Santo
Antão do Tojal ist eine Gemeinde im Kreis Loures, ca. 20 km nördlich
der Hauptstadt Lissabon.
01
Palácio-Fonte
(Brunnen-Palast) auf der Praça Monumental.
Der Palast diente dem
portugiesischen König Dom João V. häufig als Unterkunft auf
seinen Reisen von der Hauptstadt Lissabon zur Schloss- und
Klosteranlage nach Mafra. Dom João V. stiftete 1711 in Mafra ein
Kloster zu Ehren des heiligen Antonius von Padua. Der Palácio
Nacional de Mafra, die größte Schloss- und Klosteranlage
Portugals, wurde zwischen 1717 und 1730 im Stile des Barock
errichtet.
02
Palácio-Fonte:
fachada principal / Brunnen-Palast: Schaufront.
Der
1728-1730 in die Front des Palastes integrierte monumentale Brunnen
bildet das Ende eines Aquäduktes (Aqueduto dos Arcos) nach Santo
Antão do Tojal.
03
Igreja
Matriz (Hauptkirche) von Santo Antão do Tojal am zentralen
Kirchplatz. Die Fassade der im italienische Stil errichteten Kirche
zieren drei Statuen aus Carrara-Marmor, St. Bruno von Köln (Gründer
der Kartäuserordens), Königin 'Santa' Isabel und die Unbefleckte
Empfängnis.
Der Palácio da Mitra
im Pfarrbezirk Santo Antão do Tojal, allgemein auch bekannt als Palácio
dos Arcebispos (Palast der Erzbischöfe), ist eine ehemalige
Sommerresidenz, zuerst der Erzbischöfe und später der Patriarchen
von Lissabon. Der ursprüngliche Palast und die Igreja Matriz
(Hauptkirche) von Santo Antão do Tojal wurden Mitte des 16.
Jahrhunderts im Auftrag des Lissaboner Erzbischofs Dom Fernando de
Vasconcelos e Menezes gebaut. Palast und Kirche ersetzten Gebäude
der Diözese Lissabon aus dem dreizehnten Jahrhundert.
In der ersten Hälfte
des achtzehnten Jahrhunderts ließ der erste Patriarch von Lissabon,
Dom Tomás de Almeida (1670 Lissabon – 1754 Lissabon) seinen Plan
einer kleinen Idealstadt im Stil des Barock, dem Geschmack der
damaligen Zeit, umsetzen. Der für die Gestaltung verantwortliche
Architekt war bis 1732 der damals sehr bekannte und in Italien und
Portugal tätige Italiener Giacomo Antonio Canevari (1681 Rom –
1764 Neapel).
Den zentralen Platz
flankieren Kirche und Brunnen-Palast. Das Gebäude der Quinta wurde
zur Dreiflügelanlage mit Ehrenhof und Triumphbogen umgestaltet.
04
Fliesenbekleidungen
in der Vorhalle der Kirche; erste Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Sockelfries mit
Blumenvasen ‚albarradas‘
in aufwendigen Rahmungen. Darüber zwischen Einzelbildfliesen ‚azulejos
de figura avulsa‘ in Scheinarchitektur stehend S. ANTONIO
(*1195 Lissabon - + 1231 Padua).
05
Fliesenbekleidungen
in der Vorhalle der Kirche; erste Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Sockelfries mit
Blumenvasen ‚albarradas‘
in aufwendigen Rahmungen. Darüber zwischen Einzelbildfliesen ‚azulejos
de figura avulsa‘ in Scheinarchitektur stehend S. Pedro (Simon
Petrus) mit Schlüssel als Attribut.
06
Fliesenbekleidungen
in der Vorhalle der Kirche; erste Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Blumenkorbmotiv
zwischen Einzelbildfliesen
‚azulejos de figura avulsa‘.
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Glockemturm
der Igreja Matriz (Hauptkirche) von Santo Antão do Tojal und
Verbindungsterrasse zwischen Palast und Kirche.
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Strahlenkranz-Madonna
auf der Mondsichel.
Als
Strahlenkranzmadonna wird in der christlichen Ikonografie ein
Marienbildnis bezeichnet, das durch die Offenbarung des Johannes
geprägt ist. Die Mutter Gottes steht in einem Strahlenkranz auf der
Mondsichel und hält das Jesuskind in ihren Armen.
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In
den Aussenputz der Kirchenwand eingefügter Sockelfries und
konturierte Figuren aus Fliesen.
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Pombal
(Taubenhaus) im Garten des Palácio da Mitra.
11
Rückansicht
des Taubenhauses im Garten des Palácio da Mitra.
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Taubenhaus im Garten
des Palácio da Mitra / Palácio dos Arcebispos mit aus Fliesen
gefertigten polychromen Girlanden und Bildnis-Medaillons.
Die Regierungszeit
von König Dom João V. war gekennzeichnet durch Luxus und Überfluss,
der mit Gold und Edelsteinen aus Brasilien aber auch mit
Sklavenhandel finanziert wurde. Es war eine besonders produktive
Phase der Fliesenkunst. Mit Einführung des Rokokostils lebte die
Polychromie wieder auf und kennzeichnete den Beginn einer neuen, glänzenden
Periode in der Mitte des 18. Jahrhunderts.
