Vila Viçosa ist eine Kleinstadt in der Region
Alentejo im Distrikt Évora.
1461 kam die Region unter die Herrschaft der Familie Bragança.
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Paço Ducal de Vila Viçosa
Der Palast wurde 1507,
in der Regierungszeit Herzogs Jaime (1479-1532), fertiggestellt.
Als Herzog João von Bragança 1640 zum König Johann IV. von
Portugal ausgerufen wurde zog die Familie nach Lissabon. Von da an
wurde der riesige Palast in Vila Viçosa nur nach als Sommerresidenz
genutzt.
Die Innenräume sind heute als Museum eingerichtet.
Paço Ducal
Terreiro do Paço
P-7160-251 Vila Viçosa
Telef: 268-980 659
Fax: 268-989 808
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Pavilhão da Música (Musiksaal)
Im Musiksaal gibt es
acht Nischen mit Fliesenbekleidungen, davon vier Friese mit
Wappenschilden des Teodósio I., dem fünften Herzog von Bragança
und vier Friese mit Bildern aus dem Leben des Tobias, einer Gestalt
aus dem Alten Testament.
In mehreren Publikationen, darunter auch in denen von Claire
Dumortier, José Meco und Rainer Marggraf, wurde behauptet, die
Tableaus befänden sich in der Sala da Cabra-Cega. Frau Dr. Maria de
Jesus Monge, Direktorin der Museu-Biblioteca da Casa de Bragança,
teilte mir mit, dass dies ein Fehler sei und die oben genannten
Fliesenarbeiten im Musiksaal zu finden seien. Fliesentableaus wurden
in den 1950er Jahren im Appartement des Königs ausgebaut und im
Musiksaal wieder angesetzt. Zwei Fliesentableaus, die
zwischenzeitlich im Palácio Nacional da Ajuda in Lissabon angesetzt
waren, kamen zurück nach Vila Viçosa. Darüber hinaus gibt es im
Depot des Palastes noch Teilflächen von Tableaus in der Art der
Tableaus mit Wappenschilden und Grotesken dazu noch viele unbeschädigte
und beschädigte Einzelfliesen.
Teil 1
Vier Friese mit Wappenschilde des Teodósio I.
Auftraggeber der Fliesentableaus war Teodósio I.
(1510-1563), fünfter Herzog von Bragança. Er regierte von 1532 bis
1563. Teodósio I. war ein großer Förderer der Renaissance-Kunst.
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1.1 Erstes Tableau, Wappenschild der Bragança
in einer Rollwerkkartusche
Das im Bild gezeigte Tableau ist vier Fliesen im
Format von 13,5x13,5 cm hoch. Auffallend sind geschnittene Fliesen
links und rechts vom Wappenschild. Die dekorativen Elemente können als Grotesken (1)
beschrieben werden. Rollwerk (2) begrenzt als aufgerollte Bänder
die Wappenkartusche. Beschlagwerk (3) bringt neben der
Wappenkartusche stabile Struktur in das Gesamtbild. Der Fliesenmaler
benutzte dieses Dekorationselement zum Beispiel als Stützen für
Vasen.
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Diese Einzelfliese aus
einem unbekannten Tableau liegt im Depot des Palastes. Auf Grund des
Monogramms wurde sie in mehreren Veröffentlichungen (4) dem
Antwerpener Atelier des Jan Bogaerts (5) zugeschrieben.
Auf Grund stilistischer
und ikonografischer Studien Antwerpener Fliesentableaus aus der
Mitte des 16. Jahrhunderts rückte Frau Claire Dumortier (6), die
wohl bekannteste Kennerin Antwerpener Keramik, von dieser
Zuschreibung ab. Sie schrieb im Januar 1990 bei einem Kongress zur
Geschichte der Fliesenkultur Portugals der Fundação das Casas de
Fronteira e Alorna in Lissabon die Fliesentableaus im Musiksaal der
Antwerpener Werkstatt des Franchois Frans (7) zu und begründete
diese Zuschreibung auch in mehreren Veröffentlichungen (8).
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1.2 Erstes Tableau, linke Seite
An geschnittenen Fliesen erkennt man, dass das
Fliesenfeld ursprünglich größer war. Es schließt nach oben
mit einem Fries aus Mäandern auf manganfarbenem Grund und nach
unten mit einem weißen C-förmigem Motiv auf gelbem Grund ab.
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1.3 Erstes Tableau, Detail linke Seite
Am Beschlagwerk, das eine Maske umrahmt, sind
Blumen und Schmuck angehängt.
