Mettlacher Mosaikplatten

in der Sankt-Anna-Kapelle Haltern am See

 

Haltern am See ist eine Stadt im Norden des Kreises Recklinghausen im Regierungsbezirk Münster. Die Stadt liegt am Südrand des Münsterlandes und am Nordrand des Ruhrgebiets, eingebettet in den Naturpark Hohe Mark-Westmünsterland.

 

Die Wallfahrtskapelle in Haltern auf dem Sankt Annaberg, einem Südausläufer der Hohen Mark, ist der hl. Anna Selbdritt gewidmet. Anna Selbdritt bezeichnet eine Darstellung der heiligen Anna mit ihrer Tochter Maria und dem Jesuskind.

Die schon 1378 als St. Anna Selbdritt erwähnte Kapelle ist seit 1556 Ziel von Wallfahrten. Die heutige schlichte Kapelle wurde 1674 als Saalkirche mit eingezogenem Altarraum erbaut. Zur Ausstattung gehört das im 15. Jahrhundert geschnitzte Gnadenbild Anna Selbdritt.

 

 

Der keramische Bodenbelag

 

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Die Mosaik-Fabrik von Villeroy & Boch veröffentlichte 1895 ein Verzeichnis der öffentlichen Bauten, in denen seit 1852

Mettlacher Mosaik- und Wand-Platten, Verblender sowie Stiftmosaiken ausgeführt wurden.

 

Im Jahrgang 1880/81 wurden von der Mosaik-Fabrik Villeroy & Boch Mettlach 85 qm Mosaikplatten für die Kirche in Haltern geliefert und verlegt.

Hierbei handelt es sich eindeutig um die keramischen Bodenbeläge in der Wallfahrtskapelle.

1884 wurden dann von Villeroy & Boch Mettlach noch 150 qm Mosaikplatten nach Haltern geliefert und in der Pfarrkirche St. Sixtus verlegt.

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Detailaufnahmen vom Bodenbelag

 

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Im Christentum ist der Hirsch ein Symboltier Christi. Er treibt die Schlange, die Verkörperung des Bösen, aus ihrem Versteck hervor. Der Hirsch wird auch als Feind des Drachen angesehen: in der christlichen Glaubensvorstellung wird der Gottessohn den großen Drachen, den Teufel, töten. Christus oder auch Maria erscheinen in christlichen Darstellungen oft als ein weißer Hirsch mit goldenem Geweih.

 

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Bildplatten zur Ehre Papst Leos XIII

 

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Die Bildplatten zeigen Sankt Georg den Drachentöter

 

 

 

Vorlagen für die Bildplatten

 

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Dieses Musterblatt der Mosaik-Fabrik von Villeroy & Boch Mettlach, mit handschriftlichen Preisangaben, liegt in der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart.

 

Papst Leo XIII.

(Vincenzo Gioacchino Pecci,

* 02. März 1810 in Carpineto Romano,

+ 20. Juli 1903 im Vatikan,

war von 1878 bis 1903 Papst der römisch-katholischen Kirche.)

Die Bildplatten zeigen Tiara und Wappenschild des Papstes.

07 Musterblatt von Villeroy & Boch

 

Die Schlüssel Petri (auch: päpstliche Schlüssel) sind das Attribut des Apostels Petrus sowie ein Symbol der Bindegewalt des Papstes als Nachfolger Petri und Stellvertreter Jesu Christi auf Erden.

 

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Das Wappen des Papstes ist das Stammwappen der Familie Pecci: In blauem Grund eine schlanke grüne Zypresse, darüber ein silberner Querbalken; die Zypresse unter dem Balken begleitet von zwei silbernen Lilien, über dem Balken ein goldener Stern mit Schweif.

 

09 Musterblatt von Villeroy & Boch

Sankt Georg (lateinisch Georgius) ist ein legendärer christlicher Heiliger. Er erlitt gemäß Überlieferung unter Diokletian (284-305) ein Martyrium. Sankt Georg zählt zu den vierzehn Nothelfern. Seine Attribute, sind seine Darstellung als Ritter mit Lanze und der von ihm getötete Drache.

 

 

 

 

 

 

 

Wie wurden die Mettlacher Platten hergestellt?

Den Wert Mettlacher Platten kann nur der ermessen, der ihre weitestgehend in Handarbeit erbrachte Fertigung kennt.

 

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Einsetzen einer den Dekor darstellenden Schablone in einen würfelförmigen Stahlbehälter.

 

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Aufsetzen einer Abdeckschablone

 

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Einfüllen der einzelnen Farbschichten in die von der Schablone vorgegebenen Farbfelder.

 

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Nach dem Herausziehen der Metallschablone Einschütten der Hinterfüllmasse aus gröberem und ungefärbtem Steinzeugtonpulver.

Abschließend Hochdruckpressung der Platte mit ca. 250 bar und Brand im Ofen bei 1.120 bis 1.200 °C.

So entstand jede Mettlacher Platte abgesehen vom Pressen und Brennen in reiner Handarbeit.

 

Im Preisverzeichnis über Mettlacher Platten von Villeroy & Boch (vom Januar 1896) ist das Herstellungsverfahren wie folgt beschrieben:
„Unsere sämmtlichen Platten werden trocken aus Staub gepresst mit Zusatz von Feldspath angefertigt und in Weissgluthitze gebrannt, so dass dieselben eine geschmolzene und verglaste Masse bilden.“

 

Unter § 1 des Preisverzeichnisses findet man die Beschaffenheit der seit 1852 gefertigten Steinzeugplatten wie folgt beschrieben: „Die Platten sind in hartgebrannter Steinmasse so hart und dauerhaft hergestellt, dass sie Funken am Stahl geben und jedem Einfluss der Witterung widerstehen. Die Farben sind 2-3 mm tief eingebrannt, treten sich daher auch bei stärkster Abnutzung nicht aus. Die Dauerhaftigkeit der Massen, die Schönheit der Färbung und die grosse Sorgfalt beim Sortiren sichern den Platten den Vorzug vor allem ähnlichen Material.“

 

 

Fotonachweis

01-02 Verfasser

03-05 Werner Weber

06 Württembergische Landesbibliothek Stuttgart

08 Wikipedia

09-13 Werksarchiv Villeroy & Boch Mettlach

 

 

Benutzte Literatur

Wikipedia

Preisverzeichnis über Mettlacher Platten von Villeroy & Boch (Januar 1896)

 

 

Adressen

Katholische Pfarrei St. Sixtus Haltern am See

Gildenstraße 22

45721 Haltern am See

info@st-sixtus.de

 

Pilgereinkehrstätte

Annaberger Hof

Annaberg 21

45721 Haltern am See

 

 

Ich danke Herrn Werner Weber, der mir seine Fotos vom keramischen Bodenbelag zur Verfügung stellte, und meinem Sohn Norbert für die Bearbeitung und Veröffentlichung des Berichtes.