13
Alte
Brunnenanlage im Garten des Palácio da Mitra / Palácio dos
Arcebispos.
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Azulejo-Bild
mit dem heiligen Antonius (*1195 Lissabon - + 1231 Padua).
Meine Aufnahme aus
September 2001 zeigt einen leider stark fortgeschrittenen Verfall
des keramischen Wandbildes.
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Eindringendes Wasser
hat in großen Bereichen den Haftverbund zwischen Fliesenscherben
und Mörtelbett gelöst. Deutlich sieht man Auslaugungen von Kalk
aus dem Mörtelbett als weiße Streifen. Die Fliesen wurden in einem
stabilen Mörtelbett vollsatt angesetzt. Deutlich ist an Stegen zu
erkennen, dass der Ansetzmörtel sogar zwischen die behauenen Kanten
der Fliesen eindrang. Den Verfall konnte auch die in der Mitte des
18. Jahrhunderts sehr gut ausgeführte Ansetzarbeit der Fliesen
nicht verhindern.
16
Aufwendige
Rahmung eines Seiteneingangs zum Palácio da Mitra.
Die konturierte
Azulejo-Rahmung wurde in den Außenputz des Palastes eingearbeitet.
Nach links und rechts sieht man Albarrada-Friese
mit Darstellung gleichartiger Blumenvasen.
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Ein Albarrada-Fries
wurde als Sockel in den Wandputz des Palastgebäudes eingearbeitet.
Eine als Blumenkästen ausgeführte Begrenzungsmauer ist ebenfalls
mit einem Albarrada-Fries
verziert. Am Ende des Weges sieht man ein polychromes
Azulejo-Tableau.
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Dieses
Azulejo-Tableau kann Bartolomeus Antunes und seinem Schwiegersohn
Nicolau de Freitas zugeschrieben werden, dessen gemeinsames
Unternehmen umfangreiche Fliesenarbeiten im Palácio da Mitra ausführte.
In den späteren gemeinschaftlichen Arbeiten Antunes und Freitas
offenbart sich ein Geschmackswandel durch die Wiederbelebung der
Polychromie.
Beispiele findet man nicht nur in Santo Antão do Tojal sondern
auch im Lissaboner Mitra-Palast.
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Albarradas-Friese
an Gartenmauer und Hauswand.
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Gartenmauer
mit auf Ajulejos gemalten gleichartigen Blumengehängen.
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Teil
des Albarrada-Frieses an
der als Blumenkästen ausgearbeiteten Gartenmauer.
Gleichartige
Fliesentableaus werden von einreihigen architektonischen Elementen
getrennt. Dieses Blumenkorb-Muster aus der Mitte des 18.
Jahrhunderts schmückt viele Säle und Gärten portugiesischer Paläste,
zum Beispiel im Palacio Correo-Mor in Loures, nicht weit von Santo
Antão do Tojal.
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Eine
in die Gartenmauer integrierte Bank.
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Sockelfries
mit gerahmten azulejos de
figura avulsa (Einzelbildfliesen) im Gartenflur des Palácio da
Mitra.
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In
breite Doppelrahmen eingefasste azulejos
de figura avulsa als Sockelfries.
Die azulejos
de figura avulsa, Einzelbildfliesen mit zum Beispiel Blumen, Vögel
oder kleinen Schiffen, erfuhren einen bemerkenswerten Aufschwung und
wurden in großen Mengen in Palästen und kirchlichen Gebäuden
eingebaut. Der Grund war ihr geringer Preis und die vielfältigen
Verwendungsmöglichkeiten.
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Interior
do palácio: patamar de arranque da escadaria
Fliesengemälde
mit Scheinarchitektur in einem Flur im Parterre des Palastes.
Die Fliesengemälde
im Palácio da Mitra werden Bartolomeu Antunes (1668-1753) und
seinem Schwiegersohn Nicolau de Freitas (1703-1765) zugeschrieben.
Die beiden Maler trugen zur Verbreitung des italienischen
Barockstils in der portugiesischen Fliesenkunst bei. Ab 1725 schufen
sie theatralische und illusionistische Dekorationen.
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Fliesengemälde
in einer Nische in einem Flur im Parterre des Palácio da Mitra.
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Detail
der Abbildung 26. Galanter Herr als Teil einer Begrüßungsszene.
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Illusionistische
Darstellung eines Treppengeländers. Es ist ein Meisterwerk des
Fliesenmalers aber auch des Fliesenlegers. Man beachte die Schräge
des Fugenverlaufes und die Präzision der Schrägschnitte.
Ausgeschnittene
Elemente und Umrahmungen wurden immer betonter und dynamischer.
Diese Charakteristika erreichten ihren Höhepunkt im Werk des Malers
und Bauunternehmers Bartolomeu Antunes. Mit seinem Schwiegersohn
Nicolau de Freitas, der von 1720 bis 1724 Schüler des Bernardes
war, gründete er ein gemeinsames Unternehmen. Sie schufen die
bedeutenden Dekorationen in den Palästen des Lissaboner Patriarchen
Dom Tomás de Almeida in Santo Antão
do Tojal und im Mitra-Palast in Lissabon. Das Werk des Bartolomeu
Antunes ist das umfangreichste und am besten dokumentierte.
