Niederländische Wandfliesen im Sommer- und Winterrefektorium der ehemaligen Prämonstratenser-Abtei Rommersdorf




Blick auf das Abts- und Konventsgebäude

 


Geschichte des Klosters


1117 Gründung des Eigenklosters durch Reginbold von Rommersdorf
Benediktiner aus dem alemannischen Allerheiligen bei Schaffhausen siedeln sich an
1125 die Mönche geben wegen ’Armut des Ortes’ Kloster Rommersdorf wieder auf
1135 Neugründung des Klosters durch den Trierer Bischof Albero von Montreuil mit Prämonstratensern aus Floreffe bei Namur in Belgien, darunter bedeutende Baufachleute
1162 erteilt Papst Viktor IV. das Privileg der freiwilligen Abtswahl. Die Abtei erwirbt Güter u.a. in Langendorf und bei Dierdorf und gründet Niederlassungen, wie das bis 1531 bestehende Nonnenkloster Wiltersberg.
1206 Bau des Kapitelsaals
1210 am 13.11. weiht Erzbischof Johann von Trier die in Kreuzform errichtete Klosterkirche
um 1230-1250 Verlegung des keramischen Schmuckfußbodens im Kapitelsaal
1541 wird nach einer Feuersbrunst das Nordschiff der Kirche niedergelegt
1698-1792 Erneuerung der baufällig gewordenen Klostergebäude nach Plänen des Koblenzer Baudirektors Nepomuk Lautzem
um 1707 wird das Konventsgebäude mit Sommer- und Winterrefektorium gebaut
1803 das Kloster wird im Juni aufgehoben und als ’Entschädigung’ für linksrheinisch verlorene Gebiete dem Fürsten von Nassau-Usingen übertragen
1803 am 25. Juli verlässt der letzte Abt mit neun Confratres die Abtei
1820 Rommersdorf wird als Hochzeitsgeschenk dem Freiherrn von Stolzenberg übertragen
1845 Gut Rommersdorf wird an den Herzog von Arenberg veräußert
1924 überführt man den Arenbergischen Besitz um Rommersdorf in die Aar-AG mit Sitz in Neuwied
1937 geht Rommersdorf in der Rheinischen Bodenverwaltung AG in Düsseldorf auf
1976 wird das Areal auf die Abtei Rommersdorf - Stiftung übertragen
Der Stiftungsbereich umfasst die Kirchenruine, den Kapitelsaal, die beiden erhaltenen Kreuzgänge mit Innenhof, das Hospital, den Konventsbau und große Teile des Englischen und Französischen Gartens
1976 bis 1988 werden umfangreiche, vom Landesamt für Denkmalpflege in Mainz betreute, Restaurierungsarbeiten durchgeführt
1978 Anerkennung als „Kulturdenkmal mit besonderer nationaler Bedeutung“ durch das Bundesinnenministerium
1982 bis heute Nutzung von Teilen des ehemaligen Klosters durch das Landeshauptarchiv Koblenz und das Stadtarchiv von Neuwied

 

Das Sommerrefektorium

Die Raumausstattung entspricht dem späten Barock.
Für die Lieferung der niederländischen Fliesen kann ich leider keinen Nachweis erbringen. So bleibt noch offen, wann und wo die Fliesen hergestellt wurden und auf welchem Weg sie nach Rommersdorf kamen.

 

 

 

Sommerrefektorium mit Blick in das Winterrefektorium

Die Fliesenbekleidung verleiht dem Raum die gewünschte kühle Atmosphäre.

 

 

 

Für die keramischen Wandbekleidungen wurden zwei unterschiedliche Dekorfliesen verwendet.
Bei den manganfarben auf weißen Grund gespritzten Fliesen sind die Konturen in dunkler Manganfarbe ausgeführt.
Die mit blauer Glasur auf weißen Grund gespritzten Fliesen haben keine Betonung der Konturen.

 

 

 

Das Motiv der mit blauer Glasur auf weißen Fond gespritzten Fliesen erstreckt sich über 4 x 4 = 16 Fliesen und bildet unterschiedliche Kreuzformen.

 

Jan Pluis, der beste Kenner niederländischer Fliesen, beschreibt die beiden Dekore in seinem Buch ’De Nederlandse Tegel decors en benamingen’(1) wie folgt:

 A.01.12.62

Centraal decor zonder omlijsting langs twee diagonalen; p: 1700-1900

 

 A.01.05.12 ’Vorstinblad’

Diagonaal decor met hoekmotieven; het grootste hoekmotief vormt het centrale motief van de vier tegels; bl; 1750-ca. 1880

Fliesen der Art A.01.12.62 sind für Utrecht nachgewiesen.
In Makkumer, Utrechter und Rotterdamer Fayencewerkstätten wurden nachweislich Fliesen der Art A.01.05.12 gefertigt.

 

 

 

Winterrefektorium

 

Die Fliesenbekleidung wurde im Winterrefektorium gegenüber dem Sommerrefektorium als 66 cm breites Band wesentlich sparsamer ausgeführt.
Fliesen entsprachen der Chinamode des 18. Jahrhunderts. Sie waren Ersatz für echtes Porzellan und wurden zum Beispiel 1731 in Bauakten für das Jagdschloss Falkenlust bei Brühl als ’porcellaine plättgen’ bezeichnet.

 

Die Bemalung der Wände beherrscht das Bild des von einem Fayenceofen beheizbaren Raumes.

Im Zuge der zwischen 1976 und 1988 vom Landesamt für Denkmalpflege in Mainz betreuten umfangreichen Restaurierungsarbeiten an und in der ehemaligen Abtei Rommersdorf lieferte die "Koninklijke Tichelaar Makkum" 1979 die zur Restaurierung der keramischen Wandbekleidungen in Sommer- und Winterrefektorium erforderlichen Fliesen.

 

Die Abtei Rommersdorf findet man in Rheinland-Pfalz im Neuwieder Stadtteil Heimbach-Weis.

Ansprechpartner:
Abtei Rommersdorf-Stiftung
Stiftsstraße 2
56566 Neuwied (Heimbach-Weis)
Telefon: 02622-837365
Fax: 02622-837366
eMail: abtei-rommersdorf@t-online.de

 

Öffnungszeiten:
Die Außenanlagen mit den Gärten sind jederzeit zugänglich.
Kirche, Kreuzgang und Kloster mit dem Klostergarten können ab Ostern an Sonn- und Feiertagen von 13 Uhr bis 18 Uhr besichtigt werden.
Gruppenführungen sind nach rechtzeitiger vorheriger Absprache möglich.
Sommer- und Winterrefektorium können angemietet werden.

www.abtei-rommersdorf.de

 

(1) Jan Pluis ’De Nederlandse Tegel decors en benamingen’ Tweede herziene druk 1998, ISBN 90-74310-48-6

 

Bitte beachten Sie auch meinen Bericht Der keramische Schmuckfußboden im Kapitelsaal der ehemaligen Prämonstratenser-Abtei Rommersdorf