Altarpodest aus der Kapelle des Schlosses La Batie d’Urfé (Loire) im Louvre in Paris

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Vogelschau des Schlosses
von Ètienne Martellange, 1611

Das Schloss
La Batie d`Urfé (französisch Château de la Bâtie d’Urfé), ist eine Schlossanlage in der Gemeinde Saint-Étienne-le-Molard im Département Loire. Die Anlage im Stil der Renaissance gehört zu den Loire-Schlössern und erhielt ihr heutiges Aussehen im 16. Jahrhundert durch Umbauten unter Claude d’Urfé. 

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Claude d’Urfé
von Jean Clouet, um 1540

Der Bauherr:
Claude d‘Urfé folgte seinem Vater nach dessen Tod 1508, damals siebenjährig, als Seigneur von La Bâtie d’Urfé. Er wuchs am französischen Königshof auf und war ein enger Freund von Franz I., der ihn 1535 zum Baillie des Forez ernannte. Er wurde zunächst Botschafter Frankreichs im Heiligen Römischen Reich, bevor er 1546 als Vertreter Frankreichs zum Konzil von Trient entsandt wurde. Er behielt sein Amt auch nach dem Tod von Franz I. im Jahr 1547. Der Nachfolger von Franz I., Heinrich II., ernannte ihn zum Botschafter im Kirchenstaat. Claude intervenierte früh im päpstlichen Konklave nach dem Tod von Papst Paul III. im Jahr 1549, nachdem Reginald Pole, Kardinal von Canterbury, bei der ersten Abstimmung nur zwei Stimmen von der Wahl entfernt war. Claude stürmte zur Tür des Konklaves und verlangte, dass diese auf die französischen Kardinäle warten solle, von denen er behauptete, sie seien auf Korsika, und drohte, dass die Wahl eines Papstes in ihrer Abwesenheit wahrscheinlich zu einer Kirchenspaltung führen würde. Dies trug dazu bei, dass das Konklave in eine Sackgasse geriet, die bis Februar des folgenden Jahres andauerte.
Claude wurde dann vom König nach Frankreich zurückgerufen, um Gouverneur des Dauphins und seiner anderen Kinder zu werden und trat 1550 die Nachfolge von Jean d'Humières in diesem Amt an. Er teilte die Verantwortung mit der Gouvernante der königlichen Kinder, Françoise d‘Humières auf Befehl von Diane de Poitiers.
Neben dem König beriet Claude d‘Urfé auch Herzog Anne de Montmorency. 1553 trat Claude nach dem Tod Heinrichs II. dem Regentschaftsrat von Katharina von Medici bei. Bis zu seinem Tod im Jahr 1558 war er auch Marschall von Frankreich.


Lieferung der Fayencefliesen für die Schlosskapelle
Ab etwa 1535 ließ Claude d‘Urfé die Anlage im Stil der französischen und italienischen Renaissance zu einem Schloss aus- und umbauen. Im Erdgeschoss des Logis ließ er ab 1548 eine reich ausgestattete Schlosskapelle einrichten. Für die Lieferung der Fayencefußböden beauftragte er 1557 Masséot Abaquesne (* um 1500 - +1564) aus Rouen, der 1542 für Anne de Montmorency, Marschall und Connétable von Frankreich, sein bedeutendstes Werk, Wandbekleidungen und Bodenbeläge aus Fayencefliesen des Schlosses Écouen schuf.

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Innenraum der Kapelle des Schlosses von La Bâtie d'Urfé.
Giuseppe Uberti, Öl auf Leinwand, um 1870.

Nach Aussterben der Eigentümerfamilie ging das Anwesen von Hand zu Hand, es diente ab 1872 zum Teil sogar als Fabrik. Ab Februar 1874 wurde die kunsthistorisch wertvolle Ausstattung des Schlosses verkauft, darunter die komplette Inneneinrichtung der Schlosskapelle. Der etwa aus 2800 Fayencefliesen bestehende Boden der Schlosskapelle stammte aus der Werkstatt von Masséot Abaquesne in Rouen.
Der Fußboden wiederholte das komplizierte Muster der Gewölbedecke sowie die Initialen der damaligen Schlosseigentümer. Nach seiner Entfernung aus der Kapelle wurde er in Teilen verkauft und damit in alle Winde verstreut.
Der Pariser Sammler und Händler Alfred Beurdeley sicherte sich das mit Fayencefliesen belegte Altarpodest, das er 1880 dem Pariser Louvre schenkte.

 

Fayencefliesen auf dem Altarpodest (Masséot Abaquesne, 1557)
Musée du Louvre, département des Objets d’art, inv. OA 2518.

