Wilhelm Joliet |
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Kooperation der AWS AG, Witterschlick bei
Bonn,
mit dem VEB Staatliche Porzellan-Manufaktur
Meissen In NEWS, der Zeitschrift für AWS - Geschäftsfreunde
4/89, wurde über die AWS - Meissen-Kollektion, Ergebnis einer Kooperation
der AWS AG, Witterschlick bei Bonn, mit dem VEB Staatliche
Porzellan-Manufaktur Meissen, berichtet. In seinem Beitrag „Edler Werkstoff. Faszinierende
Geschichte…“ beschrieb Karl Heinz Eickenberg,
Vorstand Marketing Vertrieb der
AGROB-Gruppe, Stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der AWS AG,
die Faszination, die Werkstoffe Porzellan und Keramik mit ähnlicher
Oberflächenkonsistenz zusammenzuführen. Es sollte ein Ensemble aus echtem
Meissen-Porzellan im dekorierten Bereich und AWS-Unifliesen für den
gehobenen Einrichtungsbereich entstehen. Erhard Schwarz,
AWS-Vertriebsdirektor,
erläuterte in seinem Bericht „Im Zeichen der blauen Schwerter“, die
Schwierigkeiten, passende Unifliesen aus Steingut zum dekorierten
Porzellan zu entwickeln. Nach vielen Versuchen wurden die Probleme
bezüglich des Glanzes, der Struktur, der Farbhöhe und der Maßgenauigkeit
gelöst. Es war den Keramikern der AWS gelungen, die Steingut-Füllfliesen
vom Aussehen her ebenbürtig neben die handbemalten Dekorfliesen aus
Meissen zu stellen. Für die Präsentation dieser exklusiven Zusammenführung
von Keramik und Porzellan mußte noch ein angemessener Rahmen gefunden
werden.
Vernissage Die Bad Godesberger Redoute, ehemaliges
kurfürstliches Ballhaus, bot am 15.04.1988 geladenen Gästen einen
geeigneten Rahmen für die Präsentation der AWS-Meissen-Fliesenkollektion.
Festredner waren Dr. Alfred Wagner,
Vorstandsvorsitzender der AGROB-Gruppe, Dr. Hannes Walter,
Direktor für Beschaffung und Absatz
der Porzellan-Manufaktur Meissen, und Nationalpreisträger Ludwig
Zepner, Chef des
Gestaltungskollektivs der Porzellanmanufaktur Meissen. In großen Glasvitrinen wurden Fliesenanwendungen der
Kooperation präsentiert. Porzellandekorationen aus Meissener Produktion,
darunter zwei komplette Tischdekorationen geschmückt mit den Dekoren
Weinlaub und
Neues Zwiebelmuster ergänzten
die Ausstellung. Besondere Raritäten der Vernissage waren das
Brühlsche Schwanenservice und der Kasuar, eine 130 cm hohe
Porzellanplastik von Johann Joachim Kaendler aus dem Jahr 1734. Geschichte der
Porzellan-Manufaktur Meissen
Porzellan aus China war im 17.
Jahrhundert in Europa ein sehr begehrtes und wertvolles Handelsgut.
Verständlich, dass man vor allem an europäischen Fürstenhöfen bemüht war,
das Geheimnis der Herstellung von Porzellan zu entschlüsseln. Im Auftrag
von Friedrich August I. von Sachsen (August
dem Starken) arbeiteten Johann Friedrich Böttger, Ehrenfried Walther
von Tschirnhaus und andere Spezialisten an der Entschlüsselung des
Geheimnisses. Ihre Arbeiten führten zum Erfolg.
15.01.1708
Die Erfindung des Porzellans wird dokumentiert.
11.10.1708
August der Starke übergab Böttger die Leitung der
Forschungsarbeiten zum Porzellanprojekt.
1709
Nach Erfindung der erforderlichen Hartporzellanglasur und erster
Dekorfarben begann Böttger mit Vorarbeiten zur fabrikmäßigen Produktion.
