Wilhelm Joliet |
||||
|
Palácio dos Marqueses de Fronteira
Teil 7 -
‘Tanque dos Cavaleiros – Brunnenanlage mit vierzehn Reiterbildern’
01
Ansicht des Palastes vom Gartenparterre
Der Palast im Lissaboner Stadtteil São Domingos de Benfica unterhalb
der Serra de Monsanto gilt als bedeutendes Beispiel der
portugiesischen Renaissancearchitektur. Er ist einer von wenigen
Palästen, die das Erdbeben von Lissabon einigermaßen unbeschadet
überstanden haben und so einen guten Eindruck vom Prunk des
portugiesischen Adels während der Zeit des portugiesischen
Weltreiches geben können.
Der Palast wurde zwischen 1650 und 1675 durch Dom João de
Mascarenhas, zweiter Conde
de Torre und erster
Marquês de Fronteira, im italienischen Stil erbaut.
Die Anlage besteht bis heute in unveränderter Form.
02
Blick über die Parkanlage des Palastes zur Stadt
Eine große Parkanlage im Stil eines klassischen italienischen Gartens bildet
die Außenanlage des Palastes. Sie liegt L-förmig im Osten und Süden des
Palastes und ist wie dieser sehr reich mit Tableaus aus bemalten Fliesen,
sogenannten Azulejos, geschmückt. Die teils monochrom blauen, teils
mehrfarbigen Fliesengemälde verkleiden weite Teile der Gartenarchitekturen
und des Sockelgeschosses des Palastes. Vor der Hauptfassade auf der Ostseite
des Palastes befindet sich das große Parterre, ein Formalgarten mit
geometrisch geschnittenen Hecken und Gehölzen; es ist in vier quadratische
Bereiche gegliedert. Im Zentrum der Anlage sowie in der Mitte der einzelnen
Abteilungen, die selbst wieder in vier Teile untergliedert sind, stehen
Brunnen, die äußeren Ecken der vier Hauptabteilungen werden durch
lebensgroße Blei-Skulpturen akzentuiert.
03
Galerie der Reiter und Könige
Der Formalgarten wird im Süden auf ganzer Breite von einer großen
Brunnenanlage begrenzt, in deren Becken sich weitere Skulpturen befinden.
Auf der großen Fliesenwand an der Rückwand der Anlage sind vierzehn
lebensgroße Reiter zu sehen, die teilweise Mitglieder der Familie
Mascarenhas darstellen. Über zwei Freitreppen links und rechts vom Becken
erreicht man eine Etage höher die Galería dos Reis(Galerie der Könige), in
der die Marmor-Büsten aller portugiesischen Könige bis zu Johann VI.
ausgestellt sind.
Das selbstbewusste politische Programm der Dekoration ist offensichtlich:
der Adel, der 1640 – nur wenige Jahre vor der Bauzeit – entscheidend dazu
beigetragen hatte, die spanische Herrschaft in Portugal zu beenden, stellt
die Basis des Königreiches.
04
Blick aus der ersten Etage des Palastes auf die Galerie der Reiter und
Könige
Die großen Fliesentableaus zeigen die berühmten ‚Zwölf von England‘ (Oz Doze
de Inglaterra) eingerahmt in die Reiterbilder von D. João de Mascarenhas (*
1633 - + 1681) 1. Marquês von Fronteira und seinem Sohn D. Fernando
Mascarenhas (* 1655 – + 1729). 2. Marquês von Fronteira.
‚Die Zwölf von England‘
Eine portugiesische Ritterlegende, gemischt mit historischen Fakten, die in
ihrer berühmtesten Fassung 1572 von Luis de Camões in seinem Werk Les
Lusiades (Gesang VI, Strophen 40-69) erzählt wurde.
Zwölf englische Ritter beleidigten zwölf Damen aus dem Hause Lancaster und
beschuldigten sie, hässlich und nicht würdig zu sein, dem Königshaus zu
dienen. Die gekränkten Damen wandten sich an den Herzog von Lancaster, um
ihre Ehre zu verteidigen. John of Gaunt – der als Inbegriff europäischer
Ritterlichkeit galt – beschloss, seinen Schwiegersohn, D. João I, König von
Portugal, zu bitten, ihm zwölf seiner besten Männer zu schicken. Indem er
die Hilfe von Rittern einer anderen Nation erbat, wollte der Herzog
Konflikte innerhalb seiner eigenen Streitkräfte verhindern und gleichzeitig
die Ehre und den Ruf der Damen verteidigen.
In Smithfield, London, fand ein Turnier statt, bei dem die englischen und
portugiesischen Ritter um die Ehre der Damen kämpften. Nach den Siegen über
ihre Feinde kehrten die portugiesischen Ritter nach Hause zurück.
Das war ein wichtiger Moment für die Portugiesen, da es die internationale
Anerkennung ihrer Ehre und Tugend symbolisiert. Die Luisaden des Luis de
Camões halten dieses Ereignis in der portugiesischen Kultur lebendig.
