Wilhelm Joliet |
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Mettlacher
Platten in der Kreuzerhöhungsbasilika
(nl.: Basiliek
van de Heilige Kruisverheffing)
im
niederländischen Raalte
Raalte
Die
Gemeinde in der Region Salland der niederländischen Provinz Overijssel gilt
als katholische Enklave in einem protestantischen Umland.
Kreuzerhöhungsbasilika
Architekt Wilhelm Victor
Alfred Tepe (* 1840 in Amsterdam - † 1920 in Düsseldorf), ein
niederländischer Architekt, neben Pierre Cuypers der bedeutendste Architekt
der Neugotik in den Niederlanden.
Mosaik-Fabrik von Villeroy & Boch Mettlach
Für
Bodenbeläge in von Tepe erbauten Kirchen hatte Villeroy & Boch Mettlach fast
eine Monopolstellung. Besonders schöne Arbeiten mit Mettlacher Platten
führte Villeroy & Boch in folgenden Kirchen aus:
1887 Heilige Michaëlkerk
Schalkwijk
1889 Sint Nicolaasbasiliek Ijsselstein
1890 Onze-Lieve-Vrouwe-Hemelvaart Vianen
1891 Onze-Lieve-Vrouwe-Hemelvaart Houten
1891/92 Basiliek van de Heilige Kruisverheffing Raalte
Raumansichten
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Blick nach Osten
Langhaus der Basilika mit 1891/92 verlegten Mosaikplatten von Villeroy &
Boch Mettlach.
Im
Eingangsbereich liegt ein beeindruckendes Sternornament.
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Blick nach Südwesten
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Blick vom Hochaltar noch Westen
Vor
den Kommunionbänken liegen drei diagonal verlegte Fliesentableaus im
keramischen Bodenbelag.
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Blick vom von F.W. Mengelberg entworfenen Hauptaltar zum ebenfalls von F.W.
Mengelberg entworfenen Antonius-Seitenaltar
Der
Padiglione, ein gelb-rot gestreifter kegelförmiger Seidenschirm, der
ursprünglich zum Schutz der Priester und Kantoren bei Prozessionen diente,
ist Emblem einer Basilica minor. Die
Verleihung des Titels Basilica minor bezweckt die Stärkung der
Bindung der Kirche an den Papst und soll die Bedeutung dieser Kirche für das
Umland hervorheben.
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Bodenbelag aus Mettlacher Platten im Chorbereich
Fliesentableaus nach Vorlagen aus Musterbüchern
der
Mosaik-Fabrik von Villeroy & Boch Mettlach
Keramisches Sternornament im Eingangsbereich
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Detail des Sternornamentes (siehe Abbildung 02)
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Muster-Blätter der Mosaik-Fabrik von Villeroy & Boch Mettlach 1880, Seite 21
Diagonale Bereiche dieser beiden beiden Muster fanden beim großen
Sternornament Verwendung.
Zwei Fliesentableaus zur
Ehre Papst Leos XIII
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Südliches Fliesentableau mit Papstwappen (siehe Abbildung 04)
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Nördliches Fliesentableau mit Papstwappen (siehe Abbildung 04)
Zur
Zeit des Baus der
Kirche residierte Papst Leo XIII
in Rom.
Vincenzo Gioacchino Pecci, * 02. März 1810 in Carpineto Romano, + 20.
Juli 1903 im Vatikan, war
von 1878 bis 1903 Papst Leo XIII der römisch-katholischen Kirche. Die
beiden Fliesentableaus zeigen Tiara und von zwei Engel gehaltenen
Wappenschild des Papstes.
Die
Schlüssel Petri (auch:
päpstliche Schlüssel) sind Attribut des Apostels Petrus sowie Symbol der
Bindegewalt des Papstes als Nachfolger Petri und Stellvertreter Jesu Christi
auf Erden.
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Dieses Musterblatt, mit handschriftlichen Preisangaben, diente als Vorlage
No. 517 für ‚Papstwappen’ und als Vorlage No. 516 für ‚Sankt Georg‘ in der
Basilika der Heiligen Kreuzerhöhung. Das
Blatt ist Teil einer Mappe mit 184 Musterblättern, die in der
Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart unter 32/80213-1886 liegt.
Entwerfer des Musterblattes
Philipp Baum (* 1849 - + 1886) war ein deutscher Architekt mit Schwerpunkt
auf kunstgewerblichen Arbeiten. So ergab sich die Zusammenarbeit Baums mit
der Firma Villeroy & Boch in Mettlach. Das Bedeutendste waren seine Entwürfe
für die Bodenflächen aus Mettlacher Platten und Stiftmosaik der Stiftskirche
zu Einsiedeln in der Schweiz. Für
die Bodenbeläge aus Mettlacher Platten in der Liebfrauenkirche zu Dortmund
entwarf Baum die Tableaus ‚Papstwappen‘ und ‚Sankt Georg‘.
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Im
keramischen Bodenbelag vor den Kommunionbänken liegt mittig dieses
Fliesentableau
Das Fliesentableau zeigt Sankt Georg (lateinisch:
Georgius), einen legendären christlichen Heiligen, der gemäß
Überlieferung unter Diokletian (284-305) ein Martyrium erlitt. Sankt Georg
zählt zu den vierzehn Nothelfern. Seine Attribute sind seine Darstellung als
Ritter mit Lanze und der von ihm getötete Drache. Um
das aus sechszehn Mosaikplatten bestehende Fliesenbild sind sechszehn
Fliesen mit einem Text verlegt. Der Text lautet:
GEO RGI
US.F IDE
FELI X.ET
.INCL ITUS
.DNI. PRO
ELIA TOR
Georgius fidel(issi)m(u)s miles Xri (= Christi) o felix et inclitus D(omi)ni
proeliator.
