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Das
Misericordia Hospital,
auch unter dem Namen »Hospital San Juan de Dios«
bekannt, ist das älteste
der Stadt Cádiz und seit
1614 unter Leitung
des Ordens von San
Juan de Dios. Der
Gebäudekomplex wurde zwischen
1678 und 1688
gebaut. Er
beinhaltet wertvolle Altarbilder
und Skulpturen. Besonders
sehenswert sind Darstellungen von Ordensgeistlichen auf
Fliesengemälden des Jan Aalmis aus Rotterdam in der
Sakramentskapelle und holländische Bibel-,
Landschafts- und Hirtenfliesen in einem Korridor neben der
Sakramentskapelle.
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Holländische Fliesen des 17. und 18. Jahrhunderts in
Andalusien fanden durch spanische Autoren kaum Beachtung. So konnten
neben Aufsätzen von César Pemán
und Hipolito Sanchez Sopranis nur
Untersuchungen des bedeutenden portugiesischen Fliesenforschers João
Miguel dos Santos Simões für meine Studien herangezogen
werden. Simões erfuhr 1949 auf dem 16. Internationalen Kongress für
Kunstgeschichte in Lissabon von niederländischen Fliesenvorkommen
in Andalusien durch César Pemán, dem damaligen Direktor des
Museums für Bildende Kunst in Cádiz und bereiste daraufhin mehrere
Male die spanische Atlantikküste. In
seiner Publikation »Carreaux Céramiques Hollandaise au Portugal et
en Espagne« (La Haye 1959) fasste er seine Studien zusammen.
Seit dem Import niederländischer Fliesen nach
Andalusien zwischen 1675 und 1775 wurden viele Beispiele bei Veränderungen
oder Abriss von Gebäuden zerstört oder gelangten in unbekannte Hände.
Auch im Misericordia Hospital gingen bei Umbauarbeiten große Mengen
niederländischer Fliesen des 18. Jahrhunderts verloren. Nach
Angaben von César Pemán gab es 1930 im Operationssaal des
Krankenhauses noch »große manganfarbene Kompositionen mit
Reiterbildern und Szenen aus der Falkenjagd«. Simões konnte auf
seiner ersten Reise nach Cádiz 1949 nur noch Reste hinter großen
Schränken sehen und beklagte bei seinem zweiten Aufenthalt 1950 den
Verlust der »wunderschönen keramischen Ausschmückung« des
Treppenaufganges und der Flure, die er noch ein Jahr zuvor habe
bewundern können. »Es war das größte und besterhaltenste
Ensemble, das ich jemals gesehen habe. Schon 1950 waren die meisten
Fliesen abgenommen, wegen einer Umbaumaßnahme des Krankenhauses.
Trotz der guten Absicht, sie wieder an den angestammten Platz zu
bringen, hat man nur eine bescheidene Menge retten können.« 1959
gab es in der Sakramentskapelle des Hospitals neben achtunddreißig Fliesenbilder
von
Jan Aalmis aus Rotterdam mit Darstellungen von
Ordensgeistlichen und kirchlichen Würdenträgern noch zwei weitere
unvollständige, auf denen die Figuren eines Unbeschuhten
Karmeliters und eines Hieronymiten erhalten waren und die von Simões
fotografiert werden konnten.
Über die Landschafts- und Hirtenfliesen im Korridor
des Hospitals, die ich in diesem Bericht beschreibe, findet man bei João
Miguel dos Santos Simões in seiner Publikation »Carreaux Céramiques
Hollandaise au Portugal et en Espagne« (La Haye 1959) keinen
Hinweis.
Mein niederländischer Fliesenfreund Jan Pluis machte mich
auf die Fliesen im Korridor aufmerksam und überließ mir von ihm am
23. Juli 1968 gefertigte Fotos. Alfredo Garcia Portillo aus El
Puerto de Santa Maria stellte mir seine Fotodokumentation und
Skizzen zu den Fliesenarbeiten im Korridor zur Verfügung und
gestattete mir die Veröffentlichung im Internet.
Im Korridor gibt es in 8 Wandbereichen noch
794 holländische Fliesen. Sie wurden wahrscheinlich zwischen 1730
und 1740 nach Cádiz geliefert.
