So verwunderlich es klingen mag, das Fliesen-, Platten-  und Mosaiklegerhandwerk ist noch jung. Wie in den vorhergehenden Kapiteln  nachgewiesen, ist dagegen die Geschichte der Fliese sehr alt. 
              
            Das Verlegen von Bodenfliesen im 18.  Jahrhundert 
              
              
            Werkzeuge des 18. Jahrhunderts zur  Herstellung und Verlegung von Fliesen  
              
            Wie entwickelte sich das  Fliesen-, Platten- und Mosaiklegerhandwerk?  
            In der Zeit vor 1850 waren  Fliesenbekleidungen und Beläge in Deutschland noch kaum verbreitet.  Niederländische Fliesen hatten sich in Norddeutschland als Wandbekleidungen -  vor allem im Bereich der offenen Herde - allerdings einen Platz gesichert. Die  wenigen Flächen aus handgefertigten Fliesen, aus Platten und Mosaik wurden vor  allem von Maurern, Stuckateuren und Ofensetzern angesetzt und verlegt.  
              Töpfer und Ofensetzer  verarbeiteten häufig Kacheln, von denen die rückseitigen Stege vor dem Ansetzen  als Wandbekleidung abgeschlagen wurden. Regional werden noch heute geflieste  Räume als "gekachelte" Räume bezeichnet.  
              Mit der um 1850 in England  begonnenen industriellen Fertigung von Fliesen setzte deren Verbreitung ein.  1852 begann die Zeit der maschinellen Herstellung von Fliesen in Deutschland.  Diese wurden damals nicht nur von der Firma Villeroy & Boch  "Platte" genannt. Da die Oberflächen der ersten Bodenfliesen von  Villeroy & Boch in der Art von Mosaik ausgeführt waren, galten  "Mettlacher Mosaikplatten" oder "Mettlacher Platten" über  fast ein Jahrhundert als Gattungsbegriffe für Bodenfliesen.  
              Diese mit der  Industrialisierungswelle nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71  einsetzende Verbreitung industriell gefertigter Fliesen erforderte  spezialisierte Handwerker für deren Verarbeitung. Keramische Werke bildeten  Fliesenleger aus, um ihre Produktion besser absetzen zu können. Über eigene  Ausstellungen und Materiallager in vielen deutschen Städten sowie über  Stützpunkthändler in europäischen Hauptstädten wurde das Fliesenmaterial dem  Kunden nahegebracht. So breitete sich die Verwendung der Fliese als  Wandbekleidung und Bodenbelag zuerst in den Großstädten aus. Der Baustoffhandel  verkaufte bis zur Jahrhundertwende in der Regel die Fliesen und forderte vom  entsprechenden Herstellerwerk Handwerker für das Ansetzen und Verlegen an.   
              Um die Jahrhundertwende  trifft man schon Fliesenfachgeschäfte an. Die Gründung von  Fliesenfachgeschäften verlief im Rheinland und an der Saar langsamer als in  anderen deutschen Gebieten, da die dort ansässige keramische Industrie den  Verkauf und die Verarbeitung der produzierten Fliesen selbst in der Hand hatte.  
              Ab 1933 verzichtete die  keramische Industrie weitgehend darauf, die produzierten Fliesen selbst  anzusetzen und zu verlegen.  
              Die Anzahl der  Fliesenfachgeschäfte stieg rasant.  
            Verbandsgeschichte
            Die Entwicklung auf  Verbandsebene verlief in den Gründerjahren des Fliesen-, Platten- und  Mosaiklegerhandwerks sehr unterschiedlich.  
              Firmen haben sich z. B. in  Berlin 1896, in Mannheim 1909, in München 1912 und in Chemnitz 1913  zusammengefunden, um ihre Interessen gemeinsam zu vertreten. Seit 1908 gab es  den "Deutschen Arbeitgeberverband im Plattengewerbe e. V." mit Sitz  in Berlin. Die Geschäftsstelle wurde 1910 nach Leipzig verlegt.  
              Das Fliesenlegerhandwerk wurde 1935 zum Vollhandwerk  erklärt. Mit dem am 12. August 1937 erfolgten Erlass der Fachlichen  Vorschriften für die Meisterprüfung und der Genehmigung der Fachlichen  Vorschriften zur Regelung des Lehrlingswesens im Platten- und  Fliesenlegerhandwerk vom 18.11.1939 verfügte das Platten- und Fliesenlegerhandwerk  über einheitliche Grundlagen, nach der alle fachlichen Fragen der  Berufsausbildung vom Beginn der Lehre bis zur Ablegung der Meisterprüfung  geregelt wurden.  
              Der zweite Weltkrieg und die  ersten Nachkriegsjahre brachten nicht nur dem Fliesen-, Platten- und  Mosaiklegerhandwerk herbe Rückschläge.  
              Das Bauhauptgewerbe hat  zunächst im Zentralverband des Baugewerbes unter den schwierigen Verhältnissen  der Nachkriegszeit in der britischen Zone seine Gesamtvertretung neu gebildet.  
              Die Bundesfachgruppe  "Fliesen- und Plattenlegergewerbe" trat am 23.9.1948 in Kronberg /  Taunus zu ihrer ersten Sitzung nach dem Kriege zusammen und wählte  Fliesenlegermeister August Kurlbaum, Bonn, zu ihrem Vorsitzenden.  
              Die Vorsitzenden des  Fachverbandes:  
              August Kurlbaum   (1948-1956)  
              Karl Körner             (1956-1986)  
              Karl Glaudo            (1986-1988)  
              Paul Uth                  (1988-2000)  
              Hans-Josef Aretz   (2000-2013) 
			Karl-Hans Körner  (seit 2013) 
			  
              Der Fachverband Deutsches  Fliesengewerbe, eine der Bundesfachgruppen im Zentralverband des Deutschen  Baugewerbes (ZDB) Berlin, hat die Aufgabe, die fachlichen Interessen für  seinen Fachbereich im Rahmen der Gesamtorganisation des ZDB wahrzunehmen. Das  Leistungsspektrum des Fachverbandes wurde mit den Jahren stets erweitert und  den jeweiligen Erfordernissen angepasst.  
              Ende Oktober 2006 erfolgte die  Namensänderung in „Fachverband Fliesen und Naturstein im ZDB“. Mit dem neuen  Namen wollte der Fachverband dem ständig gewachsenen Anteil der Verarbeitung  von Naturwerkstein durch seine Mitglieder Rechnung tragen.  
              Durch Seminare, Merkblätter  und Informationsangebote zum Thema Naturstein sowie einer Natursteindatei  unterstützt der Fachverband das Know-How seiner Mitgliedsbetriebe auch in  diesem Segment.  
          Heute  steht die Serviceleistung für die Fachbetriebe, die Mitgliedsverbände und  Innungen mit den Schwerpunkten Sozialpolitik, Technik, Berufsbildung,  Betriebswirtschaft und Werbung im Vordergrund. Hierbei kann der Fachverband auf  eine lange und erfolgreiche Arbeit zurückblicken. 
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