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1.4 Erstes Tableau, Wappen der Bragança in der
Mitte der Wandfläche
Beschlag- und Rollwerk bilden die Rahmung für das
von Putten gehaltene Wappen des Herzogs von Bragança.
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1.5 Erstes Tableau, Wappen des Teodósio I.
(1510-1563), dem fünften Herzog von Bragança
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1.6 Erstes Tableau, Detail der rechten Seite
Die Dekoration der Fliesen ist fantasievoll, denn
außer einem ein Gefäß tragenden Putto sieht man Blumen, ein
Insekt, eine dampfende Kanne, eine umgestürzte Kanne und
Theatermasken.
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2.1 Zweites Tableau mit kurzem Seitenteil links
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2.2 Zweites Tableau, linker Eckbereich mit
Portraits im Beschlagwerk
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2.3 Zweites Tableau, Detail des linken Teils der Rückwand
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2.4 Zweites Tableau, Wappenschild der Bragança in
einer Rollwerkkartusche
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2.5 Zweites Tableau, rechter Wandbereich
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2.6 Zweites Tableau, dampfende Kessel, Blumen,
Insekten, Bildnis im Beschlagwerk und Masken tragende Putten beleben
das Fliesengemälde
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3.1 Drittes Tableau mit zwei kurzen Seitenteilen
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3.2 Linke Ecke des dritten Tableaus mit Darstellung
eines Reiters in kunstvoll gestaltetem Kreis
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3.3 Detail des dritten Tableaus mit Grotesken,
Roll- und Beschlagwerk
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3.4 Drittes Tableau, Putten präsentieren das reich
geschmückte Wappen der Herzöge von Bragança
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3.5 rechte Seite des dritten Tableaus
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3.6 rechter Eckbereich des dritten Tableaus
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3.7 Drittes Tableau, Detail des rechten
Wandbereiches u.a. mit Libelle und Schmetterlingen
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3.8 Drittes Tableau, Putto mit Blumenkorb und
Blumengebinde
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3.9 Drittes Tableau, Putto mit Blumentrage
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4.1 Viertes Tableau mit zwei kurzen Seitenteilen
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4.2 Viertes Tableau, linke Innenecke mit markantem
Portrait im Beschlagwerk
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4.3 Viertes Tableau, linke Seite der Rückwand
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4.4 Viertes Tableau, mittlerer Bereich mit Wappen
der Herzöge von Bragança
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4.5 Viertes Tableau, rechte Seite der Rückwand
Bei der äußeren rechten Reihe ist klar zu
erkennen, dass hier nicht passende Fliesen angesetzt wurden.
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4.6 Viertes Tableau, rechte Innenecke
Das Museu Nacional do Azulejo in Lissabon besitzt
die beiden folgenden Teilbereiche von Fliesentableaus aus dem
Herzogspalast von Vila Vicosa:
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MNAZ Inv° 51
Brasão dos duques de Bragança,
Antuérpia, atribuído à oficina Den Salm, 1558,
Faiança policroma, 27x54 cm,
Proviniente do Paço Ducal de Vila
Viçosa
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MNAZ Inv° 849
Composicao com cavaleiro
Antuérpia, atribuído à oficina Den Salm, 1558
Faiança policroma, 54x54 cm,
Proviniente do Paço Ducal de Vila Viçosa
Anmerkungen
(1) Bei einer Groteske handelt es sich um ein
antikes römisches Ornament aus Tieren, Blumenranken und Fabelwesen
in römischen Palästen oder Thermen. In der Renaissance wurde sie
wiederentdeckt und unter anderem von Raffael in den Loggien des
Vatikan gemalt. Flämische Künstler, wie Cornelis Floris, machten
nach Aufenthalten in Rom Grotesken auch im Norden bekannt. Cornelis
Floris (* 1514 Antwerpen - + 1575 Antwerpen) war Schöpfer des
Florisstils, ein aus der römischen Groteske entwickelter
Dekorationsstil. Seine Ornamentstichfolgen fanden seit etwa 1548
weite Verbreitung. Cornelis Floris de Vriendt war mit seinem Bruder
Frans Floris maßgeblich an der Verbreitung der Renaissance im
Norden beteiligt. (Groteske und Florisstil – Wikipedia)
(2) Rollwerk ist eine Dekorationsform verschlungener und aufgerollter,
plastisch wirkender Bandformen, die vor allem bei Wappen und
Kartuschen vorkommen. Rollwerk wurde in der Schule von Fontainebleau
entwickel und in der Niederlanden weiterentwickelt. (Rollwerk –
Wikipedia)
(3)
Beschlagwerk ist ein reliefartiges Flächenornament, das durch
imitierte Nagelköpfe angeheftet erscheint. Es ahmt metallene Beschläge
nach und geht auf den Antwerpener Baumeister, Bildhauer und
Ornamentstecher Cornelis Floris zurück. (Beschlagwerk –
Wikipedia)
(4) SIMÕES, J.M. dos Santos, Os Azulejos do
Paço de Vila Viçosa. Lisboa, Fundação da Casa de Bragança, 1945 SIMÕES, J.M. dos
Santos, Carreaux céramiques au Portugal et en Espagne, La Haye 1959 MECO, José, Azulejaria
Portuguesa, 1989 MARGGRAF, Rainer, Fliesenkultur in Portugal, Bramsche 1989
(5)
Jan Bogaerts wurde 1552 in die Antwerpener ’Sint-Lucasgilde’
aufgenommen.
