‘Mettlacher Mosaikplatten‘ in der Sonneberger Stadtkirche St. Peter

 

Stadt Sonneberg

Sonneberg, eine Stadt im Süden Thüringens, wurde als ‚Weltspielwarenstadt‘  bekannt.
Die Spielwarenherstellung ist in Sonneberg vom 16. Jahrhundert an bezeugt. Durch die Einführung des Pappmachés entwickelte sich die Stadt ab 1805 zu einem Zentrum der Spielzeugproduktion mit Weltgeltung. Vor dem Ersten Weltkrieg wurden im Raum Sonneberg rund 20 % der weltweit gehandelten Spielwaren hergestellt. Ein hoher Anteil der Spielwaren aus Sonneberg wurde in Heimarbeit hergestellt.

 

Stadtkirche St. Peter

Die alte Stadtkirche St. Johannis Baptista fiel in der Nacht vom 27. zum 28. August 1840 dem großen Stadtbrand zum Opfer. Am Pfingstsonntag, den 11. Juni 1854, konnte die neugotische Stadtkirche St. Peter nach einer Bauzeit von nur 18 Monaten eingeweiht werden. Seither prägen die beiden 45 Meter hohen Türme das Bild der thüringischen Stadt Sonneberg. Planer der neuen Stadtkirche war Professor Carl Alexander Heideloff (*1789 - +1865). Nach seinen Plänen entstanden ab den 1840er Jahren neugotische Sakralbauten in Schönaich, Mergelstetten, Sonneberg, Ingolstadt, Leipzig, Oschatz, Schlieffenberg und im oberösterreichischen Wels.

 

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Ev.-Luth. Stadtkirche St. Peter in Sonneberg

 

 

Mettlacher Mosaikplatten

 

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Referenzliste der Mosaik-Fabrik von Villeroy & Boch in Mettlach aus dem Jahr 1894

 

Bei Recherchen zur Verlegung Mettlacher Mosaikplatten in Kirchen in den Jahren 1864 bis 1894 stieß ich auf den Eintrag ‘1891 Kirche Sonneberg 230 qm‘. Meine Nachfrage beim Ev.-Luth. Pfarramt Sonneberg ergab, dass die Mosaikplatten in der Stadtkirche St. Peter noch in situ liegen.

 

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Blick zum Altar

 

Die Kreuzigungsgruppe auf dem Altar ist eine Arbeit des 15. Jahrhunderts und wurde von dem Nürnberger Simon Leinberger geschnitzt.
Die drei Fenster am Altar entstanden nach Entwürfen des Moritz von Schwind, dem bekannten Maler, der auch die Elisabeth - Fresken auf der Wartburg schuf.
Gemäß Baubeschreibung von 1844 und Rechnung wurde im Altarraum Marmor verlegt.
Der Bodenbelag aus Naturstein wurde 1891 durch den keramischen Belag aus Mettlacher Mosaikplatten ersetzt. Bild 03 zeigt den keramischen Belag. Die keramischen Beläge sind teilweise mit Teppichläufern abgedeckt. Zum Schutz der Mettlacher Mosaikplatten ist dies allerdings nicht erforderlich.
Villeroy & Boch konnte den Entscheidungsträgern in Sonneberg mit sehr guten Referenzen zu Mettlacher Mosaikplatten aufwarten. Als Vorgängerprojekte konnten u.a. die keramischen Böden in den Kölner Kirchen Groß St. Martin, St. Maria im Kapitol, im Kölner Dom und in der Stiftskirche Einsiedeln genannt werden. In Thüringen wurden schon 1884 in der Friedhofskapelle in Gera 180 qm, 1884 in der St. Johanniskirche in Gera 65 qm und 1887 in der Nicolaikirche in Eisenach 55 qm Mettlacher Mosaikplatten verlegt.
Mit ausschlaggebend für die Verwendung der Mettlacher Mosaikplatten war neben der Schönheit des Materials ein Gutachten des mechanischen Laboratoriums der Königlichen Technischen Hochschule München aus dem Jahre 1879. In diesem Gutachten wurde Villeroy & Boch bescheinigt, dass die Abriebfestigkeit der Mettlacher Mosaikplatten größer als die von Natursteinen, wie zum Beispiel Granit sei.

 

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Blick vom Altarraum zum Langhaus

 

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Detail des Bodenbelags im Altarraum

 

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Detail eines Randbereiches im Altarraum

 

 

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Musterblatt der Mettlacher Mosaikfabrik von Villeroy & Boch

 

Als Rand wurde Muster 213 (2 Mosaikplatten breit) gelegt und Muster 248 „Gothisches Fondmuster“ für die Fläche gewählt.
Beide Muster waren in Mettlach schon seit 1872 in Produktion.

 

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Blick durch das Langhaus zum Altar

 

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Musterblatt der Mettlacher Mosaikfabrik von Villeroy & Boch

 

Bezeichnung für die Nr. 201 „Gothisches Fondmuster“
Bezeichnung für die Nr. 133 „Filetfries“

 

 

 

 

Wie wurden die etwa 20 mm dicken Platten hergestellt?

 

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Einsetzen einer den Dekor darstellenden Schablone in einen würfelförmigen Stahlbehälter

 

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Aufsetzen einer Abdeckschablone

 

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Einfüllen der Farbschichten in die von der Schablone vorgegebenen Farbfelder

 

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Nach dem Herausziehen der Metallschablone erfolgte das Einschütten der Hinterfüllmasse aus gröberem und ungefärbtem Steinzeugtonpulver.

Abschließend kamen noch folgende Produktionsprozesse: Hochdruckpressung mit ca. 250 bar und Brand im Ofen bei 1.120 bis 1.200 °C. So entstand jede Mettlacher Platte, abgesehen vom Pressen und Brennen, in reiner Handarbeit.

 

Im Preisverzeichnis Mettlacher Platten von Villeroy & Boch (vom Januar 1896) wird das Herstellungsverfahren wie folgt beschrieben:

„Unsere sämmtlichen Platten werden trocken aus Staub gepresst mit Zusatz von Feldspath angefertigt und in Weissgluthitze gebrannt, so dass dieselben eine geschmolzene und verglaste Masse bilden.“

Unter § 1 des Preisverzeichnisses findet man eine Beschreibung der Beschaffenheit seit 1852 gefertigter Steinzeugplatten: „Die Platten sind in hartgebrannter Steinmasse so hart und dauerhaft hergestellt, dass sie Funken am Stahl geben und jedem Einfluss der Witterung widerstehen. Die Farben sind 2-3 mm tief eingebrannt, treten sich daher auch bei stärkster Abnutzung nicht aus. Die Dauerhaftigkeit der Massen, die Schönheit der Färbung und die grosse Sorgfalt beim Sortiren sichern den Platten den Vorzug vor allem ähnlichen Material.“

 

 

 

 

Bildnachweis:

Ev.-Luth. Pfarramt Sonneberg 01, 03-06, 08

Villeroy & Boch AG, Unternehmensarchiv Hauptverwaltung 02, 07, 09-13

 

 

Für ihre Hilfe zur Erarbeitung dieses Berichtes danke ich Frau Stefanie Oberender vom Ev.-Luth. Pfarramt Sonneberg und Frau Agnes Müller vom Unternehmensarchiv der Villeroy & Boch AG.

Meinem Sohn Norbert danke ich für die Bearbeitung und Veröffentlichung des Berichtes.

 

 

Stadtkirche St. Peter, Sonneberg
https://de.wikipedia.org/wiki/Stadtkirche_St._Peter_(Sonneberg)

 

Villeroy & Boch, Mettlach
https://www.villeroy-boch.de/