23.01.1710:
Mitteilung der sächsischen Hofkanzlei in einem "allerhöchsten Dekret" in
lateinischer, französischer, deutscher und holländischer Sprache, worin
die Erfindung des Porzellans und die Gründung einer Porzellan-Manufaktur
bekannt gegeben werden. 06.06.1710: Einrichtung der Königlich-Polnischen-Kurfürstlich-Sächsischen Porzellan-Manufaktur auf der Albrechtsburg in Meissen. 1763-1806: Kurfürstlich-Sächsische Porzellan-Manufaktur Meissen
1806-1918:
Königlich-Sächsische Porzellan-Manufaktur Meissen 1861-1864: Umzug von der Meissener Albrechtsburg in die heutige Betriebsstätte im Meissener Triebischtal ab 1918: Staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen 1944: Kriegsbedingte Schließung der Schauhalle
ab 1950:
VEB Staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen 1960: Wiedereröffnung der Schauhalle anlässlich der 250-Jahrfeier der Manufaktur
1990:
Staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen GmbH i. A.
26.06.1991:
Staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen GmbH (100% Anteile beim Freistaat
Sachsen)
Dass die traditionsreiche Herstellungsweise des Meissener Porzellans noch
heute praktiziert wird, setzt voraus, dass die alten Handwerkskünste der
Modelleure, Dreher, Former, Maler usw. erhalten blieben. Ohne die
konsequente Beibehaltung der charakteristischen Handarbeit wäre das
Erscheinungsbild des Meissener Porzellans längst zur Historie geworden.
AWS –
Meissen - Kollektion 1989
02
Zwiebelmuster senkrecht
03
„Altes Zwiebelmuster, weiß-altblau“
04 5er Dekor-Set
Altes Zwiebelmuster, waagerecht (Artikel - Nr. 11 1132)
Zwiebelmuster Schon Johann Friedrich
Böttger forschte nach der beim chinesischen Porzellan angewandten Farbe
für die kobaltblaue Unterglasurmalerei, doch erst nach seinem Tode gelang
seinem Mitarbeiter Köhler, ein Kobaltblau für den Porzellanbrand zu
entwickeln. Das Rezept blieb lange Zeit das Geheimnis der ältesten
europäischen Porzellanmanufaktur in Meissen. Um 1739 lagen die ersten
gültigen Arbeiten in Blaumalerei vor. Dazu gehörte auch der ostasiatische
Dekor, der als „Zwiebelmuster“ Weltberühmtheit erlangte und seitdem alle
Wandlungen des Zeitgeschmacks und der stilistischen Auffassungen
überdauert hat. Die Bezeichnung beruht auf einer Verkennung des
Granatapfels im Dekor, der in Form und Oberflächenstruktur stark einer
Zwiebel ähnelt. Als weitere Elemente sind vor allem die Päonie
(Pfingstrose) und der Bambusstab zu nennen. Von kaum einem anderen
Dekor gibt es so viele Nachahmungen wie vom „Zwiebelmuster“. Als
Echtheitssiegel trägt er seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts im
Fuße des Bambusstabes die berühmten „Blauen Schwerter“,
Symbol für die Manufaktur. Die Schwertermarke setzte sich ab
1731, als alle Porzellane aus Meissen mit einer
Marke versehen sein mussten, gegen die AR-Marke („Augustus
Rex“) und den
Merkurstab durch. Die noch heute nach dem
Originalrezept bereitete Farbe wird auf das bei 900°C zum ersten Mal
gebrannte Porzellan aufgebracht. Nach dem zweiten Brand bei über 1400°C
ist das unter der klaren Glasurschicht liegende „Zwiebelmuster“
in leuchtendem Kobaltblau sichtbar.
Neues Zwiebelmuster
05 5er Dekor-Set
Neues Zwiebelmuster, waagerecht (Artikel - Nr. 11 1135)
06 Beispiel einer Wandfläche
Neues Zwiebelmuster, bestehend
aus 5er Dekorset waagerecht, 3er Dekorset senkrecht, Eckmotiv, Signetfliese und
Unifliesen.
