vier Diakonen in Rom den Märtyrertod. Vor seinem Tod übergab er
Laurentius das Kirchenvermögen. Laurentius wurde vom römischen
Kaiser Licinius Valerianus aufgefordert, ihm das Vermögen der
Kirche auszuhändigen. Dieser verteilte es stattdessen an die Armen
und führte diese dem Kaiser mit dem Hinweis vor, sie seien das
wahre Vermögen der Kirche.
Am
10.08.258 wurde Laurentius mit vier weiteren Diakonen mit dem
Schwert hingerichtet. Seine
Marter auf dem glühenden Rost ist wohl Zutat des 4. Jahrhunderts.
Kult:
Sein
Kult ist im gesamten Abendland verbreitet. In Deutschland wird der
hl. Laurentius seit dem 10. Jahrhundert verehrt, denn ihm wurde der
Sieg über die Ungarn am 10.08.955 auf dem Lechfeld zugeschrieben.
Im 16. Jahrhundert verbreitete sich der Kult nach dem Sieg der
Spanier von St. Quentin in Spanien. Philipp II. von Spanien machte
ihn zum Nationalheiligen und liess den Grundriss des Escorial ihm zu
Ehren in Form eines Rostes anlegen.
Arbeiten bedeutender portugiesischer
Fliesenmaler des 18. Jahrhunderts in der Kirche
von
Almancil
Die
Fliesengemälde im Chorraum, in der Kuppel und an der Deckenwölbung
des Langhauses fertigte Policarpo de Oliveira Bernardes, die an den
Seitenwänden des Langhauses Manuel Borges.
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Hochaltar
der Kirche (Foto: Hélio Ramos)
Die
Schnitzarbeiten am Altar führte um 1740 Meister Manuel Martins aus.
Die Vergoldung durch die Maler Clemente Velho de Sarre und
Franciscio Correia begann am 16. Februar 1742.
Über
dem Hochaltar sieht man den Ansatz einer mit Fliesen bekleideten
Kuppel.
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Kuppel
und vergoldetes Schnitzwerk (Foto: Hélio Ramos)
Die
Kuppel, mit der auf Fliesen gemalten Scheinarchitektur, ist eine der
schönsten Portugals.
Beim
Erdbeben von 1755 gab es an der Kirche nur wenige Schäden. Es lösten
sich nur fünf Fliesen aus dem Deckengewölbe des Langhauses.
Fliesengemälde
An
den seitlichen Innenwänden der Kirche zeigen acht Fliesengemälde
Ereignisse aus dem Leben des heiligen Laurentius.
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Laurentius
beschenkt die Armen
Auf
der rechten Seite des Chorraumes zeigt ein Fliesengemälde wie
Laurentius Kirchenschätze unter die Armen verteilt.
Inschrift
in einem Medaillon unterhalb des Gemäldes ‘ET
THESAVRUS ECLESIA DEDIT PAVPÉRIBVS.
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Laurentius
vollführt ein Wunder
Das
Fliesengemälde auf der linken Seite des Chorraumes zeigt
Laurentius, wie er mit dem Kreuz in der Hand am Tiber in Rom ein
Wunder vollführt, indem er zwei Blinden das Augenlicht wiedergibt.
Inschrift
in einem Medaillon unterhalb des Gemäldes
‘LAVRENTIUS BONVM OPVS OPERATVS EST, QVI
PER SIGNUM CRVCIS COECOS ILLVMINAVIT‘.
Im
Kirchenschiff sind sechs Fliesengemälde in chronologischer
Reihenfolge in Wandarkaden angesetzt, beginnend auf der Epistelseite
vom Chorraum zum Hauptportal und weiterführend auf der
Evangelienseite vom Hauptportal zum Chorraum.
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Dieses
Bild zeigt einen Dialog zwischen dem Diakon Laurentius und Papst
Sixtus II.
Laurentius
beklagt, dass er dem Papst nicht in den Märtyrertod folgen könne.
Der Papst tröstet seinen Diakon mit den Worten, dass er in drei
Tagen den Märtyrertod erleiden wird.
‘Non
ego te desero filipost triduum me sequeris‘.
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Gefangennahme
des Laurentius
‘Circundiderut me undique, et non erat
qui adyuuaret‘
Für
das Verteilen von Kirchenschätzen unter Arme wurde er vom römischen
Kaiser Licinius Valerianus angeklagt. Laurentius kam in den Kerker,
ohne dass ihn jemand verteidigte.
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Laurentius
vor dem römischen Kaiser Licinius Valerianus
Laurentius präsentiert
dem Kaiser den wahren Reichtum der Kirche: die Armen, in denen
Christus wohnt. ‘Hi(c) sunt
thesauri eclesiae, inquibus christus est‘.
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Laurentius
wird aufgefordert seinem Glauben abzuschwören und die römischen Götter
zu verehren
‘Deum
meum colo illi soli servio et ideo non timeo tormenta tua‘.
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Laurentius
wird auf einen eisernen Rost über ein Feuer gelegt
Die
Folterer hofften, dass er unter diesen Qualen seinem Glauben abschwört.
‘In
craticula te deum non negaui‘.
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Ein
Engel tröstet den Sterbenden, um dann nach dessen Tod seine Seele
in den Himmel zu geleiten
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Deckenwölbung
des Langhauses (Foto: Hélio Ramos)
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Laurentius
wird als Märtyrer vom dreieinigen Gott gekrönt (Foto: Hélio
Ramos)
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Signatur
des Policarpo de Oliveira Bernardes und Datierung der Fliesengemälde
mit 1730
Policarpo de Oliveira Bernardes
(1695-1778), Sohn und Schüler von António de Oliveira Bernardes,
war einer der berühmtesten portugiesischen Fliesenmaler des 18.
Jahrhunderts.
Er
schuf mit seinem Vater die Fliesengemälde der Kirche São Lourenço
in Azeitão.
Eigene
Arbeiten fertigte er für: Convento de São Francisco (Alenquer),
Igreja da Misericórdia de Viana do Castelo (1719-1721), Igreja de São
Lourenço de Almancil (1730), Convento de Varatojo (Torres Vedras),
Ermida de Porto Salvo (Oeiras, 1740), Forte de São Filipe (Setúbal)
und Igreja da Penha (Braga).
Benutzte Literatur
‘Die
Sankt Lorenz Kirche von Almancil‘ Textblatt der Kirchengemeinde
‘St.
Lourenço in Almancil‘ Faltblatt der Camara Municipal de Loulé
Wikipedia
Danksagung
Den
Eheleuten Marie und Volker Gruber danke ich für ihre Hilfe. Sie
vermittelten mir im Jahr 2000 die Kontakte zum Priester Dom Gilberto
in Faro und zum Fotografen Hélio Ramos in Olhão.
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