Stiftmosaik und Mosaikplatten von Villeroy & Boch

am Torturm der Albrechtsburg in Meißen

 

Albrechtsburg

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Holzstich Nr. 264 aus Otto Spamer, Illustriertes Konversationslexikon, Leipzig 1870-1880.

 

Zwischen 1471 und 1524 entstand im Auftrag der beiden gemeinsam in Sachsen regierenden Brüder Ernst und Albrecht von Wettin die Albrechtsburg, Deutschlands erster Schlossbau.

Arnold von Westfalen erhielt den Auftrag zum Bau der neuen Residenz als Wohnschloss und Verwaltungszentrum. Wegen des steil abfallenden Hangs zur Elbe erhielt das Schloss zwei Kellergeschosse. Darauf bauen das Erdgeschoss und drei Obergeschosse auf.

Noch während der Bauzeit teilten die Brüder das wettinische Gebiet auf. Das Schloss wurde über fast 200 Jahre lediglich für Empfänge und Jagdgesellschaften genutzt.

 

 

Das Schloss als Porzellanmanufaktur

August der Starke richtete 1710 in der Albrechtsburg eine Manufaktur zur Fertigung von Porzellan ein.

 

 

Von der Porzellanmanufaktur zum Museum

Die Königliche Porzellanmanufaktur verließ 1863 die gotischen Räume des Schlosses. Umfangreiche Restaurierungen waren erforderlich, um die erheblischen Schäden durch die Nutzung als Manufaktur zu beseitigen.

Nach Maßgabe der damaligen Denkmalpflege wurde die Albrechtsburg ab 1864 unter Leitung von Otto Wanckel (1820-1912) und Karl Moritz Haenel (1809-1880) instandgesetzt und in ein repräsentatives Schloss umgebaut.

Geld aus Reparationszahlungen Frankreichs für den deutsch-französischen Krieg 1870-1871 ermöglichte die Restaurierung und künstlerische Ausgestaltung des Schlosses.

 

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Torturm der Albrechtsburg

 

Der Torturm

Im Jahr 1875 ließ Otto Wanckel den Torturm umgestalten. Er erhielt einen Dachhelm und am Giebel wurden die beiden seitlichen  Bogenfelder mit Graffitten nach Entwürfen von Wilhelm Walther,  Professor der Dresdner Kunstakademie und Historienmaler,  geschmückt.  Im größeren Feld wurde der Hl. Ritter Georg und im kleineren der Hl. Evangelist Johannes dargestellt.

Übrigens wurde der Fürstenzug in Dreseden ursprünglich in den Jahren 1871 bis 1876 anlässlich der bevorstehenden 800-Jahr-Feier des sächsischen Fürstenhauses Wettin nach Entwürfen von Wilhelm Walther (1826-1913) in Sgraffito-Technik ausgeführt.

Mit dem Hl. Ritter Georg könnte der Patron des damaligen sächsischen Kronprinzen Georg (1832-1904; König seit 1902) gemeint sein. Ob dieser beim Umbau leitende Funktion, Schirmherrschaft oder dgl. hatte, weiß ich nicht. Der Hl. Johannes der Evangelist ist gemeinsam mit dem Hl. Donatus von Arrezzo der älteste Patron des Bistums Meißen (errichtet 968). Die königliche Familie war seit dem 18. Jahrhundert katholisch und so sind die beiden Figuren wahrscheinlich auch als Darstellungen dieser Patrozinien zu verstehen.

 

 

Stiftmosaik am Torturm

Bei Recherchen zu Stiftmosaiken  der Mosaikfabrik von Villeroy & Boch stieß ich in einem Verzeichnis bis 1894 ausgeführter Arbeiten auf einen Eintrag einer Ausführung von fünf Quadratmeter ‚Thonmosaik‘ für die Albrechtsburg  im Jahr 1891.

 

 

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Recherchen im Firmenarchiv von Villeroy & Boch ergaben, dass im April 1891 in Mettlach Stiftmosaik-Bilder des Ritters Georg und des Evangelisten Johannes für die Albrechtsburg in Meißen angefertigt wurden. Unter No 169 werden der Hl. Ritter Georg und der Hl. Evangelist Johannes als Motive bezeichnet. Als Entwerfer wird Walther und als Besteller Boot aus Dresden genannt.

 

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Bogenfelder am Torturm der Albrechtsburg

 

Anna Dyroff, Dipl. Mosaizistin (FH) aus Dippoldiswalde, fertigte für mich Fotos vom Torturm. Darauf ist klar zu erkennen, dass die Sgraffitten hl. Georg und hl. Johannes durch Stiftmosaik ersetzt wurden.

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Linkes Bogenfeld am Torturm

 

Georg ist ein legendärer christlicher Heiliger, welcher der Überlieferung zufolge zu Beginn der Christenverfolgung unter Diokletian (284-305) das Martyrium erlitt. In den orthodoxen Kirchen wird er als Erzmärtyrer verehrt. Der hl. Georg wird häufig als Ritter mit Lanze, der einen Drachen tötet, dargestellt.

 

 

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Im Bildfeld ist ein vom oberen rechten Bereich zum Rücken des Pferdes verlaufender Riss zu erkennen.

Die unteren beiden Bildfelder wurden aus glasierten und bemalten Sechseckplatten erbracht.

 

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Rechtes Bogenfeld am Torturm der Albrechtsburg

 

Das obere Bildfeld zeigt den Hl. Evangelisten Johannes.

 

 

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Der Evangelist Johannes ist der Hauptautor des Johannesevangeliums.  Die Tradition setzt ihn mit dem Apostel Johannes, dem Lieblingsjünger Jesu, gleich. Man sieht in ihm auch den Verfasser der Johannesbriefe und der Offenbarung.

In der Regel wird Johannes in der bildenden Kunst als einziger aus dem Kreis der Apostel bartlos dargestellt.

Seine Attribute sind der Adler und ein Kelch mit Schlange.

Im Mosaikbild hat Johannes einen Heiligenschein  (Nimbus) um den Kopf.

In diesem Nimbus steht
GOTT + IST + DIE + LIEBE.

 

 

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Im rechten Bogenfeld findet man unter dem Stiftmosaik-Bildfeld des Hl. Johannes diese florale Darstellung mit dem Schriftband 1890. Das von Stiftmosaik umrahmte Bildfeld wurde aus glasierten und bemalten sechseckigen Platten erbracht.

Was bedeutet die Zahl 1890, wenn man weiß, dass die Arbeiten nach April 1891 erbracht wurden?

1890 gab es die 800-Jahr-Feier des Fürstenhauses Wettin.

 

 

Benutzte Literatur

Wikipedia

Rat der Stadt Meißen (Hsg.), Städte-Bildheft Meißen, Meißen ca. 1955

Wengel, Tassilo, Bildatlas Sachsen, Hamburg 1989

Reibig, Helmut, Meissen. Das schöne Detail in Sachsen, Meissen 1994

Donath, Matthias und André Thieme, Albrechtsburg Meissen, Leipzig 2011

 

 

Fotonachweis

Kopie aus Otto Spamer, Illustriertes Konversationslexikon, Leipzig 1870-1880.

Alle anderen Fotos von Anna Dyroff, Dipl. Mosaizistin (FH) aus Dippoldiswalde

 

 

Mein Dank gilt Anna und Klaus-Peter Dyroff für Fotos und Informationen zur Albrechtsburg.

Frau Agnes Müller vom Unternehmensarchiv Villeroy & Boch half mir dankenswerterweise bei meinen Recherchen.

Meinem Sohn Norbert danke ich für die Bearbeitung und Veröffentlichung des Berichtes.