01
Negativ
4901
02
Negativ 5005
03
Negativ
5129
04
Negativ
5318
05
Negativ 5626
06
Negativ 5735
Skizze
mit Platzierung der Fotos
Aufmaßskizze
Anzahl
der Fliesen
1.
Negativ 4901 (01)
4x7
= 28
Fliesen
2.
Negativ 5005 (02)
9x7+2x7+13x7 = 168 Fliesen
3.
Negativ 5129 (03)
16x7+9x5+2x7 = 171 Fliesen
4.
Negativ 5318 (04)
47x7
= 329 Fliesen
5.
Negativ 5626 (05)
10x7
= 70
Fliesen
6.
Negativ 5735 (06)
4x7
= 28
Fliesen
Insgesamt
= 794 Fliesen
Landschafts-
und Hirtenfliesen
01
02
03
04
05
06
07
08
09
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
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26
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28
29
30
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36
37
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39
40
41
42
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44
45
Produktionsort
der Fliesen
Es
ist sehr schwer, einen Produktionsort oder sogar eine spezielle
Werkstatt zu bestimmen, da Fliesenmaler Durchstaubschablonen von
Werkstatt zu Werkstatt und auch von Produktionsort zu Produktionsort
mitnahmen.
Eine
Malvorlage (moederspons), die sich im Archiv der Stadt Rotterdam
unter GAR 3062 befindet, weist auf Rotterdam als Produktionsort der
Fliesen hin. Die Konturen sind zur Fertigung von
Durchstaubschablonen durchstochen. Ähnliche Darstellungen gibt es
auch aus den Produktionsorten Amsterdam und Harlingen.
Archiv der Stadt Rotterdam GAR 3062 Fliese 28
Besondere Darstellungen
Verteilt in allen acht Wandflächen finden sich 16
unterschiedliche Darstellungen, die wohl speziell für die
katholischen Auftraggeber angefertigt wurden. Diese Art Fliesen sind
in niederländischen Fachkreisen nicht bekannt.
a
b
c
d
e
f
g
h
i
j
k
l
m
n
o
p
Meine früheren Veröffentlichungen
im Internet zu
Fliesen im Hospital San Juan des Dios:
Bibelfliesen in den keramischen Wandbekleidungen des
Korridors neben der Sakramentskapelle veröffentlichte ich unter
’Bibelfliesen nach grafischen Blättern des Pieter
Hendriksz Schut in einem Korridor des Hospitals San Juan de Dios in Cádiz’
www.tegels-uit-rotterdam.com/schut.html
Zu
den Rotterdamer Fliesentableaus in der Sakramentskapelle veröffentlichte
ich unter Verwendung von Rainer Marggraf gefertigten Farbaufnahmen
die folgenden Berichte im Internet:
’Rotterdamer Fliesentableaus in der
Kapelle des Hospitals San Juan de Dios in Cádiz’
www.tegels-uit-rotterdam.com/juan_de_dios.html
’Grafische Vorlagen und
Durchstaubschablonen für von Jan Aalmis signierte Fliesentableaus
in der Kapelle des Hospitals San Juan de Dios in Cádiz’
www.tegels-uit-rotterdam.com/de_dios2.html
’Zwei von Jan Aalmis gemalte Fliesentableaus aus
der Sakramentskapelle des Hospitals San Juan de Dios in Cádiz /
Andalusien wiedergefunden’
www.tegels-uit-rotterdam.com/juan.html
Bibliografie
Péman, Cesar;
El Arte en Cadix, Madrid
1930
Sancho
Sopranis, Hipolito; Las Cofradias de Morenos en Cádiz,
Madrid 1959
Simões, João
Miguel dos Santos; Carreaux Céramiques Hollandaise au Portugal et en
Espagne, La Haye 1959
Joliet, Wilhelm; Die Geschichte der Fliese, Köln
1996
Pluis, Jan & Stupperich, Reinhard: Mythologische
voorstellingen op Nederlandse tegels - Metamorphosen van Ovidius –
Herders - Cupido’s - Zeewezens, Leiden 2011
Ich
danke den Herren Alfredo García Portillo und Jan Pluis für Ihre
Mithilfe, meinem Sohn Norbert für die Überarbeitung und Veröffentlichung
des Berichtes.
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