(Georgius, getreuer Soldat Christi, glücklicher und berühmter Krieger des
Herrn.)
Gleiche Fliesentableaus des heiligen Ritters Georg findet man in Deutschland
in der Dortmunder Liebfrauenkirche, in der Rheder Pfarrkirche St. Gudula und
in der Sankt-Anna-Kapelle in Haltern am See.
In den Niederlanden sind mir gleiche Fliesentableaus in St. Michael in
Schalkwijk, St. Antonius von Padua in Kortenhoef und in der Petrus und
Paulus-Kirche in Hengevelde bekannt.
Teilbereiche nach Vorlagen aus einem Musterbuch von 1886
der
Mosaik-Fabrik von Villeroy & Boch Mettlach
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Wie wurden die Mettlacher Platten hergestellt?
Den Wert Mettlacher Platten kann nur der ermessen, der ihre weitestgehend in
Handarbeit erbrachte Fertigung kennt.
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Einsetzen einer den Dekor darstellenden Schablone in einen würfelförmigen
Stahlbehälter
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Aufsetzen einer Abdeckschablone
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Einfüllen der einzelnen Farbschichten in die von der Schablone vorgegebenen
Felder
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Nach dem Herausziehen der Metallschablone Einschütten der Hinterfüllmasse
aus gröberem und ungefärbtem Steinzeugtonpulver.
Abschließend Hochdruckpressung der Platte mit ca. 250 bar und Brand im Ofen
bei 1.120 bis 1.200 °C.
So entstand jede Mettlacher Platte abgesehen vom Pressen und Brennen in
reiner Handarbeit.
Im Preisverzeichnis über Mettlacher Platten von Villeroy & Boch (vom Januar
1896) ist das Herstellungsverfahren wie folgt beschrieben:
Unter § 1 des Preisverzeichnisses findet man die Beschaffenheit der seit
1852 gefertigten Steinzeugplatten wie folgt beschrieben:
„Die Platten sind in hartgebrannter
Steinmasse so hart und dauerhaft hergestellt, dass sie Funken am Stahl geben
und jedem Einfluss der Witterung widerstehen. Die Farben sind 2-3 mm tief
eingebrannt, treten sich daher auch bei stärkster Abnutzung nicht aus. Die
Dauerhaftigkeit der Massen, die Schönheit der Färbung und die grosse
Sorgfalt beim Sortiren sichern den Platten den Vorzug vor allem ähnlichen
Material.“
Bildnachweis
Wikipedia (Pa3ems): 01
Thomas Klomp: 02-07, 09-10, 12-14, 16, 18,
Piet Borghardt: 20
Werksarchiv V&B Mettlach: 08, 22-25
Württembergische Landesbibliothek Stuttgart: 11, 15; 17, 19, 21
(Die Fotos aus der Württembergischen Landesbibliothe kaufte ich vor einigen
Jahren.)
Benutzte Literatur
Broschüre ‚Basilika der H. Kreuzerhöhung Raalte‘
Wikipedia
Danksagung
Ich danke Herrn Thomas Klomp für die Genehmigung seine im Internet
veröffentlichten Fotos 02-05 in diesem Bericht veröffentlichen zu dürfen.
Weiterhin bedanke ich mich bei Herrn Thomas Klomp für die Fotos 06-07,
09-10, 12-14, 16 und 18, die er auf meine Bitte ohne Stativ aufnahm.
Herrn Piet Borghardt danke ich für seine Bereitschaft, für mich in der
Basilika zu fotografieren.
Mein Dank gilt Frau Agnes Müller vom Werksarchiv V&B Mettlach für Ihre Hilfe
bei der Suche nach Vorlagen für die Mettlacher Platten in der Basilika
Meinem Sohn Norbert danke ich für die Bearbeitung und Veröffentlichung des
Berichtes.
Basiliek van de H. Kruisverheffing
Kerkstraat 8
NL-8102 EA Raalte
secretariaat@parochieheiligkruis.nl
Meine früheren Veröffentlichungen zu Mettlacher Bodenplatten:
Muster-Blätter der Mosaik-Fabrik von Villeroy & Boch Mettlach; Teil 2
Bodenplatten
www.geschichte-der-fliese.de/Musterbl_Bodenplatten.html
Mettlacher Mosaikplatten in der Sankt-Anna-Kapelle, Haltern am See
www.geschichte-der-fliese.de/mmh.html
Mettlacher Platten- und Stiftmosaikböden in der Kölner Kirche Gross St.
Martin
www.geschichte-der-fliese.de/GrossStMartin.html
Mettlacher Platten in Schloss Nöthnitz
www.geschichte-der-fliese.de/mpisn.html
Mettlacher Platten in der Seußlitzer Schlosskirche
www.geschichte-der-fliese.de/seusslitz.html
Mettlacher Platten in der Sonneberger Stadtkirche St. Peter
www.geschichte-der-fliese.de/stpeter.html
Mettlacher Mosaikplatten in der Stiftskirche Einsiedeln
www.geschichte-der-fliese.de/einsiedeln_mosaikplatten.html
Mettlacher Platten im Sommerrefektorium des Klosters Bebenhausen
www.geschichte-der-fliese.de/mettlacher_platten_bebenhausen.html
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