Wilhelm Joliet |
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Die Stadt Alcobaça
liegt in der portugiesischen Region Oeste, etwa 100 km nördlich der
Metropole Lissabon und gehört zur historischen Provinz Estremadura, der
heutigen Region Centro.
Das Gebiet um Alcobaça entspricht zusammen mit dem Nachbarkreis Nazaré und
Teilen des südlich angrenzenden Kreises Caldas da Rainha der Schenkung des
ersten Königs Portugals Afonso Henriques an den Zisterzienser-Abt Bernhard
von Clairvaux im Jahre 1153.
Die Altstadt von Alcobaça wird durch das Kloster (Mosteiro de Alcobaça), das
1989 in die Liste der UNESCO als Weltkulturerbe aufgenommen wurde, und durch
ein Kastell geprägt.
Das ehemalige Zisterzienserkloster
der Heiligen Maria von
Alcobaça, O Mosteiro de Santa Maria de Alcobaça,
oder auch die Königliche Abtei von
Alcobaça, A Real Abadia de Alcobaça, ist eine der größten
Klosteranlagen Portugals mit der auch heute noch größten Kirche Portugals.
Die Abtei war über Jahrhunderte geistliches Zentrum des Landes. Sie wurde
1153 vom ersten portugiesischen König Afonso I. Henriques gestiftet. Dieser
hatte der Gottesmutter Maria gelobt, ihr ein Kloster zu stiften, falls es
ihm im Kampf gegen die Mauren gelingen würde, deren bedeutende Festung
Santarem einzunehmen. Dies gelang ihm im Jahre 1147 und König Afonso I.
Henriques erfüllte 1153 sein Versprechen. 25 Jahre nach der Stiftung wurde
1178 mit dem Bau des Klosters durch die Zisterzienser begonnen und eines der
reichsten und mächtigsten Klöster dieses Ordens geschaffen.
Beim Betreten des großartigen, völlig schmucklos gehaltenen Kirche ist der
Besucher überwältigt von der Erhabenheit und Geistigkeit des Kirchenraumes.
In den beiden Armen des Querschiffes kann man zwei Meisterwerke
mittelalterlicher Steinmetzkunst bewundern: die Grabmäler von König Pedro I.
(1320-67) und Inês de Castro (um 1320-1355),
Geliebte und Ehefrau des späteren
portugiesischen
Königs
Dom Pedro I.
Auf Befehl seines Vaters, des Königs
Afonso IV.
wurde sie hingerichtet. Ihr tragisches Leben ist die wohl berühmteste
Liebesgeschichte Portugals.
Unbedingt einen Besuch wert sind die eindrucksvollen mittelalterlichen
Klostergebäude, zu denen das Refektorium, das Dormitorium, der Kapitelsaal,
der nach König Dinis benannte Kreuzgang, die höchst sehenswerte Küche und
der Königssaal zählen.
Das Kloster, 1833 von den Mönchen aufgegeben, ist heute eine der
attraktivsten historischen Sehenswürdigkeiten Portugals mit über 250.000
Besuchern im Jahr.
Die Pracht der Azulejos im Saal der Könige
01
Saal der Könige aus dem 18. Jahrhundert
Er wird so genannt, da Skulpturen aus polychromer Terrakotta die Könige
Portugals von D. Afonso Henriques bis Don José darstellen. Abgerundet wird
die Serie durch eine Allegorie auf die Krönung von D. Afonso I. Henriques
(*1109-+1185) durch Papst Alexander III. (*um 1100-+1181) und Bernhard von
Clairvaux (*um 1090-+1153). Die Terrakotten werden
Laienbrüder
des Klosters zugeschrieben.
Fliesentableaus des 18. Jahrhunderts beschreiben im Saal der Könige die
Geschichte des Klosters. Die in hervorragender Qualität gefertigten und
bemalten Tableaus werden einer Werkstatt aus dem nahegelegenen Juncal
zugeschrieben.
02 Allegorie auf die Krönung von D. Afonso Henriques durch
Papst Alexander III. und Bernhard von Clairvaux Auf
dem Fliesentableau ist die Geschichte der Klostergründung beschrieben. Den
Text kann man nur sehr schwer entziffern, da er der portugiesischen Schrift
und Schreibweise des 18. Jahrhunderts entspricht.
Gelübde des
Königs D. Afonso Henriques König D. Afonso
Henriques mit 250 Rittern vor der maurischen Festung Santarem
04 Detail des Fliesentableaus
König D. Afonso Henriques
im Anblick der befestigten Stadt Santarem, die
er im Kampf gegen
die Mauren mit seinen Mannen einnehmen möchte.
05 Kartusche mit Erläuterung des Bildinhaltes
- Das Gelübde von König
D. Afonso Henriques, das königliche Kloster von Alcobaça zu errichten, wenn
er auf Fürsprache des Bernhard von Clairvaux den Ort Santarém erobern würde.
