Wilhelm Joliet |
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Sponheim Sponheim ist eine Ortsgemeinde im Landkreis Bad Kreuznach
und gehört der Verbandsgemeinde Rüdesheim an. Eine erste urkundliche Erwähnung
des Ortes stammt im Zusammenhang mit dem Kloster Sponheim aus dem Jahr
1224.
01 Matthäus Merian (1593-1650), um 1650 Das Kloster Graf Stephan II. von Sponheim gründete das Mönchskloster.
In seinem Auftrag wurde 1101 mit dem Bau von Kirche und Klosteranlage
begonnen. Sein Sohn, Meginhard von Sponheim, vollendete die Baumaßnahmen.
Bischof Burchard II. von Worms weihte 1123 die Klosteranlage. 1124 bezogen
zwölf Benediktiner der Abteien St. Alban und St. Jakob bei Mainz das
Kloster.
02 Mittelalterliche
keramische Schmuckfußböden
04 Die Kirche St. Martin und St. Marien betritt man durch das
Portal an der Südwand.
Querhausapside 1
05 Der Blick fällt auf den hl. Sankt Martin zu Pferd, einer
Arbeit aus dem 18. Jahrhundert. Richtet man den Blick zum Boden, so entdeckt man einen
mittelalterlichen keramischen Schmuckfußboden. Die Fliesen aus dem 13.
Jahrhundert wurden um 1868-70 aus dem Querhaus in die Apsiden verlegt.
Wahrscheinlich schmückten Fliesenböden ursprünglich die gesamte
Abteikirche.
06 Rote, gelbe, weiße und blaugraue Fliesen schmücken in
quadratischer, rechteckiger und dreieckiger Form den Teilbereich links
neben dem Blockaltar.
07 Dekor R 30 Mit Stempel wurden Dekore vor dem Brand in den noch
weichen Ton gedrückt.
08 Die keramische Fläche ist vom Untergrund her Feuchtigkeit ausgesetzt, Dies ist an der Dunkelfärbung der Fliesen und des Fugmörtels, aber auch am fleckigen Wandputz zu sehen. Dieser Mangel sollte abgestellt werden, da vom Verlegeuntergrund aufsteigende Feuchtigkeit auf Dauer die kunsthistorisch so wertvollen Schmuckfliesen schädigt.
09 Detailbereich diagonal verlegter Bodenfliesen vor dem Blockaltar.
10 Teilbereich des keramischen Schmuckfußbodens rechts vom
Blockaltar.
11 Dekor R 29 Aufwendig inkrustierte Prägung einer Fliese mit abschließender
Füllung der linearen Dekoration mit farblich abgestuftem Ton. So entstand
eine quasi zweifarbige Fliese.
12 Hier liegen gestempelte Schmuckfliesen unterschiedlicher
Dekore und Formate nebeneinander.
13 Die Fliesen wurden um 1868-1870 leider nicht ausreichend
im Fugenschnitt verlegt.
14 Diese Fliesen haben die Maße 80 mm x 80 mm x 23 mm. Die
Dicke von 23 mm konnte ich bei einem früheren Besuch der Kirche im Jahr
1995 in einem Fehlbereich feststellen. Wahrscheinlich hatten ‚Andenkenjäger‘
Schmuckfliesen entwendet.
15 An der linken Fliese sind Abscherungen der grauen Engobe
zu erkennen.
Querhausapside 2
16 Blick zum Marienaltar von rechts.
17 Frontalansicht des Marienaltars.
18 Bereich vor dem Marienaltar.
19 Links neben dem Blockaltar liegen Fliesen
unterschiedlicher Größen und zwei Rosetten mit unterschiedlichem
Durchmesser.
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21 Rosette (als Ornament stilisierte Rose) links neben dem
Marienaltar. Davor liegen drei Stempelfliesen unterschiedlicher Größen
und Dekore.
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23 Die Fliese hat die Maße 135 mm x 135 mm. Die Dicke ist
mir nicht bekannt.
So lag wahrscheinlich die Herzfliese im Vierpas vor der
Zweiverwendung.
25 Rechts neben dem Blockaltar liegen Fliesen
unterschiedlicher Größen und zwei Rosetten mit unterschiedlichem
Durchmesser.
26 Zwei Rosetten umgeben von Fliesen im Format 48 mm x 48 mm.
27 Neben der großen Rosette liegen Stempelfliesen im Format
48 mm x 48 mm.
Der mittelalterliche Schmuckfußboden im Chorraum 3
28 Blick in das Chorjoch der ehemaligen Klosterkirche St.
Martin und Marien. Es lohnt sich, den Blick auf den keramischen Bodenbelag
zu richten.
29 Im Chorraum findet man vierzehn Rosetten und
dreiundzwanzig blaugrau umrahmte Felder mit Schmuckfliesen im Format 80 x
80 mm in Diagonalverlegung. ‚Im Bereich vor der Tür zur
Sakristei hatten sich Fliesen gelöst. Nachdem einige Fliesen entwendet
wurden, beauftragte die Kirchengemeinde einen Restaurator mit der Überarbeitung
dieses Details der Bodenfläche. Die relativ kleine Fehlstelle konnte 2014
mit gleichartigen Fliesen, die sich auf dem Speicher des Pfarrhauses
fanden, geschlossen werden.
30 Ein Teilbereich der keramischen Bodenfläche ist mit einem
roten Sisalteppich abgedeckt. Der Schmuckfußboden datiert aus der Entstehungszeit der
Klosteranlage, der Mitte des 13. Jahrhunderts. Er ist neben den
Grundmauern des Chorjoches und der beiden Apsiden ein Überbleibsel aus
dieser Zeit.
31 Wer mag schon über diesen keramischen Bodenbelag geschritten sein? Man kann davon ausgehen, dass auch der 25. Abt des Klosters, der berühmte Gelehrte und Humanist Johannes Trithemius (1462-1516), zwischen 1483 und 1505 mit dem Kapitel hier die hl. Messe feierte.
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Detailaufnahmen diagonal verlegter quadratischer Fliesen
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57 Leonore Landgraf bildete in ihrem dreiteiligen Werk Ornamentierte
Tonfliesen des Mittelalters in West- und Süddeutschland 1150-1500,
Stuttgart 1993, auf Seite 549 in Sponheim vorkommende Dekore R 29, R 30, R
31 und R 32 ab, und erwähnte diese auf den Seiten 517 und 518.
58 Blick zurück zum Chorjoch der ehemaligen Klosterkirche
St. Martin und Marien mit dem kulturhistorisch so wertvollen
mittelalterlichen keramischen Schmuckfussboden.
Literatur Landgraf,
Eleonore: Ornamentierte Tonfliesen des Mittelalters in West- und Süddeutschland
1150-1500, Masch. geschriebene Dissertation, Tübingen, 1958 Landgraf,
Eleonore: Ornamentierte Bodenfliesen des Mittelalters in Süd- und
Westdeutschland 1150-1550 (Forschungen und Berichte der Archäologie des
Mittelalters in Baden Württemberg, Bd. 14/1-3), Stuttgart 1993
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