Historische Platten von Villeroy & Boch in der Hausdurchfahrt Bismarckstraße 19 in Görlitz

Görlitz ist die östlichste Stadt Deutschlands. Die größte Stadt der Oberlausitz liegt an der Lausitzer Neiße, die seit 1945 die Grenze zu Polen bildet. Der östlich der Neiße gelegene Stadtteil wurde durch die Grenzziehung abgetrennt und bildet seitdem die polnische Stadt Zgorzelec.
Im Zweiten Weltkrieg blieb Görlitz von Zerstörungen weitestgehend verschont. Das Stadtbild prägen Bürgerhäuser vieler Stilepochen. Zum Glück blieb auch das aus der Gründerzeit stammende Haus Bismarckstraße 19 fast unversehrt erhalten.

 

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Haus Bismarckstraße 19

 

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Hausdurchfahrt Bismarckstraße 19

 

Das Restaurierungsatelier Dyroff aus Dippoldiswalde im Osterzgebirge erstellte für die Plattenarbeiten in der Hausdurchfahrt im November 2015 eine Schadensanalyse. Klaus- Peter und Anna Dyroff führten in Teilabschnitten bis Januar 2017 Restaurierungsarbeiten durch. Sie stellten mir auch dankenswerterweise das in meinen Bericht benutzte Bildmaterial zur Verfügung.

 

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Seitenwand A mit einem der fünf Wandbilder vor der Restaurierung

Es fehlen grüne Profile zwischen Sockel und Wandbekleidung.

 

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Seitenwand A nach der Restaurierung

 

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Seitenwand A nach der Restaurierung

 

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Seitenwände B und C vor der Restaurierung

Große Teilbereiche der Profile zwischen Sockelbereichen und keramischen Wandflächen fehlen.

 

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Seitenwand B vor der Restaurierung

 

Es klafft eine Fehlstelle in Wandplatten und Bordüren. Platten innerhalb der Wandfläche weisen starke Kratzer auf und in einem großen Teilbereich fehlen die grünen Profile.

 

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Seitenwand B nach der Restaurierung

Ein fehlendes handgemaltes Eckmotiv wurde durch eine Platte mit gedrucktem Eckmotiv ersetzt. Es fällt durch stärkere Farbgebung auf.

 

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Seitenwand B nach der Restaurierung

 

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Es fehlen viele Profile und die glasierten Platten weisen erhebliche Kratzer auf.

 

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Seitenwand C vor der Restaurierung

Große Bereiche der keramischen Sockelfläche hatten keine ausreichende Haftung am Mörtelbett. Die Verblender wurden abgenommen und gesäubert, der Ansetzmörtel egalisiert und die Verblender im Floating-Buttering-Verfahren wieder angesetzt.

 

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Seitenwand C nach der Restaurierung

Verblender wurden neu angesetzt und Profile ergänzt.

 

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Seitenwand D vor der Restaurierung

 

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Sockelbereich der Seitenwand D nach der Restaurierung

 

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Wandvorsprung der Seitenwand E vor der Restaurierung

 

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Wandvorsprung der Seitenwand E nach der Restaurierung

 

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Sechs Mettlacher Wandplatten hatten an der Wand E keine ausreichende Haftung am Mörtelbett

 

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Verblender mit Ansetzmörtel hatten keine ausreichende Haftung am tragenden Untergrund

 

 

Arbeitsschritte der Restaurierung an Wandplatten- und Verblenderflächen

1. Festlegung, Markierung und Dokumentation zu restaurierender Bereiche

2. Injektionen in Hohlbereiche mit speziellen Dispersionen

2.1 zwischen Platten bzw. Verblender mit dem Ansetzmörtel

2.2 zwischen Ansetz- und Ausgleichsmörtel

2.3 zwischen Ausgleichsmörtel und tragendem Untergrund aus Ziegelmauerwerk

Für die Injektionen wurden in Bereichen von Kreuzfugen feinste Bohrungen von 1,8 mm bis 2 mm Durchmesser vorgenommen.

3. Entnahme und erneutes Ansetzen von Platten und Verblender in extrem starken Hohlbereichen, bei denen Injektionen nicht sinnvoll erschienen.

4. Restaurierung beschädigter Platten und Verblender.

5. Ergänzung von Fehlbereichen.

6. Reinigung der gesamten keramischen Wand- und Sockelflächen.

7. Nachverfugen in Teilbereichen.

8. Endreinigung.

9. Dokumentation erbrachter Restaurierungsarbeiten.

 

 

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Gesamtaufnahme nach Abschluss der Restaurierungsarbeiten an den Wand- und Sockelflächen

 

 

Lage der fünf Wandbilder mit historischen Ansichten von Görlitz

 

 

 

 

Wandbild C

- Blick zur Landeskrone -

 

 

 

 

 

Wandbild B

- Kaisertrutz und Reichenbacher Turm -

 

 

 

 

Wandbild A

- Lausitzer Neiße mit Viadukt -

Innenhof

Bismarckstraße

 

 

 

 

Wandbild D

- Neißetal mit Peterskirche -

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wandbild E

- Blick auf Weinberg und Weinberghaus -

 

 

 

Wandbild A

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Blick auf die Lausitzer Neiße mit Viadukt

 

Der 475 Meter lange Neißeviadukt gehört zu den größten und ältesten Eisenbahnbrücken Deutschlands. Der Viadukt wurde 1874 als Teilstück der Eisenbahnverbindung der Städte Dresden und Breslau eröffnet.

 

 

Wandbild B

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Kaisertrutz und Reichenbacher Turm

 

Die Stadt Görlitz besaß zur Verteidigung zweiunddreißig Basteien. Eine der vier heute noch erhaltenen Basteien ist der Kaisertrutz, der 1641 im Dreißigjährigen Krieg seinen Namen erhielt.