Er ist mit seinem Bruder D. Pedro und 250 bewaffneten Männern unterwegs. -
Durch
göttliche Offenbarung erfährt Bernhard von Clairvaux vom Gelübde des Königs
D. Afonso Henriques
06 Bernhard von Clairvaus empfängt eine göttliche
Offenbarung
07 Detail des Fliesentableaus
08 Kartusche mit Erläuterung des Bildinhaltes
- Durch eine göttliche
Offenbarung wusste der heilige Bernhard vom Gelübde des Königs, dass er
Alcobaça gründen würde, und da er den Bedingungen zustimmte, betete er mit
seinen Mönchen zu Gott um das gute Ergebnis der portugiesischen
Unternehmung. -
Einnahme der
Maurenfestung Santarém durch König
D. Afonso Henriques
Die Eroberung der Festung Santarém
10 Detail des Fliesentableaus
Am 10. März 1147 verließ
D. Afonso Henriques Coimbra mit 250 seiner besten Ritter, mit dem Ziel, die
maurische Festung Santarém einzunehmen. Die Eroberung erfolgte am 15. März
1147. Auf dem Fliesentableau ist dargestellt, dass dieser Sieg mit Hilfe des
von Engeln getragenen Berhard von Clairvaux glückte.
11 Kartusche mit Erläuterung des Bildinhaltes
- Dom Afonso Henriques
nimmt Santarém mit seinen 250 Portugiesen ein, indem über Leitern die
Stadtmauern erstürmt wurden. –
Abt Bernhard von
Clairvaux gibt seinen Mitbrüdern die Eroberung von Santarém durch
durch König
D. Afonso Henriques und seinen Rittern bekannt
12 Abt Bernhard von Clairvaux im Kreis seiner Mitbrüder
13 Bernhard teilt seinen Mitbrüdern den im Traum erlebten
Fall von Santarém mit
14 Kartusche mit Erläuterung des Bildinhaltes
- Abt Bernhard erzählt
den Mönchen in Claraval (Clairvaux) am Morgen nach der Eroberung von
Santarém von der Eroberung und dankt Gott für dieses Glück. -
Abt Bernhard von
Clairvaux erhält eine Nachricht von König
D. Afonso Henriques
15 Ein Kurier überreicht Bernhard von Clairvaux ein
Schreiben des D. Afonso Henriques
16 Im Schreiben erfährt er von der Eroberung von Santarem
und dem Gelübde
17 Dieses Detail zeigt die hohe Qualität von Herstellung
und Bemalung der Fliesen
18 Kartusche mit Erläuterung des Bildinhaltes
- St. Bernhard erhält den
Brief von D. Afonso Henriques in Claraval (Clairvaux), in dem er ihn über
die Eroberung von Santarém informiert. Er bittet die Mönche, sein Gelübde zu
erfüllen. In der Zwischenzeit wusste der Heilige bereits über dieses
glückliche Ereignis Bescheid und sandte Mönche zu ihm, um ihm die Maße für
die Gründung des königlichen Klosters von Alcobaça zu geben. -
Anmerkung: Das Kloster von
Alcobaça sollte nach dem Vorbild des Mutterklosters Clairvaux gebaut werden.
König D. Afonso Henriques
erhält die Antwort des Abtes Bernhard von Clairvaux
19 D. Afonso Henriques erhält das Antwortschreiben aus
Clairvaux
20 Fünf Mönche aus Clairvaux und ein Ritter vor König D.
Afonso Henriques
21 Kartusche mit Erläuterung des Bildinhaltes
- Fünf Mönche und der
portugiesische Ritter treffen in Coimbra ein und übergeben König D. Afonso
Henriques die Antwort des Abtes Bernhard. -
Festlegung der
Landbesitzungen des neuen Klosters
22 Festlegung des dem zu gründenden Klosters beliehenen
Herrschaftsgebietes
23
24 Kartusche mit Erläuterung des Bildinhaltes
- D. Afonso Henriques und
fünf Mönche legen gemeinsam die Territorien des neuen Klosters fest, die
ihnen St. Bernhard an der heutigen Stelle vorgegeben hat, und legen die
Grenzen dafür fest. -
König D. Afonso Henriques
bestimmt im Beisein von fünf Mönchen die Ausmaße der zu errichtenden
Klosteranlage
25 Festlegung der Ausmaße des zu errichtenden ‚Mosteiro
de Santa Maria de Alcobaça‘
26 König D. Afonso Henriques und fünf von Clairvaux
entsandte Mönche beobachten das Abstecken von Messpunkten
27 Kartusche mit Erläuterung des Bildinhaltes
- D. Afonso Henriques und
die Mönche, die ihn begleiten, sind damit beschäftigt, Grenzen des neuen
Klosters zu bestimmen, in denen es noch heute existiert. -
König D. Afonso Henriques
legt den Grundstein
28 Grundsteinlegung des Klosters Alcobaça durch König D.
Afonso Henriques
29 Der König in Begleitung von Rittern und Mönchen bei der
Grundsteinlegung
30 Kartusche mit Erläuterung des Bildinhaltes
- Gründung des Klosters
Alcobaça, für das D. Afonso Henriques den Grundstein legt. - Fotonachweis Eigene Aufnahmen: 16/17/20 Archiv Rainer Marggraf: alle anderen Aufnahmen Benutzte
Literatur Wikipedia Maria Augusta Lage Pablo da Trindade Ferreira,
Mosteiro de Santa Maria de Alcobaça
(Lisboa – Mafra 2002)
Maria Filomena Silvia Martins, Azulejos do Juncal; Contributos para a
história do azulejo em Portugal (Juncal 1997)
Ich danke Francine Stoffels und
Hennie Bos
für die Übersetzung der Texte in den Kartuschen.
Meinem Sohn Norbert danke ich für die Bearbeitung und Veröffentlichung des
Berichtes.
Mosteiro de Santa Maria de Alcobaça
Praça 25 de Abril • 2460-018 Alcobaça
Telefon +351 262 505 120
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