Wilhelm Joliet |
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Wandbilder aus Porzellanfliesen
an der Turnhalle des Franziskaneum in Meißen
Angaben zum Bau des Realgymnasiums mit Realschule
In der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf liegt eine Beilage
zum Jahresberichte des Realgymnasiums mit Realschule zu Meißen, Ostern
1907 bis Ostern 19081. Darin
beschrieb Stadtbaumeister Kaiser das 1907 eingeweihte Gebäude.
Auszüge aus diesem Bericht:
„Ausgeführt wurde der Bau vom Stadtbauamte unter Leitung des
Unterzeichneten. Die Planbearbeitung lag in den Händen der Herren
Architekt Bäß und Stadtbauamtsassistent Handwerck. Als Bauführer war Herr
Baumeister Hennig tätig.
…Die Fliesengemälde am Turnhallengebäude lieferte die Königliche
Porzellanmanufaktur nach eigenen Entwürfen.“
Wandbilder aus Meißner Porzellan
Es gibt drei Wandbilder mit Darstellungen von
a) Läufer, b) Diskuswerfer und c) zwei Jugendlichen mit Lorbeerkränzen.
Entwerfer der Wandbilder
Urheber der Füllungsfriese am Turnhallengebäude war der Bildhauer und
Maler Martin Wiegand (*1867 Ilmenau - +1961 München), der von 1907 bis
1909 für die Porzellanmanufaktur als freischaffender Künstler tätig war.
Er entwarf in Meißen Wandbilder, zahlreiche figürliche Modelle und
Dekor-Motive.
Zwei Söhne des Martin Wiegand besuchten die Realschule in Meißen.
Im Jahresbericht des Realgymnasiums mit Realschule zu Meißen über das
Schuljahr 1907/08 fand ich unter Realschule 1. Klasse A (232)
+ Manfred Wiegand, geboren am
11.12.90. Als Stand des Vaters wurde angegeben: Kunstmaler, Meißen.
Im gleichen Jahresbericht fand ich unter Realschule 5. Klasse (378)
Manfred Wiegand, geboren am 10.12.94, Stand des Vaters; Kunstmaler,
Meißen.
Vom Leiter des Unternehmensarchivs der Staatlichen Porzellan-Manufaktur
Meissen GmbH erhielt ich Fotos der Originalentwürfe mit der Genehmigung,
diese in diesem Bericht zu veröffentlichen.
Dokumentation der Wandbilder aus Meißner Porzellan an der Außenwand der
Turnhalle des Franziskaneum
a) Läufer
01
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04
Entwurf für das Wandbild ‘Läufer‘
VA 449a „Staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen GmbH,
Unternehmensarchiv“.
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Detail aus VA 449a, Abbildung 04
b) Diskuswerfer
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Entwurf für das Wandbild ‘Diskuswerfer‘
VA 449b „Staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen GmbH, Unternehmensarchiv
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c) zwei Jugendliche mit Lorbeerkränzen
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Entwurf für das Wandbild ‘Zwei Jugendliche mit Lorbeerkränzen‘
VA 449c „Staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen GmbH,
Unternehmensarchiv“.
19 Detail aus VA 449c
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21 Detail aus VA 449c
22
Herstellungs- und Ansetzverfahren
Ein 1902 abgegebenes Angebot der Königlichen Porzellanmanufaktur Meissen,
das Wandbild des Fürstenzuges in Dresden auf Fliesen zu übertragen, gab
diesem und weiteren Projekten eine entscheidende Wende. Auf Vorschlag des
technischen Betriebsleiters der Manufaktur, Oberbergrat Dr. Heintze,
wurden in den Jahren 1903 und 1904 Fliesen aus einem von ihm entwickelten
neuen Werkstoff an Außenwänden der Manufaktur in Meißen angesetzt. Ein im
Mai 1904 ausgeführtes Probebild (Friedrich der Ernsthafte) befindet sich
übrigens noch heute am Gebäude ’C’ der Manufaktur.
Die aus Seilitzer Erde, Löthainer Erde, englischer Porzellanerde, Feldspat
und gemahlenen Porzellanscherben bestehende Masse wurde wie folgt
verarbeitet:
Aufbereitung der Massen, Trockenpressen, Glattbrand bei ca. 1.380 °C,
Schleifen auf das genaue Maß, Spritzen der Grundengobe, weiterer Brand bei
ca. 1.350 °C, Bemalung mit speziell entwickelten Scharffeuerfarben und
abschließendem Brand bei 1.350 °C. Grundengobe und Scharffeuerfarben
hatten die gleiche Grundzusammensetzung wie die Fliesen. Dies ermöglichte
die bewiesene Witterungsbeständigkeit von Fliesen und Farbschichten.
Die grobe Struktur des stranggepressten Scherbens mit erhabenen Stegen
vergrößert die Haftfläche des Scherbens und gibt dem Mörtelbett
mechanische Haftung. Auch das Ansetzverfahren wurde gründlich getestet.
Die Fliesen mit einer Wasseraufnahmefähigkeit von ca. 6 % wurden in einem
Mörtelbett mit ausgewogenem Verhältnis von Sand und Zement fugenlos
angesetzt.
Zustand der drei Wandbilder
An den drei keramischen Wandbildern sind deutlich Spuren von
Wasserbelastung zu erkennen. Das Wandbild mit den Diskuswerfern weist im
Bereich der oberen rechten Ecke eine starke Rissbildung auf (Abbildung
09). Die Wandbilder aus Porzellanfliesen sollten unbedingt überprüft und
restauriert werden. Vorrangig ist die Belastung durch eindringendes Wasser
zu unterbinden. Der Rißbereich sollte saniert werden, damit nicht weitere
Fliesen zerstört werden und unter Umständen sogar Teile der keramischen
Bekleidung aus diesem Bereich abstürzen.
Anmerkung
http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/urn/urn:nbn:de:hbz:061:1-285289
Mein Dank gilt Herrn Dr. Braun, Leiter des Unternehmensarchivs der
Staatlichen Porzellan-Manufaktur Meissen GmbH, für die
Zurverfügungstellung von Fotos der Entwurfszeichnungen und der Genehmigung
diese im Bericht zu veröffentlichen.
Frau Anna Dyroff danke ich für die Farbaufnahmen der Wandbilder aus
Porzellanfliesen und meinem Sohn Norbert für die Bearbeitung und
Veröffentlichung dieses Berichtes.
Gymnasium Franziskaneum Meißen
https://de.wikipedia.org/wiki/Gymnasium_Franziskaneum_Mei%C3%9Fen
Staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen
Meißen
https://de.wikipedia.org/wiki/Mei%C3%9Fen
Bitte schauen Sie auch auf:
Der Fürstenzug in Dresden
www.geschichte-der-fliese.de/fuerstenzug_dresden.html
und
Handbemalte Porzellanfliesen und Schmuckbordüren
www.geschichte-der-fliese.de/porzellanfliesen.html
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