Wilhelm Joliet |
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Münstermaifeld Münstermaifeld
ist eine Stadt im Landkreis Mayen-Koblenz in Rheinland-Pfalz. Heimat- und Erlebnismuseum Bis
Mitte des 20. Jahrhunderts war Münstermaifeld Einkaufszentrum für die
Bewohner der Stadt und umliegender Dörfer. Heute erinnert ein Ladenmuseum
- das größte in Deutschland – daran. Es gibt 30 Geschäfte, Betriebe
und Büros wie ‚anno dazumal‘. Platte oder Fliese? Mit
der um 1850 in England begonnenen industriellen Fertigung von Platten
setzte deren Verbreitung ein. 1852 begann die Zeit der maschinellen
Herstellung von Platten in Deutschland. Diese wurden damals nicht nur von
der Firma Villeroy & Boch ‚Platte‘ genannt. Da die Oberflächen
der ersten Bodenfliesen von Villeroy & Boch in der Art von Mosaik
ausgeführt waren, galten ‚Mettlacher Mosaikplatten‘ oder
‚Mettlacher Platten‘ über fast ein Jahrhundert als Gattungsbegriffe. Diese
mit der Industrialisierungswelle nach dem deutsch-französischen Krieg
1870/71 einsetzende Verbreitung industriell gefertigter Platten erforderte
spezialisierte Handwerker für deren Verarbeitung. Keramische Werke
bildeten Plattenleger aus, um ihre Produktion besser absetzen zu können.
Über eigene Ausstellungen und Materiallager in vielen deutschen Städten
sowie über Stützpunkthändler in europäischen Hauptstädten wurde das
Plattenmaterial dem Kunden nahegebracht. So breitete sich die Verwendung
der Platte als Wandbekleidung und Bodenbelag zuerst in den Großstädten
aus. Der
Baustoffhandel verkaufte bis zur Jahrhundertwende in der Regel die Platten
und forderte vom entsprechenden Herstellerwerk Handwerker für das
Ansetzen und Verlegen an. Firmen
fanden sich z.B. in Berlin 1896, in Mannheim 1909, in München 1912 und in
Chemnitz 1913 zusammen, um ihre Interessen gemeinsam zu vertreten. Seit
1908 gab es den ‚Deutschen Arbeitgeberverband im Plattengewerbe e. V.‘
mit Sitz in Berlin. Die Geschäftsstelle wurde 1910 nach Leipzig verlegt. Ab
1933 verzichtete die keramische Industrie weitgehend darauf, die
produzierten Platten selbst anzusetzen und zu verlegen. Das
Plattenlegerhandwerk wurde 1935 zum Vollhandwerk erklärt. Mit dem am 12.
August 1937 erfolgten Erlass der Fachlichen Vorschriften für die
Meisterprüfung und der Genehmigung der Fachlichen Vorschriften zur
Regelung des Lehrlingswesens im ‚Platten- und Fliesenlegerhandwerk‘
vom 18.11.1939 verfügte das Platten- und Fliesenlegerhandwerk über
einheitliche Grundlagen, nach der alle fachlichen Fragen der
Berufsausbildung vom Beginn der Lehre bis zur Ablegung der Meisterprüfung
geregelt wurden.
01 Früheres Schaufenster der Metzgerei Diewald in der
Bornstraße 3
02 Blick in das Ladenlokal Auf der Theke aus Carraramarmor steht neben einer
Schneidemaschine für Wurst und vor einer Waage ein gerahmtes Foto des
Hauses Bornstraße 3
04 Wurstwaren, Werkzeuge und Handwerksgerät an Haken vor
einer weißen keramischen Wandbekleidung Die weißen Platten vermitteln Frische und Sauberkeit.
Dekorativ wirkt der eingearbeitete Fries mit Jugendstildekor.
05
Aufwendige keramische Wandbekleidung mit Jugendstildekoren
06 Vorderfront der Theke aus weiß lackiertem Holz Auf der Theke steht eine Schneidemaschine mit Handkurbel für
Hartwurst aus der sogenannten ‚guten alten Zeit‘.
07 Regal mit Blechbüchsen für Gewürze und Fleischbrühwürfel
08 Blick auf den schönen keramischen Wandsockel Vor dem Wandsockel steht eine Wurst-, Käse- und Gemüsehobel.
09 Behälter für Sauerkraut, Tafelsenf und Tafelessig Das
Foto gibt einen Blick frei auf Teile der keramischen Wand- und Bodenflächen.