Weinlaub
07 5er Dekor-Set
Weinlaub, waagerecht (Artikel - Nr. 11 1138)
08 Beispiel einer Wandfläche
Weinlaub, bestehend aus
Einzelfliesen des 5er Dekor-Sets (Artikel - Nr. 11 1138) und Unifliesen (Artikel - Nr.
11 1131). „Es sind drei
Sachen, durch welche die Begierden der Menschen besonders erregt werden,
dieses oder jenes zu begehren, was sie sonst zu nötigem Gebrauch entbehren
könnten: Erstens die Schönheit, zweitens die Seltenheit und drittens der
mit beiden verknüpfte Gebrauchswert. Solche drei Sachen machen eine Sache
angenehm, kostbar und notwendig, so daß ein jeder Mensch - wenn nicht zum
Gebrauch oder äußerlichen Aufputz - doch wenigstens etwas davon zu
besitzen wünscht.“ (Johann Friedrich Böttger – Gründer der Manufaktur
1710)
Unverbindliche Preisempfehlung
Handbemalte Meissener Porzellanfliesen in meiner Sammlung Alle abgebildeten Porzellanfliesen messen 150 x 150 x
8 mm.
3er Dekor-Set, ‚Altes Zwiebelmuster‘
senkrecht, weiß / schieferblau
09 11
1133-3 Auf der Rückseite findet man unten links die Ziffern
1597 und unten rechts die Ziffern 807801 in blauer Farbe.
10 11
1133-2 Auf der Rückseite stehen unten links die Ziffern 1597
und unten rechts die Ziffern 807801 in blauer Farbe.
11 11
1133-1 Auf der Rückseite findet man unten links die Ziffern
1597 und unten rechts die Ziffern 807801 in blauer Farbe. In die Rückseiten der drei Porzellanfliesen ist das
Signet der gekreuzten Schwerter eingekratzt.
3er Dekor-Set, ‚Neues Zwiebelmuster‘
senkrecht, weiß / kobaltblau
12 11
1136-3 Auf der Rückseite findet man unten links die Ziffern
69. und unten rechts die Ziffer 8 in blauer Farbe.
13 11
1136-2 Auf der Rückseite stehen unten links die Ziffern 69.
und steht unten rechts die Ziffer 8 in blauer Farbe.
14 11
1136-1 Auf der Rückseite findet man unten links die Ziffern
69. und unten rechts die Ziffern 804601 in blauer Farbe. In die Rückseiten der drei Porzellanfliesen ist das
Signet der gekreuzten Schwerter eingekratzt.
15 11
1137 Eckmotiv ‚Neues Zwiebelmuster‘, weiß /
kobaltblau Auf der Rückseite findet man unten links die Ziffern
804901 und unten rechts die Ziffern 49 in blauer Farbe. In die Rückseite der Porzellanfliese ist das Signet
der gekreuzten Schwerter eingekratzt.
Meissener Schmuckbordüren Zum Firmenjubiläum 1739-1989 wurden in der
Porzellanmanufaktur Meissen Schmuckbordüren in sehr geringen Mengen für
den Markt der Bundesrepublik hergestellt. Sie waren verpackt zu 6 x 3 Bordüren = 18 Stück. In jedem Set gab es eine Bordüre mit dem Signet der
gekreuzten Schwerter.
Die abgebildeten
Meissener Schmuckbordüren liegen in meiner Sammlung.
16 Schmuckbordüre 11 1180 uni weiß
17 Schmuckbordüre 11 1181 Neues Zwiebelmuster, weiß /
blau
18 Schmuckbordüre 11 1182 Altes Zwiebelmuster, weiß /
altblau „Es hat viele Versuche gegeben, den wohl bekanntesten
Dekor aus Meissen, das Zwiebelmuster in blauer Unterglasurmalerei, in
seiner Vielfalt und Qualität zu erreichen, dass es bis heute Versuche
geblieben sind, spricht für sich.“
(Porzellanmanufaktur
MeissenGmbH)
19 Schmuckbordüre 11 1183 Weinlaub, weiß / grün „Der Originalentwurf “Voller grüner Weinkranz“ aus
dem Jahr 1817 ist neben dem blauen Zwiebelmuster der bekannteste
Unterglasurdekor der Manufaktur Meissen. Er besticht durch die
Schlichtheit des Motivs, das sparsame Setzen von Akzenten.“
(Porzellanmanufaktur MeissenGmbH)
20 Schmuckbordüre 11 1184 Drachenmuster, weiß / purpur Als Wertsymbol und Echtheitssiegel trägt diese
Schmuckbordüre die berühmten ‚Blauen gekreuzten Schwerter‘.
