Wilhelm Joliet |
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Szenen aus dem Leben der Mutter Jesu
auf Fliesengemälden in der Basílika
Nuestra Señora del Prado
in Talavera de la Reina
Auf der Epistelseite des Langhauses zeigen sechszehn Fliesengemälde Szenen
aus dem Leben Mariens.
1
Immaculata, unbefleckte Empfängnis Mariens
Die unbefleckte Empfängnis Mariens ist ein Dogma der Glaubenslehre der
römisch-katholischen Kirche. Danach wurde die Gottesmutter Maria
vom ersten Augenblick ihres Daseins
vor jedem Makel der Erbsünde bewahrt, weil sie die Mutter Gottes werden
sollte.
Ein eigenes kirchliches Fest Mariä Empfängnis, vollständig
Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria,
wird am 8. Dezember gefeiert, neun Monate vor dem wohl älteren Fest
Mariä Geburt.
2
Geburt Mariens
Auf dem Fliesengemälde sieht man Mutter Anna, Vater Joachim und drei
Hebammen von der eine Maria im Arm zur Waschung hält.
Es gibt keine Angaben zur Geburt Mariens in den Evangelien, aber der
Überlieferung nach wurde sie in Bethlehem geboren.
Andere Strömungen, wie die griechische oder armenische, weisen auf Nazaret
als die Wiege Mariens hin.
Die römisch-katholische Kirche feiert die Geburt Mariens am 8. September.
In der linken unteren Ecke ist das Fliesengemälde wie folgt signiert:
Dieses Gemälde ist wahrscheinlich Ersatz für ein Fliesengemälde des 17.
Jahrhunderts.
Gab es ein Ereignis, das 1948 die Keramikwerkstatt Ruiz de Luna betraf?
Am 12. Juli 1948 wurde Alfredo Ruiz de Luna González, Enkel des Juan Ruiz de
Luna und Sohn des Antonio Ruiz de Luna, geboren.
3a
Darstellung Mariens im Tempel vor dem Hohepriester Baraquias
Mädchen wurden im Alter von drei Jahren im Tempel einem Hohepriester
vorgestellt, um in die Gemeinschaft aufgenommen zu werden.
Die römisch-katholische Kirche feiert die Darstellung Mariens im Tempel an
21. November.
Allgemeine Angaben zu den Tableaus
Über einer Sockelzone sind die Szenen aus dem Leben der Mutter Jesu in den
charakteristischen Farben der Talavera-Keramik: Blau, Gelb, Ocker und Grün
in Bordüren eingefasst. Die Szenen werden durch männliche Figuren mit
Krallenfüßen getrennt. Sie stehen mit verschränkten Armen auf einem Sockel,
tragen Röcke aus Blättern oder Umhänge.
Auf den Köpfen halten sie Kapitelle, aus denen Bögen mit lateinischen
Inschriften hervorgehen, die sich auf die dargestellten Szenen beziehen. In
den Zwickeln der Bogenansätze wechselt das Andreaskreuz mit dem
Malteserkreuz. Die Heiligen Andreas und Johannes waren Schutzheilige der
Stifter.
3b
Im Detail des Fliesenbildes ‚Darstellung
Mariens im Tempel vor dem Hohepriester Baraquias‘ aus dem 17.
Jahrhundert‚ sind Beschädigungen und falsche Ergänzungen sichtbar.
Teilbereiche des roten Scherbens liegen frei.
4a
Verkündigung des Erzengels Gabriel (Evangelist Lukas 1,26-38)
4b
Gabriel nimmt auch im Islam eine wichtige Rolle ein, indem er die
Offenbarungen an Mohammed übermittelt.
5a
Vermählung Marias mit Josef von Nazaret
Die Vermählung Marias mit Josef von Nazaret ist ein legendarisches Motiv des
Marienlebens.
In der katholischen Liturgie gab es bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil
seit dem Spätmittelalter einen Gedenktag.
Der Legende zufolge war Maria 14 Jahre alt, als der Hohepriester alle
heiratsfähigen Männer aus der Nachkommenschaft Davids zusammenrief. Als
Zeichen kündigte ein Engel an, dass der Stab des Erwählten zu blühen
beginnen werde.