In der Literatur genannte Namen der portugiesischen Ritter: Álvaro Gonçalves
Coutinho, Álvaro Vaz de Almada, João Pereira da Cunha, Agostim, Lopo
Fernandes Pacheco, Pedro Homem da Costa, Álvaro Mendes Cerveira, Rui Mendes
Cerveira, Rui Gomes da Silva, Martim Lopes de Azevedo, João Fernandes
Pacheco und Vasco Annes da Costa.
Bei Teófilo Braga heißen die zwölf Engländer Austin (bei der Eröffnung des
Kampfes von Álvaro Vaz de Almada getötet), Athelard, Blundell, Loveday,
Argenton, Clarency, Corleville, Otenel, Turneville, Morley, Glaston und
Reginald.
Blick auf das Bassin mit der zentralen Fontaine und vier Marmorskulpturen
als Wasserspeier
06
Flussgottheit unter der linken Treppe zur Galerie der Könige
07
Links das lebensgroße Reiterbild des João de Mascarenhas, 1. Marquês de
Fronteira e 2. Conde da Torre, dem Erbauer des Palastes, daneben die Ritter
Eins, Zwei und Drei der ‚Zwölf von England‘.
João de Mascarenhas (1633-1681) war General der Kavallerie im
portugiesischen Befreiungskrieg gegen Spanien und nahm u.a. an den
Schlachten von Linhas de Elvas (1659), Ameixial (1663) und Montes Claros
(1665) teil.
08
Unbekannter Ritter Eins der ‚Zwölf von England‘, nach links reitend.
09
Unbekannter Ritter Zwei, davor zwei Skulpturen als Wasserspeier.
10
Ritter Vier, Fünf und Sechs der ‚Zwölf von England‘, nach links reitend.
Die Dekoration der Bögen mit farbigen Steinen und glasierter Keramik ist in
Teilbereichen abgefallen.
11
Ritter Vier der ‚Zwölf von England‘, nach links reitend.
12
Ritter Fünf der ‚Zwölf von England‘, nach links reitend.
13
Ritter Sechs der ‚Zwölf von England‘, nach links reitend.
14
Ritter Sieben, Acht und Neun der ‚Zwölf von England‘, nach rechts reitend.
15
Ritter Sieben der ‚Zwölf von England‘, nach rechts reitend.
16
Ritter Acht der ‚Zwölf von England‘, nach rechts reitend.
17
Ritter Neun der ‚Zwölf von England‘, nach rechts reitend.
18
Ritter Zehn, Elf und Zwölf der ‚Zwölf von England‘ an der Rückwand der
Anlage und das lebensgroße Reiterbild des D. Fernando de Mascarenhas
(1655-1729), 2. Marquês de Fronteira e 3. Conde da Torre, Sohn des Erbauers
des Palastes, unterhalb der Treppenanlage zur Galerie der Könige.
19
Blick zu den lebensgroßen Reiterbildern Neun bis Zwölf und dem Reiterbild
des D. Fernando de Mascarenhas.
20
Ansicht der Treppe zur Galerie der Könige mit Fliesengemälden von
Flussgötter.
21
Aussenmauer neben der Treppe zur Galerie der Könige mit Darstellungen aus
der griechischen Götterwelt.
Bildmaterial
Autor: 01, 02, 04, 19, 20, 21
Elvira Kless: 03, 05 - 18
Benutzte Literatur
Manuel J. Gandra, Jardins do Palácio Fronteira, Centro Ernesto Soares de
Iconografia e Simbólica, 1a ediçiao digital, Mafra, 2012
Wikipedia
Danksagung Ich danke Frau Elvira Kless für die Genehmigung zur Übernahme und Veröffentlichung ihrer Fotos. Meinem Sohn Norbert danke ich für Überarbeitung und Veröffentlichung des Berichtes im Internet.
Fundacão
das Casas de Fronteira e Alorna
www.fronteira-alorna.pt/en/home/
Der Palast ist nur im Rahmen von Führungen zu besichtigen.
Es gibt Führungen in Portugiesisch, Englisch und Französisch.
Bei einem geplanten Besuch empfiehlt sich vorherige Kontakaufnahme mit der
Verwaltung des Palastes.
- Fronteirapalast im Lissaboner Stadtteil Benfica -
Teil 1
‚Außenansichten des Palastes und Fliesentableaus an der Ostwand des
Hauptgebäudes‘
www.geschichte-der-fliese.de/fronteira.html
Teil 2
‚Polychrome Fliesentableaus im klassischen Garten des Palastes und am Bassin
vor der Casa do Fresco‘
www.geschichte-der-fliese.de/front.html
Teil 3
‚Holländische Fliesenbekleidungen im Gemäldesaal (Sala dos Painéis)
www.geschichte-der-fliese.de/fron.html
Teil 4: ‚Schlachtensaal (Sala das Batalhas)
www.geschichte-der-fliese.de/fro.html
Teil 5: Galerie der Künste
Teil 6: Casa do Fresco / Haus der Erfrischung
|
|||