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Aufsicht des Fliesenbodens:
Diese zweihundertsiebzig Fayencefliesen schmückten das Podest des Altars der Kapelle des Schlosses von La Bâtie d'Urfé (Loire).
Der Fliesenbelag mit polychromer Bemalung ist ein wahres Meisterwerk und in seiner Qualität dem anschließenden Kapellenboden überlegen. Sein Dekor unterscheidet sich völlig von dem des Kapellenbodens und wurde wahrscheinlich später angefertigt.
Die Fayencefliesen im Format von ca. 11 x 11 cm bestechen durch ihre groteske Verzierung und Farbpalette.

 

Bezeichnung der Fliesenfelder

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Das Altarpodest der Kapelle des Schlosses Bâtie d'Urfé, liegt im Museum in neun Felder geteilt. Jedes Feld hat die Maße 65 x 54 cm und besteht aus 6 x 5 = 30 Fliesen.
Die Fliesen des Altarpodestes sind mit Grand-feu-Farben auf Zinnglasur gemalt; wobei Blau, Grün, Violett und Gelb dominieren.
Anmerkung: Grand-feu- oder Scharffeuerbrand ist der Brand, bei dem der Dekor aus Scharffeuerfarben in die weiße Fayenceglasur eingeschmolzen wird. Dem Scharffeuerbrand geht bei der Fayence immer ein Schrühbrand voraus, an deren Ende die Fliesen zu Biskuit gebrannt sind.

 

Teilfläche 1:

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Im goldfarben gerahmten Bildfeld der „Sinocchio“ (Schirm), Hinweis auf Papst Paul IV. (*1476 - + 1559).
Paul IV., mit bürgerlichem Namen Gian Pietro Carafa, war Papst vom 23. Mai 1555 bis zu seinem Tod. Der Bauherr der Kapelle, Claude d’Urfé, kannte den Papst, da er von 1546 bis 1550/51 Frankreichs Vertreter auf dem Konzil von Trient und anschließend französischer Botschafter beim Papst war.
Die Musik wird durch geflügelte Musiker präsentiert.

 

Teilfläche 2:

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Darstellung der christlichen Tugend „Glaube“. Junge Frau mit brennendem Herz und Kreuz in einer Laube.

 

Teilfläche 3:

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In der Mitte des Bildfeldes steht eine Karyatide auf einer Kartusche.
Karyatiden haben tragende Funktion. Sie tragen zum Beispiel Ziergiebel oder Dachelemente.
Links und rechts neben der Karyatide sieht man Fabelwesen mit Blechblasinstrumenten.

 

Teilfläche 4:

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Im Gegensatz zu den Fliesen des Kapellenbodens zeichnet sich das Podest des Altars durch eine Verzierung mit Grotesken auf weißem Hintergrund aus. Sie ähneln von Raffael im Vatikan gemalten Grotesken. Diese in der französischen dekorativen Kunst der Mitte des 16. Jahrhunderts sehr verbreitete Dekoration wurde gleichzeitig auch in italienischen Werkstätten (z. B. Urbino) verwendet.

 

Teilfläche 5:

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Vögel, Blumen, musizierende geflügelte Wesen und Bandelwerk sind symmetrisch auf beiden Seiten einer Kartusche mit der Jahreszahl 1557 verteilt.
Lieferung und Verlegung der zweihundertsiebzig Fayencefliesen für das Altarpodest erfolgten im Jahr 1557.

 

Teilfläche 6:

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Schmetterling, Vogel, muszierendes geflügeltes Wesen, Kartusche, Schirm und geflügeltes weibliches Wesen hat der Maler mit Grand-Feu-Farben auf dieser Teilfläche verteilt.

 

Teilfläche 7:

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Karyatide auf einer Kartusche, dazu Fabelwesen mit Blechblasinstrumenten.

 

Teilfläche 8:

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Darstellung der „Gerechtigkeit“. Junge Frau mit Waage und Schwert in einer Laube.

 

Teilfläche 9:

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Den oberen Abschluss bilden fünf Fliesen mit blauer Glasur, darunter drei Randfliesen und zwei Fliesen mit Puttiköpfen.
Im goldfarben gerahmten Bildfeld der „Sinocchio“ (Schirm), Hinweis auf Papst Paul IV. (*1476 - + 1559), Blumenvasen und Maske. Geflügelte Musiker präsentieren die Musik.

 

Bildnachweis
Wikipedia, 01 und 02
Saint-Étienne Métropole, musée d’Art moderne et contemporain, inv. 54-12-1 (dépot á La Bâtie d'Urfé), domaine public, 03
Collections.louvre.fr/ark:/53355/cl0101128700, domaine public, 04-14

 

Danksagung
Frau Huault-Gavaudo (Cheffe de l’Unité Images), danke ich für die Zurverfügungstellung von dreizehn Fotos und die Genehmigung diese Fotos auf meiner Internetseite veröffentlichen zu dürfen.
Meinem Sohn Norbert danke ich für die Bearbeitung und Veröffentlichung des Berichtes

 

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