5b
6a
Heimsuchung (Evangelist Lukas 1,39-40)
7a
Jesu Geburt (Evangelist Matthäus 1,18)
8a
Beschneidung Jesu (Evangelist Lukas 2,21)
8b
„Als acht Tage vorüber waren und das Kind beschnitten werden sollte, gab man
ihm den Namen Jesus, den der Engel genannt hatte, bevor das Kind im
Mutterleib empfangen war.“
9a
Huldigung der Sterndeuter
Die christliche Tradition bezeichnet die vom Evangelisten Matthäus erwähnten
‚Sterndeuter‘ als
‚Heilige Drei Könige‘ oder
‚Weise aus dem Morgenland‘, die
von einem Stern zum Jesuskind nach Bethlehem geführt wurden.
In der Westkirche verbreitete Namen der Könige Caspar, Melchior und
Balthasar wurden erstmals im 6. Jahrhundert erwähnt.
In der katholischen Kirche werden die
‚drei Könige‘ als Heilige verehrt. Ihr Hochfest wird am 6. Januar
gefeiert. Evangelische Kirchen gedenken am 6. Januar der Sterndeuter aus dem
Osten. In orthodoxen Kirchen ist ihr Fest dagegen zusammen mit Weihnachten
am 25. Dezember.
Seit 1164 werden im Kölner Dom Reliquien der
‚Heiligen Drei Könige‘ verehrt.
10a
Darstellung Jesu im Tempel (Evangelist Lukas 2,21-40)
Die Erzählung von der ‚Darstellung Jesu im Tempel‘, die sich an einen
kurzen Hinweis auf dessen Beschneidung am achten Tag nach seiner Geburt
anschließt, berichtet von zwei hier ineinander verwobenen Riten, die in
Vorschriften des biblischen Buches Leviticus ihre Wurzeln haben. Die bei
Lukas geschilderte Abfolge (Beschneidung – Reinigung der Frau – Heiligung
der Erstgeburt) entspricht dem von der Tora, dem ersten Teil der hebräischen
Bibel, vorgeschriebenen Zeitschema.
10b
Nach den Tagen der Reinigung wurde Jesus dem Großpriester Simeon vorgeführt.
Seine Eltern, María und Josef, brachten zwei Turteltauben als Opfer dar.
Ebenfalls anwesend war die greise Prophetin Anna.
Das Fest ‚Darstellung Jesu im Tempel‘
wird am zweiten Februar gefeiert.
11a
Flucht der heiligen Familie nach Ägypten (Evangelist Matthäus 2.13-23)
Die Flucht nach Ägypten ist eine Erzählung aus der Kindheit Jesu, die im
Matthäusevangelium überliefert ist.
Der Flucht wird als eine der ‚Sieben
Schmerzen Mariens‘ im katholischen liturgischen Kalender am 15.
September gedacht.
12a
Der zwölfjährige Jesus unter den Schriftgelehrten (Evangelist Lukas 2,41-52)
Es ist die einzige Begebenheit aus der Jugend Jesu, die in der Bibel
berichtet wird.
12b
Evangelist Lukas 2,41-52:
„41 Die Eltern Jesu gingen jedes Jahr zum Paschafest nach Jerusalem. 42 Als
er zwölf Jahre alt geworden war, zogen sie wieder hinauf, wie es dem
Festbrauch entsprach. 43 Nachdem die Festtage zu Ende waren, machten sie
sich auf den Heimweg. Der Knabe Jesus aber blieb in Jerusalem, ohne dass
seine Eltern es merkten. 44 Sie meinten, er sei in der Pilgergruppe, und
reisten eine Tagesstrecke weit; dann suchten sie ihn bei den Verwandten und
Bekannten. 45 Als sie ihn nicht fanden, kehrten sie nach Jerusalem zurück
und suchten nach ihm. 46 Da geschah es, nach drei Tagen fanden sie ihn im
Tempel; er saß mitten unter den Lehrern, hörte ihnen zu und stellte Fragen.