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Eine
figura de convite
(Empfangsperson) mit Hellebarde auf dem ersten Treppenpodest zieht
ihren Hut und begrüßt die Gäste.
Ein
Teil der Empfangsperson, die Geländeraufsätze und ein Teil der
Hellebarde sind als Teilfliesen konturiert in den Wandputz
eingearbeitet.
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Links
sieht man die figura de
convite aus Bild 29 und rechts einen Hellebardier, der den Weg
weist.
31
Hellebardier
in Lebensgröße als figura de
convite.
Diese Figuren mit
Allonge-Perücke kamen um 1720 in der portugiesischen Fliesenmalerei
auf und hatten in unterschiedlichsten Ausführungen an Hauswänden
und in Treppenhäusern von Palästen ihren Platz bis zur Katastrophe
des Lissaboner Erd- und Seebebens von 1755.
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Detail der mit Bild
31 gezeigten figura de
convite.
Um
das Jahr 1730 kam die Farbe Gelb in Fliesengemälden auf. Die
Verwendung von Goldfäden im Kleidertuch wurde demonstriert.
In der ersten Hälfte
des 18. Jahrhunderts stand Portugal an der Spitze bei Reichtum und
Extravaganz in Europa. Der Reichtum Portugals basierte vor allem auf
den Einkünften aus Gold und Edelsteinen aus Brasilien und dem
Sklavenhandel aus Afrika.
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Fries
mit Balustraden und Festons, auf dem Teppenpodest eine figura de convite in einem zweiten Treppenhaus des Palastes.
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Auf
dem Treppenpodest begrüßt ein Hellebardier die Besucher des Palácio
da Mitra.
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Die Musterung des
Stoffes und die Stickereien mit Goldfäden sind auf dem Fliesengemälde
perfekt ausgearbeitet.
Auf der kurzen Klinge
der Hellebarde sieht man gekreuzte Schlüssel, Attribute des
heiligen Petrus.
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Hellebardier
vor der Scheinarchitektur eines Geländers.
Kopf
und Schultern der figura
de convite, der Geländeraufsatz und ein Teil der Hellebarde
sind als Teilfliesen konturiert in den Wandputz eingearbeitet.
Sala
das Estações e dos Elementos / Saal der Jahreszeiten und Elemente
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Das Tableau mit der
Darstellung eines Greises mit Flügeln trägt die Aufschrift INFERNO
(Hölle).
Um 1730; Lissabon; dem Maleratelier Bartolomeu Antunes und Nicolau
de Freitas zugeschrieben.
In den Sälen der 1.
Etage des Palastes bestechen blauweiße portugiesische
Fliesentableaus des achtzehnten Jahrhunderts durch ihre thematische
Vielfalt und hohe Qualität der Malerei. Es sind allegorische
Darstellungen zum Beispiel der Jahreszeiten, Elemente und Künste.
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Dieses
Tableau trägt die Aufschrift OVTONO (Herbst).
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In
der Mitte des Bildes trohnt eine Dame auf einer Wolke. Sie hält in
ihren Händen eine Fackel und gebündelte Blitze. Im linken Bildfeld
erkennt man ein brennendes Schiff. Das Tableau trägt die Aufschrift
FOGO (Feuer).
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Das
Fliesengemälde ist mit PRIMAVERA (Frühling) bezeichnet.
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Niedrige
Sockelzonen zeigen zwischen üppigen Rocaillen Szenen des Landlebens
und der Kinderspiele.
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Diese
Tableaus zeigen allegorische Darstellungen von ESCULTURA
(Bildhauerkunst) und POESIA (Poesie).
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POESIA
(Poesie).
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MUZIKA
(Musik) und OPTIQUA (Optik).
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PINTURA
(Malerei).
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ELOQUENTIA
(Beredsamkeit).
Benutzte
Literatur
José
Meco und Rainer Marggraf, Azulejaria
Portuguesa – Fliesenkultur in Portugal,
Verlag Rasch, Bramsche, 1989 (ISBN 3-922469-39-6)
Wilhelm
Joliet, Die Geschichte der
Fliese, Verlagsgesellschaft Rudolf Müller, Köln 1996 (ISBN
3-481-01146-6)
Rioletta
Sabo und Jorge Nuno Falcato, Azulejos
in Portugal, Verlag Hirmer, München, 1998 (ISBN 3-7774-7640-4)
Wikipedia
Bildnachweis
Eigene
Aufnahmen (September 2001)
Hinweis
Der Palácio da
Mitra, auch als Palácio dos Arcebispos bekannt, ist heute die Casa
do Gaiato de Lisboa und kann nur nach vorheriger Anmeldung
besichtigt werden.
Adresse
Casa do
Gaiato de Lisboa
Rua Padre Adriano 40
Santo Antão do Tojal
2660-119 SANTO ANTÃO DO TOJAL
Telefon: 219 738 670
Fax:
219 747 038
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