Ein weiterer erhalten gebliebener Teil der Görlitzer Stadtbefestigung ist der Reichenbacher Turm. Mit einer Höhe von 51 Meter wird er nur vom 63 Meter hohen Rathausturm überragt.

 

 

Wandbild C

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Blick zur Landeskrone

 

Die Landeskrone ist weithin sichtbares Wahrzeichen und Hausberg der Stadt Görlitz. Der 420 Meter hohe Berg ist beliebtes Ausflugsziel mit Blick auf Görlitz, die nähere Umgebung und bei guter Sicht auf das Iser- und Riesengebirge.

 

 

Wandbild D

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Blick auf die über dem Neißetal thronende Peterskirche

 

Die Pfarrkirche St. Peter und Paul, kurz Peterskirche genannt, beherrscht mit ihrem Turmpaar das Bild der historischen Altstadt. Die zwischen 1425 und 1497 erbaute Kirche ist die größte spätgotische Hallenkirche Sachsens.

 

 

Wandbild E

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Blick auf den Weinberg mit Weinbergturm

 

Weinberg mit Weinbergturm liegen in der Görlitzer Südstadt. Weinberghaus und der angrenzende 33 Meter hohe Turm wurden weitgehend in Holzbauweise errichtet. Der Weinbergturm wurde 1885 von der Ortsgruppe des Riesengebirgsvereins auf dem Gelände der Görlitzer Gewerbe- und Industrieausstellung errichtet. Die Ortsgruppe schenkte den Turm nach Ende der Ausstellung der Stadt Görlitz, die ihn 1887 auf dem Weinberggelände aufstellen ließ. Vom Turm hat man guten Blick über die Neißeauen im Westen, den Stadtteil Weinhübel im Süden bis zur Landeskrone im Westen. Das Weinberghaus entstand zwischen 1889 und 1890.

Die Plattenarbeiten in der Durchfahrt des Hauses Bismarckstraße 19 wurden, nach Kenntnis dieser Eckdaten, nach 1890 gefertigt!

Leider finden sich im Archiv von Villeroy & Boch keine Unterlagen zu Lieferungen von Platten nach Görlitz.

Dass es sich bei den Wandplatten um Erzeugnisse von Villeroy & Boch Mettlach handelt, belegt die Rückseite einer von den Restauratoren aus der Wandfläche genommenen und wieder angesetzten Platte.

 

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Rückseite einer Mettlacher Wandplatte

 

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Wandsockel aus 10 Reihen Verblender mit groß gefasten Kanten vor der Restaurierung

 

Unterhalb der keramischen Wandbekleidung aus Mettlacher Platten im Format 145 x 145 mm und Bordüren im Format 145 x 50 mm befindet sich ein grün glasierter Wandsockel aus Verblender im Format 120 x 85 mm.

Profile bilden die Trennung von Wandbekleidung und Wandsockel.

 

 

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Keramischer Bodenbelag in der Tordurchfahrt des Hauses Bismackstraße 19 in Görlitz

Der Bodenbelag wurde aus Siebzehner Platten der Art ‚Achtkupper‘ erbracht.

Die Platten aus weißlicher Füllmasse sind bei Villeroy & Boch in Merzig a. d. Saar gefertigt. Sie wurden in den Stärken 20 mm, 25 mm und 30 mm geliefert. Welche Stärke im Objekt im Objekt verlegt wurde, ist mir nicht bekannt.

 

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Starke mechanische Beschädigungen am keramischen Plattenbelag

Fehlstellen wurden zum Teil mit Zementmörtel verfüllt.

 

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Die profilierten Platten aus weißlicher Füllmasse im Format von 17 x 17 cm haben acht Kuppen.

Im Angebot der Villeroy & Boch Merzig a. d. Saar waren im gleichen Format auch Vierkupper und Sechzehnkupper.

 

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Seite 19 aus dem Preisverzeichnis für Mettlacher Platten der Villeroy & Boch, Merzig a. d. Saar von 1911.

 

 

 

Zusammenfassung

In der Tordurchfahrt des Hauses Bismarckstraße 19 in Görlitz findet man sehr schöne historische Plattenarbeiten von Villeroy & Boch. Highlights sind die fünf Görlitzer Ansichten. Die keramischen Wandbekleidungen wurden in Teilabschnitten von 2016 bis Januar 2017 von Klaus-Peter und Anna Dyroff aus Dippoldiswalde im Osterzgebirge restauriert.

Der keramische Bodenbelag wartet noch auf eine sach- und fachgerechte Restaurierung.

 

 

Benutzte Literatur

Wikipedia

Görlitz: Architektur - Kunst – Geschichte (Herausgeber: Kulturhistorisches Museum Görlitz, 2011)

André Micklitza u. Kerstin Micklitza, Reiseführer Görlitz, Trescher-Verlag, 2016

 

Fotonachweis

Werksarchiv Villeroy & Boch, 30

Anna Dyroff, alle anderen

 

 

Dank sagen möchte ich Herrn Fritz Tyschler für seine Genehmigung, diesen Bericht auf meiner Homepage im Internet zu veröffentlichen.

Mein Dank gilt Klaus-Peter und Anna Dyroff dafür, dass sie mir Fotomaterial und ihren Restaurierungsbericht zur Verfügung stellten.

Frau Andrea Kern schickte mir dankenswerterweise aus Görlitz Beschreibungen der fünf Stadtansichten.

Meinem Sohn Norbert danke ich für die Bearbeitung und Veröffentlichung des Berichtes.