47 Alle, die ihn hörten, waren erstaunt über sein Verständnis und über seine
Antworten. 48 Als seine Eltern ihn sahen, waren sie voll Staunen und seine
Mutter sagte zu ihm: Kind, warum hast du uns das angetan? Siehe, dein Vater
und ich haben dich mit Schmerzen gesucht. 49 Da sagte er zu ihnen: Warum
habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was
meinem Vater gehört? 50 Doch sie verstanden das Wort nicht, das er zu ihnen
gesagt hatte. 51 Dann kehrte er mit ihnen nach Nazaret zurück und war ihnen
gehorsam. Seine Mutter bewahrte all die Worte in ihrem Herzen. 52 Jesus aber
wuchs heran und seine Weisheit nahm zu und er fand Gefallen bei Gott und den
Menschen.“
13a
Hochzeit zu Kana in Galiläa (Evangelist Johannes 2,1-12)
14
Kreuzigung Jesu (Johannes 19,16-30, Lukas 23,32-49, Markus 15,24-37,
Matthäus 37,31-50)
Nach allen Evangelien wurde Jesus auf Befehl des römischen Statthalters
Pontius Pilatus (Mk 15,15) von römischen Soldaten gekreuzigt. Nach einer
oben am Kreuz angebrachten Tafel lautete sein Vergehen: INRI
„(Dies ist) der König der Juden“
(Mk 15,26) oder „Jesus von Nazaret,
der König der Juden“ (Joh 19,19). Maria
von Magdala und ihre
Begegnung mit dem Auferstandenen (Joh. 20,11–18)
Evangelist Johannes 20,17-18: „Da
spricht Jesus zu ihr: Rühre mich nicht an! Denn ich bin noch nicht
aufgefahren zum Vater. Geh aber hin zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich
fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem
Gott. Maria von Magdala geht und verkündigt den Jüngern: Ich habe den Herrn
gesehen, und das hat er zu mir gesagt.“
Christi Himmelfahrt (Evangelist Lukas 24,50-53, Apostelgeschichte 1,1-11)
Die ‚Himmelfahrt‘
wird nur vom Autor des Lukasevangelium und der Apostelgeschichte als
sichtbarer Vorgang erzählt: Der auferstandene
Christus sei vor den Augen
seiner Jünger entschwunden und in den Himmel erhoben worden.
Lukas 24,50-53: „Er führte sie aber
hinaus bis nach Betanien und hob die Hände auf und segnete sie. Und es
geschah, als er sie segnete, schied er von ihnen und fuhr auf gen Himmel.
Sie aber beteten ihn an und kehrten zurück nach Jerusalem mit großer Freude
und waren allezeit im Tempel und priesen Gott.“
Apostelgeschichte 1,9: „Eine
Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken:“
Christen feiern 40 Tage nach Ostern
‚Christi Himmelfahrt‘.
Fazit
Die Fliesendekoration an der Epistelseite des Langhauses aus der Zeit vom
16. bis zum 20. Jahrhundert ist von unschätzbarem Wert.
Von der UNESCO wurde die Keramikkunst von Talavera, bekannt durch ihre
unverwecheselbare Farbigkeit,
in die Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.
Die Fliesengemälde lassen das Herz eines jeden Liebhabers historischer
Fliesen höher schlagen.
Bildnachweis
Bilder 3c, 6b, 7c, 8c, 9b, 11b und 13b aus dem Buch
Arias Montano ‚Humanae salutis
monumenta‘, Antwerpen, Christoffel Plantin, 1571. (Staatliche Bibliothek
Passau, Münchner Digitalisierungszentrum, Digitale Bibliothek).
Alle anderen Fotos von
Retablo Cerámico.
Benutzte Literatur im Internet
Wikipedia
La Basílica Nuestra Señora del Prado
‚La Sixtina de la Cerámica‘
Weiterführende Literatur
Valdivieso Rodrigo, Mercedes: Los
azulejos de la vida de María de Ntra.
Sra. del Prado de Talavera,
en: Archivo Español de Arte (Madrid), núm.
225, 1984, pp. 36-57. (ISSN: 0004-0428).
Valdivieso Rodrigo, Mercedes: La
influencia el grabado flamenco en la
cerámica de Talavera. El ciclo de la vida de María en la ermita de Ntra.
Sra. del Prado,
Toledo: Instituto Provincial de Investigaciones y Estudios
Toledanos. Diputación Provincial, 1992. (ISBN: 84-87103-32-4)
Danksagung
Ich danke Herrn Alfredo Garcia Portillo aus Puerto de Santa María für die
mir mit Wetransfer gesandten Fotos und die Erlaubnis, diese Fotos in meinem
Internetauftritt zu veröffentlichen
Frau Prof. Dr. Mercedes Valdivieso verdanke ich Hinweise auf die grafischen
Vorlagen, Andreas- und Malteserkreuz.
Meinem Sohn Norbert danke ich für die Bearbeitung und Veröffentlichung des
Berichtes.
Basílica de Nuestra Señora del Prado
Avda. Extremadura, s/n
Fliesengemälde des 17. Jahrhunderts
in der Säulenhalle an der
Haupteingangsseite der
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