21 Schmuckbordüre 11 1185 Drachenmuster, weiß / grün „Chinesische Fabelwelt und ornamentale Formgebung
prägen das Drachenmuster in farbiger Aufglasurmalerei als eines der frühen
Dekore aus Meissen. Eine unverwechselbare Synthese zweier Kulturen, wie
sie der Kenner der Dekore aus Meissen schätzt.“
(Porzellanmanufaktur
Meissen GmbH)
22 Schmuckbordüre 11 1186, Indischmalerei, weiß / purpur Die nach Meissener Originalrezepten bereiteten Farben
werden von Künstlern nach Vorlagen aufgetragen. Das Ergebnis sind kleine
Meisterwerke.
23 Schmuckbordüre 11 1187, Indischmalerei, weiß / grün
24 Profilierte Rückseite Die Schmuckbordüren haben profilierte Rückseiten mit
blauen gekreuzten Schwertern in der mittleren Vertiefung und eingekratzten
gekreuzten Schwertern im unteren Eckbereich.
25
Die alte Handwerkskunst der Porzellanmaler blieb bei der
Porzellanmanufaktur Meissen erhalten. Abbildung 25 zeigt die Ausführung des Dekors
Drachenmuster durch unterschiedliche Hände.
26 Die beiden Schmuckbordüren des Dekors 11 1187,
Indischmalerei, weiß / grün, zeigen die Ausführung der Malerei durch zwei
Porzellanmaler. Die Dekore sind etwas unterschiedlich auf die Bordüre
platziert und es gibt Differenzen der Ausführung.
Jubiläumsfliese Zum Firmenjubiläum 1739-1989 wurde in der
Porzellanmanufaktur Meissen eine Jubiläumsfliese gefertigt. Auf meine
Anfrage bei der Porzellanmanufaktur nach der Höhe der Auflage erhielt ich
die Mitteilung, dass es mit Sicherheit eine sehr geringe Auflage war. Die
Auflagenhöhe ließe sich nicht mehr feststellen. Die handbemalte Fliese im Format von 150 x 150 x 8 mm
ging nur als Präsent an Geschäftskunden. Die Jubiläumsfliese in meiner Sammlung trägt auf der
Rückseite die sechsstellige Dekornummer 809501 und die Zahl 36.
27 Jubiläumsfliese 809501, 36. Exemplar. Diese Fliese ist das Topexemplar meiner
Fliesensammlung.
Bildnachweis Eigene Aufnahmen
Benutzte Literatur Meissen,
Zwiebelmuster, VEB Staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen DDR, Meissen
1986 Meissen,
Indischmalerei, VEB Staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen DDR, Meissen
1986 AWS NEWS Die
Zeitschrift für AWS-Geschäftsfreunde Ausgabe 4/89, Witterschlick bei Bonn
1989 Eine Erkenntnis. Zwei
Partner. AWS im Zeichen der blauen Schwerter, Witterschlick bei Bonn 1989 Handgemalte Meissener
Porzellan-Fliesen – die edelste Form der Wandgestaltung, Witterschlick bei
Bonn 1989 Wikipedia Ich danke Herrn Peter
Pung sen., der mir das Eckmotiv 11 1137 „ Neues Zwiebelmuster“, die
Schmuckbordüren 11 118 uni weiß, 11 1183 Weinlaub weiß / grün und 11 1185
Drachenmuster weiß / grün zur Verfügung stellte. Meinem Sohn Norbert
danke ich für die Bearbeitung und Veröffentlichung des Berichtes. |
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