10 Werkzeug und Kleidung des Schlachters
11 Hackklotz mit Wiegemesser und Fleischerbeil in einer Ecke
des Ladenlokals
12 Musterblatt von Villeroy & Boch Mettlach Das
Musterblatt der Mosaik-Fabrik Villeroy & Boch zeigt im Ladenlokal
verwendete Wandplatten mit den Artikelnummern 666, 667, 668 und die
Gesimsleisten U und E. Die Wandplatten wurden im Format 145 x 145 mm geliefert.
13 Detail eines Musterblattes von Villeroy & Boch Mettlach Dieses
Detail zeigt den im Ladenlokal verwendeten Fries mit der Artikelnummer
566.
14 Musterblatt von Villeroy & Boch Mettlach Dieses Musterblatt zeigt die im Ladenlokal im unteren
Bereich des Wandsockels verwendeten Platten mit der Artikelnummer 667 und
den profilierten Sockel im Format 175x146 mm in der Glasurfarbe 3a.
15 Wandsockel Aufbau der keramischen Wandbekleidung, von unten (in der
Abfolge des Ansetzens):
16 Detail des Wandsockels Gesimsleiste U mit der Glasurfarbe 58, Fries 566,
Gesimsleiste E mit der Glasurfarbe 58 und Platte 668 wurden auf Grund
unterschiedlicher Breitenmaße nicht im Fugenschnitt angesetzt.
17 Detail des Wandsockels Platten der Art 667 wurden im Wandsockel nicht wie im
Musterblatt angegeben senkrecht, sondern waagerecht angesetzt (siehe Abb.
14).
18 Innenecke des keramischen Wandsockels
19 Außenecke des keramischen Wandsockels und zugehörige Außeneck
- Profile
20 Scharfkantig ausgeführte Innenecke und Außenecke mit
zugehörigen Profilen
21 Blick auf einen Teilbereich des Bodenbelags Im Ladenlokal der Metzgerei Diewald wurden Mettlacher
Mosaikplatten der Artikelnummer 761 in der Fläche verlegt.
22 Musterblatt der Mosaik - Fabrik Villeroy & Boch
Mettlach Im Ladenlokal der Metzgerei Diewald wurden Mosaik -
Platten der Nummern 761 und 762 verlegt.
23 Blick von der Diele auf den Bodenbelag des Ladenlokals Im Eingangsbereich liegen Platten der Artikelnummer 762,
anschließend Platten der Artikelnummer 761.
Bodenplatten der Servais - Werke Ehrang in der Diele des Hauses Bornstraße 3 in Münstermaifeld
24 Blick in die Diele Die trittsicheren Bodenplatten sind auch nach über 100
Jahren Nutzung in gutem Zustand.
25 Musterblatt der Vereinigten Servais - Werke A.-G. Ehrang In der Diele des Hause Bornstraße 3 wurden achteckige
Platten der No. 1042 mit sogenannten ‚Einlegern‘ umrahmt von Platten
der Nummern 1040 und 1043 verlegt.
26 Abschließender Blick über den keramischen Plattenbelag
in Richtung Straße 1
Beim Novemberprogrom 1938 wurde in Münstermaifeld die Synagoge verwüstet
und angezündet. Benutzte Literatur: Münstermaifeld – die Stadt auf dem Berge Ich
danke den Verantwortlichen des Heimat- und Erlebnismuseums Münstermaifeld
für ihre Erlaubnis, im Ladenlokal und in der Diele zu fotografieren und
einen Bericht zu den außergewöhnlichen Plattenarbeiten im Internet zu
veröffentlichen. Frau
Agnes Müller vom Werksarchiv Villeroy & Boch half mir bei der Suche
nach Musterblättern für die im Ladenlokal verarbeiteten Wand- und
Bodenplatten. Herrn
Dr. Thomas Rabenau danke ich für die Zurverfügungstellung des
Musterblattes der Vereinigten Servais-Werke A.-G.Ehrang. Heimat-
und Erlebnismuseum Öffnungszeiten: Eintrittspreise pro Person:
Nach
der Museumsbesichtigung besteht die Möglichkeit, bei einem Stadtrundgang
weitere Läden zu besichtigen. Unter fachlicher Führung leiten Sie
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Heimatmuseums so z. B. in eine jüdische
Metzgerei in Jugendstilarchitektur, die 1937 geschlossen wurde, und heute
wieder ihre ursprüngliche Einrichtung beinhaltet, eine Werkstatt eines
Stellmachers, eine historische Schmiede und einiges mehr. |
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