AZULEJOS DES 17. BIS 19. JAHRHUNDERTS  
IM HOSPITAL DE SANTA MARTA IN LISSABON,
DEM EHEMALIGEN KLARISSENKLOSTER 
SANTA MARTA DE JESUS


Geschichte der Gebäude

Das Krankenhaus von Santa Marta im Zentrum von Lissabon hat seinen Ursprung im 16. Jahrhundert. König Dom Sebastião stiftete 1576 ein Heim für Witwen und Waisen von an der Pestepedemie des Jahres 1569 gestorbenen Mitglieder des Hofstaates. Das Heim wurde bald in ein Klarissen-Kloster umgewandelt. Die Gründung des Frauenklosters für Klarissen in Lissabon wurde 1577 von Papst Gregor XIII bestätigt. Der Bau der eigentlichen Klosteranlage begann 1583 mit einem Entwurf des Architekten Nicolau de Frias, der für die Baumaßnahmen bis 1602 verantwortlich war.

Für die Zeit von 1616 bis 1638 ist Pedro Nunes Tinoco bezeugt, der für den Bau von Kirchenschiff, Seitenkapellen und Kreuzgang verantwortlich war. Nach Pedro Nunes Tinoco Tod wurde sein Sohn João Nunes Tinoco verantwortlicher Architekt für den Ausbau der Klosteranlagen.

Am 1. November 1755 zerstörten Erdbeben, Feuersbrunst und Tsunami fast zwei Drittel der Stadt Lissabon. Das Kloster Santa Marta de Jesus blieb trotz großer Schäden bewohnbar. Schon nach einem Jahr waren die Schäden an den Klostergebäuden weitestgehend behoben.

Nach Auflösung der geistlichen Orden im Jahr 1834 kam die Klosteranlage in staatlichen Besitz. Die Gebäude wurden 1890 bei einer Grippeepidemie provisorisches Krankenhaus. Nach mehreren Umstrukturierungen im Laufe der Zeit ist das Hospital de Santa Marta jetzt Teil des ‘CENTRO HOSPITALAR DE LISBOA‘.

 

Azulejos

Das Krankenhaus Santa Marta bewahrt Beispiele portugiesischer Fliesenkultur aus vier Jahrhunderten. Farbige, gemusterte Fliesen, ein Hauptmerkmal der Produktion des 17. Jahrhunderts, findet man im Chor der alten Kirche und in zwei Bereichen des ehemaligen Klosters im Westflügel.

 

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Azulejos mit aufwendigen farbigen Dekoren schmücken Wände und Tonnengewölbe.

 

 

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Dekor des 17. Jahrhunderts aus 6 x 6 Fliesen.

 

 

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Dieses aus 12 x 12 Fliesen bestehende Dekorfeld aus der Mitte des 17. Jahrhunderts findet man auch in der Igreja de Santa Maria de Marvila in Santarém.

 

 

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Detail der keramischen Wandbekleidung in einer Kapelle des früheren Klosters.
Dekorfliesen umrahmen ein Fliesentableau mit der Darstellung des hl. Antonius.

Figürliche Darstellungen in blauer Bemalung auf weißem Grund, zeigen im Eingangsbereich des Krankenhauses Szenen aus dem Leben der Heiligen Klara.
Klara von Assisi (* 1193 - † 11. August 1253) war die Gründerin des kontemplativen Ordens der Klarissen.  

 

 

 

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Fliesentableau aus 21 x 28 = 588 Fliesen.

In der Kapelle Santa Maria degli Angeli (in der Nähe der Stadt Assisi in Umbrien) weihte Klara ihr Leben Gott und dem Dienst an den Menschen. Franziskus bekleidete sie mit einer Kutte.  

 

 

 

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Fliesentableau aus 21 x 28 = 588 Fliesen.

Klara trat bei einem Überfall der Sarazenen im Jahre 1240 diesen mit einer Monstranz entgegen. Dasselbe tat sie, als Assisi ein Jahr später vom kaiserlichen Heer belagert wurde. Das Kloster blieb jedesmal verschont. Ihr ikonographisches Heiligenattribut ist daher die Monstranz.

Die beiden Fliesengemälde im Haupteingang des ehemaligen Klosters werden Gabriel del Barco (1648 - ca. 1700) zugeschrieben.

 

 

 

Ehemaliger Kapitelsaal

Ein weiteres Highlight sind vollständig die Wände bedeckende Fliesengemälde im ehemaligen Kapitelsaal, dem heutigen Auditorium, die um 1740 vermutlich von Valentim de Almeida (1692-1779) geschaffen wurden. Sie zeigen Szenen aus den Leben der hl. Klara und des hl. Franz von Assisi.

 

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Wandbekleidung mit Fliesen der Art ‘figura avulsa‘.  

 

 

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Im Bilderzyklus sieht man rechts unterhalb des Fensters die Szene als Klara das Gelübde ablegt und Franziskus ihr die Haare abschneidet.  

 

 

 

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Papst Innozenz III. träumte von der Errettung der Kirche durch Franziskus.
Dieser Ausschnitt des Bilderzyklus veranschaulicht diese Szene.

 

 

 

Kreuzgang

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Im Kreuzgang aus dem 17. Jahrhundert findet man Fliesenkompositionen (albarradas), Vasen in Verbindung mit Blumen und musizierenden Putti. Eine Besonderheit bilden die beschnittenen und in den Wandputz integrierten Teile der Fliesenbekleidung. Diese Fliesengemälde wurden 1906 geschaffen. Einige ‘albaradas‘ tragen die Signatur des Fliesenmalers Victório Pereira (1877-1952).

 

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Die Fliesengemälde auf der Etage über dem Kreuzgang wurden in der Lissaboner Werkstatt Viúva Lamego gefertigt. Sie sind mit 1906 und 1907 datiert.  

 

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Hinweis

Auf die Fliesenarbeiten im Lissaboner Hospital de Santa Marta wurde ich durch das 1998 im Hirmer-Verlag erschienene Buch ‘Azulejos in Portugal‘ aufmerksam.

Autoren dieses Buches waren Rioletta Sabo und Jorge Nuno Falcato. Anfang September 2001 traf ich Frau Sabo in Cascais. Wenige Tage später hatte ich dann Gelegenheit mit Genehmigung des Direktors Fliesenarbeiten im Hospital Santa Marta zu fotografieren.

 

Benutzte Literatur

‘Azulejos in Portugal‘ (München, Hirmer 1998)

Rioletta Sabo, Jorge Nuno Falcato, Aufnahmen von Nicolas Lemonier

‘17th century patterned azulejos from the Monastery of Santa Marta, in Lisbon‘
(CITAR LISBOA, Vol 4, No 1, 2012)

Rosário Salema de Carvalho, Alexandre Pais, Ana Almeida, Inês Aguiar, Isabel Pires, Lúcia Marinho, Patrícia Nóbrega 

Wikipedia

 

Bildnachweis

Eigene Aufnahmen (2001) außer Bild 02 und 03 CITAR LISBOA, Vol 4, No 1, 2012