(6)
Claire Dumortier, Konservatorin der Abteilung ’Europese
ceramiek’ der ’Koninklijke Musea voor Kunst en Geschiedenis
Brussel’, ist die Expertin Antwerpener Keramik betreffend.
(7)
Franchois Frans heiratete 1543 Anna van Dueren, Witwe des 1541
verstorbenen ’geleyerspotbacker’Guido Andries Besitzer der
Antwerpener Werkstatt ’Den Salm’. Vom Leben des Franchois Frans
vor seiner Hochzeit mit Anna von Dueren ist wenig bekannt. In einer
Akte aus dem Jahr1571 wird sein Alter mit 52 Jahren angegeben.
Daraus kann sein Geburtsjahr mit 1519 abgeleitet werden. Von den
Produkten, die in den Jahren 1543 bis 1555 in der Werkstatt ’Den
Salm’ des Franchois Frans gefertigt wurden. ist zweifellos das
Fliesengemälde ’Die Bekehrung des Saulus’ ein absolutes
Meisterwerk. Es ist 1547 datiert und wird im Vleeshuis zu Antwerpen
aufbewahrt. Im Jahr 1552 wurde Franchois Frans Meister der
Antwerpener ’Sint Lucasgilde’. (Franchois Frans – Wikipedia)
(8)
Dumortier, Claire, ‘Het atelier van de Antwerpse geleyerspotbacker
Franchois Frans (16de eeuw)’, in: Mededelingenblad Nederlandse
Vereniging van Vrienden van de Ceramiek, 1986/5, nr. 125. Dumortier, Claire,
‘Les faïenciers Italiens à Anvers au 16e siècle, Aspects
historiques’, in: Faënza, LXXIII, 1987/4-6.. Dumortier, Claire,
‘Les ateliers de majolique à Anvers (1508- 1585)’, in: Bulletin
van de Antwerpse Vereniging voor Bodem en Grotonderzoek, 1988, nr.
1. Dumortier, Claire en
Oost, Tony, ‘Un atelier de majoliques installé à Anvers vers
1600’, in: Bulletin des Musées Royaux d'Art et d'Histoire de
Bruxelles, Vol. 60, 1989. Dumortier, Claire,
‘Contribution à l’etude des carreaux Anversois de Vila
Vicosa’, in Azulejo N° 1, Lisboa 1991. Dumortier, Claire, ‘Céramique
de la Renaissance à Anvers. De Venise à Delft’, Paris 2002
Benutzte Literatur
SIMÕES, J.M. dos Santos, Carreaux céramiques au
Portugal et en Espagne, La Haye 1959
DUMORTIER, Claire, ‘Het atelier van de Antwerpse
geleyerspotbacker Franchois Frans (16de eeuw)’, in:
Mededelingenblad Nederlandse Vereniging van Vrienden van de
Ceramiek, 1986/5, nr. 125.
MECO, José, Azulejaria Portuguesa, 1989
MARGGRAF, Rainer, Fliesenkultur in Portugal,
Bramsche 1989
DUMORTIER, Claire, ‘Contribution à l’etude des
carreaux Anversois de Vila Vicosa’, in Azulejo N° 1, Lisboa 1991.
WIKIPEDIA
Fotonachweis
01 und 02 Museu-Biblioteca da
Casa de Bragança
03 bis 30 Bildarchiv Rainer
Marggraf
31 und 32 Museu Nacional do
Azulejo
Danksagung
Mein Dank gilt Frau Dr. Maria de Jesus Monge,
Direktorin der Museu-Biblioteca da Casa de Bragança in Vila Viçosa,
für ihr Hilfe.
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